Der Fall der schwarzen Kutsche (eBook)

Ein Enola-Holmes-Krimi: Band 7
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2022 | 1. Auflage
224 Seiten
Knesebeck Verlag
978-3-95728-676-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Fall der schwarzen Kutsche -  Nancy Springer
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Als die junge, Letitia Glover auf Sherlock Holmes Türschwelle auftaucht, um mehr über das Schicksal ihrer verschollenen Zwillingsschwester zu erfahren, nimmt sich Enola dieses Falls an. Es scheint, dass Letitias Schwester, Felicity Glover, den Earl of Dunhench geheiratet hat und laut einer knappen Notiz desselbigen verstorben sei. Aber Letitia ist überzeugt, dass das nicht die Wahrheit sein kann. Enola lässt das Schicksal der jungen Frau nicht kalt und sie begibt sich undercover auf die Spuren der vermeintlich Toten, denn die Notiz des Earls ist verdächtig vage und die Sterbeurkunde wirft noch mehr Fragen auf. Sie findet bald heraus, dass dies nicht die erste Frau des Earls ist, die plötzlich und aufgrund mysteriöser Umstände verstirbt. Enola steht vor ihrem bisher vielleicht düstersten Fall. Wird sie ihn mithilfe von Sherlock aufklären können?

Nancy Springer hat bereits über 50 Romane und Krimis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben. Ihre Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt und weltweit schon über zwei Millionen Mal verkauft. Nancy Springer lebt mit ihrem Mann in Florida, USA.

Nancy Springer hat bereits über 50 Romane und Krimis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben. Ihre Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt und weltweit schon über zwei Millionen Mal verkauft. Nancy Springer lebt mit ihrem Mann in Florida, USA.

Prolog


von Sherlock Holmes, 1889


Denjenigen von Ihnen, die meine bedeutende Karriere als welterster privater beratender Detektiv verfolgen, kann kaum entgangen sein, auf welch sensationelle Art und Weise eine andere Holmes von ähnlichem Schlag vor Kurzem auf der Bildfläche Londons erschienen ist: meine wesentlich jüngere Schwester Enola. Viele finden ihr unverschämt unverhohlenes Auftreten in der Öffentlichkeit sowohl skandalös als auch beklagenswert. Nicht wenige mutmaßen über ein Versagen meinerseits, sie unter Kontrolle zu halten. Daher ergreife ich gern die Gelegenheit, meinen eigenen, ganz logischen und rationalen Bericht über meine Beziehung zu Enola Eudoria Hadassah Holmes zu Papier zu bringen.

Um mich gleich zu Beginn von jeglichem Verdacht auf Gefühlsduselei freizusprechen, will ich anmerken, dass ich keinerlei Kindheitserinnerungen an meine Schwester Enola habe. Tatsächlich habe ich sie bis zum Juli 1888 kaum gekannt. Als sie 1874 geboren wurde, war ich gerade im Begriff, mein Geburtshaus zu verlassen, um ein eigenständiges Leben zu beginnen und meinen Studien nachzugehen. Die höchst unangenehme Wirrnis, die gemeinsam mit ihr als Säugling in unserem Haushalt Einzug hielt, veranlasste mich dazu, das Haus umso eiliger zu verlassen. In den folgenden Jahren begegnete ich ihr nur gelegentlich und ausschließlich mit der natürlichen Abneigung eines Gentlemans gegenüber einem unordentlichen und unausgereiften menschlichen Exemplar. Als unser Vater begraben wurde, war sie vier Jahre alt und noch immer unfähig, für die Sauberkeit ihrer Nase Sorge zu tragen. Ich kann mich nicht daran erinnern, mit ihr zu jener Zeit ein einziges vernünftiges Gespräch geführt zu haben.

Zehn Jahre sollten vergehen, bis ich sie das nächste Mal sah, im Juli 1888.

