Silber - Das zweite Buch der Träume (eBook)

Roman

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(Autor)

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2014 | 1. Auflage
416 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-402967-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Silber - Das zweite Buch der Träume -  Kerstin Gier
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?Das zweite Buch der Träume? ist die fulminante, spannende Fortsetzung der SILBER-Trilogie. Liv ist erschüttert: Secrecy kennt ihre intimsten Geheimnisse. Woher nur? Und was verbirgt Henry vor ihr? Welche düstere Gestalt treibt nachts in den endlosen Korridoren der Traumwelt ihr Unwesen? Und warum fängt ihre Schwester Mia plötzlich mit dem Schlafwandeln an? Albträume, mysteriöse Begegnungen und wilde Verfolgungsjagden tragen nicht gerade zu einem erholsamen Schlaf bei, dabei muss Liv sich doch auch schon tagsüber mit der geballten Problematik einer frischgebackenen Patchwork-Familie samt intriganter Großmutter herumschlagen. Und der Tatsache, dass es einige Menschen gibt, die noch eine Rechnung mit ihr offen haben - sowohl tagsüber als auch nachts ...

Kerstin Gier, Jahrgang 1966, hat 1995 ihr erstes Buch veröffentlicht und schreibt seither überaus erfolgreich für Jugendliche und Erwachsene. Ihre Edelstein-Trilogie, die Silber-Reihe und ihre Vergissmeinnicht-Bände wurden zu internationalen Bestsellern, mehrere Romane von ihr sind verfilmt worden. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln.

Kerstin Gier, Jahrgang 1966, hat 1995 ihr erstes Buch veröffentlicht und schreibt seither überaus erfolgreich für Jugendliche und Erwachsene. Ihre Edelstein-Trilogie, die Silber-Reihe und ihre Vergissmeinnicht-Bände wurden zu internationalen Bestsellern, mehrere Romane von ihr sind verfilmt worden. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln. Eva Schöffmann-Davidov, Jahrgang 1973, ist eine der renommiertesten Kinder- und Jugendbuchillustratorinnen Deutschlands. Nach ihrem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Augsburg machte sie sich in der Kinder- und Jugendliteratur schnell einen Namen und gewann im Lauf ihrer Karriere zahlreiche Preise für ihre Gestaltungen. Als Fachhochschuldozentin gab sie ihr Wissen und ihre Erfahrung auch an junge Künstler*innen weiter. Heute illustriert sie Kinderbuchserien und Jugendbücher unter anderem von Bestsellerautor*innen wie Kerstin Gier oder Tanya Stewner. Die Illustratorin lebt mit ihrer Familie in Augsburg.

Kulturpolizisten halten die Bücher von Kerstin Gier für Kleinmädchenkram. Dabei erzählt sie einfach gute Geschichten.

temporeich, spannend, unterhaltsam.

Spannende Szenen würzt sie immer wieder mit ironischen Sätzen zum Schmunzeln. So ist auch der zweite Silber-Band ein Roman, der gut unterhält.

Mit dem spannenden wie gewitzten Mittelband der neuen Trilogie trifft sie erneut den Nerv der Leser.

Ein Lesevergnügen, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Kerstin Gier hat es geschafft, einen spannenden und lustigen Folgeband zu schreiben, der verzaubert und die Hauptfigur Liv erneut in wilde Abenteuer stürzt.

Auch im zweiten Band ihrer Silber-Trilogie schreibt die deutsche Bestsellerautorin Kerstin Gier wieder mit leichter Feder genauso fesselnd wie hinreißend fröhlich.

Eigentlich kann man fast sagen, sie ist so etwas wie die deutsche Joanne K. Rowling.

Auch im zweiten Band der ›Silber‹-Trilogie macht Schriftstellerin Kerstin Gier das, was sie am besten kann: Uns auf die Folter spannen.

2.


