Der einsame Zensor

Zur staatlichen Kontrolle des Theaters unter Maria Theresia und Joseph II.
Buch | Hardcover
608 Seiten
2020
Hollitzer Wissenschaftsverlag
978-3-99012-585-4 (ISBN)
85,00 inkl. MwSt
Vorliegender Band befasst sich mit der vielschichtigen Entwicklung der Theatralzensur in den habsburgischen Erblanden in den Jahren 1760 bis 1790. Die organisatorische Neugestaltung der Theatralzensur in der Residenzstadt Wien im Jahre 1770 wird als komplexes Zusammenspiel zwischen den Wünschen staatlicher Kontrolle und eines sich neu herauskristallisierenden intellektuellen Feldes analysiert, in dessen Diskursen das Theater zu der zentralen Bildungsinstitution zu avancieren scheint. Der Theaterzensor wird, im Unterschied zur kollegial agierenden Bücherzensur-Kommission, zum "einsamen Zensor", der immer auch in einem "Nebelfeld" agiert. Die Arbeit befasst sich im Besonderen mit den Friktionen gegen Ende der theresianischen Zeit und den Umbrüchen im josephinischen Jahrzehnt.
Zur staatlichen Kontrolle des Theaters zur Zeit Maria Theresias und Josephs II.Vorliegender Band befasst sich mit der vielschichtigen Entwicklung der Theatralzensur in den habsburgischen Erblanden in den Jahren 1760 bis 1790. Die organisatorische Neugestaltung der Theatralzensur in der Residenzstadt Wien im Jahre 1770 wird als komplexes Zusammenspiel zwischen den Wünschen staatlicher Kontrolle und eines sich neu herauskristallisierenden intellektuellen Feldes analysiert, in dessen Diskursen das Theater zu der zentralen Bildungsinstitution zu avancieren scheint. Der Theaterzensor wird, im Unterschied zur kollegial agierenden Bücherzensur-Kommission, zum "einsamen Zensor", der immer auch in einem"Nebelfeld" agiert. Die Arbeit befasst sich im Besonderen mit den Friktionen gegen Ende der theresianischen Zeit und den Umbrüchen im josephinischen Jahrzehnt.

EINLEITUNG

Einleitung
Zum Begriff Zensur
Zur Gliederung der Studie
Die Formierung der Theatralzensur
Instruktionen. Zur paradoxalen Logik von Theatralzensur
Kultureller Stau gegen Ende der theresianischen Zeit
Theatralzensur unter Joseph II.
Die Zensurreform in der frühen theresianischen Zeit 1748-1759

DIE FORMIERUNG DER THEATRALZENSUR

Zensur, Geschmack, Sitte
Verehrer des guten Geschmacks und der guten Sitten
Der gute Geschmack als Verbindung des "Angenehmen" mit dem "Nützlichen"
Schauspielkunst als Gelehrsamkeit
Das Theater als ideales Medium der Sittenlehre
Bernardon und die lasterhaften Bürger
Soziale und ökonomische Strategien kultureller Diffusion
Zur geeigneten Aufsicht über das Theater

Theater und Polizeywissenschaft
Das gemeinschaftliche Beste
Bildung und Wissenschaft
In der dunklen Kammer. Religion als gesellschaftliche Steuerungsinstanz
Politischer Katechismus
Ergötzungen als instrumentalisiertes Medium
Das Trauerspiel im Brennspiegel des Kameralismus
Abschaffung des extemporierten Spiels
Frühkameralistische Betrachtungen zur Funktion des Theaters
Zensur der Bücher: eine defensive Strategie
Der Kameralist als Objekt der Zensur

Diskurs und Theatralität.
Strategische Dramaturgie im Mann ohne Vorurteil des Joseph von Sonnenfels
Anstößigkeit der himmlischen Polizey
"Leserbriefe"
Adel im Visier
Pose der Distanz
Ist das Theater als Sittenschule eine Grille?
Drei Schritte zurück: die "gesittete" Schaubühne
Zensurale Analyse: vom Zweideutigen zum Eindeutigen
Das Eine Wort. Zur Unsittlichkeit der extemporierten Bühne
Grande Finale. Theater als Schule der Sitten