Und es war kein gewöhnlicher Anlass. Das unerwartete und unerklärte Verschwinden ihrer Mutter – unserer Mutter – veranlasste die junge Enola dazu, meinen Bruder Mycroft und mich selbst aus London zu sich zu rufen. Als unser Zug in unser ländliches Ziel einfuhr, erwartete Enola uns am Bahnsteig und erinnerte an einen jungen Storch. Bemerkenswert hochgewachsen für ein vierzehnjähriges Mädchen, trug sie ein Kleid, das ihre knochigen Waden nicht hinreichend verdeckte, zudem weder Handschuhe noch einen Hut. Vielmehr hatte der Wind ihre Haare in ein Krähennest verwandelt. Mycroft und ich hielten sie für ein Straßenkind und erkannten sie erst, als sie uns ansprach: »Mr Holmes und, ähm, Mr Holmes?« Wie ein Grünschnabel ohne jegliche Manieren benahm sie sich und reagierte auf Mycrofts Fragen reichlich verwirrt. In der Tat, als wir nach einer gemeinsamen Fahrt Ferndell Hall, unser Familienanwesen, erreichten, hielt ich meine Schwester für womöglich noch hirnloser als die üblichen Vertreterinnen ihres Geschlechts.

Sobald wir vor Ort waren, schlussfolgerten Mycroft und ich, dass unsere Mutter nicht entführt, sondern, ganz die Frauenrechtlerin, die sie nun einmal war, fortgelaufen war. Allzu sehr bekümmerte uns dies nicht, da Mutter ihren reproduktiven Zweck bereits erfüllt hatte und in ihrem Alter sowohl nutzlos als auch unverbesserlich war. Anders als womöglich Enola. Etwas musste geschehen, daher beschlossen wir zu versuchen, sie zu retten. Wir ignorierten ihren unsinnigen Protest und trafen Absprachen, um sie in ein hervorragendes Internat zu geben, in der Hoffnung, sie schließlich verheiraten zu können.

Als Mycroft und ich später dann nach London zurückkehrten, waren wir davon überzeugt, unsere Pflicht erfüllt zu haben.

Allerdings traf unsere Schwester nie im besagten Internat ein. Während der Reise bewerkstelligte sie es, sich in Luft aufzulösen.

Wie konnte sie es wagen? Welch Undankbarkeit!

Die folgenden Tage über setzte ich, Sherlock Holmes, größter Detektiv der Welt, alles daran, ein dummes Mädchen aufzuspüren, das von zu Hause fortgelaufen war, vermutlich als Junge verkleidet. Doch nicht die geringste Spur konnte ich ausfindig machen. Sehr zu meinem Missfallen war es ausgerechnet Inspektor Lestrade von Scotland Yard, der mir schließlich Neuigkeiten von Enola brachte.

Sie verkleidete sich als Witwe.

Eine Witwe! Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass ich sie unterschätzt hatte. Zumindest ein Mindestmaß an Verstand hatte sie: Als trauernde Witwe konnte sie ihr Gesicht vollkommen verbergen, mindestens ein Jahrzehnt älter erscheinen und zudem gänzlich vermeiden, angesprochen zu werden.

Allerdings war sie im Trauergewand einer Witwe auch auffällig. Ich verfolgte ihre Spur bis nach London, wenngleich ich es kaum glauben konnte, dass sie die Dreistigkeit besaß, sich dorthin zu wagen – und bei Scotland Yard machte ich die Bekanntschaft eines jungen Aristokraten, der von einem Mädchen in Verkleidung einer Witwe aus den Händen von Entführern gerettet worden war! Jedoch informierte mich der Junge darüber, dass sie inzwischen als alte Jungfer mit einer Zwickelbrille verkleidet war.

Ich verdoppelte meine Anstrengungen, sie zu finden und vor den Gefahren Londons zu bewahren. Leider verfügte ich nicht über ein Porträt, das ich hätte herumzeigen können. Nie hatte man sie fotografiert. Dafür besaß ich ein höchst interessantes und aufschlussreiches Büchlein über Chiffren, das unsere Mutter ihr geschenkt hatte. Nachdem ich auf diesem Weg herausgefunden hatte, dass die beiden eine geheime Korrespondenz mittels der Kleinanzeigen in der Pall Mall Gazette pflegten, gab ich darin selbst eine Annonce auf, in der ich mich als Mutter ausgab und Enola um ein Treffen bat. Doch irgendwie hatte sie meine List durchschaut. Während ich am Britischen Museum auf sie wartete, um mich auf sie zu stürzen, drang sie in meine Wohnung ein und holte sich das Büchlein zurück! Als meine Vermieterin mir mitteilte, dass sie ihr wie eine arme Hausiererin erschienen war, die in der herbstlichen Kühle nur so zitterte, begriff ich, dass ich unterwegs sogar an ihr vorbeigelaufen war!

