Magnolia Bay 1: Magic so Pure and Evil (eBook)

Romantasy mit Gestaltwandlern, Magiern und Drachen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
560 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65549-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Magnolia Bay 1: Magic so Pure and Evil -  C. F. Schreder
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»Schwarze Magie forderte immer einen Preis. Es brauchte Blut oder Knochen - und Leben.« Kari ist die beste Schutzgeldeintreiberin Magnolia Bays, gleichzeitig an die unsichtbaren Fesseln des skrupellosen Skarabäusclans gekettet. Als ihr Vater eines Tages um die Freiheit seiner Tochter fleht, geschieht etwas Unfassbares: Plötzlich erinnert sich niemand mehr an ihn oder an Kari. Vergessen von ihrem Clan, flieht sie in die Walled City. Dort trifft sie den geheimnisvollen Agenten Nael und dessen Schwester Zora, eine Knochenmagierin. Beide sind einem gesichtslosen Dämon auf der Spur, der für das Verschwinden unzähliger Menschen verantwortlich ist. Obwohl sie ihm misstraut, ist Kari fasziniert von dem mysteriösen Nael. Doch er ist enger mit den Vorkommnissen verwoben, als sie ahnt, und sich auf ihn einzulassen, könnte Kari nicht nur ihr Leben kosten ... //Dies ist der erste Band der »Magnolia Bay«-Dilogie. Alle Romane der High Fantasy-Serie im Loomlight-Verlag:  - Magic so Pure and Evil - Love so Bitter and Sweet (Juli 24))//

C. F. Schreder ist das Pseudonym von Christina Fuchs. Sie wurde 1992 in einem kleinen Tiroler Städtchen geboren, studierte Psychologie und Wirtschaftswissenschaften, lebte ein Jahr lang in Hongkong und arbeitete anschließend als Personalmanagerin in Österreich und in den USA. Vor allem während ihrer Reisen und Auslandsaufenthalte sammelte sie Inspirationen für ihre Geschichten. Heute lebt und schreibt sie in Salzburg.

Prolog


10 Jahre zuvor

Das Zwitschern der Paradiesvögel vermischte sich mit dem Schluchzen von Karis Mutter zu einem tiefblauen Klagegesang. Strophen voller Trauer und Melancholie. Eine Melodie des Abschieds und doch von glockenheller Schönheit.

Kari schaute auf ihre Finger, an denen Goldringe voller Juwelen funkelten. Auf die perlenbesetzte Seide, die um ihre Schultern gewickelt war und in Kaskaden ihre Beine entlangfloss. Feinster Stoff und edelster Schmuck, die vermutlich zehnmal mehr wert waren als die schäbige Baracke ihrer Familie. Und doch hätte Kari all das liebend gern für einen weiteren Tag mit ihren Eltern eingetauscht.

Auf ihr linkes Handgelenk hatte eine Dienerin einen Skarabäus gemalt. Das Tier hatte ein geschlossenes Auge auf dem Rücken und hielt die Mondsichel in den Greifern. Ein Zeichen der Stärke und zugleich das Zeichen des Fremden, der schon bald ihre einzige Familie sein würde. Ihr neuer Vater. Ihr Herr. Ihr Besitzer. Auch wenn Kari nichts von alledem wollte.

Noch war der Skarabäus aufgemalt, doch sobald Kari sich als würdig erwies, würde der Fremde ihn permanent auf ihre Haut prägen lassen. Das hatte er versprochen.

Dann wäre sie eine richtige Nemea.

Zum ersten Mal in ihrem Leben hätte sie einen Nachnamen, wie ihn sonst nur die Mitglieder der ältesten oder einflussreichsten Familien Magnolia Bays trugen. Zum ersten Mal wäre sie jemand, der Bedeutung hatte.

»Sieh mich an, Kind«, forderte eine schneidende Frauenstimme. »Du bist jetzt Mitglied eines stolzen Hauses. Verhalte dich auch so.«

Bisher hatte Kari es vermieden, den Anwesenden ins Gesicht zu schauen. Vor allem dem Fremden und der Frau, die er mit sich gebracht und als Chichiko Nemea, seine Ehefrau, vorgestellt hatte. Nun hob Kari vorsichtig den Blick und zwang sich, der Frau in die Augen zu sehen. Sie stand zwischen Karis neuem und ihrem echten Vater in dem winzigen Garten hinter der Baracke ihrer Familie, aus der das Schluchzen von Karis Mutter drang. Diese hatte es nicht über sich gebracht, die Hütte zu verlassen.

Chichiko war auf eine stechende Art schön. Dunkelrote mandelförmige Augen glänzten in ihrem runden Gesicht. Die Lippen waren mit violettem Stift umrahmt und ihre Haare fielen in Wellen über ihre Schultern bis zur Taille. Doch wie sie Kari musterte, ließ jegliche Schönheit vermissen.

