Flame & Arrow, Band 1: Drachenprinz (eBook)
448 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51097-9 (ISBN)
Sandra Grauer wurde 1983 im Ruhrgebiet geboren. Schreiben, Lesen und in die Welt fremder Geschichten eintauchen war schon immer ihre Leidenschaft. In Heidelberg studierte sie Sprach- und Übersetzungswissenschaften, später absolvierte sie ein fachjournalistisches Fernstudium und ein Volontariat in einer PR-Agentur in Karlsruhe. Mit ihrer Familie lebt sie inzwischen wieder im Ruhrgebiet. Sie schreibt hauptsächlich Romane für Jugendliche und Frauen, aber auch Krimis.
Sandra Grauer wurde 1983 im Ruhrgebiet geboren. Schreiben, Lesen und in die Welt fremder Geschichten eintauchen war schon immer ihre Leidenschaft. In Heidelberg studierte sie Sprach- und Übersetzungswissenschaften, später absolvierte sie ein fachjournalistisches Fernstudium und ein Volontariat in einer PR-Agentur in Karlsruhe. Mit ihrer Familie lebt sie inzwischen wieder im Ruhrgebiet. Sie schreibt hauptsächlich Romane für Jugendliche und Frauen, aber auch Krimis.
Kapitel 1
Kailey
Den Drachen mit den blauen Schuppen bemerkte ich viel zu spät, weil er ohne jede Vorwarnung aus dem Meer schoss und direkt auf mich zuhielt. Tja, das war’s dann wohl mit meinem freien Tag in der Sonne. Noch im Aufspringen riss ich meine Messer aus beiden Seiten meines Hüftgürtels, die sich sofort in Schwerter verwandelten, und blieb an Ort und Stelle stehen, um den Drachen so nah wie möglich Richtung Boden zu zwingen – und weil ich für weitere Manöver ohnehin keine Zeit mehr hatte. Als er nahezu über mir war und sein Maul mit den Reißzähnen aufriss, warf ich die Arme in die Luft. Mit dem einen Schwert drang ich in die Mundhöhle des Drachen ein, mit dem anderen in seine empfindliche Bauchgegend. Warmes Blut tropfte auf mich herab, doch das war nicht der Grund, warum ich die Schwerter ruckartig zurückzog und mich zur Seite rollte. Der Drache prallte fast auf dem Boden auf, brüllte vor Schmerzen. Ich stieß mich von der Wiese ab und sprang auf seinen Rücken. Zwar war die Schuppenschicht dort härter, doch das Ungetüm konnte sich so schlechter zur Wehr setzen. Außerdem kannte ich seine Schwachstellen. Ich rammte ihm eines der Schwerter in den Nacken, während ich das andere wie einen Wurfstern Richtung Flanke schleuderte, wo es stecken blieb. Inzwischen waren die Schmerzensschreie des Drachen ohrenbetäubend – und sie lockten einen weiteren an. Das Vieh mit den roten Schuppen war nur unbedeutend kleiner als der Drache mit den blauen Schuppen, der nun endgültig auf den Boden krachte und dort einen Kampf um sein Leben ausfocht, den er zweifelsohne verlieren würde.
Ich rutschte den Rücken des Biests hinunter und befreite mein Schwert aus dessen Flanke. Lautlos kam ich auf dem weichen Gras auf. Derweil schoss der rot geschuppte Drache auf mich zu und riss sein Maul auf, um mich mit seinem Feuer zu attackieren. Ich schnaubte. Also bitte, mehr hatte er nicht zu bieten? Für mich als Feuerwandlerin war es ein Leichtes, die Flammen in Rauch zu verwandeln, der dem Drachen den Blick vernebelte. Er versuchte, sich stattdessen auf seine anderen Sinnesorgane zu konzentrieren, doch im Gegensatz zu ihm hatte ich keinerlei Probleme, durch den Rauch hindurchzusehen. Schon durchbohrte mein Schwert sein Auge, das andere drang in seinen Rachen ein. Der Drache brüllte, schlug blind mit Krallen und Schwanz um sich. Fast hätte er mich erwischt, doch ich sprang gerade noch rechtzeitig darüber hinweg, bevor ich ihm beide Schwerter in die Flanke rammte, während ich zurück auf den Boden segelte. Die Schmerzen ließen den Drachen seine letzten Kräfte mobilisieren, aber er war bereits zu schwach, um mir noch gefährlich zu werden. Es war eine meiner leichtesten Übungen, ihn immer wieder zielgenau zu attackieren, bis er den Kampf schließlich aufgab. Ich blieb in Angriffsposition und suchte den Himmel nach weiteren Ungetümen ab. Es kamen keine.