Nun machte ich mir umso mehr Sorgen um Enola, da ich fürchtete, sie könnte in der Tat mittellos sein. Also konzentrierte ich mich bei meiner Suche auf die Armenviertel, wo ich eines Nachts im Winter auf die »Schwester der Straße« traf – eine stumme Nonne in einem schwarzen Habit, die sich um die Ärmsten der Armen kümmerte. Sie schenkte mir einen Keks! Kurz darauf drückte mir dieselbe Nonne eine halb ohnmächtige Dame in die Arme und teilte mir kurz angebunden die Identität des Schurken mit, der dieser Lady Leid angetan hatte. Als ich die Stimme der »stummen« Nonne erkannte, musste ich mir entsetzt eingestehen, dass diese Schwester meine Schwester war! Ich versuchte, sie festzuhalten, doch sie wehrte mich mit einem Dolch ab und verschwand in die Nacht. Sämtliche Polizisten Londons konnten sie nicht aufspüren. Als ich mich am Morgen geschlagen gab und in meine Wohnung zurückkehrte, fand ich dort den Habit! Diese Frechheit, diese Unverschämtheit, wie sie es nur hatte wagen können, sich in meinen eigenen vier Wänden zu verbergen, während ich die Stadt nach ihr absuchte!

Übrigens hatte sie einen mörderischen Bösewicht recht übel zugerichtet mit ihrem Dolch, um die Lady zu retten. Offensichtlich war meine Schwester Enola durchaus in der Lage, auf sich achtzugeben. Doch vermaledeites Gör! Man konnte doch nicht zulassen, dass sie auf den Straßen Londons verwilderte. Ich musste sie einfach retten. Und dennoch, trotz meiner besten Bemühungen wurde der Winter vom Frühling abgelöst, ohne dass ich meinem Ziel auch nur einen Schritt näher gekommen wäre.

Dann erforderte das unerklärliche Verschwinden meines lieben Freundes, Dr. Watson, all meine Aufmerksamkeit. Eine ganze Woche verging, in der ich weder schlief noch aß – ebenso wenig wie mein Bruder Mycroft. Dennoch konnten wir Watson nicht finden. Tatsächlich waren es am Ende nicht wir, die ihn retteten, sondern unsere Schwester! Eine Botschaft in den Zeitungen führte uns geradewegs zu ihm, der in einem Irrenhaus gefangen gehalten wurde, und diese Botschaft war unterzeichnet mit E. H. – Enola Holmes.

Ich war überaus beschämt und konnte mir nicht erklären, wie sie diese Leistung vollbracht hatte.

Genauso wenig hatte ich eine Ahnung davon, wo in London sie wohnte oder wie sie über die Runden kam. Doch, verehrter Leser, verehrte Leserin, ich darf Sie an die Lady erinnern, die sie in meinen Armen zurückgelassen hatte. Kurz nach Watsons Rückkehr sollte ebendiese Lady Opfer einer Zwangsheirat werden und ich wurde beauftragt, den perfiden Plan zu vereiteln. Zu diesem Zweck stattete ich der Villa, in der man sie meinen Ermittlungen nach gefangen hielt, einen heimlichen, nächtlichen Besuch ab. Ganz in Schwarz gekleidet und mit dunkel bemaltem Gesicht schlich ich mich in den Garten – wo ich geradewegs in einen Abgrund zu stürzen schien! Er entpuppte sich als ein recht tiefer Graben, auf dessen Boden ich mir beim Aufprall den Knöchel schwer verletzte.

Und meinen Stolz. Man rechnet...

Erscheint lt. Verlag 11.3.2022
Reihe/Serie Enola Holmes
Übersetzer Nadine Mannchen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Agatha Oddly • Ben Aaronovitch • Buch zum Film • Detektivgeschichte • Flavia de Luce • historischer Krimi • Jugendbuch • Jugendkrimi • Jugendroman • Krimi • krimi london • Krimi Mädchen • Krimi-Reihe • London • Mädchen ab 12 Jahren • Mädchenkrimi • Mystery • Netflix • Netflix-Film • Ruby Redfort • Sherlock Holmes • Spannung • Wells & Wong
ISBN-10 3-95728-676-X / 395728676X
ISBN-13 978-3-95728-676-5 / 9783957286765
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