Chichiko machte einen Schritt auf Kari zu und forderte: »Dreh dich, Kind. Lass dich anschauen.«

Hilfe suchend wandte sich Kari zu ihrem echten Vater. Als dieser nickte, folgte sie der Anweisung und drehte sich um die eigene Achse. Chichiko fasste eine von Karis bunten Haarsträhnen und kräuselte die Nase, als ginge ein unangenehmer Geruch von ihr aus.

»Was ist das nur für eine Farbe auf deinem Kopf? Blau und Rosarot und Violett. Als wärst du in einen Farbtopf gefallen.«

Kari schluckte, nicht wissend, ob sie etwas erwidern sollte oder gar durfte. Chichiko ließ die Strähne fallen und zog die Oberlippe hoch, sodass sie ihre Schneidezähne entblößte.

»Was willst du nur mit diesem jungen Ding, Daishiro? Sieh dir ihre Ärmchen an! Dünn wie Zweige. Und das Haar, wie ein verfilztes Vogelnest auf ihrem Kopf. Die Kleine ist bloß ein Kind.«

Die letzten Worte sprach sie wie eine Beleidigung aus. Dabei bedachte sie Kari mit einem Blick aus rot glänzenden Augen, so kalt wie gefrorene Lava.

»Noch«, sagte der Fremde in ruhigem Tonfall. »Aber ich bin mit Geduld gesegnet. Gib ihr fünf Jahre und sie wird das schönste Paradiesvögelchen in meinem Haus sein.«

In seinem Käfig, wohl eher.

Dann fuhr er fort: »Schau mich an, Kari. Du solltest keine Angst vor mir haben.«

Karis Lippen bebten. Sie wollte den Kopf drehen, wollte der Bitte des Fremden folgen, doch sie konnte es nicht. Konnte sich nicht dazu durchringen, ihn anzusehen, diesen Mann, der sie von ihren Eltern und ihrem Zuhause fortreißen und mit sich nehmen würde.

Noch nie in ihrem Leben hatte sie so viel Angst gehabt.

»Bitte«, flehte ihr Vater. »Habt Geduld mit ihr, Don Nemea. Sie ist doch erst elf Jahre alt. Sie versteht das alles nicht.«

Und ob sie verstand! Was gab es da nicht zu begreifen?

Gestaltwandler-Familien stand ein Sitz im Äußeren Kreis der Regierung Magnolia Bays zu, was ihnen einen besonderen Status verlieh. In früheren Generationen hatte Karis Familie dies genutzt, um ein florierendes Handelsunternehmen aufzubauen. Doch in den letzten Jahren war die Macht der Gestaltwandler versickert, als hätte irgendjemand ein Loch in die unsichtbaren Schichten der Welt gebohrt, durch das die Magie unaufhaltsam abfloss. Während die Menschen mehrspurige Straßen und riesige Hochhäuser bauten, wurden immer weniger Leute mit magischem Potenzial geboren. Viele Wandler-Linien waren gänzlich verschwunden. Es war mit den Drachen geschehen, mit den Fischen und Bären, und nun auch mit Karis Familie, den Paradiesvögeln. Karis Großvater hatte es noch geschafft, sich Flügel und einen Schnabel wachsen zu lassen, ihr Vater konnte gerade einmal ein paar Federn auf seiner Haut sprießen lassen. Und Kari? Ihr fehlte jegliches magische Talent.

Mit der Magie waren auch die Stellung, die Geschäfte und das Geld ihrer Familie verebbt, und über die Jahre hatten sie in immer größerer Armut gelebt. Von ihrem Haus im Zentrum des Silver Districts hatten sie in eine Baracke umziehen müssen, die im Sommer heiß wie eine Sauna wurde und durch die im Winter der kalte Wind blies. Neue Kleidung hatten sie sich seit Jahren nicht leisten können und in den letzten Monaten war selbst das Essen knapp geworden.

Das wenige Geld, das sie hatten, und selbst solches, das sie eigentlich nicht hatten, gaben ihre Eltern für Karis Unterricht aus. Sie bezahlten Magier, Gurus und Professoren, in der Hoffnung, dass diese Kari das Verwandeln beibringen würden. Als letzte Nachkommin der Paradiesvogel-Linie war sie die einzige Chance für ihre Eltern, ihr altes Leben zurückzuerlangen. Wenn sie es schaffte, sich zu verwandeln, wäre ihre Familie wieder Teil der Oberschicht Magnolia Bays, ihnen stünde ein Sitz im Äußeren Kreis und damit in der obersten Linie der Macht zu. Ihr Leid wäre vorbei.