Der blau geschuppte Drache löste sich vor meinen Augen in Luft auf, kurz darauf folgte sein rot geschuppter Gefährte. Die Wiese, die eben noch blutdurchtränkt gewesen war, zeigte sich wieder in einem saftigen Grün. Nichts erinnerte mehr an den Kampf, der hier vor wenigen Minuten stattgefunden hatte.
Okay, so gut wie nichts, denn mein eng anliegendes grünes Kleid hatte einen Riss rechts an der Taille, wo mich offensichtlich eine der Klauen erwischt hatte. Außerdem war ich pitschnass von dem Tropfwasser des blauen Drachen, das er mitgebracht hatte, als er aus dem Meer direkt über mich hinweggeflogen war. Aber ich wollte mich nicht beschweren. Im Grunde musste ich schon froh sein, dass wenigstens das Blut verschwunden war, Drachenblut ließ sich nämlich nur sehr schwer herauswaschen. Es hatte mir bereits das eine oder andere Kleid ruiniert.
Mein Onkel Damian tauchte wie aus dem Nichts mitten auf der Wiese auf und nickte mir beeindruckt zu. Unter der offenen Lederjacke, auf der das Wappen von Fairyland eingestickt war – ein in einem Bogen eingespanntes Schwert –, konnte ich seinen magisch verkleinerten Bogen hervorblitzen sehen; er schien auf dem Sprung zu sein.
»Du willst noch weg?«
Er nickte. »Eine Mission im Auftrag der Königin.«
Ich hätte gern mehr erfahren, denn es kam nicht oft vor, dass mein Onkel Fairyland verließ, auch wenn es in letzter Zeit häufiger der Fall war als sonst. Er diente der Königin als Berater, und genau deshalb würde ich nicht mehr aus ihm herausbekommen. Er sprach niemals über seine Arbeit, das durfte er auch gar nicht. Ich griff nach meinem Buch, in dem ich gelesen hatte, bevor mich der erste Drache angegriffen hatte.
»Du hättest mich ruhig vorwarnen können, was heute auf mich zukommt«, sagte ich und versuchte, die Stelle in Sturmhöhe wiederzufinden, an der ich unterbrochen worden war.
»Dann wäre es kein spontanes Training mehr.« Damian kam näher. »Es ist wirklich erstaunlich. Ich habe nur selten eine Fae so schnell zwei Drachen besiegen sehen, noch dazu völlig unvorbereitet und mit nichts als Schwertern bewaffnet.«
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Damian hielt nicht viel von Schwertern, er hatte sich damals während seines Kampfunterrichts für Pfeil und Bogen entschieden. Tatsächlich präferierten viele Fae diese Waffe, weil man sich den Gegner damit besser vom Hals halten konnte. Ich hingegen liebte das Schwert. Wie es in der Hand lag; wie ich den Gegner damit aus seiner Komfortzone locken konnte, um ihn aus nächster Nähe anzugreifen … Natürlich konnte ich auch mit Pfeil und Bogen einen Drachen erlegen. Während unserer Ausbildung lernten wir, beides zu beherrschen. Doch die Elfenkrieger, die Talent und Instinkt besaßen, spezialisierten sich auf eine Waffe. Damit unterschieden wir uns von all den anderen Drachenjägern, die in Fairyland ausgebildet wurden.
Die Tatsache, dass Damian lange genug in der Nähe gewesen war, um mir beim Training zuzuschauen, erfüllte mich mit Stolz, immerhin war das einer meiner besseren Kämpfe gewesen, und mein Onkel nahm sich nicht oft die Zeit dafür. Durch seine Beratertätigkeit war er viel zu eingespannt. Trotzdem trainierten wir seit meinem fünften Geburtstag jeden Sonntagmorgen bei Wind und Wetter zusammen auf der Wiese vor dem Haus, und er verriet mir dabei seine Tricks. Dieser Termin war uns beiden heilig.
»Tja, man muss nur wissen, wo sich die Schwachstellen der Biester befinden«, sagte ich jetzt.
