England - Reiseberichte mit Skizzen aus den Gesellschaften der Hauptstadt (eBook)

Lustige Anekdoten und Eindrücken
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
350 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-2582-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

England - Reiseberichte mit Skizzen aus den Gesellschaften der Hauptstadt -  James Fenimore Cooper
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Dieses eBook: 'England - Reiseberichte mit Skizzen aus den Gesellschaften der Hauptstadt' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. James Fenimore Cooper (1789-1851) war ein amerikanischer Schriftsteller der Romantik. Cooper ist in vielerlei Hinsicht eine Schlüsselfigur der amerikanischen Literatur. Neben Washington Irving war er der erste amerikanische Schriftsteller, der von seinen Büchern leben konnte. Er blieb bis weit in das 20. Jahrhundert hinein auch in Europa der wohl meistgelesene. Aus dem Buch: 'Das Packetboot wurde vortrefflich geführt, wenn gleich wir auch nur mit einer sehr ruhigen See zu thun hatten. Die Ruhe und Ordnung, welche überall herrschte, bewiesen uns hinreichend, daß sich die Schiffsmannschaft auch bei einem schwierigern Fall gut bewährt haben würde. Mich überraschten jedoch die kleinen Gestalten der Mannschaft, die aus lauter untersetzten unansehnlichen Leuten bestand, welche gewiß in Verlegenheit gerathen wären, wenn sie auf den untern Segelstangen eines größern Schiffes hätten Dienste thun sollen. Ich habe diese Eigenthümlichkeit bei mehreren Gelegenheiten bemerkt, und ich bin überzeugt, daß die englischen Seeleute, die wir beide früher in unserer Heimath gesehen haben, alle größer waren als diese. Ein hohes Gehalt verlangt auch in der Regel eine bessere Qualification zum Dienst, und hierin mag, wie ich glaube, die Erklärung des angeführten Umstandes liegen. Auf jeden Fall habe ich bei unserer Marine niemals so kleine Leute gesehen, und aus unserm alten Freund Jack Freeman ließen sich vier von ihnen schnitzen.'

Zweiter Brief.


Inhaltsverzeichnis


Dem Herrn Hauptmann W. B. Shubrick.

Canterbury. – Die Kathedrale. – Straße nach London. – Ankunft in London. – Englische Ordnung. – Yankee Doodle. – Logirhäuser.

Früh am nächsten Morgen, als ich aus dem Fenster sah, erblickte ich einen Herrn mit einer Jagdmütze und einem rothen Rock, der so eben im Hofe sein Pferd bestieg. Er hatte am Tage vorher in der Umgegend gejagt, und war dem Anscheine nach die Nacht über im Gasthofe geblieben. Bald darauf gingen wir, um die Metropolitankirche von England zu besehen.

Canterbury ist nicht eben ein Ort von Bedeutung, doch ist die Stadt sehr nett. Von Frankreich kommend fielen uns die Häuser als äußerst niedrig auf, obgleich es eigentlich ganz die nämlichen Gebäude sind, wie man sie überhaupt in den Landstädten trifft.

Burlington, Trenton, Willmington, Bristol, Chester u. s. w. werden Ihnen eine sehr richtige Idee von diesen kleinen Provinzialstädten geben, wie Baltimore – seine Nachtmützen abgerechnet – es von einer größern thun wird. Man sagt gewöhnlich, Boston gleiche mehr einer englischen Stadt, als irgend eine in Amerika; nach meiner Meinung ist jedoch die Aehnlichkeit bei Baltimore im Ganzen und bei Philadelphia in einzelnen Theilen größer. In diesem letzteren Orte finden sich ganze Stadtviertel, die man, wenn sie nicht so regelmäßig wären, für Theile von London nehmen könnte; obschon es wieder einige giebt, die nur ganz allein Philadelphia eigen sind. Was New-York anbelangt, so ist es ein vollständiger Trödelmarkt, auf welchem der schmutzige Putz der Damen von leichtfertiger Tugend neben den elenden Kleidern der Armuth ausgekramt liegen.

