Die Sklavin (eBook)

Schauspiel in vier Aufzügen

(Autor)

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2014 | 1. Auflage
540 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-1902-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Sklavin -  Ludwig Fulda
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Dieses eBook: 'Die Sklavin' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Ludwig Fulda begann seine schriftstellerische Laufbahn bereits während seines Studiums der Germanistik und Philosophie als Mitarbeiter einer historisch-kritischen Dichterausgabe, nachdem er zunächst eine kaufmännische Ausbildung abgebrochen hatte. Nach dem Abschluss seines Studiums an den Universitäten von Berlin, Leipzig und Heidelberg promovierte er 1883. Danach stellten sich die ersten Erfolge auf dem Theater ein, so dass er ab 1884 als freier Schriftsteller in München lebte (später zeitweise auch in Berlin). Mit Anbruch des Naturalismus näherte er sich dem sozialen Drama - 'Die Sklavin'. Er starb im Alter von 76 Jahren in Berlin durch Suizid. Aus dem Buch: 'Waldeck. So? Kommt die schon wieder? Und wahrscheinlich ihr Vater auch? So viel sag' ich dir gleich: den ganzen Nachmittag will ich die Sippschaft nicht auf dem Hals haben. Eugenie. Das Mädchen hat keine Mutter mehr, und ich - ich habe kein Kind mehr. Da ist es doch sehr natürlich . . . Und Frau Lukas war meine Jugendfreundin. Waldeck. Den Menschen - den Lukas, den kann ich nicht ausstehen. Ein affektierter Kerl - mit seinem ewigen Trauerflor; wer ihm das wohl glaubt? Und was der sich einbildet - weil er Baumeister ist! Da ist er auch was Rechtes! - Nicht einmal seinen Wein kauft er von mir: dann braucht er ihn auch nicht an meinem Tisch zu trinken. In meinem Haus will ich nur Leute sehen, die mir angenehm sind; das ist doch das Wenigste, was ich verlangen kann. - (In anderm Ton.) Es ist kalt; leg noch ein bißchen nach im Ofen! (Während Eugenie sich dazu anschickt, klopft es.) Herein!'

Zweiter Aufzug.


Inhaltsverzeichnis


Dieselbe Dekoration.

(Es ist Abend; die Lichter der Gaskrone brennen; die Vorhänge des Fensters sind zugezogen. Der Spieltisch ist sorgfältig gedeckt zu sechs Couverts; bei jedem derselben mehrere verschiedenfarbige Rheinweingläser.)

Erster Auftritt.


Inhaltsverzeichnis


Käthe (sitzt vorn rechts; sie hat ihren Hut auf; die Mappe mit Schulbüchern liegt vor ihr auf dem Tischchen). Eugenie. (Später) Lina.

Eugenie (übersieht den Speisetisch und stellt Cigarren und Cigaretten, die sie in der Hand hält, auf den Tisch vorn links. Sie geht zu Käthe nach rechts und setzt sich zu ihr). So, mein Kind, nun wär' ich so weit. Jetzt erzähl' mir nur schnell, was es Neues gibt.

Käthe. Neues? Ich weiß nicht . . . Ja doch! Papa hat einen neuen Hut und der Karo ein neues Halsband. Und beide lassen sie dich schön grüßen. Aber die Hauptsache – die hätt' ich fast vergessen. Heut in vierzehn Tagen sind es gerade noch zwei Monate.

Eugenie. Was denn? 56

Käthe. Daß ich aus der Schule komme.

Eugenie. Das kannst du wohl gar nicht erwarten?

Käthe. Ach, das muß doch himmlisch sein – wenn einem niemand mehr etwas zu sagen hat, wenn man thun darf, was man will . . . die Freiheit! Die Freiheit!

Eugenie. Ja gewiß, das ist schön. Aber hast du auch schon darüber nachgedacht, wie du sie anwenden willst, deine Freiheit?

Käthe. Natürlich. – Papa meint, daß ich dann noch sehr viel lernen soll – und vor allem tüchtig zeichnen – nicht so fröhlich drauf los, sondern künstlerisch – verstehst du?

