Lachstrukturen und Lachkontexte: Das Komische, Phantastische, Absurde, Satire und Ironie - Heide Marie Herstad

Lachstrukturen und Lachkontexte: Das Komische, Phantastische, Absurde, Satire und Ironie

Buch | Softcover
264 Seiten
2015 | 1. Erstauflage
disserta Verlag
978-3-95935-196-6 (ISBN)
44,99 inkl. MwSt
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Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Lachen, welches sowohl ein physischer wie emotionaler Bewusstseinsprozess ist. Die erste Fragestellung dieser Abhandlung heftet sich an die Bedingungen, die Lachen auslösen, die konkret in den Strukturen der Produkte nachgewiesen werden können, die Lachen auslösen. Die andere Fragestellung behandelt das Phänomen des Lachens selbst, das aber nur in Analogie und vermittels der Wirkung der Produkte ermittelt werden kann, denn einerseits wird im und mit dem Lachen die logische Erkenntnis unseres reflexiven Weltverständnisses betrogen und unterminiert, doch andererseits begreifen wir emotional das Paradox der Wirklichkeit.
Lachen gehört in den Bereich der Unterhaltung. Lachen kann aber auch effektiv in der pädagogischen Ausbildung eingesetzt und genutzt werden.

Dr. phil. Heide Marie Herstad, geboren 1943, machte 1973 den Magistra Artium in Theaterwissenschaft und Germanistik an der Freien Universität Berlin. Sie legte 1992 das Staatsexamen in Deutsch und Französisch als Fremdsprache an der Pädagogischen Hochschule in Trondheim in Norwegen ab. Danach arbeitete sie mehrere Jahre lang als Deutsch- und Französischlehrerin an Gymnasien in Norwegen. 2001 promovierte sie an der Pädagogischen Fakultät der Universität Jyväskylä in Finnland in Dramapädagogik. Sie war verantwortlich für den Dramaunterricht an verschiedenen Universitäten in Norwegen. 2005 machte sie den nordischen Mastergrad in Tanz an den Universitäten in Trondheim in Norwegen, Kopenhagen in Dänemark und Stockholm in Schweden.

Textprobe:
Kapitel 3 LACHEN ALS PRODUKT:
Dieses Kapitel behandelt Theorien des Komischen und strukturelle Modelle des Komischen. Hierbei werden folgende Gebiete erfasst: (1) Die verbalen Strukturen des Komischen, (2) die nichtverbalen Strukturen des Komischen wie Mimik, Gestik, Pantomime und (3) das Komische im semiotischen Zeichensystem. Zum semiotischen Zeichensystem gehören zum Beispiel das Geschehen auf der Bühne in der szenisch-theatralischen Gestaltung der Wirkungsmittel von Bühnenbild, Kostüme, Masken, Requisiten, Musik, Gesang und Tanz, in der Darstellung von Epochen, Zeitalter, Milieu, in der Kombination aller verbalen und nichtverbalen Elemente und aller bildlichen-metaphorischen und symbolischen Zeichen.
3.1 Theorien des Komischen:
Ich versuche kurz, wesentliche Beiträge der Theorien des Komischen zu beschreiben. Zusammenfassend kann zu all diesen Theorien gesagt werden: Jede Theorie des Lachens hat einen Wahrheitsgehalt. Keine der Theorien vermag, Lachen voll und ganz ausschöpfend zu beschreiben. Trotzdem kann vermutet werden, dass es allgemeinverbindliche Strukturen in den Lachprodukten gibt, und dass diese Strukturen mit bestimmten Verhaltensmustern des Menschen übereinstimmen. Seit Aristoteles gib es viele Theorien über das Lachen, das Komische, die Komödie, Humor usw., zu viele als dass sie hier auch nur annähernd vollständig erfasst werden könnten. Ich werde darum die wesentlichsten Theorien zur Lachforschung in nur einigen wenigen Hauptpunkten zusammenfassen.
Die Theorie der Überlegenheit:
Das ist die Theorie der Machtausübung, der Dominanz und des agressiven Witzes. (Vgl. Charney, 1987, 3; Nelson, 1990, 3; Palmenfeldt, 1996, 14) Hier hat das Lachen seine Wurzeln im Bösen. Das Lachen ist das Böse an sich: "Laughter is often discordant, malicious, or vindictive" (Nelson, 1990, 2)
Die Theorie der Unangemessenheit:
Die Theorie der Unangemessenheit wird auch Inkongruenz- oder Kontrasttheorie genannt. Nach Rommel, (1975, a, 21) ist sie in der deutschen Forschung vorherrschend: "Nach dieser Theorie wird das Lachen dadurch hervorgerufen, dass zwei miteinander im Gegensatz stehende Vorstellungen in engsten Zusammenhang gebracht werden" (Rommel, 1975, a, 4).
In die Inkongruenz-Theorie brachte Kant zum ersten Male die Diskussion auf das Spannungsgefälle. Nach Rommel (1975, a) liegt Kants Verdienst auch darin, dass er Lachen mit Lust in Verbindung brachte, und dass die Theorie der Inkongruenz "als im Kontrast in absteigender Richtung, mithin von entspannender Wirkung" (Rommel, 1975, a, 6) bezeichnet wurde.
Nach Lessing ist Lachen das Resultat von "Ungereimtheiten" (vgl. Hügli, 2001, 11); nach Goethe entspringt es sittlichen Kontrasten (ebenda). Jeder Kontrast kann nach Hegel Lachen auslösen (ebenda), er muss aber strukturell vom Objekt vorgegeben sein. Lächerlich wird diese von der Struktur vorgegebene Wirklichkeit erst im Rezeptionsaugenblick. Als lächerlich wird dabei jede Abweichung von moralischen, ethischen und religiösen Anschauungen, intellektuellen Maßstäben, konventionellen und kulturellen Normen und von psychischen Bedingungen empfunden. Das heißt, auch wenn der Anlass zum Lachen vom Gegenstand strukturell vorgegeben sein muss, so ist er doch nur potentiell und latent vorhanden. Er erfüllt sich erst im Rezeptionsaugenblick und das auch nur abhängig von der psychischen, intellektuellen und soziokulturellen Voraussetzung des Rezipienten. Die Kontrasttheorie weist damit auf das gesamte System von Normen, Regeln und Gesetzen zurück, vom Erlaubten und Unerlaubten, vom Erhofften und Tabubelegten, vom Erwünschten und Verachteten, das jede Reaktion des Menschen bedingt.
Die Theorie des zweckfreien Spiels:
Diese Theorie wurde in der Romantik von Schlegel, Schelling, Ast und Hegel entwickelt: "Komik und Komödie seien ihrem Wesen nach entfesselte Subjektivität durch sie wird alle Realität und Objektivität in Freiheit und Idealität, d. h. in Schein und Spiel verwandelt." (Romm

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 419 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Kunst / Musik / Theater
Geisteswissenschaften Psychologie
Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Schlagworte Bewusstseinsprozess • Lachen • Pädagogische Methode • reflexives Weltverständnis • Spannungsgefälle • Witz
ISBN-10 3-95935-196-8 / 3959351968
ISBN-13 978-3-95935-196-6 / 9783959351966
Zustand Neuware
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