Hinter der Maske - Die Autobiografie (eBook)

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2014 | 1. Auflage
528 Seiten
Hannibal (Verlag)
978-3-85445-456-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hinter der Maske - Die Autobiografie -  Paul Stanley
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In seiner Autobiografie enthüllt der als 'The Starchild' bekannte Paul Stanley erstmalig, wie es war, jeden Abend live mit KISS aufzutreten und jeden Tag eine wilde Party zu feiern. Gewohnt witzig und aufrichtig nimmt er den Leser mit auf eine bunte Reise durch die unglaublichen Hohen und Tiefen seines Lebens: von seiner schwierigen Kindheit in New York City über sein erstes Treffen mit Gene Simmons bis hin zur berüchtigten und alle Rekorde brechenden Alive!-Tour, der dramatischen Trennung, der überraschenden Wiedervereinigung und der triumphalen Aufnahme in die 'Rock & Roll Hall of Fame'. Mit zahlreichen Goldenen Schallplatten und über 100 Millionen verkauften Tonträgern gehören KISS zu den kommerziell erfolgreichsten amerikanischen Bands der Pop-Geschichte. Paul Stanleys Buch ist das ausführliche und kompromisslose Selbstporträt eines Gitarren-Gottes, einer Ikone der Rockmusik. Er erzählt Geschichten über Streitereien und Verrat, auf und abseits der Bühne. Diese fesselnde Mischung aus privaten Enthüllungen, düsteren Episoden und lustigen Anekdoten wird sogar die treuesten Fans von KISS überraschen. Und er erzählt die Geschichten hinter den berühmten Hymnen wie 'I Was Made For Loving You' oder 'Rock'n'Roll All Nite'. 'Hinter der Maske' ist ein schockierender, witziger, cleverer und unglaublicher - aber nichtsdestotrotz wahrer - Bericht über das Leben 'einer der beständigsten und berühmtesten Frontmänner' der Rockgeschichte. Und über die unsterbliche Band KISS, die er mitgründete und prägte.

Paul 'The Starchild' Stanley, Jahrgang 1952, ist zusammen mit Gene 'The Demon' Simmons Gründungsmitglied von KISS. Beide sind als einzige Musiker kontinuierlich bis heute in der Band. Stanleys Mutter ist gebürtig aus Berlin. Stanley ist von Geburt an aufgrund einer Fehlbildung auf dem rechten Ohr taub. Von 1992 bis 2001 war er mit Pamela Bowen verheiratet, im Jahr 2005 heiratete er die Anwältin Erin Sutton. Mit seiner Familie lebt Paul Stanley in Pasadena, Kalifornien.

Paul "The Starchild" Stanley, Jahrgang 1952, ist zusammen mit Gene "The Demon" Simmons Gründungsmitglied von KISS. Beide sind als einzige Musiker kontinuierlich bis heute in der Band. Stanleys Mutter ist gebürtig aus Berlin. Stanley ist von Geburt an aufgrund einer Fehlbildung auf dem rechten Ohr taub. Von 1992 bis 2001 war er mit Pamela Bowen verheiratet, im Jahr 2005 heiratete er die Anwältin Erin Sutton. Mit seiner Familie lebt Paul Stanley in Pasadena, Kalifornien.

Ich setze mich und blicke in den Spiegel. Einen Augenblick lang starre ich in die Augen meines Gegenübers. Der Spiegel ist umrahmt von hell strahlenden Glühbirnen und auf dem Tisch davor liegt ein kleines schwarzes Schminkset. In drei Stunden müssen wir auf die Bühne –Zeit also für das Ritual, das seit 40 Jahren mein Berufsleben bestimmt.

Zuerst trage ich ein Gesichtswasser auf, damit sich die Poren schließen. Dann schnappe ich mir eine dicke, weiße Grundierungscreme. Ich tunke meine Finger in die Pampe und beginne, sie auf meinem Gesicht zu verteilen, wobei ich um mein rechtes Auge genügend Platz freilasse, um dort anschließend die Umrisse des Sterns aufzuzeichnen.

Es gab Zeiten, in denen das Make-up eine Maske war, hinter der sich das Kind verbarg, das bis dahin einsam und unglücklich gewesen war. Ich wurde ohne rechtes Ohr geboren und bin auf dieser Seite auch taub. Eine meiner schlimmsten Kindheitserinnerungen ist mein Spitzname „Stanley, das einohrige Monster“. Oft kannte ich die Kinder, die mich so riefen, gar nicht. Dafür kannten sie mich, denn ich war das Kind mit dem verkümmerten Ohr. Wenn ich unter Leuten war, fühlte ich mich nackt. Ich war mir auf schmerzhafte Weise bewusst, dass ich ständig unter die Lupe genommen wurde. Und meine Familie zu Hause war zu zerrüttet, um mich auch nur irgendwie zu unterstützen.

