Die Leihtochter (eBook)

Familiendrama

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
281 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7337-8126-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Leihtochter - Cordula Hamann
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Wenn das Glück nicht zu einem kommt, muss man es kaufen. Ein dramatischer Familienroman über einen unerfüllten Kinderwunsch ... mit unabsehbaren Folgen.
Was sind schon neun Monate gegen eine gesicherte Zukunft mit ihrem Verlobten Rolf? Katharina ist finanziell am Ende. Da kommt ihr eine ungewöhnliche Zeitungsanzeige gerade recht: Ein wohlhabender Industrieller aus Süddeutschland will ihr ein Vermögen zahlen, wenn sie sich als Leihmutter zur Verfügung stellt. Ohne dass ihr Verlobter davon erfährt, lässt sie sich in der noblen Suite eines Hotels auf den riskanten Deal ein. Neun Monate später bringt sie Zwillinge zur Welt, doch der Fremde will nur eine der beiden Töchter zu sich nehmen. Verzweifelt kämpft Katharina um ihr Ehe- und Familienglück - bis das Schicksal sie erneut mit seiner grausamen Laune straft …



Cordula Hamann, geboren 1959, lebt mit ihrer Familie in Berlin und in Spanien. Nach einer juristischen Ausbildung ist sie im Bereich der Immobiliensanierung und -beratung selbständig tätig. Seit 2006 hat sie das Schreiben zum Beruf gemacht. Ihre literarischen Schwerpunkte sind Thriller und Familiendramen. Cordula Hamann ist im Vorstand des Vereins '42erAutoren - gemeinnütziger Verein zur Förderung der Literatur e.V. und Mitglied der 'Mörderischen Schwestern'. Homepage von Cordula Hamann (www.cordulahamann.de)

1. KAPITEL

Sie hat eine Entscheidung getroffen. Irgendwann, davon war sie überzeugt, würde sie sich fragen, was sie dazu geführt hatte. Überhastet, allein und ohne Abwägung der Konsequenzen. Doch jetzt stand sie einfach nur vor der Tür des reetgedeckten Hauses, schlürfte den heißen Kaffee und genoss die winterliche Luft. Der Entschluss war gefallen.

Der Vorgarten, der durch den Raureif aussah, als sei er mit Puderzucker bestäubt, beruhigte ihre aufgewühlten Gedanken. Niemals hatten sie woanders gelebt als am Ende dieser kleinen Straße, die zu den Spazierwegen entlang der Steilküste führte. Sogar geboren worden war sie in diesem Haus, mit Hilfe der Hebamme Kläre Brodersen, die das halbe Dorf auf die Welt befördert hatte. Inzwischen gab es für die alte Hebamme wenig zu tun, denn die jungen Leute zog es fort von hier. Deshalb stand auch das Haus links nebenan wieder einmal leer und rechts von ihrem Zuhause hatte es noch niemals Nachbarn gegeben.

Vorsichtig setzte sich Katharina auf die morsche Bank im Vorgarten. Jedes Jahr strich sie das brüchige Möbelstück aufs Neue, es half nichts mehr. Sie müssten sie endlich ersetzen. Doch seit sie denken konnte, hatte ihre Mutter auf dieser Bank gesessen, um sich auszuruhen oder Probleme zu wälzen. Fast niemals ihre eigenen, sondern die ihrer einzigen Tochter. Jetzt wäre wieder so ein Moment, dachte Katharina, denn sie hatte gleich einen ganzen Berg voller Probleme.

Vorhin am Telefon hatte sie Ja gesagt. Sie konnte jetzt keinen Rückzieher machen. Außerdem: Was blieb ihr für eine Wahl? Statt der Ausweglosigkeit, die sie erwartete, würde es jetzt gleich zweimal 50.000 Mark geben! In bar. Katharina lachte laut auf, da sie in diesem Moment an ihre Deutschlehrerin denken musste. Vielleicht keine schlechte Idee, auf deren Rat zu hören, einen Zettel zu nehmen und das Für und Wider, sorgsam abgetrennt durch eine vertikale Linie, aufzuschreiben.

