Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker (eBook)

Eine Online-Omi sagt, wie's ist

***

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2014 | 1. Auflage
304 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-51941-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker -  Renate Bergmann
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Mit so viel Biss hat noch niemand über Zahnlosigkeit geschrieben. «Deutschlands bekannteste Twitter-Omi» (Bild) hat Zucker und «Ossiporose», schläft unter einer Heizdecke und hat den Krieg nicht überlebt, um Kunstfleisch aus Soja zu essen: Renate Bergmann, 82, aus Berlin-Spandau. Ihre Männer liegen in Berlin auf vier Friedhöfe verteilt, das Gießen dauert immer einen halben Tag. Und apropos tot, Renate und ihre beste Freundin Gertrud haben ein schönes Hobby: Die beiden suchen sich in der Zeitung eine nette Beerdigung raus, ziehen was kleines Schwarzes an, und dann geht es los. Zwei alte Damen mehr oder weniger am Buffet - da schaut keiner so genau hin. Denn schließlich: «Die meisten denken, ich bin eine süße alte Omi. Aber ich kann auch anders.» In 34 Episoden schreibt Renate über ihre Abenteuer: ein großartiges Spiel zwischen Altennachmittag und Cyberspace. «Meine Oma @RenateBergmann ist jetzt auch bei Twitter. Folgt ihr gern, macht dabei aber bitte nicht wieder so einen Lärm.» (Sarah Kuttner)

Renate Bergmann, geb. Strelemann, 82, lebt in Berlin-Spandau. Sie war Reichsbahnerin, kennt das Leben vor, während und nach der Berliner Mauer und hat vier Ehemänner überlebt. Renate Bergmann ist Haushalts-Profi und Online-Omi. Seit Anfang 2013 erobert sie »das Interweb« mit ihren absolut treffsicheren An- und Einsichten - und mit ihren Büchern die ganze analoge Welt. Torsten Rohde, Jahrgang 1974, hat in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet. Sein Social-Media-Account @RenateBergmann entwickelte sich zum Internet-Phänomen. «Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker» unter dem Pseudonym Renate Bergmann war seine erste Buch-Veröffentlichung - und ein sensationeller Erfolg -, auf die zahlreiche weitere, nicht minder erfolgreiche Bände und ausverkaufte Tourneen folgten.

Renate Bergmann, geb. Strelemann, wohnhaft in Berlin. Trümmerfrau, Reichsbahnerin, Haushaltsprofi und vierfach verwitwet: Seit Anfang 2013 erobert sie Twitter mit ihren absolut treffsicheren An- und Einsichten – und mit ihren Büchern die ganze analoge Welt. Torsten Rohde, Jahrgang 1974, hat in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet. Sein Twitter-Account @RenateBergmann, der vom Leben einer Online-Omi erzählt, entwickelte sich zum Internet-Phänomen. «Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker» unter dem Pseudonym Renate Bergmann war seine erste Buch-Veröffentlichung – und ein sensationeller Erfolg –, auf die zahlreiche weitere, nicht minder erfolgreiche Bände und ausverkaufte Tourneen folgten.

Guten Tag. Ich heiße Renate BERGM HUUUUCH JETZT SCHREIBT DAS HIER ALLES GRO?

WAS ISt jetzt … jetzt geht es wieder.

Entschuldigen Sie.

Ich kenne mich mit diesen Geräten nicht so aus. Wissense, mein Neffe hat mir vor ein paar Monaten … aber ich war ja noch gar nicht fertig. Ich heiße Renate Bergmann. Ich bin eine geborene Strelemann. Das wird Ihnen bestimmt nichts sagen. Ich war viermal verheiratet und bin genauso oft verwitwet, aber die Namen jetzt alle aufzuzählen bringt ja nichts. Ich bin 82 Jahre alt und habe meine kleine Wohnung in Berlin-Spandau. Früher Staaken. Jetzt Spandau. Dabei bin ich nach der Wende nur ein paar Straßen weiter gezogen. Ulkig, findense nich? Im Grunde bin ich eine normale Rentnerin, die ganz bescheiden lebt, ihren Haushalt macht und regelmäßig zum Friseur und zum Seniorenturnen geht. Die Leute wundern sich nur, dass ich mich ein bisschen mit Internet und Händitelefon auskenne.

Alles fing damit an, dass mir mein Neffe sein altes Telefon gegeben hat. Er sagte: «Tante Renate, du bist viel unterwegs, und wir machen uns oft Sorgen. Du bist jetzt in einem Alter …»

Frechheit!

«… bist jetzt in einem Alter, wo dir immer mal was passieren kann. Wir wissen nicht, wo du dich rumtreibst, und können dich nicht mal erreichen. Es muss ja nicht mal was Schlimmes mit dir sein, es reicht ja schon, du steigst in einen falschen Bus …»

Stellt mich der Rotzbengel doch als senile, alte Tante dar. Das eine Mal. Und ich bin nicht falsch eingestiegen, der Fahrer hat unterwegs die Nummer gewechselt. Da wird dann ewig drauf rumgeritten, so was wird man nicht wieder los. Eine Renate Bergmann steigt nicht in den falschen Bus!

