Auf das mit uns -  Adam Silvera,  Becky Albertalli

Auf das mit uns (eBook)

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2022 | 1. Auflage
384 Seiten
Arctis Verlag
978-3-03880-161-0 (ISBN)
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Die heißersehnte Fortsetzung und eine zweite Chance für die große Liebe. Becky Albertalli und Adam Silvera erfüllen mit dem Nachfolgeband von ?Was ist mit uns? den Wunsch vieler Fans. Ben und Arthur treffen, zwei Jahre nach ihrer Trennung, im schillernden New York wieder aufeinander. Beide sind inzwischen vergeben, und versuchen sich einzureden, dass da nichts mehr zwischen ihnen ist. Doch das Universum scheint anderer Meinung zu sein und wirft ihnen jede Menge Fragen vor die Füße: Ist es zu spät für Was-wäre-Wenn´s? Oder sind sie vielleicht doch füreinander bestimmt? In AUF DAS MIT UNS sprühen auf jeden Fall wieder die Funken.

Adam Silvera wurde in der Bronx, New York, geboren. Bevor er mit dem Schreiben begann, arbeitete er als Buchhändler und Rezensent für Kinderbücher. Sein Roman Am Ende sterben wir sowieso steht seit vielen Monaten auf Platz 1 der New York Times-Paperback-Bestsellerliste und hat auch in Deutschland die SPIEGEL-Bestsellerliste erreicht. Silvera lebt in Los Angeles und hat inzwischen eine riesige internationale Fangemeinde; sein Werk wurde bis dato in über 30 Sprachen übersetzt.

Adam Silvera wurde in der Bronx, New York, geboren. Bevor er mit dem Schreiben begann, arbeitete er als Buchhändler und Rezensent für Kinderbücher. Sein Roman Am Ende sterben wir sowieso steht seit vielen Monaten auf Platz 1 der New York Times-Paperback-Bestsellerliste und hat auch in Deutschland die SPIEGEL-Bestsellerliste erreicht. Silvera lebt in Los Angeles und hat inzwischen eine riesige internationale Fangemeinde; sein Werk wurde bis dato in über 30 Sprachen übersetzt. Becky Albertalli, geboren 1982, besitzt einen Doktor für Klinische Psychologie und widmet sich seit 2012 dem Schreiben von Jugendbüchern. Ihr Debütroman Nur Drei Worte wurde 2017 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und 2018 unter dem Titel Love, Simon verfilmt. Albertalli lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in der Nähe von Atlanta.

Teil 1 Was war, das ist vorbei


1. Kapitel – Ben


Samstag, 16. Mai

Was, wenn wir’s riskieren?

Diese Frage geht mir durch den Kopf, sobald ich an ihn denke.

Es kommt mir vor, als wäre ich sehr lange ziellos unterwegs gewesen, wie ein Paket, dessen Adressaufkleber verloren gegangen ist. Aber ich glaube, endlich hat mich jemand gefunden.

Er hat das extrafeste Klebeband aufgeschnitten und das Paket geöffnet.

Ich bekomme Licht und Luft.

Nachrichten direkt nach dem Aufstehen und heimlichen Übernachtungsbesuch.

Und Spanisch und Küsse.

Mario Colón.

Kurz bevor ich vom U-Bahn-Eingang verschluckt wurde, hat er mir noch ein Foto von sich auf einem Zahnarztstuhl geschickt. In weißem T-Shirt und Jeans-Latzhose, deren einer Träger achtlos herunterbaumelt. Die puerto-ricanische Reinkarnation von Super Mario, auf die die Welt gewartet hat. Mit dunklen Locken und glatter, olivfarbener Haut. Dass er kaum Körperbehaarung hat, zieht ihn manchmal runter, weil er glaubt, dass ihm ein Bart à la Lin-Manuel Miranda hervorragend stehen würde. Das grelle Praxislicht bringt seine grünbraunen Augen so richtig zum Strahlen. Er streckt die Zunge ein Stückchen raus, und klar ist das albern, aber ich will ihn trotzdem küssen. Genau wie vor ein paar Wochen, als wir uns wegen der Partneraufgabe für Kreatives Schreiben zum ersten Mal allein getroffen haben.

Und die etwa fünfzig anderen Male seitdem.

Etwas nervös wische ich weiter zu dem Bild, das ich ihm zurückgeschickt habe. Normalerweise mache ich mindestens ein Dutzend Selfies, bevor ich ein Mario-taugliches hinkriege. Er spielt einfach in einer ganz anderen Liga als ich. Aber diesmal musste es schnell gehen, meine Bahn kam schon. Ich habe mich von oben fotografiert, damit das T-Shirt mit draufpasst, das er für mich gemacht hat. Den Textildrucker haben seine Eltern ihm zum Schulabschluss geschenkt, weil er seine Klamotten ein bisschen aufpimpen wollte. Letzte Woche hat er mich mit diesem Der-Zorn-der-Zauberer-Shirt überrascht, mit genau der Schriftart, die Samantha für mein Cover auf Wattpad benutzt hat. Ein richtig cooles Geschenk. Wenn ich es trage, bin ich nicht ganz so selbstkritisch wie sonst.

