Clockwork Orange (eBook)

Roman
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2013 | 2. Auflage
352 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-10639-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Clockwork Orange -  Anthony Burgess
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Alex ist Anführer einer Londoner Jugendbande und begeisterter Beethoven-Fan. Seine Gang lebt in einem trostlosen Vorort und benutzt eine eigenwillige Sprache, einen von russischen Brocken durchsetzten Slang. Ihr Leben dreht sich um Schlägereien mit anderen Gangs, Raubüberfälle und Vergewaltigungen. Alex' Eltern kriegen ihn nicht in den Griff, denn er hat keinerlei Respekt vor ihnen. Aber auch Alex' Freunde sind mit ihrem Anführer nicht mehr zufrieden. Bei einem ihrer Raubzüge lassen sie ihn im Stich und die Polizei nimmt ihn fest. Wegen Mordes wird er zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, bekommt aber eine letzte Chance: Ein neuartiges Experiment soll ihn zu einem guten Bürger umerziehen. Der große Roman von Anthony Burgess über Gut und Böse, über Freiheit und Zwang in neuer Übersetzung der ursprünglichen Fassung. Mit ergänzenden Texten zu Buch, Film und Theaterstück.

Anthony Burgess, 1917 in Manchester geboren, und 1993 gestorben, komponierte, schrieb Libretti, Essays, Drehbücher, Sachbücher, Übersetzungen und ungefähr dreißig Romane, darunter »Der Fürst der Phantome«, »Enderby« und vor allem »Clockwork Orange«.

Anthony Burgess, 1917 in Manchester geboren, und 1993 gestorben, komponierte, schrieb Libretti, Essays, Drehbücher, Sachbücher, Übersetzungen und ungefähr dreißig Romane, darunter »Der Fürst der Phantome«, »Enderby« und vor allem »Clockwork Orange«. Ulrich Blumenbach hat u. a. Werke von Agatha Christie, Joshua Cohen, Stephen Fry, Jack Kerouac und Anthony Burgess sowie Gedichte von Dorothy Parker ins Deutsche gebracht. Für die Übersetzung von David Foster Wallace' Roman Unendlicher Spaß wurde er 2010 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.

1


»Was läuft denn jetzt, ey?«

Wir waren zu viert, ich, also Alex, und meine drei Droogs Pete, Georgie und Dim, wobei Dim echt dumm ist, und saßen in der Korowa Milchbar und ließen uns durch die Rassudocks gehen, wie der Abend laufen sollte, ein flipper dunkler kalter Winterarsch, aber trocken. Die Korowa Milchbar war ein Milch-plus-Mesto, und ihr, o meine Brüder, mögt vergessen haben, wie diese Mestos waren, wo sich die Dinge heutzutage so skorri ändern, alle grotte schnell vergessen und auch keiner mehr Zeitung liest. Die verkauften da jedenfalls Milch mit was drin. Sie hatten keine Schnapskonzession, aber kein Gesetz verbot das Stupsen mit neuen Weschen, mit denen sie eben die alte Moloko versetzten, so dass man die mit Vellocet, Synthomeskal, Drencrom oder noch ein paar anderen Weschen pitschen konnte und eine Viertelstunde schöne stille Horrorshow bekam, Bog Und All Seine Himmlischen Heerscharen Und Heiligen im linken Schuh bewundern konnte und im ganzen Mosg Lichtlein auffunkeln sah. Man konnte auch Milch mit Messern drin pitschen, wie wir es nannten, das machte einen scharf und bereit zu einer Runde dreckiges Zwanzig-gegen-einen, und das pitschten wir an dem Abend, an dem meine Geschichte anfängt.

Wir hatten die Taschen voll Deng, also war es von wegen noch mehr Penunzia krasten nicht nötig, einen alten Weck in einer Gasse zu tolschocken und dann zu viddieren, wie er in seinem Blut schwamm, während wir die Einnahmen zählten und durch vier teilten, und wir mussten auch keine schlotternde starige grauhaarige Petieza in ihrem Laden vergewohltätigen und smeckernd mit den Innereien der Kasse abziehen. Aber wie heißt es so schön, Geld ist nicht alles.