„Mama, was würdest du auf die Pro-Seite schreiben?“ Sie schloss die Augen und überließ sich der Erinnerung an das Gesicht ihrer Mutter. Wenn sie schmunzelte, verzog sie ihren Mund zu einer schiefen Linie, wodurch die Falten auf ihrer linken Wange tiefer waren als rechts. Elisabeth Hennings fehlte nun schon ein ganzes Jahr in diesem Haus, das noch immer ihre Handschrift trug, und Katharina und ihr Vater, das wusste sie, vermissten sie gleichermaßen. Niemand in der Straße außer ihr hatte Orchideen auf das Küchenfensterbrett gestellt. Ein Luxus, den man nur in der Stadt bekam und auch dort nicht in jedem x-beliebigen Blumenladen. Wie hatte sich ihre Mutter darüber gefreut, wenn sie den Frauen im Dorf erzählen konnte, dass diese Pflanzen dort, wo sie herkamen, am Straßenrand wuchsen. Die Frauen hatten sie ausgelacht. Undenkbar, dass man so teure Pflanzen mit Blüten von so unglaublicher Anmut irgendwo als Unkraut bezeichnete. Ihre Mutter hatte nur still geschmunzelt und sich in ihrem Wissen gesonnt. Wenn sie von Katharinas aktuellen Problemen und denen ihres Fast-Ehemanns Rolf gewusst hätte, wäre ihr das Lächeln sicher vergangen.

Sie hätte ihnen die Hölle heißgemacht.

Dieser Gedanke holte Katharina wieder zurück in die Gegenwart. Mutter war tot und Vater durfte von alldem nichts wissen. Sie musste allein eine Lösung finden. Und diese Lösung lag seit dem frühen Morgen in unmittelbarer Reichweite. Sie müsste nur bei ihrer Zusage bleiben und ihr gesunder Körper würde den Rest übernehmen.

Erneut ließ sie Revue passieren, was erst vor einer Woche geschehen war.

Sie hatten sich in einem Café getroffen. Nur seinen Vornamen, Frederick, hatte er genannt und sich als Rechtsanwalt vorgestellt. Seine gewellten Haare, die beinahe bis auf die Schultern reichten, waren teilweise ergraut, obwohl Katharina ihn nicht viel älter als Ende dreißig geschätzt hatte. Unzählige Fragen waren auf sie herab geprasselt und sie hatte sich gefühlt, als säße ihr ein Staatsanwalt gegenüber, der ihr ein Verbrechen vorwarf, für das man mindestens zehn Jahre ins Gefängnis ging. Wer und was ihre Eltern und Großeltern waren, welche Ausbildung sie vorzuweisen hatte und wie die Arbeit als Kindergärtnerin vonstatten lief. Auch über ihren Verlobten Rolf und besonders über ihre Gesundheit erkundigte er sich, bevor er ihr einen Zettel mit der Adresse eines Arztes in die Hand drückte und sie bat, sich dort am nächsten Tag nüchtern vorzustellen, um ein großes Blutbild und ein EKG erstellen zu lassen.

„Wir rufen Sie in ungefähr einer Woche wieder an. Bis dahin werden wir uns entschieden haben.“

Um ihr zu beweisen, dass er nicht allein agierte, zeigte er ihr ein Foto. „Das ist mein Mandant.“

Katharina schätzte den Mann, der ihr auf dem Foto entgegen grinste, auf Mitte vierzig. Schlank, groß und mit dunkelbraunen Haaren, die ihren eigenen Locken ähnelten, stand er locker an einen polierten Schreibtisch gelehnt. Kein Zweifel, dass es sein Schreibtisch war, sein Büro und wahrscheinlich auch seine Firma. Dennoch wirkte er merkwürdigerweise sympathisch.

„Zumindest das Körperliche wird nicht unangenehm für Sie sein.“ Scherzhaft hatte der Anwalt noch hinzugefügt: „Für meinen Mandanten selbstverständlich auch nicht.“

Es war nicht der Kaffee, der bei der Erinnerung an diese Worte ihren Pulsschlag erhöhte, sondern ihr war plötzlich wieder bewusst geworden, wie die vertragliche Vereinbarung in die Tat umgesetzt werden sollte.

Diesen Teil hatte sie bisher erfolgreich verdrängt.

Dabei kannte sie nach dem letzten Telefonat sogar den Namen ihres Vertragspartners: Ernst Sörich. Reicher Textilfabrikant aus Süddeutschland. Mit seinen achtundvierzig Jahren war er genau doppelt so alt wie sie. Seine Ehefrau Eva war etwas jünger, vierzig, hieß es.

Katharina dachte wieder an den Rat ihrer Lehrerin. Das Pro für Rolf und sie war klar: Woher sollten Normalsterbliche innerhalb von vier Wochen 35.000 Mark erhalten? Von einer Bank, worauf Rolf alle Hoffnungen setzte. Doch im Gegensatz zu ihm hatte Katharina Zweifel, große Zweifel.