Mario und ich haben uns im ersten Semester im Kreatives-Schreiben-Seminar kennengelernt. Anfangs hielt ich ihn für einen Autor von todernster Belletristik. Oder für einen begnadeten Poetry-Slammer. Falsch gedacht. Mario will Drehbuchautor werden. Schon seit seinem elften Lebensjahr schreibt er Skripts und hat in der Schule sogar öfter mal Probleme gekriegt, weil er seine Hausaufgaben in Dialogform zu Papier gebracht hat.

Nach meinem Exfreund Arthur war Mario der Erste, der mir so richtig ins Auge gefallen ist. Ich bemerkte, wenn er nicht zum Seminar kam, bewunderte, wie gut ihm Latzhosen standen, und mochte seine Rollkragenpullis im Winter. Beim Präsentieren seiner Texte strahlte er ein Selbstbewusstsein aus, das ich nie so ganz greifen konnte – er war immer stolz, aber nie auf eine selbstgefällige Art.

Zu Anfang gingen mir allerdings noch zu viele Was-wäre-wenns in Bezug auf Arthur durch den Kopf, als dass ich versucht hätte, Mario näherzukommen.

Jetzt betreffen die Was-wäre-wenns ihn. Mario Colón.

Was wäre, wenn wir offiziell ein Paar wären, statt bloß Freunde, die miteinander rumhängen und sich küssen?

Gerade bin ich unterwegs zum Central Park, wo ich mit meinem besten Freund Dylan und seiner Freundin Samantha verabredet bin. Mario stößt später auch dazu. Es ist das erste Treffen mit den beiden seit Weihnachten, weil sie in den Frühjahrsferien nicht nach Hause gekommen sind. Gestern wollten wir eigentlich zusammen in einen Escape-Room gehen, dann hat Dylan extremen Jetlag vorgeschoben. Der Zeitunterschied zwischen Chicago und New York beträgt eine Stunde. Aber ich habe es ihm durchgehen lassen. Ist halt typisch Dylan.

Während der Fahrt kritzele ich Ideen für ein neues Kapitel meines Fantasyromans in mein kleines Notizbuch. Den ersten Entwurf von Der Zorn der Zauberer habe ich zwar vor Ewigkeiten beendet, inzwischen habe ich aber gecheckt, dass das ganze Ding noch eine ziemliche Baustelle ist. Zu viele spannende Szenen habe ich mir für nächste Bände aufgehoben, die es vielleicht nie geben wird. Und all die Charaktere, die von meinen Freund*innen und Exfreunden inspiriert wurden, müssen für außenstehende Leser*innen dringend genauer ausgearbeitet werden.

Story of my life: Schreiben will gelernt sein.

Mario hat mich mal gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, irgendetwas anderes als Schriftsteller zu sein. Aber Schreiben ist das Einzige, in dem ich gut bin. Selbst wenn sich ein neuer Traum herauskristallisieren sollte, weiß ich nicht, was daraus werden würde, ohne all die Liebe, die sowohl Fremde als auch Freund*innen den zornigen Zauberern entgegengebracht haben. Arthur hat früher über die Figuren gesprochen, als wären sie alte Bekannte. Und Dylan liebt diese Welt so sehr, dass er sich im realen Leben schon mit mir in einer Drag-Bar sieht, in der sich alle als verschiedene Fantasycharaktere stylen, Elben und Trolle und so weiter.

Danke, Dylan, ich passe.

Aufwendige Verkleidungen sind nicht mein Ding. Worte sind mein Ding.

Ich liebe es, wie sie Menschen miteinander verbinden.

Und erst recht liebe ich es, wie sie Mario und mich auch auf Spanisch verbinden.

Genau wie ich ist er ein Puerto Ricaner, der als Weißer durchgeht. Aber im Gegensatz zu meinen Eltern haben seine ihn bilingual erzogen. Er baut eine Menge spanischer Ausdrücke in das Drehbuch ein, an dem er schreibt, und hofft, dass ihn später niemand zwingen wird, sie für die Zuschauer*innen zu übersetzen. Die sollen sich genauso anstrengen müssen wie seine Eltern, als sie damals herkamen. Das hat mich echt dazu motiviert, mich auch endlich reinzuhängen, und ich habe praktisch »¡Sí, por favor!« geschrien, als er angeboten hat, mein persönlicher Spanischlehrer zu werden.

Ich kann’s kaum abwarten, ihn zu sehen.

