Kinder sind was Wunderbares, das muss man sich nur IMMER WIEDER sagen (eBook)

Spiegel-Bestseller
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2016 | 1. Auflage
224 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-1409-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kinder sind was Wunderbares, das muss man sich nur IMMER WIEDER sagen -  Johann König
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Mit drei Nachkommen ist man in Deutschland bereits überdurchschnittlich bekindert. Wenn die Orgelpfeifen ihre 5 Minuten bekommen und nur über Worte in großer Lautstärke zu erreichen sind, gehört man zu den Asozialen. Die Wunschkinder betrachtend, denkt sich der Mann in solchen Momenten ganz woanders hin: In eine Welt ohne Kinder. Eine Welt nur mit Fußball. Genau wissend, dass diese Welt unerträglich wäre. Unerträglich schön.
Johann König kennt alle heimlichen Gedankenblitze und Wünsche, die Eltern aus Scham für sich behalten. Diese beschreibt er wortreich und detailgenau, wobei in der täglichen Verzweiflung immer wieder seine unerschütterliche Liebe zum Kind durchzuscheinen versucht.



Johann König, geboren 1972 in Soest, ist der Poet unter den Komikern. Neben seinen Live-Auftritten ist er regelmäßig in TV-Sendungen zu Gast. Auch kennt man ihn als langjährigen Nachbarn der TV-WG "Zimmer frei". König wurde bereits mehrfach ausgezeichnet mit u.a. dem Deutschen Comedypreis, Bayerischen Kabarettpreis und dem Publikumspreis "Die Wühlmäuse". Mit Kinder sind was Wunderbares - das muss man sich nur immer wieder sagen erscheint nun sein drittes Buch.
Spiegel-Bestseller

Johann König, geboren 1972 in Soest, ist der Poet unter den Komikern. Neben seinen Live-Auftritten ist er regelmäßig in TV-Sendungen zu Gast. Auch kennt man ihn als langjährigen Nachbarn der TV-WG "Zimmer frei". König wurde bereits mehrfach ausgezeichnet mit u.a. dem Deutschen Comedypreis, Bayerischen Kabarettpreis und dem Publikumspreis "Die Wühlmäuse". Mit Kinder sind was Wunderbares - das muss man sich nur immer wieder sagen erscheint nun sein drittes Buch.

28. März


Wir fahren in den Osterferien für eine Woche auf einen Kinderbauernhof in der Region. Das ist der Plan. Die Mittlere will lieber auf einen Pferdebauernhof. Ich sage: »Nein, wir fahren auf einen Kinderbauernhof. Da stehen dann Kinder im Stall und wir müssen die füttern.«

»Nein. Stimmt gar nicht«, sagt sie. Und ich denke: Witz erkannt, es geht voran. Wundere mich darüber, dass sie nicht auf einen Einhorn-Bauernhof in Glitzer möchte. Wie auch immer.

»Wann fahren wir?«

»Noch zweimal schlafen.«

»Yeah. Aber ich sitz vorne.«

»Nein, ich.«

»Nein, du hast letztes Mal …«

»Das klären wir dann.«

29. März


Morgen geht es los. Hurra. »Der beste Schutz vor Sonnenbrand sind Ferien im Sauerland«, erkläre ich laut, und alle lachen.

Samstag, 30. März, 5 Uhr


Ich liege am Strand, mit geschlossenen Augen, und lasse mich mit weißschokoladigen Kokosraspelkugeln füttern. Jemand stupst mich von der Seite an und fragt: »Wann möchten Sie denn jetzt Ihren Eiskaffee?«

Ich sage: »Äh, gleich.«

»Wie bitte? Ich habe Sie nicht verstanden.«

»Äh, jetzt gleich.«

Nun drückt die Person mit dem Zeigefinger kräftiger in meinen Oberarm und fragt: »Was? Wann?«

»Jetzt gleich«, sage ich. »Jetzt sofort.«

»Jetzt sofort?«

»Ja«, rufe ich laut, »jetzt auf der Stelle«, und werde wach.

»Ja! Wir fahren jetzt los! Mama, aufstehen, der Papa hat gesagt, wir fahren in den Urlaub, MAMA, AUFSTEHEN!«, ruft der Große freudig erregt in das stockdunkle Schlafzimmer.

6.30 Uhr


Sitzen alle völlig fertig am Frühstückstisch. »Der frühe Vogel …«, setze ich an.

»Wann können wir überhaupt da einchecken?«, unterbricht mich meine Frau.