Deshalb war ihr auch die Anzeige in dem Teil der Tageszeitung, den sie normalerweise überblätterte, wie ein Wink des Schicksals erschienen. Sie hätte gern gewusst, wie viele Frauen sich beworben hatten. Doch schließlich war es egal. Sie war nun die „Auserwählte“.

Und Rolf wusste noch nicht einmal davon. Ein klares Kontra.

Wiederholt hatte er sich um eine Meinung zu diesem Thema gedrückt und es wieder einmal ihr überlassen, eine Entscheidung zu treffen. Sie trank vorsichtig, um sich nicht den Mund zu verbrühen, und verschluckte sich trotzdem. Sie hatte eine wichtige Hürde, wie sie jetzt erkannte, nicht bedacht. Keuchend prustete sie den Kaffee auf den Rasen.

„Wenn deine Arbeitslosigkeit noch lange dauern sollte, lass uns die Zeit nutzen und jetzt ein Kind bekommen.“ Erst vor wenigen Wochen hatte Rolf ihr das vorgeschlagen.

Nur langsam konnte sie wieder ohne Hustenreiz atmen. Sie war seiner Idee nicht abgeneigt gewesen. Aber das alles fand schließlich vor seinem Diebstahl statt und hatte damit an Bedeutung verloren. Nein, er hätte kein Recht, ihr Vorhaltungen zu machen, wenn sie weiterhin darauf bestand, zu verhüten. Außerdem: Wer sagte denn, dass es mit Ernst Sörich überhaupt klappen würde? Dass sie das Geld tatsächlich verdienen konnte?

Verdienen. Ein merkwürdiger Ausdruck, wenn sie bedachte, dass es hier um die Zeugung eines Kindes ging. Katharina hätte am liebsten mit dem nackten Finger auf sich gezeigt, wie der Rest der Welt es vermutlich tun würde. Aber würden nicht alle im Dorf mit dem Finger auf Rolf als Dieb und Betrüger zeigen, wenn sie diese Chance jetzt nicht wahrnahm?

Sie könnten danach noch immer ein eigenes Kind bekommen. Sie waren jung und gesund, sie hatten genug Zeit.

Mit einem Mal war alles klar. Sie zögerte nicht länger. Am nächsten Tag würde sie nach Eckernförde fahren und den Vertrag unterschreiben, der sie zu einer Leihmutter für Ernst und Eva Sörich machte.

Ihr blieb nicht mehr viel Zeit, ihre Entscheidung erneut zu überdenken, denn nur zwei Wochen nach der Unterzeichnung des Vertrages war der günstigste Zeitpunkt für ein Treffen gekommen. Sie hatte ihren Eisprung. Wie vereinbart setzte sie sich sofort in den Zug nach Hamburg, wobei sie die meiste Zeit der Fahrt unruhig auf dem Gang hin- und herlief, dreimal die Toilette besuchte und sich bei der Einfahrt so elend fühlte, dass sie am liebsten den Bahnsteig gewechselt hätte, um mit dem nächsten Zug wieder nach Hause zu fahren. Sie hatte gelesen, dass es in den USA eine wahre Flut von austragungswilligen jungen Frauen gab, seit das Einpflanzen der im Reagenzglas befruchteten Eizellen medizinisch immer bessere Erfolge brachte. Die meisten dieser Frauen waren verheiratet, mussten es oft sogar sein, und hatten bereits eigene Kinder. Doch der Vergleich hinkte an einer entscheidenden Stelle: Der Vertrag mit Ernst Sörich ging nicht von einer künstlichen Befruchtung im Ausland aus. Da Eva Sörich keine gesunde Eizelle entwickeln konnte, bräuchte ihr Mann gleich zwei Frauen zur Hilfe. Eine Eizellenspenderin, die es in Europa nicht gerade an jeder Ecke gab, und eine Frau, die das Kind austragen würde. Der natürliche Weg sei schneller, sicherer und außerhalb von jeglichen Behörden und Instituten viel einfacher. Die Argumente des Rechtsanwalts Frederick hatten ihr eingeleuchtet. Katharina wäre es nur peinlich, wenn der zukünftige Vater wüsste, dass er erst der dritte Mann in ihrem Leben war. Aber sie würde sich alle Mühe geben, das Ganze professionell abzuwickeln.

Schon etwas zuversichtlicher betrag sie kurze Zeit später das Foyer des Hotels Interconti....

Erscheint lt. Verlag 15.1.2015
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte cordula hamann • Deutsche Autoren • Drama • Familie • Familiendrama • Familiengeschichte • Familiengeschichten • Familienroman • Herzschmerz • traurige Bücher
ISBN-10 3-7337-8126-0 / 3733781260
ISBN-13 978-3-7337-8126-2 / 9783733781262
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