Obwohl unser gemeinsames Treffen mit Dylan und Samantha ein kleiner Balanceakt wird. Mario ist ja nicht mein Freund, aber definitiv mehr als ein Freund. Ganz schön kompliziert, diese Grauzone. Zum Beispiel wenn ich morgens beim Aufwachen direkt an ihn denke und ihm einfach so einen guten Morgen wünschen will, sich das aber manchmal nach zu viel anfühlt. Oder wenn ich mich frage, wie ich ihn am besten meinen Freund*innen vorstelle, auch wenn die natürlich wissen, wie unsere Beziehung aussieht. Oder wenn allein schon das Wort »Beziehung« zu groß für uns klingt, irgendwie unverdient im Vergleich zu richtigen Beziehungen.

Ich bin echt überfordert. Doch das ist ein Problem für mein Zukunfts-Ich. Genauer: das So-etwa-in-einer-Stunde-Ich.

Jetzt muss ich erst mal Marios wunderschönes Gesicht aus dem Kopf kriegen, sonst verpasse ich noch meine Haltestelle. Ich springe auf und schlüpfe gerade so noch aus der Bahn, ehe sich die Türen schließen. Ich darf nicht zu spät kommen. Diese ewige Unpünktlichkeit ist Geschichte. In unserem Kreatives-Schreiben-Seminar würde Mrs. García das »Figurenentwicklung« nennen.

Die Rolltreppe spuckt mich auf den Bürgersteig und ich laufe zum Westeingang des Central Parks auf der Seventy-Second Street. Es dauert nicht lang, bis ich Dylan und Samantha entdecke. Sie sitzen auf einer Bank und spielen dieses Spiel, bei dem man sich tief in die Augen schauen und dem Gegenüber auf die Hand schlagen muss, bevor der oder die andere sie wegziehen kann.

Samantha gibt Dylan einen Klaps. »Hab dich! Vier zu eins, du Loser!«

»Hey!« Ich stelle mich vor die Bank. »Geht das auch zu dritt?«

Dylan grinst. »Zu einem flotten Dreier mit dir sage ich nie Nein.«

»Von ›Dreier‹ habe ich nichts gesagt. Ich –«

»Sch«, macht Dylan, erhebt sich und zieht mich in eine feste Umarmung. Er tätschelt mir den Kopf. »Hab dich vermisst, Benny-Buddy.«

»Ich dich auch. Und gleichzeitig bist du mir schon fast wieder zu viel.«

Dylans Haare sind inzwischen so lang, dass er sich endlich diesen Männerdutt binden kann, auf den er hingearbeitet hat. Steht ihm echt gut. Wenn man Dylan fragt, ist natürlich er der Einzige, der so was tragen kann. Er steckt in einem neuen Kool-Koffee-Shirt und Jeans. »Hier im Park gibt es ein herzallerliebstes kleines Café. Mach dich bereit für einen Espresso-Marathon, mein Kaffeböhnchen. Kaffee-Benchen? Ben-Böhnchen?«

»Weder noch, wenn du mich fragst«, wirft Samantha ein. Ihre grünblauen Augen hauen mich heute genauso um wie damals, als ich sie zum ersten Mal hinter dem Tresen von Kool Koffee gesehen habe. Die dunklen Haare hat sie zu einer pinterest-reifen Flechtfrisur drapiert, die ich mir für ihr Alter Ego Sam O’Mal in meinem Buch merken sollte. Sie trägt ein dunkelblaues Oberteil, das sie in weiße Shorts gesteckt hat, und an ihrem Hals baumelt ein silberner Schlüssel. »Hi, Ben!« Sie schließt mich in die Arme.

Erleichtert stelle ich fest, dass Dylans penetrante Art, mir Spitznamen zu verpassen, bisher nicht auf sie abgefärbt hat.

»Willkommen zurück, ihr beiden.«

Beim Anblick meines T-Shirts macht Samantha große Augen. »Bei den griechischen Göttinnen, wie geil ist das denn?!«

Dylan grinst, als auch er es bemerkt. »Diese zornigen Zauberer werden eines Tages so krass steilgehen!«

Seit Dylan das Manuskript letzten Sommer vor dem Unistart gelesen hat, gab es echt einige Änderungen. Aber er ist immer noch glühender Fan. In regelmäßigen Abständen erkundigt er sich, was bei Duke Dill so abgeht. Außerdem ermutigt er mich, mir jetzt schon eine...

Erscheint lt. Verlag 17.8.2022
Übersetzer Christel Kröning, Hanna Christine Fliedner
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Adam Silvera • Auf das mit uns • becky albertalli • Bestsellerautor • gay romance • LGBTQ+ • Liebesgeschichte • New York • romcom • Schicksal • Was ist mit uns
ISBN-10 3-03880-161-5 / 3038801615
ISBN-13 978-3-03880-161-0 / 9783038801610
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