Die Katze des Dalai Lama und die Kunst des Schnurrens (eBook)

Roman. - Band 2 der Romanreihe

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
256 Seiten
Ansata (Verlag)
978-3-641-16436-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Katze des Dalai Lama und die Kunst des Schnurrens -  David Michie
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Auf leisen Pfoten zum Glück
Wer wüsste besser als eine Katze, worin das Geheimnis des Glücks besteht? Der Dalai Lama verreist für einige Wochen und stellt seiner »kleinen Schneelöwin«, wie er sie nennt, eine Aufgabe: Sie soll die Kunst des Schnurrens erforschen und so die Ursache für wahres, tiefes Glück herausfinden. Bei ihren Streifzügen trifft die vorwitzige Himalaja-Katze einen mysteriösen Yogi, belauscht hochrangige Lamas und berühmte Schriftsteller, errettet eine Yogaklasse vor einem drohenden Unglück und findet schließlich Erstaunliches über ihre geheimnisvolle Herkunft heraus ...

Auf überaus charmante und unterhaltsame Weise vermittelt David Michie wertvolle Inspirationen, in denen sich die Weisheit des Buddhismus spiegelt. Begleitet von der »Katze Seiner Heiligkeit«, erschließen sich uns neue Wege auf der Suche nach Glück und Sinn in der modernen Welt.

David Michie, geboren in Simbabwe, lebt heute in Australien, wo seine Bücher Bestseller sind. Ursprünglich Thriller-Autor, gelingt es dem praktizierende Buddhist mit Bravour, buddhistische Gedanken in moderner, verständlicher Form einem breiteren Publikum nahezubringen.

Erstes Kapitel

Liebe Leser, habt ihr euch nicht auch schon einmal über die weitreichenden Konsequenzen gewundert, die eine scheinbar ganz triviale Entscheidung haben kann? Man trifft eine belanglose, völlig alltägliche Wahl, und dann hat sie ebenso dramatische wie unvorhergesehene Folgen.

Genau das geschah am Montagnachmittag, als ich mich dazu entschied, vom Himalaja-Buchcafé aus nicht direkt nach Hause zu gehen, sondern die sogenannte Panoramaroute zu nehmen. Diesen Weg wählte ich nur selten – einfach weil es dort nicht das Geringste zu sehen gibt, und ein Panorama schon gar nicht. Es handelt sich im Grunde nur um eine Seitengasse, die hinter dem Himalaja-Buchcafé und den angrenzenden Grundstücken verläuft.

Allerdings ist die Strecke etwas länger, sodass ich zehn statt der üblichen fünf Minuten zum Namgyal zurück brauchen würde. Aber da ich den Nachmittag auf dem Zeitschriftenregal des Cafés verschlafen hatte, konnte ich die Bewegung dringend brauchen.

Also wandte ich mich nach links, sobald ich ins Freie trat, und nicht wie sonst nach rechts. Nachdem ich das Café hinter mir gelassen hatte, bog ich noch einmal links ab und schlenderte die enge, mit Mülltonnen vollgestellte Gasse hinunter, in der es verführerisch nach Essensresten und anderen appetitanregenden Dingen roch. Ich ging etwas wackligen Schrittes, da meine Hinterbeine seit einem Unfall in frühester Jugend sehr schwach sind. Einmal blieb ich kurz stehen, um ein interessantes Objekt von silberner und brauner Farbe zu begutachten. Es stellte sich als Champagnerkorken heraus, der irgendwie im Gully stecken geblieben war.

Gerade wollte ich ein weiteres Mal links abbiegen, als ich die ersten Anzeichen einer drohenden Gefahr spürte. Auf der Hauptstraße, etwa zwanzig Meter vor mir, standen zwei der größten und bedrohlichsten Hunde, die ich je gesehen hatte. Offenbar waren sie neu in der Gegend. Sie blähten drohend die Lefzen, während ihr langes Fell von der Abendbrise zerzaust wurde.

Und was das Schlimmste war: Sie trugen keine Leine.

Im Nachhinein betrachtet hätte ich wohl den Rückzug antreten und durch den Hintereingang ins Café zurückschlüpfen sollen. Die Abstände zwischen den Gitterstäben waren für mich breit genug, für diese Ungeheuer aber viel zu schmal.