Sobald das Weiß aufgetragen ist, zeichne ich um mein rechtes Auge mit freier Hand die Umrisse des Sterns, wobei sich die Linie stellenweise mit der weißen Grundierung überschneidet. Deshalb reinige ich im Anschluss das Innere des Sterns mit einem Ohrenstäbchen und säubere außerdem noch meine Lippen.

Die Figur, die sich auf meinem Gesicht abzuzeichnen beginnt, entstand ursprünglich als Tarnung, die verbergen sollte, wer ich wirklich war. Viele Jahre lang fühlte es sich so an, als würde eine andere Persönlichkeit zum Vorschein kommen. Das unsichere, unvollkommene Kind mitsamt seinen Selbstzweifeln und seiner inneren Zerrissenheit wurde überschminkt und dieser andere Typ kam ans Tageslicht. Ein Typ, den ich erschaffen hatte, um allen zu verdeutlichen, dass sie netter zu mir hätten sein sollen, denn ich war etwas Besonderes. Ich erschuf einen Kerl, der tatsächlich die Herzen der Mädchen eroberte. Leute, die ich aus meiner Kindheit kannte, wunderten sich über meinen Erfolg mit KISS. Und ich kann sie verstehen. Sie hatten ja keine Ahnung, wie es in mir aussah. Sie wussten nicht, warum ich so war, wie ich eben war, und welche Ziele ich mir gesetzt hatte. Über nichts von alldem wussten sie Bescheid. Für sie war ich nur irgendein verkorkster Freak – oder eben ein Monster.

Als Nächstes stehe ich auf und gehe in einen anderen Raum. Üblicherweise schließt ein Badezimmer an die Garderobe an. Ich halte die Luft an und pudere mein ganzes Gesicht mit weißem Pulver. Das ermöglicht mir, während der Show zu schwitzen, ohne dass dabei die Schminke verläuft. Ich kann die weiße Farbe in meinem Gesicht nun berühren, ohne dass sie an meinem Finger haften bleibt. Ich bin beim Herumprobieren auf diese Technik gestoßen. Anfangs konnte ich nämlich nichts mehr sehen, sobald das Make-up in meine Augen rann.

Als kleiner Junge träumte ich hin und wieder, dass ich als Erwachsener ein maskierter Verbrechensbekämpfer sein würde. Ich wollte der Lone Ranger oder Zorro sein. Ich wollte der Typ sein, der auf einem Pferd saß und eine Maske trug – so, wie ich das aus Filmen und dem Fernsehen kannte. Dieser einsame Junge wollte genau das tun – und dieser einsame Junge würde genau das tun. Ich erschuf meine eigene Realität. Die Figur, die ich erschuf – Starchild – würde auf die Bühne gehen und dieser Typ sein, der Superheld, der im Gegensatz zur Person stand, die ich eigentlich war. Ich genoss es, dieser Typ zu sein.

Aber über kurz oder lang musste ich wieder runter von der Bühne, und wenn ich diese Stufen hinabstieg, wartete bereits wieder die Totalität des Lebens auf mich. Jahrelang war Was nun? das Einzige, das mir dann in den Sinn kam. Damals war mein Zuhause eine Art Fegefeuer. Während der kurzen Phasen, in denen KISS gerade nicht auf Tour waren, saß ich in meiner New Yorker Wohnung auf dem Sofa und dachte darüber nach, dass mir niemand glauben würde, dass ich das beschissene Gefühl hatte, nirgendwo dazuzugehören. Die Band war mein Lebenserhaltungssystem, hielt aber auch die Art von Beziehungen, die zu einem echten Leben gehören, von mir fern. Zu Hause nagte etwas an mir – ein wichtiges Bedürfnis blieb unerfüllt. Einerseits war ich immer allein und unnahbar, aber andererseits hielt ich es nicht aus, auf mich allein gestellt zu sein.

Im Verlauf der Zeit verschwammen die Grenzen zwischen der Kunstfigur und dem Menschen, der ich war. Dieser Typ fing an, mich auch abseits der Bühne zu begleiten. Die Girls wollten ihn, diesen Typen. Die Leute nahmen einfach an, ich wäre dieser Typ. Ich konnte die Wirklichkeit von der Bühne verbannen, aber nicht dauerhaft aussperren. Einen ganzen Tag als Starchild zu bestreiten war keine einfache Angelegenheit, da ich es mir selbst nicht abkaufte. Ich kannte die Wahrheit. Ich wusste, wer ich wirklich war. Außerdem war ich sehr defensiv. Während sich Leute um mich herum über einander lustig machten, konnte ich zwar gut austeilen, war aber nicht bereit einzustecken. Mir war klar, dass es viel lustiger sein müsste, über sich selbst, seine Macken und Defizite lachen zu können, doch gelang es mir nicht, mich zu überwinden. Ich konnte einfach nicht locker lassen. Es war eine instinktive Reaktion darauf, als Kind ständig angestarrt und ausgelacht worden zu sein.