Eugenie. Das meint Papa – und du selbst?

Käthe. Ich auch. Ich habe nur manchmal so meine Gedanken . . . Aber darüber kann ich mit Papa nicht reden.

Eugenie. Auch nicht mit mir?

Käthe. O ja – mit dir, das ist etwas andres. Siehst du – die Mädchen bei uns in der Klasse, die wollen alle nichts mehr lernen. Die sagen immer: Wir werden uns ja doch verheiraten, und den Männern gefällt es gar nicht, 57 wenn die Frauen zu viel wissen. Und die Liebe ist doch das Höchste, sagen sie. Ist das wahr, Tante Eugenie?

Eugenie. Ja, das ist wahr, mein Kind. Aber sie kann auch das Niedrigste sein, wenn sie entheiligt wird. Und wir entheiligen sie, wenn wir sie als Mittel ansehen, uns zu versorgen. – Oder möchtest du dir einmal sagen: Ich muß einem Mann gefallen, weil ich sonst unnütz bin auf der Welt, weil ich nicht auf eigenen Füßen stehen kann?

Käthe. Nein! Nein! Nein!

Eugenie. Nun also – das ist der Grund, weshalb du etwas lernen sollst und deine Gaben verwerten. Frei kannst du nur werden durch dich selbst – frei, auch in deiner Liebe.

Käthe. Ach, Tante Eugenie, ich werde ja doch nie einen fremden Mann so lieb haben können, wie Papa und wie dich!

Eugenie. Hast du mich wirklich ein wenig lieb?

Käthe (sie umschlingend, leidenschaftlich). Ich könnte für dich sterben!

Eugenie (lächelnd). Bleib lieber für mich leben.

Lina. (tritt auf, mit einem Brotkörbchen, das sie auf den Tisch stellt, und macht sich dann am Büffet zu schaffen.) 58

Eugenie. Lina, ist das Eis jetzt gekommen?

Lina. Alles da.

Käthe. Gibt's nicht für mich noch irgend etwas zu thun?

Eugenie. Nein, Käthe. Dazu ist Lina hier.

Käthe (nimmt ihre Mappe). Ach, ich hätte gern noch viel mit dir besprochen – lauter ganz wichtige Sachen. Siehst du – warum bist du gestern nicht zu uns gekommen? Da hatte ich den ganzen Nachmittag frei.

Eugenie. Ich komme morgen. – Und noch eines, Käthe. Wirst du mir auch immer alles sagen, was du auf dem Herzen hast?

Käthe. Alles! – Aber du auch, Tante Eugenie; du mußt mir auch alles sagen. Das ist so lustig, wenn man recht viel Geheimnisse hat – nicht wahr?

Eugenie. Ja, ja. (Käthe ab.)

Zweiter Auftritt.


Inhaltsverzeichnis


Eugenie. Lina.

Eugenie (den Tisch überschauend, zu Lina). Sie haben das wirklich recht gut gemacht, Lina. Ich glaube, mit der Zeit werden Sie mir's sehr erleichtern. 59

Lina. Ja – das wär' alles ganz schön – thät' ich alles ganz gern . . . aber –

Eugenie. Aber?

Lina. Nu – morgen müßten Sie's ja doch erfahren, Frau Waldeck. Morgen ist der fünfzehnte.

Eugenie. Was denn, Lina?

Lina. Da kann ich's Ihnen ja schon heute sagen – das ist egal. – (Etwas zögernd.) Ich . . . ich gehe am ersten.

Eugenie (betroffen). Sie kündigen mir?

Lina. Weil's nun mal nicht anders ist . . .

Eugenie. Was ist nicht anders? Halten kann ich Sie ja nicht. Aber darf ich wenigstens wissen, aus welchem Grund Sie schon nach vierzehn Tagen . . . Ist Ihnen vielleicht die Arbeit zu viel?

Lina. I bewahre!

Eugenie. Nun – was ist es sonst?

Lina. Der Herr . . . der Herr Waldeck . . . 60

Eugenie. Reden Sie doch nur!

