Chrodigildis (eBook)

Mord im alten Haren

(Autor)

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2017 | 1. Auflage
Burgenwelt Verlag
978-3-943531-13-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Chrodigildis -  Dirk Röse
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Harun (Haren) im Jahr 715 n.Chr. - Der Fürstensohn Edo entdeckt im Wald den Leichnam seines Bruders. Doch er kann ihn nicht bergen, denn vor dem Wall des kleinen Schifferdorfes, lauert ein Heer feindlicher Soldaten, das die schöne Chrodigildis aus den Händen ihrer Entführer befreien will. Mit einem Mal gilt es nicht nur, den eigenen Stamm und ein Dorf zu schützen, sondern auch die vielen Rätsel zu lösen: Wer tötete den Sohn des Friesenfürsten? Wie gelangte seine Leiche in die Hände des Feindes? Und welche Rolle spielt die Geisel Chrodigildis, die dem Toten versprochen war und mit ihrem undurchsichtigen Verhalten immer mysteriöser erscheint? Die Novelle 'Chrodigildis' ist eine rasante Mischung aus Krimi, Thriller und mittelalterlicher Abenteuergeschichte - mit der Garantie für einen spannenden Leseabend.

Der Autor Dirk Röse wurde 1966 in Witten (Ruhr) geboren und verlebte seine Kindheit an verschiedenen Orten in Deutschland. Er studierte evangelische Religionspädagogik in Freiburg. Heute lebt er in Haren (Ems) und leitet die Unternehmenskommunikation eines mittelständischen Unternehmens. Dirk Röse schreibt Erzählungen unterschiedlicher Genres. Mehrere seiner Geschichten wurden in Anthologien oder als eigenständiges Werk veröffentlicht.

Der Autor Dirk Röse wurde 1966 in Witten (Ruhr) geboren und verlebte seine Kindheit an verschiedenen Orten in Deutschland. Er studierte evangelische Religionspädagogik in Freiburg. Heute lebt er in Haren (Ems) und leitet die Unternehmenskommunikation eines mittelständischen Unternehmens. Dirk Röse schreibt Erzählungen unterschiedlicher Genres. Mehrere seiner Geschichten wurden in Anthologien oder als eigenständiges Werk veröffentlicht.

Kapitel 2

a. d. 715 | Franken

Zwei Tage zuvor | Freitag

 

Edo begab sich vom hinteren Ende des Zuges zum vorderen. Die Männer waren unerwartet stehen geblieben. Er passierte den zweirädrigen Karren, der von einem Maultier gezogen wurde und Chrodigildis beherbergte.

An der Spitze des Zuges stand Onno mit Luebbo und Edzard zusammen, alle drei offenbar in ein Gespräch vertieft.

Edzard hatte sich als Führer bewährt. Auf sicheren und ebenso geheimen Wegen hatte er Onno und die Seinen zu Chlothars Gutshof geführt. Und als die Männer mit der ohnmächtigen Chrodigildis aus der verborgenen Pforte ins Freie zurückgekehrt waren, hatte Edzard bereits mit dem Karren gewartet und sie sofort wieder in die Wälder geführt. Dort taten sie seither ihr Bestes, um es den Verfolgern möglichst schwer zu machen, den Entführern auf den Fersen zu bleiben. Sie nutzten Bachläufe und steinigen Untergrund, um keine Spuren zu hinterlassen, und sie machten ihre Fährte im hohen Gras und Schlamm unkenntlich, so gut es ging. Auch im Dunkeln gingen sie weiter und legten möglichst spät Nachtruhe ein.

Edo malte sich immer wieder aus, wie die Verfolger kostbare Zeit aufwenden mussten, um die Spur nicht zu verlieren. Doch der Gedanke beruhigte ihn nur wenig. Er wusste, Chlothar würde es niemals hinnehmen, dass Onno seine Tochter geraubt hatte, und der Frankenfürst würde seine Leute bis zum Äußersten treiben, um Chrodigildis zu befreien.

Außerdem war der Karren hinderlich und langsam. Da Onno aber darauf bestand, dass Chrodigildis den weiten Weg nicht zu Fuß zurücklegen musste, hatten sie keine andere Wahl. Insgeheim freute es Edo, dass Chrodigildis nicht laufen musste. Ein solides Weidengeflecht umgab den Aufbau des Karrens. Darin hatte man es ihr möglichst bequem gemacht und außerdem ein rundum geschlossenes Dach aus Tuch errichtet, das sie vor Sonne und Regen schützte – und vor den neugierigen Blicken der Menschen, denen man begegnete.

Gerade sah Edzard direkt in Onnos Augen, als ob er auf etwas wartete. Onno wiederum sah Luebbo an.

