Mitternachtsspitzen (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2013
384 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-10751-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mitternachtsspitzen - Susan Elizabeth Phillips
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Ein fesselnder historischer Roman aus der Feder von Bestsellerautorin Susan Elizabeth Phillips!
Wutentbrannt reist die junge Kit Weston nach New York. Ihr Ziel: Der neue Besitzer ihrer Plantage muss weg! Aber obwohl sie sich als Junge verkleidet und sogar bei ihrem Widersacher als Stallbursche eingestellt wird, erweist sich Baron Cain als äußerst harter Brocken.Und der durchschaut schnell, dass sein neuer Mitarbeiter in Wahrheit eine Lady mit teuflischem Temperament und viel Courage ist. Kurzerhand verfrachtet er die junge Dame in ein vornehmes Pensionat. Drei Jahre später begegnen sich Kit und Cain erneut - und die Funken fliegen wieder! Doch diesmal ist es nicht Zorn, der ihre Herzen entflammt, sondern Liebe. Das aber würden sich die beiden hitzigen Dickköpfe niemals eingestehen ...

Susan Elizabeth Phillips ist eine der meistgelesenen Autorinnen der Welt. Ihre Romane erobern jedes Mal auf Anhieb die Bestsellerlisten in Deutschland, England und den USA. Die Autorin hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Mann in der Nähe von Chicago.

2


Hamilton Woodward erhob sich, als Cain durch die Mahagonitüren in das private Anwaltsbüro strebte. Das also war der Held vom Missionary Ridge, der Mann, der den reichsten New Yorker Bankern das Geld aus der Tasche zog. Und erlesen gekleidet, das musste man ihm neidlos zugestehen. Die feine Nadelstreifenweste über der dunkel gemusterten Krawatte war konservativ-gediegen, der perlgraue Überzieher bestimmt Maßarbeit. Trotzdem hatte er etwas von einem Lebemann an sich. Sein Ruf war nicht der beste, und sobald er den Raum betrat, gewann man das Gefühl, von seiner Präsenz erdrückt zu werden.

Der Jurist umrundete den Schreibtisch und reichte ihm die Hand. »Angenehm, Sie kennen zu lernen, Mr. Cain. Ich bin Hamilton Woodward.«

»Mr. Woodward.« Während sie sich die Hände schüttelten, machte Cain seine eigene Bestandsaufnahme. Sein Gegenüber war mittleren Alters und korpulent. Ein kompetenter Wichtigtuer. Und vermutlich ein lausiger Pokerspieler.

Woodward deutete auf einen Ledersessel vor seinem Schreibtisch. »Verzeihen Sie, dass ich Sie so kurzfristig herbitten musste, aber die Sache geriet bedauerlicherweise etwas in Verzug und duldet keinen Aufschub mehr. Wohlgemerkt nicht durch ein Versehen meinerseits, darf ich hinzufügen. Ich erfuhr selber erst gestern davon. Ich versichere Ihnen, unsere Firma arbeitet für gewöhnlich überaus effizient. Und bei einem Mann wie Ihnen, dem wir so viel zu verdanken haben…

»In Ihrem Brief stand lediglich, dass Sie etwas äußerst Wichtiges mit mir besprechen möchten«, warf Cain ein. Er hatte eine natürliche Antipathie gegen Menschen, die seine Kriegsverdienste unbedingt an die große Glocke hängen mussten.

Woodward schob sich umständlich die Bügel einer Nickelbrille über die Ohren. »Sie sind also der Sohn von Rosemary Simpson Cain – der späteren Rosemary Weston?«

Cain hatte keinerlei Probleme, beim Pokern eine unbewegte Miene aufzusetzen, doch konnte er die widerwärtigen Emotionen kaum verbergen, die bei diesem Namen spontan in ihm aufwallten. »Ich wusste nicht, dass sie wieder geheiratet hat, aber ja, das ist der Name meiner Mutter.«

»War ihr Name, meinen Sie?« Woodward blickte von dem Dokument auf.

»Ist sie tot?«, meinte Cain ohne jede Regung.