Mein Onkel schüttelte den Kopf. »Über dieses Wissen verfügen wir alle, werden wir doch von klein an auf Kämpfe dieser Art vorbereitet.«
Das stimmte natürlich. Neben dem Kampftraining mit Damian hatte ich auch noch anderen Unterricht. Die Lehrer brachten uns vieles bei, allerdings keine profanen Dinge wie Rechnen und Schreiben. Das war Grundwissen, was wir Fae bereits beherrschten, ehe wir überhaupt laufen konnten. In der »Schule« lernten wir alles über die Erde und das Universum, über die Natur, welche Kräuter und Pflanzen nützlich waren, welche Krankheiten es gab und wie man sie heilte. Uns wurde aber nicht nur beigebracht, was wir als naturverbundenes Volk wissen mussten, sondern auch, wie wir uns verteidigen und gegen Drachen kämpfen. Aufgrund meiner guten Kampffähigkeiten hatte ich im vergangenen Jahr noch weitere Fächer dazubekommen: Beobachtung, Infiltration, Aufklärung. Ich konnte inzwischen verschiedene Fragetechniken anwenden und mich problemlos an Menschen und verschiedene Gegebenheiten anpassen.
»War’s das heute mit dem Training?«, fragte ich und steckte die Schwerter in meinen Gürtel, wo sie sich in Messer zurückverwandelten.
Mein Onkel grinste, dabei zeigte sich ein Grübchen in seiner linken Wange. »Du versuchst es immer wieder, was? Das spontane Training heißt so, weil es vor allem eins ist: spontan. Man weiß nie, wann und wo man angegriffen wird. Es ist die letzte Stufe deiner Ausbildung, danach bist du bereit, um in die weite Welt hinauszugehen. Wobei du das meiner Meinung nach jetzt schon könntest.« Die letzten Worte sagte er nicht ohne Stolz, was mich unwillkürlich lächeln ließ.
Damian war eine meiner wichtigsten Bezugspersonen, denn meine Eltern waren vor acht Jahren gestorben. Wer nicht wusste, dass Damian mein Onkel war, hielt ihn stets für meinen leiblichen Vater, denn wir hatten unübersehbare Ähnlichkeiten: blonde Haare, grüne Augen, ein Grübchen in der Wange. Wir waren beide groß gewachsen, was an sich gar nicht so ungewöhnlich war für Fae – jedoch waren weder meine Mutter noch mein Vater besonders groß gewesen –, und ich war genauso durchtrainiert wie Damian. Allerdings war meine Figur trotz allem sehr weiblich. Manchmal fragte ich mich, wo das herkam. Ich aß zwar nicht wenig, aber ich verbrauchte auch eine Menge Kalorien, weil ich viel Sport trieb. In meiner Altersstufe war ich die beste Elfenkriegerin, und ich wollte, dass das so blieb. Wie sich unter diesen Umständen meine Kurven halten konnten, blieb mir allerdings schleierhaft.
Jedenfalls war mein Onkel immer für mich und meinen Bruder Sloan da gewesen. Nachdem meine Eltern durch einen Drachenangriff gestorben waren, hatte er die Vaterrolle und in gewisser Weise auch die Mutterrolle übernommen. Damian war zwar alles andere als der mütterliche Typ, aber er gab heute noch sein Bestes, damit mein Bruder und ich zumindest einmal am Tag eine vernünftige Mahlzeit bekamen. Das rechnete ich ihm hoch an. Und er hatte immer dafür gesorgt, dass wir die bestmögliche Ausbildung bekamen.
»Danke, Onkel Damian. Du weißt aber schon, dass du maßgeblich an meinem Können beteiligt bist?«
Wieder schüttelte er den Kopf. »Ich habe dich zwar gegossen und dir den Dünger gegeben, den du zum Wachsen brauchtest, aber du bist...
Erscheint lt. Verlag | 8.10.2021 |
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Reihe/Serie | Flame & Arrow |
Flame & Arrow | Flame & Arrow |
Mitarbeit |
Cover Design: Zero Werbeagentur GmbH |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Buch • Bücher • College • Crossover • Drachen • Dublin • Elfen • für Mädchen ab 14 • Geschenk • Geschenkidee • Jugendbuch • Lesen • Liebe • Literatur • Love • Magie • Romance • Roman für Mädchen • Romantasy • Romantic Fantasy • Traum-Typ • Urban Romantasy • Young Adult |
ISBN-10 | 3-473-51097-1 / 3473510971 |
ISBN-13 | 978-3-473-51097-9 / 9783473510979 |
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