Lina. Wenn Sie's partout wissen wollen – angeschnauzt hat er mich – jetzt schon das dritte Mal. Das kann ich nicht vertragen – bin ich auch nicht gewöhnt. Ich sehe auf feine Behandlung. Mädchen für alles sein und dabei nicht respektiert werden – das ist ein mäßiges Vergnügen.

Eugenie (abwinkend). Schon gut. – Zünden Sie im Salon Licht an.

Lina. Mit Ihnen wär' ich ja großartig ausgekommen. Aber wenn's einem sonst nicht paßt . . . Man ist doch sein freier Herr . . . (Da Eugenie schweigt, nimmt sie ein großes Brett auf und geht ab Mitte.)

Dritter Auftritt.


Inhaltsverzeichnis


Eugenie. (Dann) Lukas.

Eugenie (starrt vor sich hin, sieht ihr dann nach und wiederholt). Sein freier Herr! – – (Kleine Pause. Es klopft.) Herein!

Lukas (eintretend). Guten Abend.

Eugenie. Sie, Herr Lukas? Noch so spät?

Lukas. Ich komme vom Bureau. Ich wollte meine Käthe abholen. War sie nicht hier? 61

Eugenie. Vor fünf Minuten weggegangen.

Lukas. Ich sehe, Sie erwarten Gäste heut abend.

Eugenie. Ja – zu einer Weinprobe.

Lukas. Haben Sie nur keine Angst; ich geh' gleich wieder. Uebrigens – warum haben Sie denn gestern Käthe abgeschrieben? Waren Sie am Ende nicht wohl?

Eugenie. Ein bißchen nervöse Kopfschmerzen, wie ich sie oft habe. Und für heute mußte ich meine Kraft zusammenhalten.

Lukas. Geht's denn heute wieder gut?

Eugenie. Danke . . . so leidlich.

Lukas. Das heißt, Sie haben sie noch, die Kopfschmerzen – leugnen Sie nicht. Da wär' es doch wirklich gescheiter gewesen, Sie hätten die Gesellschaft noch verschoben.

Eugenie. O, das war ganz unmöglich. Es ist wichtig für's Geschäft . . .

Lukas. Und Ihre Gesundheit? Der wird es wohl besonders gut thun, wenn Sie hier wieder einmal sitzen müssen – in dem Tabaksqualm – bis tief in die Nacht hinein. 62

Eugenie. Das ist meine Pflicht.

Lukas. Ihre Pflicht! – Wissen Sie – bei uns, in unserem Handwerk, da hat auch jeder Stein die Pflicht, so und so viel zu tragen. Aber wenn man ihm mehr auflädt, dann fällt der ganze Bau zusammen.

Eugenie. Was das betrifft – die Frauen können stärkere Lasten tragen als die Männer.

Lukas. Ja, das weiß der liebe Himmel. (Kleine Pause). Frau Waldeck, haben Sie eigentlich ein wenig Vertrauen zu mir? Halten Sie mich für Ihren Freund?

Eugenie. Wie können Sie nur so fragen?

Lukas. Ich frage, weil ich . . . weil ich gern irgend etwas thun möchte . . . weil ich Ihnen gern helfen möchte . . . Zum Henker auch, ist denn das gar nicht möglich?

Eugenie. O doch. – Sie haben mir ja schon geholfen, Herr Lukas.

Lukas (freudig). Ich Ihnen? Ist das wahr?

Eugenie. Sie haben mir meine Selbstachtung wiedergegeben. Sehen Sie – als Sie mir neulich so sprachen von Käthens Erziehung, – da hab' ich im stillen lange drüber 63 nachgedacht – und dabei ist es immer heller und heller in mir geworden. Ich sagte mir: Vielleicht bin ich doch noch zu etwas gut; vielleicht ist da ein liebes junges Mädel, dem ich etwas...

Erscheint lt. Verlag 6.7.2014
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Der Sohn des Kalifen • Der Talisman • Henrik Ibsen • Juden • maskerade • Molière • Peer Gynt
ISBN-10 80-268-1902-0 / 8026819020
ISBN-13 978-80-268-1902-8 / 9788026819028
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