Darf ich Sie ein Stück begleiten? (eBook)
406 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-5873-5 (ISBN)
Vorwort und Danksagung
Dieser Beitrag ist ein erster Versuch, das Werk Rudi Schurickes umfassend als Monografie zu würdigen. Ohne den bereits vor Jahren zu Stande gekommenen freundschaftlichen Kontakt zu Herrn Hans-Joachim Schröer [†] (Berlin) und dessen Archiv (im folgenden Rudi-Schuricke-Archiv = RSA), den wohl besten Kenner Schurickes und seines Werks, wäre die Vorlage so nicht möglich geworden. Mein Manuskriptteil wurde bereits im April 2006 im Grundgerüst abgeschlossen, bevor sich Herr Schröer an die Vervollständigung und Durchsicht des diskografischen Teils machte, was aufgrund der Fülle der Aufnahmen einige Zeit in Anspruch nahm.
Rudi Schuricke nur als Interpret seines wohl bekanntesten Titels, der „Capri-Fischer“, und damit als „Schnulzensänger“ der Nachkriegszeit abzutun, oder ihn gar nur als „Refrainsänger“ in Erinnerung zu behalten, wäre ungerecht.
Rudi Schuricke ist sicher als einer der wichtigsten und fähigsten Gesangsinterpreten deutschsprachiger populärer Musik des 20. Jahrhunderts zu begreifen. Dies lag zum einen in seiner Vielseitigkeit und ungeheuren Produktivität begründet, zum anderen darin, dass er neben der Interpretation von gängigen Tagesschlagern bis hin zu Titeln der Kleinkunst in der Lage war, einer Melodie oder einem Lied mit seiner kristallklaren Tenorstimme seinen eigenen Stempel aufzudrücken, so dass daraus etwas ganz Besonderes wurde. Hinzu kommt, dass Rudi Schuricke in nur wenigen Jahren durch seinen einprägsamen Refraingesang die deutsche Jazz- und Swing-Musik von 1936 bis 1941 entscheidend mitgeprägt hat. Rudi Schuricke, aber auch sein Gesangstrio, das „Schuricke-Terzett“, stand mit allen bedeutenden deutschen Tanzorchestern der damaligen Zeit vor den Mikrophonen unserer Schallplattenfirmen, die zunächst fast ausschließlich in Berlin zuhause waren.
Von 1940 bis 1941 war Schuricke an den schnellsten, elegantesten und musikalisch am besten besetzten Swing-Aufnahmen beteiligt, die in Deutschland jemals aufgenommen wurden, und dies, obwohl diese Musikrichtung von offizieller Seite eigentlich abgelehnt – wenn auch nicht verboten – und mit dem Bannstrahl des „Dritten Reiches“ belegt wurde. Was sich allerdings in den Aufnahmestudios der Plattenfirmen tatsächlich zutrug, zeigt, dass eine deutsche Swing-Musik mit großer Lebendigkeit bis an das Kriegsende existierte, gewissermaßen geduldet wurde und ihren ganz eigenen Stil hervorbrachte – der zwar im Vergleich zum amerikanischen Swing solistisch etwas „glattgebügelt“ klang, aber dennoch zu glänzenden Einspielungen führte, und der bis heute, dank der Beteiligung Rudi Schurickes, auf den Hörer einen unverwechselbaren, nie wieder erreichten Glanz und Zauber ausübt.
Der hier vorgelegte Katalog von Schuricke-Aufnahmen versteht sich als erster Versuch, das Werk Rudi Schurickes diskografisch zu erfassen. Die Vorlage beginnt mit den ersten Gesangsaufnahmen mit den Kardosch-Sängern (1933) und endet mit den letzten Aufnahmen, die kurz vor seinem Tod für die Polydor entstanden (1973). Insgesamt sind über 1500 bisher belegte Gesangs-Aufnahmen entstanden. Viele Schuricke-Aufnahmen wurden vor allem in den 1930er Jahren anonym veröffentlicht, das heißt auf dem Etikett der Schallplatte fand sich ohne näheren Vermerk zur Identität des Interpreten zum Beispiel nur der Hinweis „mit Refraingesang“ oder „mit Gesang“. Daneben verwendete man für Rudi Schuricke mehrere Pseudonyme, hauptsächlich „Rudolf Erhard“ (gebildet aus seinen tatsächlichen Vornamen) für etliche Veröffentlichungen auf „Kristall-Schallplatten“ (1935-1938) und „Michael Hofer“ für die Einspielungen für „Tempo-Schallplatten“ (1940). Dazu kommt die Mitgliedschaft in verschiedenen Gesangsgruppen, die Schurickes Teilnahme ebenfalls in Anonymität hüllt. Neben den Kardosch-Sängern waren das die „Spree-Revellers“ (1936-1937) und die „Vier Lustigen Jungens“ (1937-1940), letzteres eigentlich ein Pseudonym des „Schuricke-Terzetts“. Außerdem existieren weitere Anonyma (hauptsächlich für „Kristall“ und „Imperial“- Veröffentlichungen) mit dem Etikettenaufdruck „mit Quartettgesang“, was zu einer gewissen Konfusion führte.