Mein Atem ging so laut, dass ich nichts anderes hören konnte, aber ich war mir sicher, dass das Rascheln mir dicht auf den Fersen war. Und es kam näher. Schwungvoll schlidderte ich um die Ecke in den nächsten Gang, in dem meine Tür lag. Rascheln trifft es auch nicht wirklich, da denkt man eher an eine harmlose Ratte – und dieses Rascheln hier war alles andere als harmlos. Es war das unheimlichste Geräusch, das ich je gehört hatte (und ich hatte es heute eingerechnet schon ein paarmal gehört) – wie von einem Vorhang, der beiseitegezogen wird und hinter dem ein hohlwangiger, irre mit den Augen rollender Kettensägenmörder mit blutüb…

Ich bremste abrupt. Neben meiner Tür wartete nämlich bereits jemand auf mich. Zu meinem Glück kein hohlwangiger Kettensägenmörder, sondern jemand viel Hübscheres.

Henry. Mein Freund seit nunmehr achteinhalb Wochen. Und nicht nur im Traum, sondern auch im echten Leben. (Allerdings schien es mir, dass wir weit mehr Zeit in unseren Träumen miteinander verbrachten als in wachem Zustand.) Er lehnte wie so oft mit dem Rücken an der Wand, hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und lächelte. Dieses ganz spezielle Henry-Lächeln, das nur mir galt und mir jedes Mal das Gefühl gab, das glücklichste Mädchen auf der ganzen Welt zu sein. Normalerweise hätte ich zurückgelächelt (mit einem hoffentlich genauso speziellen Liv-Lächeln) und mich in seine Arme geworfen, aber dafür war jetzt keine Zeit.

»Nächtliches Fitnesstraining?«, erkundigte er sich, als ich vor ihm stehen blieb und mit der Faust gegen die Tür hämmerte, anstatt ihn zu küssen. »Oder läufst du vor etwas weg?«

»Erzähl ich dir drinnen!«, keuchte ich, ohne mit dem Hämmern aufzuhören. Die Briefkastenklappe öffnete sich, und jemand schob – quälend langsam – zuerst einen Zettel und dann einen Stift hinaus.

»Das heutige Kennwort bitte aufschreiben, den Zettel korrekt falten und wieder hindurchschieben«, flötete die freundliche Stimme von Mr Wu hinter der Tür.

Ich fluchte leise. Mein Sicherheitssystem war zwar super gegen fremde Eindringlinge, aber nicht besonders gut, wenn man sich selber schnell in Sicherheit bringen wollte.

»Im Traum gibt es wirklich effektivere Methoden als wegzurennen, Liv.« Henry hatte sich gründlich im Gang umgeschaut und trat nun neben mich. »Du kannst einfach wegfliegen oder dich in etwas uneinholbar Schnelles verwandeln. Zum Beispiel in einen Geparden. Oder eine Mondrakete …«

»Es fällt aber nun mal nicht jedem so leicht wie dir, sich zu verwandeln, schon gar nicht in eine doofe Mondrakete!«, fuhr ich ihn an. Der Stift in meiner Hand zitterte ein wenig, aber in Henrys Gegenwart hatte sich meine Angst deutlich gemildert. Kein Rascheln mehr zu hören. Trotzdem war ich sicher, dass wir nicht allein waren. War es nicht dunkler geworden? Und kälter?

»Neulich warst du so eine süße kleine Katze«, sagte Henry, der nichts davon zu merken schien.

Ja, war ich. Aber erstens hatte ich mich gar nicht in eine süße kleine Katze, sondern in einen gefährlichen großen Jaguar verwandeln wollen, und zweitens hatte mich da auch niemand verfolgt, sondern Henry und ich hatten nur zum Spaß ein bisschen herumprobiert. Es war mir ein Rätsel, wie man sich konzentrieren und schnell in etwas verwandeln sollte, wenn man von etwas Furchteinflößendem, Unsichtbarem bedroht wurde und vor Angst mit den Knien schlotterte. Wahrscheinlich war Henry nur so gut in diesem ganzen Verwandlungskram, weil er nie Angst hatte. Auch jetzt grinste er nur sorglos.