Trotzdem war ich neugierig geworden.

Stefan zeigte mir das Gerät: Vorn war eine Glasscheibe und hinten eine angebissene Tomate. Es hatte keine Wählscheibe und auch keine Tasten. «Und damit kann man telefonieren?», fragte ich. Man hat ja schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen.

Die folgenden zwei Stunden vergingen wie im Flug. Stefan zeigte mir so viele verrückte Sachen! Sie glauben es nicht; man kann mit dem Apparat fotografieren, einkaufen, Nachrichten schreiben, Briefe schicken und lesen und sogar Vögel mit einer Steinschleuder abschießen. Es macht auch Musik und hilft einem, den Weg zu finden. Das brauche ich aber nicht, ich fahre ja kein Auto. Und Kurt, der Mann von meiner Freundin Ilse, lässt sich da nicht reinreden, den verwirrt das nur, wenn man ihm die Strecke ansagen will. Spätestens seit er damals auf den Deich gefahren ist, weil Ilse und ich gleichzeitig «Links!» und «Rechts!» gerufen haben, halte ich lieber den Mund. Wir standen dann vor der Wahl, ob Kurt drei Kilometer zurückstößt oder ob ich den ACDC anrufe. Ach, das war eine Aufregung, fragense nicht!

«Und hab nur keine Angst, Tante Renate, du kannst gar nichts verkehrt machen», beruhigte mich der Stefan, als er nach Hause ging. Der Gute! Nachdem er weg war, probierte ich in aller Ruhe die Bildchen auf dem Glasscheibchen durch, zu denen Stefan vorher gesagt hatte: «Brauchst du nicht.»

Hihi.

Ein Zeichen war ein blaues F. Man sah Fotos, und jemand schrieb, ob ich mit zum Grillen kommen will. In der Ecke stand: «Gefällt mir.» Als ich mit dem Finger drauffasste, wurde es weiß. Das war so lustig! Ein anderes Zeichen war genauso blau, aber es war ein kleines T. Dann stand da: «Text bitte eingeben.» Ich schrieb: «Hallo Stefan, hier ist Tante Renate. Das ist aber ein tolles Gerät!», und drückte «Senden». Danach summte der Apparat ein paar Mal wie ein Brummkreisel, und dann standen da Nachrichten wie «Identitätskrise?» oder «Jetzt hat deine Tante dein Handy geentert oder was?». Unverschämt. Eine Anrede gebraucht die Jugend von heute wohl gar nicht mehr!

Keine Stunde später summte das Gerät, hopste über den Tisch, und Musik fing an zu spielen. Stefan hatte mir genau gezeigt, dass ich nur über das Glas wischen muss, und schon konnte ich ihn hören. Ich freute mich sehr, dass das so prima funktioniert.

«Tante Renate, was hast du gemacht?», rief er ohne Gruß.

So was. Die jungen Leute! So viel Zeit muss doch sein. Er blaffte mich stattdessen an, dass ich auf Fäßbuck und Zwitter gewesen sei. Dabei hatte ich, seit er zur Tür raus war, das Haus nicht verlassen. Nee. Ich doch nicht. Ich hatte nur geschrieben, dass mir das Telefon gefällt. Stefan hatte selbst gesagt, dass dabei nichts kaputtgehen kann. Auf einmal belehrte der Bengel mich, dass wir mir eigene Konten einrichten müssten. Diese jungen Leute. Ich bin seit Jahrzehnten bei der Sparkasse und mache jetzt, mit 82, kein neues Konto mehr auf. Kommt gar nicht in Frage. Wozu auch? Die Rente kommt doch nur einmal im Monat. Der Mann, der in der Kaufhalle stand und mir gesagt hat, ich soll in den ADCACDC … nee, warten Sie … ADAC gehen, der hat auch gesagt, ich würde damit kostenlos aus dem Urlaub abgeholt. Und wer hat das Taxi bezahlt? Nee. Nichts wird unterschrieben und eröffnet! Stefan atmete tief aus. Wie mein Otto, als seine Lunge nicht mehr so mitmachte: «Tante Renate, ein Facebook-Konto. Ein Profil.» Ich versprach, das Gerät nicht weiter anzurühren, bis der Junge mir noch mal alles genau erklärt hatte. Aber eigentlich … Das T sollte ich nicht wieder drücken, hatte Stefan gesagt. Es gab auch ein Symbol mit einem E: eBay stand klein darunter. Nanu, dachte ich. Hat denn hier jeder Buchstabe ein Programm? Neugierig fasste ich drauf, und das Telefon fragte mich, wonach ich suchen will. Ich überlegte kurz. Wissense, ich war ja ein großer Fan von Prinzessin Diana. Soll mir keiner erzählen, dass das ein Unfall war. Diese Camilla, die steckt dahinter. Also wenn die Königin wird! Ich tippte «DIANA» ein, und es erschien eine Liste mit kleinen Fotos. Auf einem der Bilder trug Diana ein wunderhübsches rotes Abendkleid. Ich habe dann noch ein paar Mal «Ja» oder «Gefällt mir» gedrückt, so genau weiß ich das nicht mehr. Es blendete ein bisschen, und ohne meine Brille kann ich das auch gar nicht so genau sehen.

