Mitternachtsstunde 3: Emily und die magische Weltengrenze (eBook)

Spannende Fantasy für alle Mädchen ab 10!
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2022 | 1. Auflage
320 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93278-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mitternachtsstunde 3: Emily und die magische Weltengrenze -  Laura Trinder und Benjamin Read »Trindles &  Read«
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Emily ist untröstlich: Nun darf sie gar nicht mehr in die Welt der Mitternachtsstunde reisen! Es wäre zu gefährlich; Nokturne hat die Herrschaft über Big Ben übernommen und die Zeit ist kaputt. Historische Katastrophen wiederholen sich, die Grenze zur realen Welt bröckelt. Doch dann wird Emily eines Nachts doch von einer fliegenden Eulenfrau an ihrem Fenster abgeholt und als Päckchen zurück in die Nachtpost geschleust. Zusammen mit ihrem Freund Tarkus muss sie noch ein letztes Mal alle Kräfte aufbieten, um die Welt der Magie zu retten ... Der dritte Band der gruselig-witzigen Fantasy-Trilogie! »Eine mitreißende und echt schaurige Geschichte.« Daily Mail Band 1: Emily und die geheime Nachtpost Band 2: Emily und der löchrige Zeitzauber Band 3: Emily und die magische Weltengrenze

Benjamin Read und Laura Trinder (auch bekannt als Duo Trindles & Read) schreiben schon lange zusammen Bücher, Graphic Novels und Märchen. Benjamin kümmert sich um die Worte und Laura um die Illustrationen. Gemeinsam tüfteln sie an den Geschichten, bis sie im schillernden Glanz erstrahlen. »Mitternachtsstunde« ist ihr erstes Kinderbuch.

Benjamin Read und Laura Trinder (auch bekannt als Duo Trindles & Read) schreiben schon lange zusammen Bücher, Graphic Novels und Märchen. Benjamin kümmert sich um die Worte und Laura um die Illustrationen. Gemeinsam tüfteln sie an den Geschichten, bis sie im schillernden Glanz erstrahlen. »Mitternachtsstunde« ist ihr erstes Kinderbuch. Birgit Niehaus, geboren im äußersten Norden Deutschlands, studierte Romanistik, Hispanistik und Sprachlehrforschung in Hamburg und Bordeaux, war etliche Jahre in der Verlagspressearbeit tätig und lebt heute mit ihrer Familie als Autorin, Übersetzerin und Lektorin in Berlin.

Dem Tag war nicht anzumerken, dass er eine schreckliche Überraschung bereithielt, aber das ist wahrscheinlich immer so. Wüsste man im Voraus, dass etwas Entsetzliches passiert, würde man einfach sagen: »Oh, Mist, das wird einer dieser Horrortage, ich bleib lieber im Bett!«

Als Emily an diesem Samstagvormittag (wie immer reichlich spät) zum Frühstück herunterkam, gab es jedenfalls nicht den kleinsten Hinweis, dass sich eine Katastrophe anbahnte. Seltsam war allenfalls, dass Mum Schinkensandwiches machte. Zumindest war es höchst verdächtig. Und das lag weniger daran, dass Maeve eine schlechte Köchin gewesen wäre (was sie definitiv war!), sondern daran, dass die samstäglichen Schinkensandwiches eindeutig in Dads Aufgabenbereich fielen. Das war schon immer so gewesen. Jeden Samstagmorgen, nach seiner Nachtschicht in der Nachtpost, tischte er köstlichste Schinkensandwiches auf. Aber an diesem Samstagmorgen hockte er nur zusammengesunken da, bleich wie die Geister, denen er die Post zustellte.

»Dad, was ist los? Alles okay mit dir?«

Er blickte auf und lächelte. Aber es war ein äußerst schmales Lächeln.

»Mit gehts gut, Schnüffelchen, es ist nur …«

»Es ist nur so, dass ihn die Vollpfosten bei der Nachtpost gefeuert haben!«, fiel ihm Mum mit ihrem breiten irischen Akzent ins Wort. »Und aus der Mitternachtsstunde haben sie ihn auch ausgesperrt! Weil sie ihm nämlich seinen verdammten Schlüssel abgenommen haben!« Die letzten Worte schrie sie. Ihr Gesicht war knallrot.

Die Mitternachtsstunde war ein Teilstück des alten viktorianischen Londons, das in einer Zeitblase eingeschlossen worden war, als die große Glocke von Big Ben im Jahr 1859 erstmals zur Mitternacht geläutet hatte. Da in der Mitternachtsstunde auch die letzten Weltvorkommen an Magie konserviert waren, war sie ein Zufluchtsort für sämtliche Monster und Fabelwesen. Aber auch für Emily und ihre hochgradig seltsame Familie war sie ein Zuhause – oder zumindest eine willkommene Abwechslung von ihrem Zuhause im Gegenwarts-London.