»Wenn wir um neun Uhr losfahren, sind wir um elf Uhr da.«

»Ich frage noch mal: Wann können wir dort einchecken?«

»Müsste ich nachgucken. Oder wir machen noch einen Abstecher in den … keine Ahnung. Zur Oma.«

»Ja!«, rufen die Kinder. »Wir fahren zur Oma!«

»Liegt das denn auf dem Weg?«

»Aber klar.«

8 Uhr


Wenn man der Oma nicht zwei Monate, sondern zwei Stunden vorher sagt, dass man spontan vorbeikommt, dann kann sie sich auch nicht zwei Monate, sondern nur zwei Stunden lang Gedanken darüber machen. Das minimiert die Aufregung ihrerseits. Ein Telefonat, und alles ist geklärt: Ja, wir kommen alle. Nein, wir brauchen kein Mittagessen. Ja, dein neuer Freund kann gerne dabei sein. Nein, wir haben keinen Platz mehr für fünfzehn Marmeladengläser. Und ja, selbstverständlich werden wir wieder in kürzester Zeit alles verwüsten.

9 Uhr


Wir fahren los! Nach fünfzig Metern frage ich: Wann sind wir endlich da? Ich wollte einfach nur einmal der Erste sein. Auf dem Weg zur Oma hören wir die CD »Die schönsten Karaoke-Kinderlieder«. Als ersten Song: »Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad«. Manchmal passt es einfach. Gute Stimmung an Bord.

10 Uhr


»Hallo, Oma.«

»Ja, hallo, meine drei. Wie schön …«

»Oma, wer ist denn der Opa da?«

»Das ist nicht der Opa. Das ist mein neuer äh, Lebens… äh, Freund. Mein neuer Freund. Der Franz.«

»Hallo.«

»Hallo.«

»Ich habe dem Franz schon sehr viel von euch erzählt. Er wohnt ganz in der Nähe. Also nicht hier bei mir. Aber wenn ihr wollt, könnt ihr bestimmt mal …«

»Du, Oma?«

»Jaha.«

»Können wir ein Eis?«

»Von mir aus gerne. Aber das müsst ihr bestimmt erst mal mit euren …«

»Ja, wir dürfen!«

11 Uhr


Die Wohnung ist komplett verwüstet. Darum gehen wir jetzt alle in den Garten und bekommen dort ein paar Waffeln serviert. Mit selbst gemachter Marmelade. »Wollt ihr nicht doch ein paar Gläser mitnehmen?«

»Aber klar doch.«

12 Uhr


Auf der Weiterfahrt ins Sauerland singen wir zu unserer Karaoke-CD nur noch eine Strophe: Uns’re Oma muss jetzt richtig lange aufräum’, lange aufräum’, lange aufräum’ …

13 Uhr


Wie erreichen das Sauerland und bewundern seine typischen Merkmale: Traktoren. Bergige Hügel. Bäume. Und immer wieder Ortschaften. In den Ortschaften stehen Häuser. Dunkle Häuser. Häuser mit schwarzen Schieferschindeln auf dem Dach. Schönes Wort. Schieferschindel. Siehe dort, am First, eine ganz schön schiefe Schieferschindel. Aber nicht nur dort. Auch an die Hauswände haben sie die pechschwarzen Platten genagelt. Das ist schön. Das ist sehr schön. Das ist sehr, sehr schön. Das muss man sich einfach nur immer wieder sagen. Nein, mal im Ernst: Das ist wirklich schön. Wenn man auf schwarzgeschindelte Schieferhäuser steht.

13.30 Uhr


Hurra, wir sind da. Ich checke ein. Neben der Rezeption steht das Maskottchen des Ladens, ein Clown namens Lucky. Die Kinder sind begeistert. Er sieht aus wie ein richtiger Mensch in einem Clownskostüm. Irre. Und er schüttelt jedem die Hand, der an ihm vorbeiläuft. Allerdings ohne zu sprechen. Cool. Unser Appartement hat zwei Zimmer. Eines für die beiden Größeren und eines für die Kleine und uns. »Hä? Da fehlt doch ein Zimmer.«

»Ach ja, da war kein anderes Appartement mehr frei«, erinnere ich mich dunkel an die Buchung vor zehn Monaten.

Gehe mit den Kindern durchs Hotel. Lese der Mittleren vor, wofür ich sie anmelden kann in der nächsten Woche:

Montag »Rund ums Pferd«,

Mittwoch »Ponyreiten«,

Freitag »Ausritt in den Wald« und am

Samstag »Pony schneiden«.

Sie lacht. Und will alles mitmachen. »Außer das mit den sneiden.« Der Große kann am Dienstag Fußball spielen. »Yeah, Fußball.« Ansonsten kann er der Mittleren zugucken. Am Freitagnachmittag gibt’s noch Ritterspiele für alle, am Vormittag geht die Mama bestimmt gerne zu »Filzen für Eltern«, am Abend gibt’s Stockbrot am Lagerfeuer, und wir singen Kinderlieder zur Wandergitarre. Toll. Für alles frühzeitig angemeldet zu sein gibt ein gutes Gefühl.