Wir vier waren nach dem Dernier Krieh gekleidet, und das waren zu jener Zeit knallenge schwarze Strumpfhosen mit im Schritt unter der Strumpfhose festgeschnallten Eierschalen, wie wir sie nannten, zum Schutz, aber auch als eine Art Design, das im richtigen Licht klar zu viddieren war, so dass meine die Form einer Spinne hatte. Pete hatte eine Ruka (also eine Hand), Georgie eine schnafte Blume, und der arme alte Dim das voll stumpfe Litso (das ist ein Gesicht) von einem Clown, weil Dim wieder mal keine Checkung hatte und ohne den Schatten eines ungläubigen Thomas der Dümmste von uns vieren war. Dann trugen wir taillierte Jacken ohne Aufschläge, aber mit so aufgefuderten Schultern (»Pletschos« nannten wir die), die eine Art Verspottung von echt so Schultern waren. Dann, meine Brüder, hatten wir diese grauweißen Halstücher, die wie Kartoffelbrei aussahen, wo wer mit einer Gabel ein Muster draufgezogen hat. Wir trugen die Haare mittellang und hatten flippe Horrorshowstiefel zum Treten.

»Was läuft denn jetzt, ey?«

Am Tresen saßen drei Dewuschkas, wir aber waren vier Maltschicks, und bei uns hieß es gewöhnlich einer für alle und alle für einen. Auch die Schnallen waren nach dem Dernier Krieh gekleidet, trugen Perücken in Knallrot, Grün und Orange auf den Gullivern, die jede den Schnallenlohn von mindestens drei bis vier Wochen gekostet haben musste, würd ich mal sagen, und dazu passendes Make-up (Regenbogen um die Glasis und den Rott breit ummalt). Dann trugen sie lange, sehr gerade schwarze Kleider, die auf den Gruhdis so kleine silberne Abzeichen mit den Namen verschiedener Maltschicks hatten – Joe und Mike und so. Das stand für die Namen der verschiedenen Maltschicks, mit denen sie gespatet hatten, bevor sie vierzehn waren. Sie sahen immer wieder zu uns rüber, und fast hätte ich (also aus dem Rottwinkel jetzt) gesagt, wir drei sollten uns eine Runde Poll gönnen und den armen alten Dim zurücklassen, denn dazu mussten wir Dim nur einen Halbliter Weißes kupittieren, aber diesmal mit einem Schuss Synthomeskal drin, aber das wäre gegen die Spielregeln gewesen. Dim war potthässlich und dumm wie sein Name, aber er war ein horrorshow übler Kämpfer und hatte ein Händchen für den Stiefel.

»Was läuft denn jetzt, ey?«

Der Tschelloweck neben mir auf der langen breiten plüschigen Sitzbank, die sich an drei Wänden langzog, war bannig hinüber, hatte glasige Glasis und blubberte Slowos wie »Aristoteles arbeitet wischiwaschi mit einem Ausflug von Alpenveilchen in rhagadiformer Pfiffigkeit«. Er war fürwahr im Lande Fort, in der Umlaufbahn, und ich wusste, wie das war, hatte das wie jeder andere probiert, aber inzwischen fand ich, das war eine feige Wesch, o meine Brüder. Wenn du deine gute alte Moloko getrunken hattest, lagst du da, und dir kam der Missel, dass alles um dich herum irgendwie Vergangenheit war. Du konntest alles gut viddieren, ganz klar – Tische, Anlage, Lichter, Schnallen und Maltschicks –, aber es war wie eine Wesch, die früher mal da war und jetzt nicht mehr. Und du warst quasi wie hypnotisiert von deinem Stiefel, deinem Schuh oder meinetwegen einem Fingernagel, und gleichzeitig wurdest du quasi am Genick gepackt und wie eine Katze geschüttelt. Du wurdest geschüttelt und geschüttelt, bis nichts mehr übrig war. Du hast deinen Namen vergessen, deinen Körper, dein Selbst, und das war dir einfach egal, und du hast gewartet, bis dein Stiefel oder dein Fingernagel gelb wurde, immer gelber und gelber, die ganze Zeit über. Dann knisterten die Lampen A-bombig, und der Stiefel oder Fingernagel oder meinetwegen ein Bremsstreifen am Hosenboden wurde ein großes großes großes Mesto, größer als die ganze Welt, und als du gerade dem guten alten Bog oder Gott vorgestellt werden solltest, war alles vorbei. Du kamst winselnd ins Hier und Jetzt zurück, und dein Rott verzog sich zum großen Buhuhu. Das ist nun sehr nett, aber auch sehr feige. Du bist nicht bloß auf Erden, um mit Gott in Kontakt zu treten. Sowas kann einem Tschelloweck die ganze Kraft und Güte rauben.