»Das ist ein Skandal!«, ereiferte sich Emilys magische Púca-Mum und knallte den Pfannenheber auf die Arbeitsplatte. »Ich hätte denen den Marsch geblasen, aber so was von!«

Plötzlich quoll Rauch aus dem Grill und Mum musste husten. Sie wollte gerade eine Schimpftirade auf den Toaster loslassen, als unter dem Tisch eine Art Sirene losheulte: das Höllenbaby. So nannte Emily insgeheim ihren kleinen Bruder, den letzten, unerwarteten Neuzugang bei den Featherhaughs. Alan, Emilys Dad, bückte sich, nahm das Baby aus seinem Tragebettchen und schaukelte es. Normalerweise beruhigte es sich sofort, denn Dad hatte eine ultraberuhigende Ausstrahlung, aber heute brüllte es wie am Spieß. Dad blickte es hilflos und traurig an.

Emily war geschockt. Ihr unerschütterlicher, tüchtiger Dad war normalerweise der Ruhepol in ihrem Universum, ein Fels in der Brandung. Ihn so verloren zu erleben, das war … schon was.

»Was meinst du damit, du bist gefeuert?«

»Ich bin draußen. Sie sagen, sie beschäftigen keine ›Tageslichtler‹ mehr in der Nachtpost.«

Tageslichtler galt in gewissen Kreisen des Nachtvolks als Schimpfwort für die Menschen aus der Tageslichtwelt.

Dad sackte zurück in seinen Stuhl und streichelte dem brüllenden Baby den Rücken.

»Dort drinnen ist alles im Wandel. Gerade sind sie dabei, sämtliche Verbindungen zur Außenwelt zu kappen.«

»Wer ist sie?«, fragte Emily.

»Diese arroganten, graugesichtigen, verschrumpelten, staubigen Toten-Schnösel, die glauben, sie würden die Welt regieren«, tönte Mums Stimme aus der Qualmwolke.

Na ja, streng genommen glaubten sie es nicht nur – sie mischten tatsächlich kräftig mit in der Mitternachtsstunde. Allerdings hatte Emily, nach all ihren Abenteuern dort, Freunde, die noch sehr viel einflussreicher waren als Die Toten. Entschlossen haute sie mit der Faust auf den Tisch.

»Ich geh gleich heute Nacht rüber und kläre die Sache mit der Bibliothek höchstpersönlich.«

»Schätzchen, ich fürchte, du verstehst es nicht ganz: Du wirst überhaupt nicht reinkommen«, seufzte Dad niedergeschlagen. »Sie haben mich nicht einfach nur gefeuert, sie haben die Türen zwischen unseren Welten verriegelt. Wir sind aus der Mitternachtsstunde ausgesperrt. Für immer.«

Und das war’s. Sie waren draußen, als wären sie niemals drinnen gewesen.

Emily hatte geflucht, geschimpft und getobt, sie hatte wirklich alle Register gezogen. Aber es hatte nicht das Geringste geändert. Später, als Big Bens Mitternachtsglocken über die Themse klangen, hatten sie Mums magischen Schattenschlüssel an der Kirchentür in der Nachbarschaft ausprobiert. Aber nichts war passiert. Dann hatten sie Dads Vorrat an magischen Briefmarken aufgebraucht, um Beschwerdebriefe an einflussreiche Freunde zu schicken. Doch auch das hatte nichts gebracht. Selbst eine der wertvollen Express-Marken, die normalerweise um Punkt Mitternacht wie von Geisterhand abgeholt wurden, lag am Morgen noch da.

Das hatte Dad den Rest gegeben. Seitdem hockte er zusammengesunken auf dem Sofa. Nicht mal seinem geliebten Komposthaufen hatte er einen Besuch abgestattet. Zwischendurch stolperte er durch die Wohnung, aß mit ihnen zu Abend und kümmerte sich um das Baby, aber in ihm war ein Funke erloschen, das war nicht zu übersehen. Und das war auch kein Wunder, denn sein Job war der spannendste und gefährlichste der Welt gewesen. Und ohne diesen Job schien er nicht recht zu wissen, wer er überhaupt war.

Emily verstand, wie er sich fühlte. Sie sehnte sich so sehr nach der Mitternachtsstunde! Normalerweise durfte sie in den Schulferien rüber. Diesmal hätte sie eigentlich Mammy Espeth besuchen sollen. Mammy war die Púca-Clanchefin und Mum ihrer Mum, aber Emily durfte sie auf keinen Fall, um nichts auf der Welt, Oma nennen. Dank Mammys Training konnte sich Emily inzwischen fast in ein Pferd verwandeln. Aufgrund ihrer Púca-Gene, die immerhin fünfzig Prozent von ihr ausmachten, war Emily eine Gestaltwandlerin und konnte verrückte Dinge mit Glücksmagie anstellen. Aber eben nur drüben in der Mitternachtsstunde. Hier, in der wirklichen Welt, klappte das nicht, denn hier gab es keine Magie mehr. In der Mitternachtsstunde war Emily etwas Besonderes. Hier war sie nur … Emily.