Die feisten Wangen des Notars wackelten bedenklich. »Verzeihen Sie vielmals, ich ging davon aus, Sie seien informiert. Sie starb vor etwa vier Monaten. Meine herzliche Anteilnahme. Tut mir leid, dass ich Ihnen die Nachricht nicht schonender beigebracht habe.«

»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich habe meine Mutter seit meinem elften Lebensjahr nicht mehr gesehen. Ihr Tod trifft mich nicht sonderlich.«

Woodward wühlte in den vor ihm liegenden Papieren. Es irritierte ihn, dass sein Mandant dermaßen unterkühlt auf den Tod der eigenen Mutter reagierte. »Ich, ähm, habe einen Brief für Sie von einem Notar aus Charleston, einem W. D. Ritter. Er verwaltet das Vermögen Ihrer Mutter.« Er räusperte sich. »Mr. Ritter bat mich, den Kontakt mit Ihnen aufzunehmen und Sie über das Testament der Verstorbenen in Kenntnis zu setzen.«

»Kein Interesse.«

»Nun ja, das bleibt abzuwarten. Vor zehn Jahren heiratete Ihre Mutter einen gewissen Garrett Weston. Er war der Besitzer von Risen Glory, einer Baumwollplantage in der Nähe von Charleston. Als er in Shiloh fiel, vermachte er die Plantage Ihrer Mutter. Vor vier Monaten starb sie an den Folgen einer Influenza. Nach meinen Informationen hat sie die Plantage Ihnen vererbt.«

Cain machte keinen Hehl aus seiner Verblüffung. »Ich hatte meine Mutter sechzehn lange Jahre nicht gesehen. Wieso sollte sie mir etwas vererben?«

»Wie gesagt, Mr. Ritter übergab mir einen Brief an Sie, den Ihre Mutter kurz vor ihrem Tod abfasste. Vielleicht erklärt das ihre Motive.« Woodward zog ein versiegeltes Kuvert aus der Mappe vor sich und schob es über den Schreibtisch.

Cain steckte den Brief ungelesen in die Jacketttasche. »Was wissen Sie über die Plantage?«

»Vor dem Krieg war sie offenbar sehr einträglich. Man müsste wohl etwas Arbeit investieren, um die Geschäfte wieder in Schwung zu bringen. Allerdings umfasst das Vermächtnis keinerlei Geldvermögen. Und dann wäre da noch die Sache mit Westons Tochter Katharine Louise.«

Diesmal machte Cain kein Hehl aus seiner Verblüffung. »Wollen Sie damit sagen, dass ich eine Halbschwester habe?«

»Nein, nein. Eine Stiefschwester. Sie sind nicht blutsverwandt. Das Mädchen ist Westons Tochter aus erster Ehe. Trotzdem kommen da gewisse Verpflichtungen auf Sie zu.«

»Inwiefern?«

»Ihre Großmutter hat ihr eine nicht unerhebliche Geldsumme vermacht, die auf einer der Banken hier im Norden hinterlegt ist. Fünfzehntausend Dollar, um genau zu sein, über die Katharine Louise mit ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag frei verfügen kann. Wenn sie vorher heiratet, natürlich schon früher. Tja, man hat Sie testamentarisch zum Treuhandverwalter bestimmt, und auch zum Vormund des Mädchens.«

»Vormund!« Cain schnellte ungehalten aus dem Ledersessel hoch.

Woodward zuckte irritiert zurück. »Was sollte Ihre Mutter sonst tun? Das Mädchen ist gerade mal achtzehn Jahre alt. Es handelt sich um ein beträchtliches Geldvermögen, und meines Wissens gibt es keine weiteren Angehörigen.«

Cain beugte sich über die Schreibtischplatte aus blank poliertem Mahagoniholz. »Ich übernehme weder die Verantwortung für ein achtzehnjähriges Mädchen noch die Verwaltung einer heruntergewirtschafteten Baumwollplantage.«

Woodwards Stimme wurde um eine Nuance schriller. »Das ist selbstverständlich Ihre Sache. Ich räume auch gern ein, dass ein Mann mit Ihrem – ähm – Unternehmungsgeist schwerlich die Vormundschaft für eine so junge Frau übernehmen kann. Wie gesagt, die Entscheidung liegt bei Ihnen. Wenn Sie nach Charleston fahren und sich dort die Plantage ansehen, können Sie Mr. Ritter Ihre endgültige Entscheidung mitteilen.«

»Ich habe mich bereits entschieden«, versicherte Cain tonlos. »Ich habe dieses Erbe nicht gewollt und nehme es auch nicht an. Schreiben Sie das bitte Mr. Ritter. Soll er sich doch einen anderen Dummen suchen.«

 

Übellaunig kehrte Cain nach Hause zurück. Dass sein Stalljunge nicht kam, um die Kutsche in Empfang zu nehmen, machte es auch nicht besser.

