Gereimtes über Ungereimtes

Sprüche und Gedichte zur Geschichte 1987 bis 2008. Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied! (Goethe: FAUST I, Szene in „Auerbachs Keller“)

(Autor)

Buch | Softcover
112 Seiten
2009
viademica.verlag berlin
978-3-937494-46-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gereimtes über Ungereimtes - Walter Meier
9,80 inkl. MwSt
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Ich weiß nicht, wann ich damit begann, die Neujahrsgrüße an meine Klassenkameraden in Verse zu fassen. Anfangs waren es Vier- oder Sechszeiler, und ich schrieb sie per Hand auf Glückwunschkarten, wobei es schon vorkommen konnte, daß die zuletzt geschriebenen Verse nur noch entfernte Ähnlichkeit mit dem Original hatten. Wann ich auf die Idee kam, diese poetischen Spielereien für die Nachwelt zu erhalten, weiß ich ebenfalls nicht mehr. Erst 1987 findet sich die Abschrift eines 'Jahresspruchs' in meinem Tagebuch. Später, als die Vervielfältigung per Kopiergerät das zeitaufwändige 'Handgeschreibe' ersetzte, sammelte ich diese Sprüche, die ich nun all denen empfehle, die Lust am Gereimten empfinden. HINWEIS: In diesem garstigen Büchlein gilt die Meiersche Rechtschreibung.

Kalenderspruch 1989 (Auszüge) Nun ist sie weg, die viel geschmähte Mauer, der Januswall aus Stein und Stacheldraht. Die einen tanzen, andre tragen Trauer; wer liegt da, händereibend, auf der Lauer? Im nächsten Jahre sind wir schlauer und wissen, was die Uhr geschlagen hat. Und diese Uhr wird nicht aus Ruhla stammen; sie kostet auch nicht achtundzwanzig Mark. Brillanten werden auf dem Armband flammen; man wird, was war, in Grund und Boden rammen, und was uns wertvoll schien, wird man verdammen; von nun an gilt: Nur wer was hat, ist stark. Geprägter Adler wird uns korrumpieren; Begrüßungsgeld vergiftet die Moral. Man wird uns anfangs noch jovial hofieren, jedoch: Sobald sie eine Mark verlieren, wird Bruderkuß zum Bruderneid mutieren; wer oben sitzt, der steigt nicht gern zu Tal. Kalenderspruch 1992 (Auszüge) Ob Dollar, Lira, Franc und Gulden, ob Deutsche Mark, ob Krone, Pfund: Die ganze Welt lebt nur von Schulden. Ich finde das höchst ungesund. Doch wag’ ich nicht, den Stab zu brechen: Das neue Jahr steht vor der Tür und scheint prophetisch zu versprechen: Die Schulden kommen auch zu dir! Wo Staaten auseinanderbrechen, die Not und Krieg einst fest verband, hör’ ich die Kohls von Fortschritt sprechen; man spricht halt Kohl, fehlt’s an Verstand. Kalenderspruch 1996 (Auszüge) An diesem Jahre gibt es nichts zu meckern! Fast jeder Sechste braucht nichts mehr zu tun. Die Wohlstands-Center schießen aus den Äckern; man muß nicht klotzen, braucht nicht mal zu kleckern; man holt sich 'Stütze', um sich auszuruhn. Wo Zuckerrüben wuchsen oder Weizen, da zieht ein Glaspalast wie ein Magnet mit fast fatal verführerischen Reizen selbst denen, die mit jedem Groschen geizen, die letzte müde Mark aus dem Jackett. Kalenderspruch 1999 (Auszug) Nun haben wir auch dieses Jahr erschlagen, obwohl es doch ein ganz besondres war! Was werden wir den Ur-Ur-Enkeln sagen, wenn sie uns Augenzeugen-Opas fragen: Wie war das damals, im Jahrtausendjahr? Die Menschen waren, wie sie immer waren, wird resignierend meine Antwort sein. Sie taten wie seit Hunderten von Jahren noch immer so, als gälten die Gefahren ausschließlich für den Artenschutzverein. Die gift’gen Schwaden ihrer Böllerschüsse verhüllten Haus und Hof und Strauch und Stern; sie aalten sich im Whirlpool der Genüsse, verschenkten hirn- und herzlos fade Küsse; des Nächsten Not lag, Glück sei Dank, sehr fern. Die Erde bebte, tausendfach geschändet; der zahme Bach schwoll zur Jahrhundertflut; die Wüste wuchs, wen kümmert’s, wo sie endet? Durchs wuchernde Ozonloch grell geblendet, sonnt sich der Mensch in eitel Übermut. Kalenderspruch 2003 PROLOG Herrschaft des Volkes = Demokratie? Welch eine infame Lüge! Denn: Völker der Erde, gäbe es sie, diese gepriesene Demokratie, dann gäbe es keine Kriege. EPILOG Und fragt Ihr mich, den Schwarzen Philosophen, nach ein paar hausgemachten Deutschlandstrophen, so bitt’ ich Euch, Ihr Freunde, habt Geduld. Nicht ich, der Deutsche Bundestag ist schuld. Ich äuß’re mich zu unserm eignen Land, sobald es klappt mit Maut und Dosenpfand. Kalenderspruch 2007 PROLOG Ich widme diese allerletzten Zeilen der allerersten deutschen Kanzlerin, um ihr, gereimt, persönlich mitzuteilen, wie tief enttäuscht ich 'Ossi' von ihr bin. EPILOG Ich werde keinen Jahresspruch mehr schreiben, was immer in der Welt geschehen mag. Gedanken, die ich aufschrieb, werden bleiben. Bis morgen? Oder bis zum Jüngsten Tag? Ich habe manchen düstren Vers gesungen, aus eigner, nicht aus Nostradamus’ Hand. Die meisten sind wohl ungehört verklungen. Propheten gelten nichts im eig’nen Land. Walter Meier: Vom Meister des Sports zum Meister des Worts PROLOG zum PROLOG (geheimes Jahr) Ich wollte diesem Jahr ein Loblied singen, verzeiht mir, Freunde, daß es nicht gelang. Ich kann, wo schrille Dissonanzen klingen, den Mißklang nicht in Harmonien zwingen. Mein Jahresspruch scheint mir wie Schwanensang. Denn Schwäne singen, heißt es, wenn sie ahnen, daß ihrer kühnen Schwingen Kraft erschlafft, als wollten sterbend sie uns Menschen mahnen: Kehrt um! Ihr wandelt längst auf falschen Bahnen! Apoll verlieh den Schwänen Seherkraft.

Erscheint lt. Verlag 30.3.2009
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 120 x 190 mm
Gewicht 150 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur
Sonstiges Geschenkbücher
Sonstiges Immerwährende Kalender
Schlagworte Gereimte Geschichte • Goethes Hexeneinmaleins • Reise durch Ost und West • Sprüche zu den Kalenderjahren • Taschenbuch / Belletristik/Geschenkbücher/Immerwährende Kalender • Trost für Engel „Änjela“ • Trost für Engel Änjela" • Und noch viele andere Geschichten • Vom Fluch der Unbelehrbarkeit • Vom Prassen bis zum Hungertod • Vom Weltall und der Dummheit
ISBN-10 3-937494-46-4 / 3937494464
ISBN-13 978-3-937494-46-3 / 9783937494463
Zustand Neuware
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