Es war eine grässliche Zeit. Eine absolut furchtbare Zeit. Sie fühlte sich, als hätte man ihr etwas Wertvolles geschenkt, nur um es ihr gleich wieder zu entreißen. Wenn sie nicht magisch war, was war sie dann? Wieder einmal musste sie an den mürrischen Löwen denken, der die Kinder aus Narnia vertrieben hatte. Sie hatte diese Stelle im Buch schon immer gehasst: Die vier Kinder saßen draußen fest und wussten nicht, ob man sie jemals wieder reinlassen würde. Bis sie irgendwann tatsächlich glaubten, sich alles nur eingebildet zu haben. Wie oft hatte sich Emily die Kinder in dem heißen, stickigen Schrank vorgestellt – zwischen hässlichen Pelzmänteln, Spinnweben und Holzbrettern. Genau so hatte sie sich bei jedem Drehen des magischen Schlüssels im Schloss der Nachtpost-Tür gefühlt: voller Angst, dass sich die Tür nicht öffnen ließe und sie für immer draußen bleiben müsste. Und exakt dieses Szenario war jetzt eingetreten!

Zwei Wochen nach dem Schlechte-Nachrichten-Frühstück hockte Emily oben in ihrem Zimmer. Sie wäre um ein Haar mit Mum zusammengerasselt und hatte sich zurückgezogen, damit das Ganze nicht in einen Monsterstreit ausartete. Emily und ihre Mutter hatten eine lange Liste an apokalyptischen Auseinandersetzungen. Das lag hauptsächlich daran, dass sie beide ein ziemlich loses Mundwerk hatten – die »große Familienklappe«, wie Mum immer sagte. Emily wusste ja, dass ihre Mutter viel um die Ohren hatte, mit dem Baby und dem trübsinnigen Dad, der tagein, tagaus nur noch zu Hause hockte. Aber sie selbst war auch unglücklich, und manchmal konnte sie sich eben nicht mehr zusammenreißen. Jetzt, Stunden später, lag sie auf ihrem Bett und verfolgte, wie sich ihr kreisrundes Glas-Mobile an der Wand drehte, oder besser gesagt: wie die drei schwarzen Glashasen, die Emily seit ihrer Kleinkindzeit »Daninchen« nannte, einander hinterherjagten, Hasennase an Puschelschwanz.

Seufzend tastete sie nach der Kette aus alten Münzen um ihren Hals. Sie klimperten und schimmerten, eine Ansammlung aus Gold, Silber und Bosheit. Es waren nämlich nicht einfach nur ein paar aufgefädelte alte Taler, sondern echte Unglückspennys, die verfluchtesten Münzen aller Zeiten, Träger von unglaublichem Unglück für alle, die mit ihnen in Berührung kamen – es sei denn, man war eine glücksmanipulierende Púca wie Emily. Eine deutlich besser gelaunte Version von Mum hatte Emily die Kette vor geraumer Zeit geschenkt, um sie aufzuheitern. Doch jetzt bewirkten die Münzen das genaue Gegenteil: Sie erinnerten Emily nur umso schmerzhafter daran, wie sehr die Magie in ihrem Leben fehlte. Sie vergrub sich in ihren Kissen und versuchte, Púca-Bilder aus glücklicheren Tagen heraufzubeschwören – von sich als Hasen, wie sie über saftige Wiesen flitzte, oder als Pferd, wie sie durch den ewigen Mondschein des mitternächtlichen Londons galoppierte. Aber es nützte alles nichts.

»Hoggins, warum ist alles immer so verdammt …? Ach Mist …« Sie verstummte.

Hoggins war ihr – möglicherweise magischer – Taschenigel und Abenteuerkumpel. Oder zumindest war er das bis vor Kurzem gewesen. Emily hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass sie sein kleines warmes Gewicht nicht mehr in...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2022
Reihe/Serie Mitternachtsstunde
Mitternachtsstunde
Übersetzer Birgit Niehaus
Zusatzinfo mit vielen Schwarz-Weiß-Illustrationen
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Kinder- / Jugendbuch Spielen / Lernen Abenteuer / Spielgeschichten
Schlagworte Abenteuer • Anderssein • Bücher 5. Klasse • Fabelwesen • Fantasy • Fantasy-Abenteuer • fantasy buch mädchen • Freche Mädchen • Freundschaft • Geistergeschichte • Geisterwelt • Geschenk für Mädchen ab 10 • Gestaltenwandler • Gestaltwandler • Grusel • Hexe • Igel • Kinderbuch • Kinderbuch Abenteuer • Kinderbuch Action • Kinderbuch Familie • Kinderbuch Mädchen • Kinderbuch Magie • Kinderbuch Monster • Kinder Fabelwesen • Kinder Fantasy • London • Mädchenbuch • Magie • Monster • Mystery • starke Heldin • Studio Ghibli • Vampir • Zeitreise
ISBN-10 3-646-93278-3 / 3646932783
ISBN-13 978-3-646-93278-2 / 9783646932782
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