Als wir durch die Straßen von Canterbury gingen, leitete ich die Aufmerksamkeit meiner Begleiter auf die kleine Gestalt der Bewohner. Ich bin überzeugt, die Durchschnittsgröße der Menschen, die wir seit unserer Landung gesehen, betrug einen Zoll weniger als die Bewohner unserer Städte. Und dennoch befanden wir uns im Herzen von Kent, einer Grafschaft, die, wie die Engländer sagen, den schönsten Menschenschlag der ganzen Insel enthalten soll. Obgleich klein hatten die Leute doch einen gewissen bescheidenen Anstrich, der bei allen Manieren den Franzosen dieser Classe gänzlich abgeht. Madame – war über diese Eigenthümlichkeit bei ihrem eignen Geschlecht äußerst entzückt, und fühlte sich dadurch sehr an ihre Heimath erinnert. Selbst die Aermsten trugen auf den Straßen eine Art Hut, und die meisten jene rothen Mäntel, die unter den Frauen der Landleute in Amerika so gewöhnlich sind. Die Leute schienen in dieser Beziehung eine Mode aufgenommen zu haben, die bei uns seit vierzig Jahren schon nicht mehr gefunden wird.

Die Kathedrale von Canterbury ist eine schöne Kirche, ohne zu den besten ihrer Art zu gehören. Sie ist weder so reich, noch so groß wie einige, die man in England findet; und sie steht in dieser Beziehung den meisten Kirchen des Continents nach; dennoch ist es ein großes und edles Gebäude, dessen Länge über 500 Fuß beträgt. Gleich allen großen Kirchen in England ist diese Kathedrale frei von jenen elenden Anbauten, womit die Habgierigkeit der Geistlichen in Frankreich gewöhnlich diese Gebäude verunstaltet. Sie steht gesondert von allen übrigen Häusern auf einem grünen Platze. Schon dies war an und für sich ein großer Reiz im Vergleich mit dem schlechten Pflaster und Schmutz, den man auf der andern Seite des Canals gewöhnlich bei den Kirchen trifft.

Wir fanden den Official das Morgengebet im Chor abhalten. Es kam uns sonderbar vor, nach dem lateinischen Geplärre der wohlgenährten Priester in Frankreich unsern eigenen, schönen Gottesdienst einmal wieder in unserer Sprache zu hören, und wir wohnten ihm mit Ehrfurcht bei. Die englischen Kathedralen haben noch so viel von den alten Einrichtungen beibehalten, daß sie sogar noch ihre Capitel besitzen; anstatt der alten Säulengänge befindet sich jedoch, da die protestantischen Geistlichen verheirathet sind, rund um die Kirchen eine Reihe sauberer Häuser, worin sie mit ihren Familien wohnen. Ich glaube, man nennt diese Gebäude eine Close, ein Wort, welches wir in Amerika nicht gebrauchen, und das so viel wie Sackgasse bedeutet, da es keine Straße ist, die eine Passage gestattet.

Es ist mir stets seltsam vorgekommen, daß ein Mann von Bildung im Stande ist, eine dieser Sinecuren anzunehmen, darin zu essen, zu trinken, fröhlich zu sein, und fett und rund zu werden, und sich einzubilden, er diene Gott. Aber der Mensch gewöhnt sich an jegliche Abgeschmacktheit. Wenn Christus wieder auf Erden erschiene und seine Lehre von der Selbstverläugnung und Demuth predigte, so würden Diejenigen, welche diese Lehren nach den neueren Begriffen durchführen wollten, nicht allein für Narren gehalten werden, sondern man würde auch glauben, daß sie andere Leute für eben so schwachköpfig wie sich selbst hielten; aber die Zeit hat die Mißbräuche geheiligt, welche durch Habsucht und Unwissenheit eingeführt wurden.

In der Kathedrale von Canterbury ist Becket ermordet worden: hier stand sein Altar, und er war Jahrhunderte lang das Ziel frommer Pilgerfahrten; er verdiente die Heiligsprechung, auf den Stufen des Altars erschlagen worden zu sein. Thomas Becket, bekannt unter dem Namen Thomas von Canterbury, und berühmt durch die Rolle, die er unter Heinrich II. Regierung spielte, ist 1119 geboren, und wurde 1170 zu London durch vier englische Edelleute am Altar seiner Kirche ermordet, weil er sich als Bischof den Unwillen des Königs zugezogen hatte. Anm. d. Uebers. Die Kirche enthält außerdem noch viele andere Merkwürdigkeiten dieser Art; doch Beschreibungen solcher Sachen sind gewöhnlich sehr überflüssig.

Nachdem wir den größten Theil des Vormittags mit dem Besehen von Merkwürdigkeiten hingebracht, tranken wir Thee à l'Anglaise und reisten weiter. Der Weg führte uns durch Rochester, Sittingbourne, Chatham, Gravesend und Woolwich. Die Entfernung betrug nur fünf und funfzig englische Meilen, und wir kamen mindestens durch fünf Städte, welche durchschnittlich 10,000 Einwohner hatten. Obgleich das Wetter sehr windig und rauh war, so sah ich doch fortwährend aus dem Kutschenfenster, und setzte mich lieber dem markerstarrenden Februarwinde aus, als daß ich einen merkwürdigen Gegenstand versäumt hatte, an dem unser Weg vorüberführte. Im Laufe des Morgens sahen wir eine Gesellschaft berittener Herren mit einer Kuppel Hunde durch ein Runkelrüben-Feld jagen; was sie jedoch eigentlich verfolgten, konnten wir nicht entdecken.

