The Way We Fall - Edinburgh-Reihe, Band 1 (eBook)
416 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51109-9 (ISBN)
Jana Schäfer ist 1995 nahe Freiburg im Breisgau geboren. Nachdem sie nach der Schule ein Jahr in Schottland verbracht und die rauen Highlands lieben gelernt hat, lebt sie jetzt wieder im Süden Deutschlands. Seit sie ein Teenager ist, liest und schreibt sie für ihr Leben gerne. Insbesondere Liebesgeschichten und Fantasyromane, die in andere Welten entführen, haben es ihr angetan. Ihre Zeit verbringt sie am liebsten mit einem Kaffee am Laptop, wo sie in ihren Geschichten verschwindet, die häufig von Mut, Hoffnung und großen Gefühlen handeln.
Jana Schäfer ist 1995 nahe Freiburg im Breisgau geboren. Nachdem sie nach der Schule ein Jahr in Schottland verbracht und die rauen Highlands lieben gelernt hat, lebt sie jetzt wieder im Süden Deutschlands. Seit sie ein Teenager ist, liest und schreibt sie für ihr Leben gerne. Insbesondere Liebesgeschichten und Fantasyromane, die in andere Welten entführen, haben es ihr angetan. Ihre Zeit verbringt sie am liebsten mit einem Kaffee am Laptop, wo sie in ihren Geschichten verschwindet, die häufig von Mut, Hoffnung und großen Gefühlen handeln.
1. KAPITEL
Amelia
Wenn ich die Welt mit Farben beschreiben müsste, wäre dieser Tag schwarzblau. Vielleicht auch eine Spur dunkelgrün. Auf jeden Fall wären es aber düstere Töne. Solche, die man auf Fotos mit einem Filter aufhellt, damit sie stattdessen strahlen und leuchten.
Selbst der Himmel draußen zeigte sich heute von einer düsteren Seite, die sämtliches Licht verschluckte.
Seufzend öffnete ich die Spülmaschine. Ein Schwall heißer Luft kam mir entgegen, und ich trat eilig einen Schritt zurück.
Das Café Daydream war wie ausgestorben. Meine Schicht ging offiziell noch eine Stunde, doch wenn weiterhin keine Gäste kamen, konnte ich genauso gut eine Stunde früher Schluss machen und heim zu Maisie gehen. Vorausgesetzt, der Gast an Tisch Nummer dreizehn bezahlte irgendwann und verschwand. Er saß inzwischen schon seit drei Stunden vor seinem Laptop und nippte ab und zu an einem Glas Wasser. Bis auf einen Espresso und ein Stück Zitronenkuchen hatte er nichts bestellt. Nichts.
Ich spürte, wie sich Ärger in mir breitmachte. Was glaubte der denn, wie wir das Daydream finanzierten? Jedenfalls nicht durch das Servieren von Leitungswasser. Wir waren hier schließlich in einem Café. Und nicht etwa in seinem Büro.
Entschlossen ging ich zu dem Tisch in der Ecke und machte mich mit einem Räuspern bemerkbar. An jedem anderen Tag wäre es mir vermutlich egal gewesen, aber die Vorstellung, dass ich jetzt Feierabend haben und bei meiner Schwester sein könnte, anstatt den einsamen Gast zu bedienen, machte mich ungeduldig.
»Möchtest du noch etwas?«
Keine Reaktion.
»Hallo?«, versuchte ich es erneut.
»Nein danke, ich arbeite.« Seine kühle Stimme strich über mich hinweg. Er schaute nicht einmal von seinem Laptop auf. Das Klackern der Tasten erfüllte den Raum und verwandelte sich in meinen Ohren zu einem provozierenden, spottenden Geräusch.
Ich atmete hörbar aus, aber er rührte sich nicht. Kein Zusammenzucken, kein entschuldigendes Lächeln, nichts. Mein Blick glitt über die dunkelbraunen Haare, die ihm lässig und scheinbar zufällig in die Stirn fielen. Fast so, als wüsste er gar nicht, dass er mit seiner Frisur einem Werbeplakat für den nächsten Friseursalon entsprungen sein könnte. Der Dreitagebart und die kantigen Gesichtszüge ergänzten den Möchtegern-wilder-Schönling-Look perfekt. Seine vollen Lippen hatte er zu einem schmalen Strich zusammengepresst, der einzige Hinweis, dass er sehr wohl bemerkte, dass ich immer noch ungeduldig neben ihm stand. Ich schätze ihn auf Mitte zwanzig, vielleicht zwei, drei Jahre älter als ich.