Während ich mich noch fragte, ob sie mich bereits bemerkt hatten, sahen sie mich und stürmten ohne Zögern auf mich zu. Instinktiv bog ich scharf rechts ab und lief, so schnell mich meine wackligen Beine trugen. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, die Haare sträubten sich. Verzweifelt suchte ich nach einem Versteck. In diesen kurzen, adrenalinbefeuerten Augenblicken kamen mir kein Baum zu hoch und kein Spalt zu eng vor.

Doch ich konnte nirgendwo eine Fluchtmöglichkeit oder ein sicheres Versteck entdecken. Das Hundegebell wurde immer lauter. Sie holten auf. In blinder Panik wusste ich mir nicht anders zu helfen als mit der Flucht in einen Gewürzladen. Womöglich gab es dort ein höher gelegenes, für die Hunde unerreichbares Plätzchen oder ich konnte zumindest dafür sorgen, dass sie meine Witterung verloren.

Das kleine Geschäft war mit Holztruhen vollgestellt, auf denen sorgfältig mit verschiedenen Gewürzen gefüllte Messingschüsseln arrangiert waren. Matronenhafte Frauen, die auf dem Schoß Mörser hatten, in denen sie mit Stößeln Kräuter zu Pulver zerrieben, kreischten erschreckt auf, als ich an ihren Knöcheln vorbeiwischte – direkt gefolgt von den wütend bellenden, blutrünstigen Bestien.

Metall klirrte auf Beton, als die Schüsseln zu Boden fielen. Gewürzwolken explodierten förmlich in der Luft. Auf der Suche nach einem rettenden Regalbrett lief ich in den hinteren Teil des Ladens, nur um mich vor einer fest verschlossenen Tür wiederzufinden. Immerhin entdeckte ich zwischen zwei Holztruhen einen Spalt, in den ich mich quetschen konnte. Dahinter befand sich statt einer Wand lediglich eine zerrissene Plastikplane – und dahinter wiederum eine verlassene Seitengasse.

Die Hunde steckten ihre riesigen Köpfe in den Spalt und kläfften wie verrückt. Voller Angst sah ich mich um – die Seitengasse war mein einziger Ausweg.

Da hörte ich ein klägliches Winseln. Die empörten Damen hatten die beiden Übeltäter offenbar gestellt und wollten sie nun wohl des Ladens verweisen. Mein sonst so glänzendes Fell war mit Gewürzen in allen Farben bedeckt. Ich sprang auf die Straße und rannte, so schnell es mir meine gebrechlichen Beine erlaubten. Die Gasse führte eine leichte, aber kräftezehrende Steigung hinauf. Obwohl ich jede Faser meines Körpers bis zum Äußersten beanspruchte, kam ich nur langsam voran. Ich wollte so weit weg von den Hunden wie möglich, suchte verzweifelt nach irgendeinem Versteck. Doch ich sah nur Schaufenster, Betonwände und undurchdringliche Metallgitter.

Das Bellen hinter mir schien kein Ende nehmen zu wollen. Jetzt waren zusätzlich die wütenden Rufe der Frauen aus dem Gewürzladen zu hören. Ich drehte mich um und sah, wie sie die Hunde mit Schlägen gegen die Flanken aus dem Geschäft trieben. Die beiden geifernden Bestien strichen mit irrem Blick und heraushängender Zunge auf dem Bürgersteig herum, während ich meinen mühsamen Weg den Pfad hinauf fortsetzte – in der Hoffnung, mich unter den zahlreichen Passanten und Fahrzeugen einigermaßen verstecken zu können.

Doch es gab kein Entkommen.

Nach wenigen Augenblicken hatten die beiden Untiere erneut Witterung aufgenommen und setzten die Jagd fort. Ihr grimmiges Knurren fuhr mir durch Mark und Bein.

Mein Vorsprung war viel zu gering. Die Hunde würden mich im Handumdrehen eingeholt haben. Ich erreichte ein von hohen weißen Mauern umgebenes Anwesen. An einer Seite entdeckte ich neben einem schwarzen Eisengitter ein Holzspalier. Was ich als Nächstes tat, wäre mir unter normalen Umständen nicht im Traum eingefallen, doch ich hatte keine andere Wahl. Nur wenige Sekunden bevor sich die Hunde auf mich stürzen konnten, sprang ich auf das Spalier und kletterte daran hoch, so schnell es die Kraft meiner flauschigen grauen Beinchen erlaubte. Satz für Satz, Pfote für Pfote arbeitete ich mich weiter hinauf.