»He? Wo zum Teufel steckst du?« Er rief zweimal, ehe Kit angelaufen kam. »Verflucht! Wenn du für mich arbeiten willst, hast du gefälligst da zu sein, wenn ich dich brauche. Lass mich nicht noch einmal warten!«

»Erst einmal guten Tag, Sir«, grummelte Kit stattdessen.

Er ignorierte die spitze Bemerkung, sprang aus der Kutsche und lief über den Hof ins Haus. Er steuerte direkt in die Bibliothek und goss sich einen doppelten Whiskey ein. Nachdem er ihn in einem Zug geleert hatte, zog er Woodwards Brief aus der Jackentasche und brach das rote Wachssiegel.

In dem Kuvert befand sich ein einzelner Briefbogen mit einer flüchtigen, fast unleserlichen Handschrift.

 

6. März 1865

 

Lieber Baron,

ich kann mir vorstellen, wie erstaunt Du bist, nach so vielen Jahren einen Brief von mir zu bekommen. Noch dazu nach meinem Tod. Ein grässlicher Gedanke. Ich will noch nicht sterben. Aber das Fieber lässt nicht nach, und ich rechne mit dem Schlimmsten. Solange ich noch die Kraft habe, werde ich das Wenige regeln, das es für mich zu regeln gibt.

Wenn Du Entschuldigungen von mir erwartest, muss ich Dich enttäuschen. Die Ehe mit Deinem Vater war wie eine quälende Strafe für mich. Ich bin keine besonders mütterliche Frau, zumal Du ein überaus anstrengendes Kind warst. Irgendwann hatte ich die ganze Plackerei restlos satt. Allerdings muss ich einräumen, dass ich Deine militärischen Erfolge in den Zeitungen interessiert verfolgt habe. Es erfüllt mich mit Stolz, dass aus Dir ein attraktiver, erfolgreicher Mann geworden ist.

Aber das alles hat nichts mit dem Anlass meines Briefes zu tun. Ich war Garrett Weston, meinem zweiten Mann, sehr verbunden. Er hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen, und deshalb sehe ich mich genötigt, Dir jetzt zu schreiben. Auch wenn ich seine ungezügelte Tochter Katharine nie ausstehen konnte, so muss sich doch zwangsläufig jemand um sie kümmern, bis sie erwachsen ist. Deshalb habe ich Risen Glory Dir vermacht, in der Hoffnung, dass Du die Vormundschaft für das Mädchen übernimmst. Mag sein, dass Du ablehnst. Die Plantage war zwar früher die einträglichste in dieser Gegend, aber der Krieg hat seinen Tribut gefordert.

Wie auch immer Du dich entscheidest, ich habe meiner Pflicht genügt.

Deine Mutter,

Rosemary Weston

 

Das war alles – nach sechzehn Jahren.

 

Kit kniete vor dem offenen Scheunenfenster und starrte zu dem dunklen Wohnhaus hinüber. Die Glocke der nahe gelegenen Methodistenkirche läutete zwei Mal. Baron Cain würde den Sonnenaufgang nicht mehr erleben.

Die drückende, elektrisierende Luft kündigte ein Unwetter an, und trotz der Wärme in ihrem Zimmer fröstelte sie. Sie verabscheute Gewitter, vor allem nachts. Hätte sie in ihrer Kindheit Trost suchend zu ihren Eltern ins Bett schlüpfen können, wäre es vermutlich halb so schlimm. Stattdessen hatte sie sich in ihrem Verschlag unter der Bettdecke verkrochen und zähneklappernd befürchtet, jede Sekunde von einem Blitz getroffen zu werden.

Cain war erst vor einer halben Stunde zurückgekehrt. Da Mrs. Simmons, die Hausmädchen und Magnus ihren freien Tag hatten, war der Yankee allein im Haus. Und sobald...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2013
Übersetzer Beate Darius
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Just Imagine (neu von der Autorin überarbeitete Version von "Risen Glory")
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Dickköpfe • eBooks • Frauen • Frauenromane • Historische Liebesromane • kleine geschenke für frauen • Liebe • Liebesromane • NewYork • Roman • Romane für Frauen • Romantik • Thats Amore • Unterhaltung • Widersache • Wiedersehen
ISBN-10 3-641-10751-2 / 3641107512
ISBN-13 978-3-641-10751-2 / 9783641107512
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