Da sind ja auch schon Niklas, Nele und ihre Eltern Jens und Martina. Die sind parallel hier. Also gleichzeitig. Das wussten wir. Dementsprechend fällt die Freude aus. Die Kinder zeigen den Neuankömmlingen alles, was sie bereits entdeckt haben. Also zunächst die Wand mit den Anmeldezetteln. Dann rennen sie gemeinsam zur Rezeption, ich langsam hinterher. Sie stellen sich um den Clown herum und tun so, als würden sie ihn bewundern. Erst dann treten sie ihm auf die großen Latschen und versuchen, seine weißen Handschuhe zu klauen.

Die Rezeptionsfrau blickt nervös in Richtung des kleinen Tumults. Ich versuche, sie abzulenken. Also die Frau.

Frage: »Bis wann gibt’s denn Mittagessen bei Ihnen?«

»Bis 13 Uhr 30.«

»Aha. Also jetzt gerade nicht mehr.«

»Genau.«

»Und wann gibt’s Kuchen?«

»Um drei.«

»Schön. Und Abendbrot?«

»Ab 18 Uhr.«

»Oh, fein.«

»Aber Sie sind doch sicherlich nicht nur zum Essen hier, oder?«

»Doch.«

Ein großes Fragezeichen durchschwebt ihren humoristischen Horizont. »Sind das Ihre Kinder da vorn?«, fragt sie.

»Nein.«

»Nein? Sind Sie nicht gerade …«

»Doch, natürlich. Aber kann er sich denn nicht wehren, der Lucky?«

»Nicht wirklich.«

»Warum?«

»Er sieht fast nichts.«

»Oh, das ist natürlich …«

»Und sprechen darf er auch nicht.«

»Aha.«

»Papa, guck mal, der Clown hat nur noch einen Handschuh.«

»Könnt ihr ihm den wiedergeben.«

»Können Sie bitte Ihre Kinder von dem Lucky fernhalten?!« »Habt ihr gehört, Kinder, weg vom Lucky. Der ist taub und blind. Äh, ich meine stumm. Stumm ist der, und seh… und sichtbehindert. Also, verzieht euch.«

Die Kinder rennen weg, die Rezeptionsfrau muss wieder arbeiten. Bleibe noch stehen und blicke mich zum Clown um, der seinen zweiten Handschuh wieder anzieht. Sage verständnisvoll: »Kinder eben. Können ganz schön nerven, ne?« Keine Reaktion. »Sie haben keine Kinder, oder?« Stille. Versuche, ihm genau in die Augen zu schauen. Aber da sind nur zwei dunkle Löcher. »Ich meine nur, wenn man beruflich so viel mit Kindern zu tun hat, dann ist man doch bestimmt froh, wenn man zu Hause … also wenn man dann nach Hause kommt, dass da nicht gleich … dass da niemand … dass man da in Ruhe … sich auch umziehen kann und so…« Regungslos steht er vor mir. Bin unsicher, ob er mich überhaupt versteht. Vielleicht ist es gar kein Deutscher. Vielleicht ist er ein Rumäne. Ein Gastarbeiter, der hier an einem Tag mehr verdient als zu Hause in dreißig Jahren und so sein Heimatdorf ernährt. Darum darf er auch nicht sprechen. Starte einen letzten Versuch, um seine Deutschkenntnisse zu testen und die Situation aufzulockern. Sage: »Kennen Sie den: Warum fressen Kannibalen keine Clowns? Na? Na weil: Die schmecken so komisch.« Haue ihm kumpelhaft auf die Schulter und gehe ab. Keinen Humor, diese Rumänen.

Sonntag, 31. März


Das Wetter ist schön, die Kinder sind friedlich, wir spazieren mit Nele, Niklas, Jens und Martina durch den Wald, spielen, singen und sammeln Zeugs. Das Elternsein führt oft dazu, dass man sich mit Eltern umgibt, die ähnlich alte Kinder haben wie man selber. Wenn diese Kinder sich mögen und gut zusammen spielen, dann trägt diese Zufriedenheit des Nachwuchses derart auch zum Wohl der Erwachsenen...

Erscheint lt. Verlag 11.3.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Bestseller • chaotisch • Comedy / Satire • Culture Clash • Deutschland • Erziehung • Erziehung / Pädagogik • Familie • Familienleben • Humor • Kinder • Kinder / Eltern • Komedian • Komisch • lustig • lustiges Sachbuch • Unterhaltung • Vater • witzig • witzige Bücher
ISBN-10 3-7325-1409-9 / 3732514099
ISBN-13 978-3-7325-1409-0 / 9783732514090
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