Mit zusammengebissenen Zähnen hatte ich endlich »Filzpantoffelpompom« auf den Zettel gekritzelt, ihn zu einem Dreieck zusammengefaltet und wieder durch den Briefkastenschlitz geschoben.

»Ein bisschen schlampig, aber korrekt«, sagte Mr Wu von innen, und die Tür öffnete sich. Ich packte Henry am Arm, zog ihn über die Schwelle und knallte die Tür hinter uns ins Schloss. Dann atmete ich erleichtert auf. Das hatten wir schon mal geschafft.

»Geht es nächstes Mal vielleicht ein bisschen schneller?«, fauchte ich Mr Wu an. (Etwas, das ich mich dem echten Mr Wu gegenüber niemals getraut hätte.)

»Schildkröten können dir mehr über den Weg erzählen als Hasen, Miss Olive.« Mr Wu verneigte sich vor mir (etwas, das der echte Mr Wu niemals getan hätte) und schenkte Henry ein knappes Nicken. »Willkommen in Miss Olives Restaurant der Träume, fremder Junge mit wuscheligen Haaren.«

Wir waren tatsächlich in einer Art Restaurant gelandet, wie ich feststellen musste, einem ziemlich hässlichen Restaurant mit schwarzen Resopal-Tischen, grellroten Tischläufern und von der Decke herabbaumelnden orangefarbenen Lampions. Aber es roch bestechend nach scharf angebratenem Hühnchenfleisch. Jetzt erst merkte ich, wie hungrig ich war. Es war eine dumme Idee gewesen, ohne Abendessen ins Bett zu gehen, denn dann gerieten meine Träume immer leicht außer Kontrolle.

Henry starrte Mr Wu verdutzt an. »Ist der neu?«

»Ich bin heute Nacht hier der Torwächter«, erklärte Mr Wu feierlich. »Man nennt mich Wu, die Tigerpranke, Beschützer der Waisen und Bedürftigen. Gib einem Hungrigen Fisch, und er wird satt. Lehre ihn fischen, und er wird nie mehr Hunger leiden.«

Henry kicherte, und ich merkte, wie ich rot anlief. Meine Träume waren mitunter ein wenig peinlich. Der sprücheklopfende Traum-Mr Wu trug zu allem Überfluss einen schwarzen, glänzenden Seidenpyjama mit einem aufgestickten Tigerkopf, und an seinem Hinterkopf baumelte ein meterlanger Zopf. Sein reales Vorbild, mein erster Kung-Fu-Lehrer in Kalifornien, wäre nicht mal an Halloween so herumgelaufen.

»Na gut«, sagte Henry immer noch kichernd. »Ich hätte dann bitte gern einmal Ente süß-sauer.«

»Vielen Dank, Mr Wu«, sagte ich hastig und wischte Mr Wu und das ganze Restaurant mit einer Handbewegung fort. Stattdessen standen wir nun in dem kleinen Park in den Berkeley Hills in Kalifornien, in den ich Henry im Traum schon ein paarmal mitgenommen hatte, das erstbeste Szenario, das mir in den Sinn gekommen war. Von hier hatte man eine großartige Aussicht bis hinab in die Bucht, über der gerade die Sonne unterging und den Himmel mit spektakulären Farben übergoss.

Henry verzog trotzdem unzufrieden das Gesicht. »In dem Restaurant roch es so verdammt lecker«, sagte er. »Und jetzt knurrt mein Magen.«

»Meiner auch, aber egal, wie viel wir gegessen hätten, wir wären ja doch nicht satt geworden.« Ich ließ mich auf eine Bank fallen. »Das ist schließlich nur ein Traum. Mist, ich hätte Mr Wu noch ein neues Kennwort sagen müssen. Wer weiß, wer mir eben beim Schreiben über die Schulter geguckt hat.«

»Na ich. Fußpilztrüffelpardon ist ein sehr kreatives Passwort.« Lachte Henry etwa schon wieder? »Ich meine, da kommt doch so schnell niemand drauf.«

»Es heißt Filzpantoffelpompom.« Jetzt musste ich aber auch lachen.