»Warum halten wir?«, fragte Edo.

»Ich halte es für eine gute Idee«, meinte Luebbo.

»Was ist eine gute Idee?«, hakte Edo nach.

»Wir teilen uns vorübergehend auf.«

Edo verstand, dass Luebbo ihm keine ausreichende Erklärung geben wollte, und zog die Augenbrauen zusammen. Er war es gewohnt, dass man ihn nicht ernsthaft in Beratungen und Entscheidungen einbezog, und meistens störte es ihn nicht. Diesmal allerdings wollte er zumindest wissen, worum es ging, und erwartete eine Auskunft.

Onno seufzte. »Edzard schlägt vor, dass wir uns in zwei Mannschaften aufteilen und von hier aus in unterschiedliche Richtungen weitergehen, um Chlothar zu verwirren.«

»Halbe Mannschaft ist auch halbe Schlagkraft«, meinte Edo mit einem Seitenblick auf ihren Führer.

Onno ignorierte den Einwand. »Vor uns in östlicher Richtung soll es einen kleinen Fluss geben, den wir bequem zu Fuß durchqueren können«, erklärte er. »Am jenseitigen Ufer marschiert die eine Mannschaft nach rechts und die andere nach links, bis wir wieder aufeinander treffen.«

Edo misstraute Edzard. »Was bringt das?«

Luebbo meinte: »Chlothar wird Zeit auf eine Beratung mit seinen Leuten verschwenden müssen. Er ist weder mit den Örtlichkeiten noch mit unserem Plan vertraut. Bald setzt die Dämmerung ein und es wird schwieriger für ihn, uns zu folgen. Außerdem nötigt ihn das Manöver, noch vorsichtiger zu sein, denn er muss eine Falle befürchten. Alles in allem kann es sein, dass wir Zeit gewinnen. Ich halte den Vorschlag für gut, aber nur, wenn wir uns schnell entscheiden.«

Onno und Edo sahen sich an. Edo spürte, dass sein Bruder die Vorbehalte gegen Edzard teilte. Dennoch sagte Onno:

»Gut, wir machen es. Edzard geht mit mir. Und wenn der Plan schief geht, kostet es dich den Kopf.«

Edzard blieb gelassen. »Es wird nicht schief gehen.«

Sie teilten die Krieger in zwei kleinere Züge auf, schirrten das Maultier vom Karren und machten sich auf den Weg. Onno und Edzard hielten sich nordöstlich und führten das Maultier mit sich, dessen Spuren ab sofort Chlothar verwirren sollten. Denn zugleich gingen Edo und Luebbo strikt nach Osten und ließen den Karren von zwei Männern ziehen.

Bald darauf war Onnos Zug außer Sicht und Edo fühlte sich mit einem Mal wie ausgesetzt, alleingelassen, verirrt. In gewisser Hinsicht war es ein gutes Gefühl, einen Führer wie Edzard bei sich zu haben, selbst wenn man ihm nicht voll und ganz vertrauen konnte. Edo hatte die Orientierung

längst verloren. Er wusste, dass die Männer Edzard auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Und obwohl der Führer keinen Anlass zu Misstrauen gab, blieb Edo auf der Hut. Edzard war ein Fremder, der Onno seine Dienste angeboten hatte. Aber Edzard war dem Sohn des Friesenfürsten und seinen wahnwitzigen Absichten nicht verpflichtet wie Edo und die anderen. Edzard verfolgte seine eigenen Interessen. Er war auf großzügigen Lohn aus – und würde Onnos Rotte ihrem Schicksal überlassen, sobald es brenzlig wurde.

Für einen Augenblick nagte der Verdacht an ihm, Onno habe womöglich etwas Ähnliches vor und wolle sich aus dem Staub machen. Doch dann fiel ihm wieder ein, dass er selbst ja Chrodigildis bei sich hatte. Und Luebbo. Auf beide würde Onno niemals freiwillig verzichten. Vermutlich war Onno sogar der Ansicht, dass er selbst den heikleren Teil auf sich

genommen hatte, weil er mit Edzard unterwegs war und mit ihm in die etwaige Falle laufen würde. Und deshalb hatte er Chrodigildis auch lieber Luebbo anvertraut.

Beim Gedanken an Chrodigildis vernebelte sich sein Verstand wieder. Er ließ Luebbo an der Spitze des Zuges allein und ging stattdessen weiter hinten neben dem Karren her. Die Männer, die ihn zogen, waren kräftige Kerle und sahen doch alles andere als begeistert aus.