Er saß mit gerunzelter Stirn da und starrte hoch konzentriert auf seinen Bildschirm, als beanspruchte das, was auch immer er da tat, seine ganze Aufmerksamkeit. Gut möglich, dass ihm nicht einmal auffiel, dass er inzwischen der einzige Gast war. Er schien seine Umgebung, das Café, das in den letzten Jahren zu meinem zweiten Zuhause geworden war, gar nicht richtig wahrzunehmen. Da war es wahrscheinlich auch zu viel verlangt, auf die einzige Bedienung im Raum zu achten, die sich an einem Donnerstagnachmittag durchaus bessere Dinge vorstellen konnte, als einem verirrten Gast beim Wassertrinken zuzusehen. Heimgehen, um mit ihrer Schwester einen Film zu schauen, zum Beispiel.
Mit einem ergebenen Seufzen drehte ich mich um und kehrte hinter die Theke zurück. Trotz allem war es mein Job, die Gäste zu bedienen. Oder sie in Ruhe zu lassen, wenn sie nichts wollten. Nicht selten fühlten sich die Leute im Café so wohl, dass sie die Zeit völlig vergaßen und stundenlang mit ihrem Kaffee am Tisch saßen und mit ihren Freunden redeten. Normalerweise war es auch genau das, was ich am Daydream so sehr mochte. Nur hatte ich heute schon einen ziemlich anstrengenden Tag hinter mir, weil am Morgen eine Geburtstagsgruppe ins Café geplatzt war und den Ort ordentlich aufgemischt hatte.
Um mir die Zeit zu vertreiben, räumte ich die Spülmaschine aus. Allerdings war ich damit viel zu schnell fertig. Nachdem ich auch noch mit einem Putzlappen über die Ablagen und die Vitrine, in der selbst gebackene Muffins und Scones standen, gewischt hatte, fiel mir keine Beschäftigung mehr ein. Ich könnte mir natürlich einen Besen schnappen und zwischen den Tischen und Stühlen – ein sorgfältig ausgewählter Mix aus hübschen Vintage-Möbeln – hindurchfegen. Aber das wäre unhöflich, und auch wenn der Fremde von mir aus gern gehen durfte, würde ich ihm nicht den Gefallen tun und unprofessionell werden.
Das Vibrieren meines Handys erlöste mich aus meinem pseudobeschäftigten Hin- und Hergehen hinter der Theke. Ich nahm den Anruf an, was ich bei gutem Betrieb nie tun würde, und grinste, noch bevor die fröhliche Stimme meiner besten Freundin erklang.
»Amelia! Du gehst ran. Das heißt dann wohl, dass du entweder früher gehen konntest oder das Café leer ist.«
»Leider ist Letzteres der Fall. Zumindest fast. Bis auf einen Kerl ist niemand hier, und ich bezweifle, dass bei dem Regenwetter heute noch jemand kommt.«
»Dafür wird morgen die Bude voll sein«, erwiderte Holly zuversichtlich. Mit ihrer unbeschwerten Art hellte sie meine Stimmung automatisch auf.
»Das fürchte ich auch. Chloé liegt mir seit Tagen mit der Lesung in den Ohren. Sie will Pizzabrötchen backen und Fingerfood organisieren. Gestern hat sie sogar irgendetwas von gefalteten Servietten in Buchform gefaselt. Wie auch immer das gehen soll.«
Meine Chefin war ganz aus dem Häuschen, seit sie erfahren hatte, dass Jasper Haven eine Lesung in unserem Café halten würde. Sie sah darin die perfekte Werbung und Aufmerksamkeit, die das Daydream anscheinend dringend brauchte. Dabei war es eigentlich die Ausnahme, dass es so wenige Besucher gab wie heute.
»Ich kann sie nur zu gut verstehen«, gab Holly lachend zurück.
»Kannst du nicht.« Holly hasste Basteln und Dekorieren wie die Pest. Still sitzen und sich konzentrieren war nicht ihr Ding. Sie musste ständig in Bewegung sein, liebte Unternehmungen und Abwechslung. In dieser Hinsicht hätten wir kaum unterschiedlicher sein können.
»Okay, kann ich nicht«, stimmte sie mir zu. »Aber dass dieser Autor kommt, ist eine ziemlich coole Sache. Der wird von den Medien ja ziemlich gehypt.«
»Du weißt ja, wie beeindruckend ich irgendwelche Medienstars finde«, gab ich schmunzelnd zurück.