Drei Tage später klingelte es, und Stefan stand in der Tür. So regelmäßig hatte ich ihn sonst nur gesehen, wenn früher ein Westpaket gekommen ist. Er drückte mich zur Seite wie ein Handtaschendieb, stürmte in die Wohnung und rief: «Sag mal, spinnst du jetzt völlig, Tante Renate?»

«Wie sprichst du denn mit deiner alten Tante?»

«Komm mir nicht mit der Unschuldsnummer», rief er und warf ein Paket auf den Tisch. Und jetzt raten Sie mal, was drin war? Das hübsche Kleid von Lady Di! Hatte der Junge das gekauft? Für mich? In meinem Alter? Aber gut, meine Beine können sich noch immer sehen lassen. Die langen Wege zwischen den Friedhöfen formen die Waden schön.

«Was genau hast du gedrückt, Tante Renate?»

«Dass es mir gefällt. Diesen Daumen, weißt du …»

«Das wäre bei Facebook. Du warst bei eBay! Du hast ‹sofort kaufen› gedrückt.»

Ich … also, das war so klein, und meine Brille … Ich habe bloß immer gedrückt, dass die Felder weggehen. Das schwöre ich Ihnen!

«DU HAST 3500 € FÜR EIN GETRAGENES ABENDKLEID AUSGEGEBEN. DREITAUSENDFÜNFHUNDERT EURO

Gottchen, was hat der Junge sich aufgeregt. Von Prinzessin Diana getragen, immerhin. Ich habe ihm Tee angeboten. Ich bin berühmt für meinen Tee. Kaffee darf ich ja nur morgens eine Tasse, wegen Blutdruck. Aber Tee mache ich Ihnen in allen Varianten, da bin ich gut ausgestattet. Kommen Sie gerne mal vorbei! Mein Besuch ist immer ganz begeistert. Stefan wollte keinen Tee. Stefan wollte Schnaps. Und das Telefon. Ich hab dann lieber nichts mehr gesagt. Es gibt Momente, da hält man besser den Mund. Glauben Sie das einer alten Frau. Stefan drückte an dem Telefon rum wie ein Wilder, steckte ein Kabel dran und tippte mit seinem Klappcomputer irgendwas. Ab und an fluchte er, aber im Großen und Ganzen hatte er sich wieder beruhigt. Ich schielte zum Paket mit dem Kleid. Neugierig war ich ja nun schon, wenn man ein Stück von Prinzessin Diana in den eigenen vier Wänden … Dem Kleidchen lag ein Schreiben bei, auf dem das königliche Wappen und ein Text in Schnörkelschrift abgebildet waren. Ich schob die Brille auf die Nasenspitze, lehnte den Kopf in den Nacken und las laut: «… wissisdokjumänt … ossoreissd … prinzesswäls … orridschinelly …» Schwarz auf weiß! Wissense, mein Englisch ist nicht sehr gut, aber ein paar Brocken verstehe ich. Ich habe ja gleich 1992 den Seniorenkurs für Englisch an der Volksschule gemacht. Ich holte Stefan seinen Korn und für mich gleich auch. Schließlich gab es etwas zu feiern. Dieses herrliche rote Kleid! Einen Korn darf ich ja hin und wieder, der drückt den Zucker, hat die alte Frau Mosert schon immer gesagt, und die musste es wissen, weil sie mit ihrem Zucker 98 geworden ist. Ohne Beine zwar, aber sonst tipptopp. Die Rücknahme des Kleides war ausgeschlossen, das Geld war für einen guten Zweck, und ich stellte mich auch stur. Ich bin zwar durch die Lebensversicherungen meiner vier verstorbenen Ehemänner gut versorgt, aber das muss der Stefan ja nicht wissen. Wenn dereinst mein Testament eröffnet wird, erfährt er davon früh genug. Soll er ruhig glauben, ich hätte außer meiner kleinen Rente nichts. Hihi. Man hat nur ständig lästigen Besuch von der Verwandtschaft, wenn die denken, es gäbe was zu holen. Nee, ich kann Ihnen sagen … nee! Aber ich verliere mich schon wieder, entschuldigen Sie.

Ich hatte mir überlegt, dass meine Enkelin Sarah das Kleid zur goldenen Hochzeit von Mechthild und Georg...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2014
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-644-51941-2 / 3644519412
ISBN-13 978-3-644-51941-1 / 9783644519411
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