In vielen Fällen konnte und kann eine Überprüfung, und damit eine Identifizierung, erst durch Autopsie – eigentlich „Autophonie“ – das heißt über das Anhören der entsprechenden Aufnahmen durchgeführt werden. Die allermeisten Unterlagen der Plattenfirmen wurden im Krieg vernichtet oder existieren nicht mehr, da auch nach dem Krieg die Archive einzelner Firmen durch Auflösung oder Firmen-Fusionen verloren gingen. Manche erhaltenen historisch wertvollen Unterlagen sind leider nicht öffentlich zugänglich und mögen in den Händen diverser Sammler verstreut sein. Mit einiger Mühe und Hilfe vieler Sammler (hier besonders Henner Pfau), der Auswertung von Platten- und Auktionskatalogen, historischen Firmenkatalogen, Informationen aus dem Internet, dem Deutschen Musikarchiv (vormals Berlin) und den Platten aus dem RSA konnte damit von Herrn Schröer diese erste diskografische Übersicht erstellt und vervollständigt werden, die hoffentlich vielen Musikinteressierten ein wenig weiterhelfen wird, da sie ein lange gewünschtes Desiderat war.
Aus dieser Notwendigkeit heraus entstand auch die Motivation zu dieser Vorlage, da ich, als ich mich in den 1990er Jahren mit dieser Musikepoche intensiver zu beschäftigen begann, erstaunt feststellte, dass merkwürdigerweise weder eine „Schuricke-Biografie“ noch eine „-Diskografie“ im Buchhandel erhältlich waren noch jemals existiert hatten. — Als etwa Zehnjähriger hörte ich Schurickes Stimme erstmals auf einer im elterlichen Besitz befindlichen LP-Buchklubedition „... das gab's nur einmal“ mit dem zum Träumen anregenden Titel „Stern von Rio“ und mit „Junger Mann im Frühling“ vom Schuricke-Terzett (beide Aufnahmen von 1940). Der Verfasser war damals von Vortrag und Aufnahmen sofort gleichermaßen begeistert. „Schuricke“ war natürlich auf Nachfrage bei den Großeltern bekannt, allerdings fand sich in deren kleiner Nachkriegs-Schellack-Plattensammlung enttäuschenderweise keine einzige Schuricke-Platte. Nun: Der Interpret war registriert und für „gut“ befunden, nur gab es um 1980 und in den folgenden Jahren noch nicht die Möglichkeiten, sich Wissen zu Künstlern und deren Werken so rapide wie heute zu erschließen. Das sollte sich dann, ab Mitte der 1990er Jahre, rasant ändern. Es wurden Flohmärkte aufgesucht und noch später Platten im Internet und von einschlägigen Händlern bestellt, was zum Aufbau einer kleinen Sammlung führte.
Gemessen an der eigentlichen Bedeutung und Bekanntheit und Beliebtheit des Künstlers, war das Fehlen eines Buches (aus meiner Sicht) als ein relativ verwunderlicher Sachverhalt anzusehen. Schnell wurde im Dialog mit Herrn Schröer klar, dass man daran ja etwas ändern könne. Wobei nun aber gewiss das riesige Schuricke-OEuvre und die Menge des Materials sowie dessen Unübersichtlichkeit (unter den schon genannten Schwierigkeiten) auf jeden potenziell interessierten Rechercheur oder Musikhistoriker einen abschreckenden Eindruck gemacht zu haben scheinen, was das bisherige Nicht-Erscheinen eines Buches zu „Schuricke“ erklären mag. Die sehr verdienstvolle Reihe „Deutsche National Discographie“ (Lotz-Verlag, Bonn) kann und konnte die Frage nach einer Übersicht nicht beantworten, da sie erstens noch nicht abgeschlossen ist und zweitens nur nach Tanzorchestern, nicht aber nach Gesangsinterpreten aufgebaut ist. Wolfgang Schneidereit schaffte diesbezüglich später dankenswerte Abhilfe.
Rudi Schuricke selbst hat in den Jahren vor seinem Tod an einer Autobiografie mit dem geplanten Titel „Halt' die Schnauze und sing'!“ gearbeitet, deren Manuskript aber heute leider verschollen ist. Auf interessante veröffentlichte Vorab-Auszüge und Fragmente konnte im folgenden Text allerdings Bezug genommen werden. Das wenige, was in der Presse aus diesem Manuskript, kurz nach seinem Tod, veröffentlicht wurde, macht deutlich, dass Rudi Schuricke selbst sich an bestimmte Details seiner langen und produktiven Aufnahmekarriere nicht mehr so recht erinnern konnte, bzw. seine Erinnerung ihm hier und da einen Streich spielte und er damit, ob bewusst oder unbewusst, an seiner eigenen Legende mit strickte. Seine Autobiografie, wäre sie denn jemals erschienen, hätte eher das heiter bewegte private Künstlerleben „Schuricke“ als das OEuvre des Künstlers in den Vordergrund gestellt. Hier soll es aber hauptsächlich um den Künstler „Schuricke“ gehen, und der Beitrag wird durch zum Teil seltene Bilder aus den Archiven Schröer (RSA) und in geringem Teil „Zäh“ hoffentlich unterhaltsam ergänzt und aufgelockert.
Namentlich möchte ich mich an aller erster Stelle bei Herrn Hans-Joachim Schröer †, dem wahrscheinlich besten und...
Erscheint lt. Verlag | 24.10.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik |
ISBN-10 | 3-7693-5873-2 / 3769358732 |
ISBN-13 | 978-3-7693-5873-5 / 9783769358735 |
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Größe: 21,5 MB
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