»Du kannst sagen, was du willst, aber er hat es immerhin geschafft. Er ist ganz oben und einer der bekanntesten Fantasy-Autoren unserer Zeit. Er lebt seinen Traum.«
Ich seufzte. Mir entging der Unterton in ihrer Stimme keineswegs. Ich wusste genau, was sie mir damit sagen wollte. Holly verstand einfach nicht, warum ich immer noch bei meiner Tante lebte, anstatt wie sie in einer WG zu wohnen und zu studieren. Sie war direkt nach dem Schulabschluss von zu Hause ausgezogen und hatte mit ihrem Medizinstudium angefangen, während ich im Daydream jobbte und meine Freizeit mit Musik verbrachte.
Obwohl, eigentlich verstand sie es schon. Der Grund dafür war unmöglich nicht zu verstehen, aber Holly war überzeugt, dass ich damit einen Fehler machte. Nur war es kein Fehler, denn das würde bedeuten, dass ich die Wahl hätte, es anders zu machen, dass ich mich frei entscheiden könnte, nicht hierzubleiben, sondern zu gehen. Doch das konnte ich nicht. Diese Wahl war vor zwölf Jahren gestorben, als meine Eltern und Maisie in einen roten Wagen gestiegen waren, um einkaufen zu fahren, und nur meine kleine Schwester lebend zurückgekehrt war.
Zwei Tage lang hatte sie durchgehend geweint. Trotz meiner eigenen Trauer hatte ich versucht, sie zu trösten, hatte mich ganz auf sie konzentriert, weil sie alles war, was von meiner Familie übrig geblieben war. Abgesehen von unserer Tante Charlotte, die uns mit offenen Armen und voller Liebe aufgenommen hatte, obwohl wir sie damals nur ab und zu besucht hatten. Sie hatte alles getan, um Maisies und meinen Schmerz zu lindern. Doch auch wenn ich Charlotte sehr mochte und ihr dankbar war, sie konnte unsere Mutter nicht ersetzen. Während Maisie weiterhin zitterte und weinte, hatte ich sie festgehalten und ihr ein Versprechen gegeben: Ich bleibe bei dir. Egal, was passiert, wir haben uns.
Mit zehn Jahren hatte ich natürlich noch nicht ganz begreifen können, was der Tod unserer Eltern wirklich für uns bedeutete, aber ich wusste, dass sich von da an alles ändern würde. Mum hatte mir seit Maisies Geburt immer wieder gesagt, dass ich die Große von uns beiden war und auf sie aufpassen sollte. Und seit dem Tod meiner Eltern machte ich genau das. Ich passte auf Maisie auf, die seit dem Unfall nicht mehr dieselbe war. In den ersten Wochen hatte sie kein Wort gesprochen, was die Ärzte auf den Schock zurückführten. Doch aus den Wochen wurden Monate und schließlich Jahre, und Maisie sprach immer noch kaum. Sämtliche Therapien hatten fehlgeschlagen, und irgendwann hatten Charlotte und ich ihr Schweigen akzeptiert. Es wurde ein Teil von Maisie, und wir fanden unseren eigenen Weg, nonverbal miteinander zu kommunizieren.
»Bist du noch dran?« Hollys Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
»Ja, sorry! Was machst du später?«
»Taylor wollte nachher noch vorbeikommen. Du bist natürlich ebenfalls herzlich willkommen. Wir könnten einen Filmabend machen?«
Ein Filmabend mit Holly und ihrem Freund Taylor? So sehr ich die beiden auch liebte, ich würde sicherlich nicht wie ein bedauernswertes fünftes Rad am Wagen in ihr Date platzen. Außerdem hatte ich Maisie...
Erscheint lt. Verlag | 31.1.2022 |
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Reihe/Serie | Edinburgh-Reihe | Edinburgh-Reihe |
Mitarbeit |
Cover Design: Romy Pohl |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | ab 14 Jahren • Bianca Iosvoni • Buch • Bücher • dramatisch • Edinburgh • für Mädchen • Geschenk • Geschenkidee • Jugend-Buch • Kiss me once • Lesen • Liebe • Liebes-Geschichte • Literatur • Love-Story • New Adult • Roman • Romance • romantisch • Sexy • tragisch • Zweiteiler |
ISBN-10 | 3-473-51109-9 / 3473511099 |
ISBN-13 | 978-3-473-51109-9 / 9783473511099 |
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Größe: 1,6 MB
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