Ich war immer noch zu unsicher. Obwohl ich es selbst nicht ganz verstand (genauso wenig wie alle anderen, da ich mich ja nie zu meinem Ohr äußerte), wurde ich weiterhin von meiner bitteren Vergangenheit angetrieben. Meine Witze waren unterlegt mit einem boshaften Unterton und gingen allesamt auf Kosten anderer.

Schlägst du mich, schlag ich doppelt zurück.

Es lebt sich leicht, wenn man die Hand zur Faust geballt hat. Aber einer geschlossenen Hand kann man auch nichts geben, wohingegen eine offene Hand in der Lage ist, sehr viel entgegenzunehmen. Leider blieb mir diese Erkenntnis sehr, sehr lange verborgen. Während dieser Zeit spürte ich einen inneren Konflikt, der wiederum in ein Gefühl der Unzufriedenheit, Unzulänglichkeit und tiefen Einsamkeit eingebettet zu sein schien.

Nachdem ich die Schminke mit dem Puder präpariert habe, gehe ich zurück in die Garderobe, setze mich wieder vor den Spiegel und entferne Puderkörner, die sich in den sternförmigen Umriss um mein Auge verirrt haben. Nun fahre ich diesen Umriss mit einem schwarzen Augenbrauenstift nach. Anschließend nehme ich schwarze Schmierfarbe, die etwas zäher ist als die weiße Clownfarbe, und einen Pinsel, um den Stern aufzumalen. Dann wechsle ich wieder ins andere Zimmer und fixiere das schwarze Make-up mit Talkumpuder, das weniger matt als das andere Puder auf meinem restlichen Gesicht ist. Ich kehre erneut in die Garderobe zurück und umrande mein linkes Auge mit schwarzem, wasserfestem Eyeliner. Während das Ganze trocknet, betrachte ich mich im Spiegel.

In früheren Lebensabschnitten mochte ich die Person, die ich im Spiegel sah, nicht immer. Aber ich gab mir stets Mühe, nicht gleichgültig zu bleiben und der Mensch zu werden, der ich gerne sein wollte. Das Problem war, dass – egal, was ich tat – nichts mich meinem Ziel näher zu bringen schien. Während KISS einige Wellentäler durchfuhren, begriff ich, dass vieles, von dem ich annahm, dass es mich glücklich machen oder mir etwas Selbstsicherheit schenken würde, nichts brachte. Ich dachte, dass es mir helfen würde, berühmt zu sein. Ich dachte, dass Reichtum der Schlüssel wäre. Ich dachte, es ging darum, begehrenswert zu sein. 1976 gelang uns schließlich mit dem Album KISS Alive! der Durchbruch. Jedoch fühlte ich mich nicht im Geringsten besser, wenn ich Leuten meinen Ruhm unter die Nase rieb. Bis Ende der Siebzigerjahre hatten wir Millionen von Dollars eingenommen, doch realisierte ich, dass das Geld – und die Kleidung, die Autos und die seltenen Gitarren, die ich damit kaufte – mich auch nicht glücklich machen konnte. Und was das Stichwort „begehrenswert“ angeht, so war Sex ab der Veröffentlichung unserer ersten Schallplatte andauernd und überall verfügbar. Allerdings musste ich einsehen, dass es möglich war, mit jemandem zusammen zu sein und sich trotzdem einsam zu fühlen. Ich habe einmal gehört, dass man sich nie einsamer fühlen wird, als wenn man mit der falschen Person schläft. Das ist die Wahrheit. Auch wenn es schlimmere Formen des Leids gibt, als zwischen Penthouse-Pets und Playboy-Häschen zu nächtigen, so erwies sich die Glückseligkeit dieser Erfahrungen doch als flüchtig. Durchaus anregend, ja, aber vorübergehend. Ich machte die Erfahrung, dass nichts davon die Leere in mir auszufüllen vermochte.

Als KISS sich 1983 schließlich das Make-up aus den Gesichtern wischten, wurde ich noch mehr zum Starchild – oder eher noch: Die Kunstfigur wurde zu mir. Mein eigenes Gesicht wurde zu dem des Starchilds. Ich hatte bis zu einem gewissen Grad das schüchterne, defensive und unbeliebte Kind aus mir verbannt, doch hatte ich es weder ersetzt...

Erscheint lt. Verlag 14.8.2014
Übersetzer Paul Fleischmann
Verlagsort Innsbruck
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Gene Simmons • Gene Simmons; I was made for loving you; KISS; Paul Stanley; Peter Criss; Starchild • I was made for loving you • Kiss • Paul Stanley • Peter Criss • Starchild
ISBN-10 3-85445-456-2 / 3854454562
ISBN-13 978-3-85445-456-4 / 9783854454564
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