»Ehrlich? Du hast echt eine Sauklaue«, sagte Henry und setzte sich neben mich.

»Und jetzt würde ich gerne wissen, wovor du weggelaufen bist. Und warum ich nicht mal einen Begrüßungskuss bekommen habe.«

Sofort wurde ich wieder ernst. »Da war wieder dieses … Rascheln. Hast du es denn nicht gehört?«

Henry schüttelte den Kopf.

»Es war aber da. Eine unsichtbare, bösartige Präsenz.« Ich merkte selber, dass ich mich anhörte, als würde ich aus einem schlechten Gruselroman vorlesen. Sei’s drum. »Ein Rascheln und Wispern, das näher und näher kommt.« Ich schauderte. »Genau wie damals, als es uns verfolgt hat und du uns durch Amys Traumtür gerettet hast.«

»Und wo genau hast du das gehört?« Leider verriet Henrys Miene nicht, was er dachte.

»Im übernächsten Quergang links.« Ich machte eine vage Handbewegung Richtung Meer. »Meinst du, das war Anabel? Sicher ist sie perfekt darin, sich unsichtbar zu machen und böse zu rascheln. Oder es war Arthur. Nichts würde er lieber tun, als mich zu Tode erschrecken.« Und das konnte ich ihm nicht mal verübeln. Schließlich hatte ich Arthur Hamilton vor ziemlich genau achteinhalb Wochen den Kiefer gebrochen. Klingt schrecklich, ich weiß, dazu nur so viel (es wird sonst zu lang und kompliziert): Er hatte es verdient. Besonders viel genutzt hatte es mir in dem Augenblick aber leider nicht. Weil nämlich eigentlich seine Freundin Anabel die Böse in der Geschichte war. Oder vielmehr die Verrückte, wie sich hinterher herausstellte. Politisch korrekt hieß es »akute, polymorphe psychotische Störung mit Symptomen einer Schizophrenie«, weshalb sie jetzt weit weg von London in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt lebte und niemandem mehr etwas tun konnte – außer wenn sie schlief. Anabel war fest davon überzeugt, dass es ein Dämon war, der uns die Fähigkeit verliehen hatte, einander im Traum zu treffen und unsere Träume bewusst zu gestalten, ein ziemlich bösartiger Nachtdämon aus vorchristlichen Zeiten, der nichts weniger als die Weltherrschaft übernehmen wollte. Zu meinem Glück war die Weltherrschaftsübernahme aber rechtzeitig gescheitert, als Anabel mit Arthurs Unterstützung mein Blut dafür vergießen wollte. (Wie gesagt, es ist lang und kompliziert![1]) Der Glaube an den Dämon war ein Teil ihrer Krankheit, und ich war sehr froh darüber, dass dieser Dämon nur in Anabels kranker Phantasie existierte, weil ich grundsätzlich ein Problem mit übersinnlichen Phänomenen hatte und mit Dämonen im Besonderen. Eine wirklich schlüssige Erklärung für diese Traumsache hatte...

Erscheint lt. Verlag 26.6.2014
Reihe/Serie Silber-Trilogie
Silber-Trilogie
Mitarbeit Cover Design: Eva Schöffmann-Davidov
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte All-Age • Angst • Beziehung • dark academia • Dystopie • Einsamkeit • Familie • Fantasy • Frau • Frauen • Gier • Henry • Hoffnung • Kerstin • LIV • Liv Silber • Patchworkfamilie • Roman • Schicksal • Silber • Träume • Valentinstag • Zukunft
ISBN-10 3-10-402967-9 / 3104029679
ISBN-13 978-3-10-402967-2 / 9783104029672
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