Das Theatralzensur-Dekret des Jahres 1770
Das Theater nächst dem Kärntnerthor als "regelmäßige" deutsche Bühne
Rückkehr des Kurz-Bernardon
Wien als "Zufluchtsort der Unanständigkeit". Zum letzten Kampf gegen das extemporierte Theater
Einer Haupt- und Residenzstadt würdige Stücke. Das Dekret Josephs II.
Eine mißachtete allerhöchste Weisung? Zwei Schreiben Maria Theresias zur Untersagung der Bernardoniaden
Jenseits der Residenz? Scheitern der Ausdehnung des Extemporierverbots
Resümee

Sonnenfels' rascher Abgang.
Neubesetzung der Theatralzensur
Der mächtigste Mann im Theaterwesen? Theatralzensor Sonnenfels
Abgang im Zeichen struktureller Konflikte
Ästhetik des Witwenschleiers
Franz Karl Hägelin
Agent der Schulreform
Der Weg in die Theatralzensur
Der einsame Zensor

INSTRUKTIONEN.
ZUR PARADOXALEN LOGIK VON THEATRALZENSUR

Die Entblößung des Zensors.
Franz Karl Hägelins "Denkschrift" zur Theatralzensur
Die Entstehungsgeschichte von Hägelins Vademecum
Das Theater als Schule der Zensur
Hauptregel: Theater als Schule der Sitten und des Geschmacks
Stoff und Moral
Gebrechen des Stoffes in Absicht auf die Sitten
Gebrechen des Stoffes in politischer Hinsicht oder wider den Staat
Selbstmord auf der Bühne
Gebrechen des Stoffes wider die Religion
Gebrechen des Dialogs. Zur 'magischen' Transponibilität zensurieller Logik
Bemerkungen für die jetzigen Zeitumstände
"Epikureismus"
Blumen des Bösen
Kurzer Epilog

Im Spiegel der Zensur.
Zur Begutachtungspraxis am Burgtheater im Jahre 1779
Dramatische Censoren
Verstöße wider die Sitten
Tugendspiegel im Bordell
Die bestrafte Brutalität
Die abscheulichste Kreatur
Empfindsamkeit und Frivolität
Illegitime Schwangerschaft
Viehische Brunst
Verstöße wider den Staat
Der weibische König
Shakespear'scher Geschmack
Nicht mehr als sechs Schüsseln, oder die Welt auf dem Monde
Politische Anspielungen
Verstöße wider die Religion
Die Neuheit des Stoffes

KULTURELLER STAU GEGEN ENDE DER THERESIANISCHEN ZEIT
Neue verbotene Dramen
Dramen im Katalog verbotener Bücher: gedruckt vor 1770
Dramen im Katalog verbotener Bücher: 1770-1776
Dramen im Katalog verbotener Bücher: 1777-1780
Eulalia. Märtyrerin am Hofe
Düval und Charmille. Tödliche Triangulation
Lina von Waller. Virtualität und Ehebruch
Jenny. Empfindsamkeit und Destruktion
Ottilie. Der zensurierte Zensor?
Hofbäcker, Gift überzuckernd. Paul Weidemanns Komödie Der Mißbrauch der Gewalt
Obszönität der Unschuld. "Hohes" Unverständnis gegenüber einem allerhöchsten Verbot
Anhang. Liste der verbotenen Schauspieldrucke bis 1770 im Catalogus librorum a commissione caes. reg. Aulica prohibitorum 1776

"Erkünstelt Gefahr".
Zensur im öffentlichen Diskurs
Ueber den Buchhandel in den kaiserl. königl. Erblanden. Vorschläge zur Reform des Zensursystems
"Die höchst nachtheiligen Veranstaltungen der Censur, die gemeiniglich in Schikanen ausarten"
Das Verbot der Allgemeinen deutschen Bibliothek
Summarische Antwort. Eine Verteidigung der theresianischen Zensur
Ode zum Lobe der Bücherzensur. Enigmatischer Hymnus als öffentlicher Widerstand
Streitsache zwischen dem Passauer Ordinariate, und dem Exjesuiten Heinze
Der deutsche Satyriker vor der lateinischen Inquisizion. Wenzel Sigmund Heinzes Zensurverhandlung als dramatischer Stoff
"Odiosa aus meinem Geblüt und Hertzen erwachsen". Ein Brief Hägelins aus dem Jahre 1780
Kurzer Epilog. Hägelin Befürworter der Aufhebung des Verbots der Allgemeinen deutschen Bibliothek zu Beginn der Alleinregierung Josephs II.