Gerade als ich den oberen Rand der Mauer erreicht hatte, warfen sich die Hunde mit wütendem Gebell gegen das Spalier. Unter lautem Knacken splitterte das hölzerne Gitterwerk, und die obere Hälfte des Spaliers löste sich an einem Ende von der Mauer. Wäre ich nicht in letzter Sekunde abgesprungen, würde ich jetzt hilflos über den weit aufgerissenen Hundemäulern baumeln.

So jedoch stand ich auf der Mauer und starrte auf ihre gefletschten Zähne hinab. Ihr entsetzliches Knurren ließ mich erschaudern. Es war, als würde ich den schrecklichen Ausgeburten der tiefsten Höllen ins Auge blicken.

Das Gebell dauerte an, bis die Hunde durch einen anderen Vertreter ihrer Spezies abgelenkt wurden, der weiter die Straße hinunter etwas vom Gehweg leckte. Als sie auf ihren Kameraden zuliefen, wurden sie von einem großen Mann in einem Tweedjackett am Kragen gepackt, der sie umgehend an die Leine legte. Während er sich noch über sie beugte, hörte ich, wie ein Passant zu ihm sagte: »Was für schöne Labradore!«

»Golden Retriever«, korrigierte der Mann. »Sie sind noch jung und ungestüm. Aber«, fügte er hinzu und streichelte sie liebevoll, »ganz entzückende Tiere.«

Entzückende Tiere? War denn die ganze Welt verrückt geworden?

Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich mein Herzschlag einigermaßen beruhigt hatte. Erst dann wurde mir der Ernst meiner Lage bewusst. Nirgendwo war ein Ast oder ein Absatz zu erkennen, mit dessen Hilfe ich den Abstieg wagen konnte. Die Mauer, auf der ich stand, endete an einer Seite am Tor und an der anderen im Nichts. Während ich die Pfote zum Mäulchen führen wollte, um mein Gesicht einer ebenso nötigen wie tröstlichen Säuberung zu unterziehen, nahm ich einen derart intensiven Geruch wahr, dass ich innehielt. Ein einziger Zungenschlag, und mein Maul hätte wie Feuer gebrannt. Da stand ich also, gefangen auf einer mir fremden hohen Mauer und konnte mich noch nicht einmal ordentlich putzen!

Mir blieb nichts anderes übrig als abzuwarten. Im Gegensatz zu dem Aufruhr, der in mir herrschte, war der Garten hinter der Mauer ein Sinnbild der heiteren, abgeklärten Ruhe, die man sonst wohl nur im »Reinen Land der Buddhas« fand, von dem die Mönche hin und wieder sprachen. Durch die Bäume konnte ich ein großes, herrschaftliches Gebäude erkennen, das von üppigen Rasenflächen und prächtigen Blumenbeeten umgeben war. Wie gern wäre ich durch diesen Garten spaziert oder über die Veranda geschlendert – dieser Ort schien wie für mich gemacht zu sein. Nun, sobald einer der Bewohner dieses schönen Bauwerks die Schneelöwin auf der Mauer festsitzen sah, würde er bestimmt Mitgefühl empfinden und ihr zur Rettung eilen.

Doch trotz des regen Treibens auf der Straße betrat oder verließ niemand das Anwesen durch das Tor. Die Mauer war so hoch, dass mich die Fußgänger auf dem Bürgersteig kaum erkennen konnten. Und die wenigen, die zu mir aufsahen, schienen keine Notiz von mir zu nehmen. Allmählich näherte sich die Sonne dem Horizont, und mir wurde mit Schrecken bewusst, dass ich die Nacht hier verbringen musste, wenn mir niemand zu Hilfe kam. Ich stieß ein klagendes, aber nicht sehr lautes Miauen aus. Schließlich wusste ich nur zu gut, dass viele Leute eine Abneigung gegen Katzen hegen: Ihre Aufmerksamkeit zu erregen hätte mich womöglich in eine noch schlimmere Lage gebracht.

Doch um ungebetene Aufmerksamkeit musste ich mich nicht sorgen: Ich erhielt überhaupt...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2015
Reihe/Serie Romanreihe Katze des Dalai Lama
Übersetzer Kurt Lang
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Dalai Lama's Cat and the Art of Purring
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ajahn Brahm • Buddhismus • Dalai Lama • eBooks • Erleuchtung • Gelassenheit • Glück • Haustiere • Lebensschule • Mönch • Spiritualität • spirituelle Bücher
ISBN-10 3-641-16436-2 / 3641164362
ISBN-13 978-3-641-16436-2 / 9783641164362
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