»Was läuft denn jetzt, ey?«

Die Anlage lief, und man konnte das Gefühl kriegen, die Golosse der Sängerin würde durch die Bar wandern, zur Decke hochfliegen, wieder herabstoßen und von Wand zu Wand flitzen. Es war Berti Laski, die einen echt starigen Oldie namens »Du Blase in meinem Lack« krächzte. Eine von den drei Petiezas am Tresen, die mit der grünen Perücke, schob im Takt mit der akustischen Jauche ständig den Bauch vor und zog ihn wieder ein. Ich spürte, wie die Messer in der guten alten Moloko zu stechen anfingen, und hatte Lust auf eine Runde Zwanzig-gegen-einen. Ich kläffte »Raus raus raus raus!« wie ein Wauwau, und dann knackste ich den Weck an, der neben mir saß und echt weg war, knackste ihm horrorshow eins aufs Ucho oder Ohrloch, aber er spürte nichts und machte weiter mit seinem »Telefonische Eisenwaren und wenn die Anakusis rirarutsch macht«. Wenn er vom Lande Fort zurück und zu sich kam, würde er es schon spüren.

»Wo raus?«, fragte Georgie.

»Ach, nur die Beine vertreten«, sagte ich, »und mal viddieren, was Sache ist, o meine kleinen Brüder.«

Wir verdufteten also in die große Winternotschi, gingen den Marghanita Boulevard runter, bogen auf die Boothby Avenue ab, und da fanden wir genau das, wonach wir luckilucki gemacht hatten, einen malenkigen Spaß zum Einstieg in den Abend; einen tatterigen, starigen Schulmeisterweck mit Brille, den Rott in der kalten Notschiluft offen. Er hatte Bücher und einen Scheißregenschirm unterm Arm und kam um die Ecke aus Richtung Öffentliche Biblio, die wenige Ludis zu jener Zeit nutzten. Von so älteren Bobotypen sah man nach Einbruch der Nacht damals nicht mehr viele draußen, bei dem Mangel an Polizei und uns feinen jungen Maltschickiwicks unterwegs, und dieser profmäßige Tschelloweck war der Einzige, der weit und breit unterwegs war. Wir gullerten also voll höflich auf ihn zu, und ich sagte: »Verzeihung bitte, Bruder.«

Er wirkte ein malenkiges bisschen pugglig, als er viddierte, wie wir vier da so still und höflich und lächelnd ankamen, sagte aber mit lauter lehrermäßiger Golosse, als wollte er uns demonstrieren, dass er null pugglig war: »Ja? Was gibt’s denn?« Ich sagte:

»Ich sehe, Ihr habt da Bücher unter dem Arm, Bruder. Es ist dieser Tage ein seltenes Vergnügen, jemandem über den Weg zu laufen, der noch zu lesen versteht, Bruder.«

»Ach«, sagte er ganz schlottrig. »Tatsächlich? Ach, verstehe.« Und er sah uns vier einen nach dem anderen an, wie er sich da in der Mitte eines sehr lächelnden und höflichen Quadrats fand.

»Ja«, sagte ich. »Es würde mich ungemein interessieren, Bruder, wenn Ihr so gütig wärt, mir einen Blick zu erlauben, was das für Bücher sind, die Ihr da unter dem Arm habt. Nichts mag ich auf der Welt so gern wie ein gutes anständiges Buch, Bruder.«

»Anständig«, sagte er. »Anständig, ja?« Und dann quartete Pete ihm die drei Bücher weg und verteilte sie echt skorri. Da es drei waren, hatten wir bis auf Dim jeder eins zum Viddieren. Meins hieß Grundlagen der Kristallographie, ich schlug es auf und sagte: »Ausgezeichnet, absolut erstklassig«, und blätterte darin. Dann sagte ich mit ganz schockierter Golosse: »Aber was haben wir denn da? Was ist denn das für ein unflätiges Slowo? Ich erröte beim Anblick dieses Wortes. Ihr enttäuscht mich, Bruder, fürwahr.«

»Aber«, versuchte er, »aber, aber.«

»Hier«, sagte Georgie, »das hier nenne ich wahren Schmutz und Schund. Hier ist ein Slowo, das mit einem A beginnt und ein anderes mit einem F.« Sein Buch hieß Das Wunder der Schneeflocke.

»Oh«, sagte der arme alte Dim, smotterte Pete über die Schulter und übertrieb es wieder mal: »Hier steht, was er mit ihr macht, und da ist ein Bild und alles. Mensch«, sagte er, »du bist ja nichts als ein dreckiger alter Pissbartel.«

»Ein Mann in Eurem Alter, Bruder«, sagte ich, riss Seiten aus...

Erscheint lt. Verlag 13.9.2013
Übersetzer Ulrich Blumenbach
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1962 • 20. Jahrhundert • Belletristik • britischer Schriftsteller • Dystopie • Englische Literatur • englischer Schriftsteller • Freier Wille • Hauptwerk • John Anthony Burgess Wilson • Moral • Roman • Science-fiction • Stanley Kubrick • Uhrwerk Orange
ISBN-10 3-608-10639-1 / 3608106391
ISBN-13 978-3-608-10639-8 / 9783608106398
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