THEATRALZENSUR UNTER JOSEPH II.

Josephinische Zensurreform
"Grundregeln zur Bestimmung einer ordentlichen zukünftigen Bücher Censur"
Der einsame josephinische Bücherzensor
Irritationen. Das Lernen des Zensors
Der Fall Stahel. Soziopsychogramm der josephinischen Zensur
"Non meretur". Subtiler Widerstand des Zensurpräses

"Man soll den Zensor nicht furchtsam machen"
Zentralisierung der Theatralzensur?
Der entrümpelte Index
Hägelin - ein "josephinischer" Zensor
"Etwas von der Zahlenlotterie". Der erste josephinische Fall von Theatralzensur
Der argwöhnische Ehemann. Kritik der Zensur als Lob des Zensors
Theater überall. "Censurirte Stücke" von Baden bis Zistersdorf

Vom Index auf die Bühne.
Julius von Tarent am Wiener Nationaltheater
Die Zwillinge
Herrschaft am Ende
"Klosteraufhebung" im theatralen Raum
Paradoxe Transformation archaischer Gewalt
Prinz Seiden-Wurm der Reformator oder die Kron-Kompetenten

Figaro, oder das Spitzentuch der Königin
Intervention Josephs II.
Angebliche Anspielungen auf die französische Königin
Die Patin und der Knabe
Unfertige Bühnenfassung
Der Zensor im Dialog. Szenario.
Kurzer Epilog. Die Wiener Erstaufführung von Beaumarchais' Figaro unter Franz II.

"Vernichtet sei das Gesetz."
Zur Zensur der vestalischen Dramen
Die Neuen Vestallinnen. Ein Agitationsstück
Julus und Rhea. Geschlechtsakt in göttlicher Wolke
Der Frömmler. Sexualität und Andacht
Die Nonne, oder der ertappte Mönch. Die Geburt des Papstes als obszöner Traum
Meine Grille von den katholischen Vestalinnen. Kritische Gedanken eines Zensuraktuars
Der Baum der Diana
Heilige Schleier im Staube. Das vestalische Thema auf dem Prager Tanztheater
Die Sonnenjungfrau. Szenographie der Revolte

ZUSAMMENFASSUNG

Zusammenfassung
Die Formierung der Theatralzensur
Instruktionen. Zur paradoxalen Logik von Theatralzensur
Kultureller Stau gegen Ende der theresianischen Zeit
Theatralzensur unter Joseph II.

QUELLEN UND LITERATURVERZEICHNIS

Archivquellen
Österreichisches Staatsarchiv - Allgemeines Verwaltungsarchiv
Österreichisches Staatsarchiv - Haus-, Hof- und Staatsarchiv
Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von Handschriften und alten Drucken
Wienbibliothek
Dramen des 18. Jahrhunderts (Drucke und Handschriften in chronologischer Folge)
Sonstige Druckschriften des 18. und frühen 19. Jahrhunderts (in chronologischer Reihenfolge)
Forschungsliteratur des 19., 20. und 21. Jahrhunderts

REGISTER

Personen
Bühnenwerke, Oratorien, Instrumentalkomposition
Drucke des 18. und frühen 19. Jahrhunderts ohne Berücksichtigung von Schauspiel- und Libretto-Drucken
Ungedruckte Zensurschriften (in chronologischer Folge)
Orte unter Berücksichtigung der Erscheinungsorte der Schauspieldrucke

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Specula Spectacula ; 7
Sprache deutsch
Maße 175 x 245 mm
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik Musikgeschichte
Kunst / Musik / Theater Theater / Ballett
Schlagworte Habsburger • Joseph II. • Maria Theresia • staatliche Zensur • Theater • Theatralzensur • Zensor
ISBN-10 3-99012-585-0 / 3990125850
ISBN-13 978-3-99012-585-4 / 9783990125854
Zustand Neuware
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