Für einige Zeit schwieg er und überlegte, wie er die Fürstentochter ansprechen sollte. Schließlich fragte er: »Chrodigildis, bist du wohlauf?«

Eine zarte, weiße Hand erschien zwischen den Vorhängen und schob sie auseinander. »Edo, Ihr seid es!« Sie reckte vorsichtig den Kopf aus den Vorhängen und schaute sich um. »Sagt, weshalb werde ich nun von den Männern gezogen? Wo ist das Maultier?«

Es war Edo unangenehm, dass sie ihn danach fragte, denn da die Krieger jedes Wort anhörten, konnte er nicht vertraulich mit ihr reden, wie er es gerne getan hätte. »Verzeih, aber darüber sollte ich dir nichts sagen.«

»Ich verstehe.« Sie lächelte ihn an.

Der Zug durchwanderte eine karge Heidelandschaft, die zum Gehen weitaus angenehmer war als der Wald mit seinen engen Wegen und dem Unterholz.

Es behagte ihm sehr, in ihrer Nähe zu sein. Sie war freundlich zu ihm. Seit sie Chrodigildis in der vergangenen Woche geraubt hatten, war er immer wieder bei ihr gewesen und schon nach wenigen Stunden hatte sie ihm gegenüber ihr unnahbares Wesen aufgegeben und viel mit ihm gesprochen.

»Edo, seid so gut, Ihr könntet mir einen Gefallen tun.«

»Was immer du willst.« Edo erschrak über seine sanfte Stimme und räusperte sich.

»Reicht mir bitte die Schüssel. Es drängt mich.«

Edo machte einen schnellen Schritt vorwärts, wo die tönerne Schale am Karren hing. Er nahm sie vom Haken und reichte sie Chrodigildis. Als sie die Schale nahm, berührten sich ihre Hände. Edo stockte und Chrodigildis lächelte ihm zu. Dann zog er sich zurück.

Durch den offenen Spalt zwischen den Vorhängen sah er verstohlen, dass sie sich an ihrem Gewand zu schaffen machte. Ihm war bewusst, dass er sich nun abwenden musste, aber er konnte seinen Blick nicht losreißen. Und tatsächlich wurde seine Neugier belohnt und er sah ihre bloßen Beine. Ihn überkam Begierde, ein Verlangen, das ihn glücklicherweise nur selten, dann jedoch umso heftiger heimsuchte. Chrodigildis besaß kräftige Schenkel, so wie er es vermutet hatte, wenn der Wind mit ihrem Gewand gespielt und sich der runde Bauch und die fruchtbaren Hüften abgezeichnet hatten. In ihrer Vollkommenheit übertraf sie die schönsten Frauen seines Volkes. Er erinnerte sich an jene Nacht, als sie Chrodigildis aus ihrem Gemach getragen hatten und er zum ersten Mal gewahr worden war, dass das Mädchen aus seiner Erinnerung nun eine Frau war, bald vierzehn Jahre alt. Immer wieder hatte er die Hügel angestarrt, die ihre Brüste unter dem Leinen bildeten.

Edo wollte Chrodigildis, aber Chrodigildis gehörte Onno. Daran war nicht zu rütteln. Immer wieder hatten Affo und Onno es bekräftigt und sich mit den großen Humpen zugeprostet. Sie waren einander versprochen, der Sohn des Friesenfürsten und die Tochter des Frankenfürsten, seit Chlothar und Affo einen Bund geschlossen hatten, um in den Wirren der fränkisch-friesischen Kriege nicht unterzugehen.

Aber dann war Chlothar zum Christentum konvertiert und seine Abgesandten hatten Affo dargelegt, dass ein ehelicher Bund zwischen einer getauften Fürstentochter und einem heidnischen Fürstensohn den Zorn Gottes hervorrufen würde. Die Abgesandten öffneten eine Schatulle mit Gold, die Chlothar aus dem Versprechen freikaufen sollte, denn keineswegs wollte er Affo erzürnen, Affo, den Häuptling eines starken friesischen Stammes. Affo hatte das Gold einschmelzen und über einen der Gesandten gießen lassen, der unter heidnischem Gebrüll verkocht war, bevor er den Rückweg als gleißendes Bildnis angetreten hatte.

»Edo, seid so gut.« Chrodigildis reichte die Schüssel heraus.

Er nahm das Gefäß, trat zur Seite und goss den Inhalt zwischen...

Erscheint lt. Verlag 6.9.2017
Verlagsort Bremen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Christianisierung • Dankern • Ems • Franken • Friesland • Haren • historisch • Kriminalroman • Mittelalter • Novelle • Röse • Sachsen • Thing
ISBN-10 3-943531-13-9 / 3943531139
ISBN-13 978-3-943531-13-8 / 9783943531138
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