Sie wissen wahrscheinlich, daß Sheerneß am Medway eine der größten Seestationen Englands bildet. Wir kamen nicht unmittelbar durch diese Stadt, doch bildet Chatham fast einen Theil derselben. Der Fluß lag voller Schiffe, so wie die Themse bei Gravesend. Die meisten Fahrzeuge an diesem letzteren Orte waren Fregatten, die alle in Reihen lagen, und gut im Stande zu sein schienen.

Es ist bei den Postillons in England eine Ehrensache, auf den Straßen alle Schnellposten hinter sich zu lassen. Zu diesem Zweck haben sie auch schon ganz andere Pferde, – Thiere, die besser auf den Füßen als bei Leibe sind. Gewöhnlich haben diese auch eine geringere Last zu ziehen, und daher wird es den Postillons leicht, ihrer Ehre zu genügen. Die ruhige, ernste Weise gefiel mir, mit welcher man nach der Erreichung dieses Hauptzweckes strebte. Doch wurde dabei Alles sorgfältig vermieden, was die Absicht eines Wettrennens hätte verrathen können.

Der furchtbare Shootersberg hatte keine Schrecken mehr, und was Blackheath anbetrifft, so sah es mehr einem grünen Dorfplatz als einer Wüste ähnlich. Die guten Chausseen, die Schnelligkeit der Pferde und mehr als Alles dies, die Creditbriefe haben Wegelagerer und Straßenräuber zu einer sehr seltenen Erscheinung in England gemacht; Anfälle dieser Art findet man jetzt häufiger in Frankreich, wo sich vor kurzer Zeit mehrere Beispiele ereignet haben. Ein einziger Straßenräuber soll beim Mondenschein eine Diligence geplündert haben! Diese Geschichte ist so abgeschmackt, daß man wünscht, sie möchte wahr sein.

Indem man auf diesen herrlichen Straßen in vollständiger Sicherheit alle Stunde zehn bis elf englische Meilen zurücklegt, wird man unwillkürlich an Fieldings Gemälde mit den Fuhrleuten, den buntscheckigen Passagieren und den Wegelagerern erinnert.

Bald erreichten wir die zerstreut liegenden Vorstädte von London. Ich kann Ihnen keine richtige Idee von dem Wege geben, den wir durch die Stadt nahmen; er führte uns jedoch durch eine Reihe von Straßen, die mit Häusern aus schmutziggelben Backsteinen besetzt waren, bis wir plötzlich die Waterloo-Brücke erreichten. Nachdem wir diese passirt hatten, bogen wir nach dem Strand ein, und wurden beim Hotel von Madame Wright in der Adamsstraße, Adelphi abgesetzt. Vierzig Jahre früher würden wir uns hier in Bezug auf Hotels in der Mitte der »fashionablen Welt« befunden haben, wohingegen wir jetzt schon im äußersten Thule wohnten.

Der Strand läuft, wie sein Name schon andeutet, mit dem Fluß parallel, und zwar nicht in allzu großer Entfernung von seinem Ufer, so daß zwischen ihm und dem Fluß ein Raum zu einer großen Anzahl von kurzen Straßen bleibt. Die meisten derselben sind eigentlich nur Plätze, da sie an der einen Seite keinen Ausgang haben; und sie enthalten die meublirten Wohnungen, in denen es einem feinen Manne allenfalls noch gestattet ist, sich einzumiethen. Als ich jedoch einem meiner Freunde erzählte, daß wir in Adams-Street abgestiegen wären, sagte er mir, wir hätten auf keinen Fall östlich von...

Erscheint lt. Verlag 28.10.2014
Übersetzer A. von Treskow, C. F. Nietsch
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Sachbuch/Ratgeber
Reisen Reiseberichte Europa
Reisen Reiseführer Europa
Schlagworte der letzte Mohikaner • Groß Britanien • Historische Reiseerzählungen • Mark Twain • Reisebeschreibung • Theodor Fontane • Wanderungen durch die Mark Brandenburg
ISBN-10 80-268-2582-9 / 8026825829
ISBN-13 978-80-268-2582-1 / 9788026825821
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