Doch trotz all der Übungsstunden und der Opfer, die ihre Eltern gebracht hatten, konnte Kari nicht einmal eine einzige Feder auf ihrer Haut wachsen lassen.

Sie hatte versagt.

Und nun war die letzte Möglichkeit, die Familienschulden bei den Nemeas zu begleichen, ihnen Kari zu verkaufen. Der Don des Skarabäusclans war ein Sammler, das hatte Karis Vater ihr erklärt. Er sammelte Kunst, seltene Pflanzen und Tiere und, allen voran, seltene Menschen. So wie Kari einer war. Als letzter Paradiesvogel war Kari wertvoll genug für ihn, um ihren Eltern die Schulden zu erlassen. Sie verdrängte die Frage danach, was er tun würde, wenn er herausfand, dass sie keinerlei Wandlungsfähigkeit besaß. Kari war kein Paradiesvogel. Kein echter. Kari war wertlos.

Ein Schatten legte sich über sie, als Daishiro Nemea, der Don des Skarabäusclans, vor sie trat und seine Hand unter ihr Kinn legte. Mit sanftem Druck hob er ihr Gesicht an und zwang sie damit, ihm in die Augen zu schauen. Kari hielt den Atem an.

Wenn sie weinte, würde Don Nemea das als Beleidigung auslegen. Wenn sie Angst zeigte, würde er sie für ihre Schwäche missachten. Das hatte Karis Mutter ihr am Morgen eingeschärft. Also hielt sie seinem Blick stand, auch wenn das Rasen ihres Herzens beinahe ihre Brust sprengte.

Don Nemea hatte ein gewöhnliches Gesicht, wie man es auf den Straßen zu Hunderten sah. Ein grauer Bart bedeckte seine Wangen und kantigen Kieferknochen. Seine Nase war dünn, die Augen schwarz und überraschend sanft für einen Mann, dessen Namen die meisten Menschen aus Respekt oder Furcht nicht auszusprechen wagten. Falten zogen sich über seine Stirn. Kari hatte ihren Vater sagen hören, dass Don Nemea um die fünfzig Jahre alt war. Genauso gut hätte er hundert sein können. Für Kari sah er uralt aus.

»Nun, Kari«, sagte er mit weicher Stimme. »Freust du dich, Teil der Nemea-Familie zu werden?«

Sie zwang sich zu nicken.

»Ich verspreche dir, dich zu beschützen, dich zu lehren, dich zu achten. Im Gegenzug dafür erwarte ich von dir Gehorsamkeit und Wissbegierde. Folge mir und die Welt wird dir zu Füßen liegen.«

»Danke, Don Nemea«, flüsterte Karis Vater. Sein Gesicht war noch grauer und eingefallener als normalerweise.

»Sie sollten sich um Ihre Frau kümmern«, fuhr Don Nemea mit einer Kopfbewegung in Richtung der Baracke fort, von wo aus das Schluchzen drang. An Kari gewandt sagte er: »Komm, mein Paradiesvögelchen. Wir brechen auf. Dein neues Leben wartet auf dich.«

»Wir haben ihre Sachen gepackt und ...«, begann ihr Vater, auf einen schäbigen Koffer deutend.

»Die brauchen wir nicht«, unterbrach Chichiko ihn.

Don Nemea hob eine Hand, was wohl so viel hieß wie: ›Halt den Mund.‹ Seine Frau verschränkte die Arme vor der Brust und schürzte die Lippen. Sie funkelte Kari noch hasserfüllter an als ohnehin schon. Doch sie gehorchte ihm.

Genauso wie Kari ihm würde gehorchen müssen.

»Komm, Tochter«, sagte Don Nemea und legte seine Hand auf Karis Rücken. Die sanfte Berührung sandte ein unangenehmes Kribbeln ihr Rückgrat hinab. Tochter. Es fühlte sich so falsch an!

»Aber ...«, begann Kari, doch ihre Stimme versagte ihr den Dienst. Sie wollte sich verabschieden. Sie musste! Musste ihre Mutter ein letztes Mal in die Arme schließen. Musste sich von ihrem Vater sagen lassen, dass sie keine Angst haben sollte. Musste sich bei beiden dafür entschuldigen, dass sie versagt hatte.

Ihr Körper bebte, aber es gab nichts, das sie tun oder sagen...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2024
Reihe/Serie Magic so Pure and Evil
Magnolia Bay
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte All Age Fantasy • asiatische Fantasy • asiatische Mythologie • Bücher wie Ein Kleid aus Seide und Sternen • crescent city • Fantasy Liebesroman • Fantasy Romance • High Fantasy Bücher für Erwachsene • LoomLight • Romantasy
ISBN-10 3-522-65549-4 / 3522655494
ISBN-13 978-3-522-65549-1 / 9783522655491
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