Märchenfluch, Band 3: Der Kuss der Wahrheit (eBook)

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2020 | 1. Auflage
416 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-47986-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Märchenfluch, Band 3: Der Kuss der Wahrheit -  Claudia Siegmann
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Eigentlich könnten Flo und die anderen Märchennachfahren aufatmen: Schließlich haben sie ihre gefährlichste Feindin besiegt, die böse Fee Invidia. Doch die Herrscher über die Märchengemeinschaft haben große Pläne für Flo, die ihr Leben ins Chaos stürzen: Ausgerechnet sie soll die neue dreizehnte Fee werden und damit Unsterblichkeit erlangen. Ein Schicksal, das sie unwiederbringlich von allen Sterblichen trennen würde - nicht zuletzt von ihrem Freund Hektor und ihrer Schwester Vicky ... Der fantastische Abschluss der Märchenfluch-Trilogie

Claudia Siegmann wurde 1973 in Kassel geboren. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass ihre erste große Liebe die Märchen der Brüder Grimm wurden. Bereits während ihrer Schulzeit entstanden unzählige Geschichten, mit denen sie Blöcke, Hefte und sogar eine Rolle Raufasertapete füllte. Nach dem Gymnasium verschlug es sie in die Hotellerie. Der Wunsch zu schreiben geriet beinahe in Vergessenheit, bis sich die Gelegenheit ergab, für ein großes Viersterne Schlosshotel Pressetexte, Hausbroschüren und Prospekte zu erstellen. Das Schreibfieber war wieder erwacht und seither entstehen phantastische Abenteuergeschichten, für die sie bereits mehrere Auszeichnungen und ein Stipendium erhielt.

Claudia Siegmann wurde 1973 in Kassel geboren. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass ihre erste große Liebe die Märchen der Brüder Grimm wurden. Bereits während ihrer Schulzeit entstanden unzählige Geschichten, mit denen sie Blöcke, Hefte und sogar eine Rolle Raufasertapete füllte. Nach dem Gymnasium verschlug es sie in die Hotellerie. Der Wunsch zu schreiben geriet beinahe in Vergessenheit, bis sich die Gelegenheit ergab, für ein großes Viersterne Schlosshotel Pressetexte, Hausbroschüren und Prospekte zu erstellen. Das Schreibfieber war wieder erwacht und seither entstehen phantastische Abenteuergeschichten, für die sie bereits mehrere Auszeichnungen und ein Stipendium erhielt.

Die Schiebetür öffnete sich lautlos. Mit einem schnellen Blick über die Schulter vergewisserte ich mich, dass mich niemand beim Betreten des Gebäudes sah. Ich hatte den anderen nicht gesagt, was ich vorhatte. Warum auch? Neva brach in Kürze nach Frankreich auf, wo sie mindestens das nächste Jahr verbringen würde, sie hatte andere Sorgen. Genau wie Val. Die steckte derzeit bis zum Hals in Schwierigkeiten, da die Genaver eine Untersuchung gegen sie eingeleitet hatten. Man wollte feststellen, ob Val ihren Freund vorsätzlich in eine Kröte verwandelt hatte.

Hektor hatte ich absichtlich nicht ins Vertrauen gezogen, denn der würde nicht zulassen, dass ich mich in Gefahr begab. Und das würde ich garantiert müssen.

Die Einzige, die Bescheid wusste, war Vicky. Wir beide hatten uns einen Schlachtplan zurechtgelegt, der hoffentlich funktionierte.

In ihrer Eigenschaft als erste Vorsitzende der Genaver hatte Karin Goldhaar von mir verlangt, der Mühle ein für allemal den Rücken zu kehren und für sie zu arbeiten. Meine Entscheidung hatte Goldhaar zwar schon am Tag nach dem Kampf mit Invidia erwartet, doch ich hatte mir bis zum Wochenende Zeit gelassen, ehe ich angerufen und um einen Termin gebeten hatte. Ich hätte gern behauptet, ich hätte damit reine Nervenstärke bewiesen und Goldhaar absichtlich zappeln lassen, doch in Wahrheit wusste ich nicht, was ich machen sollte. Es gelang mir nicht, Krämer zu erreichen. Der hatte mir während unserer letzten Unterhaltung eindringlich nahegelegt, mich mit der ersten Vorsitzenden und den Genavern zu arrangieren. Damit ich seinen Rat auch bloß befolgte, hatte er mich obendrein gefeuert.

Ich konnte noch immer nicht glauben, dass er das wirklich getan hatte, und hoffte inständig, er würde das richtigstellen und mir zu guter Letzt ein paar brauchbare Tipps im Umgang mit Goldhaar geben, doch der Kerl war wie vom Erdboden verschluckt. Wirklich ein spitzenmäßiges Timing.

Mit klopfendem Herzen atmete ich tief durch und ging auf den Empfangstresen zu. Dem herablassenden Blick nach zu urteilen, mit dem ich sogleich gemustert wurde, hatte sich bezüglich der Einschätzung der eigenen Wichtigkeit im Leben des W. Hahnenbalken nicht viel getan. Er schien noch immer fest davon überzeugt, schier unersetzlich zu sein. Wie bei meinem letzten Besuch im Haus der Genaver führte er mich zum Fahrstuhl, tippte an allen dafür vorgesehenen Stellen lange Zahlenkombinationen ein und geleitete mich zu Goldhaars Büro. Dass er es tat, ohne dabei ein einziges Wort zu verlieren, kam mir sehr entgegen. In meinem Kopf ging es nämlich mächtig drunter und drüber.

Invidia war besiegt. Die dreizehnte Fee existierte nicht mehr, weder in unserer Welt noch irgendwo oder irgendwann am Ufer der Zeit. Ich hätte Invidia davor bewahren können, auf die falsche Seite des Ufers gezogen zu werden, doch letztlich hatte ich es nicht verhindert, weil ich nur so sicherstellen konnte, dass meine kleine Schwester Vicky vor ihr sicher war. Ebenso meine Großmutter und ich selbst natürlich.

Auch dem Rest der Menschheit war durch Invidias Tod sehr wahrscheinlich ein großer Gefallen getan worden. Doch statt deshalb mit einem Hochgefühl erfüllt zu sein, war ich seither angespannt. Das wiederum hatte ebenfalls mit Karin Goldhaar zu tun.

Die erste Vorsitzende der Genaver war nämlich eine Fee, und das brachte, um es mal ganz salopp zu formulieren, einen hübschen Haufen Probleme mit sich. Eines davon war, dass Goldhaar seit Jahren eine feste Größe in den Reihen der Genaver war. Sie war jung, schön, für die meisten Leute vielleicht eine winzige Spur zu ehrgeizig und berechnend, trotzdem würde mir niemand abkaufen, dass sie eine von Invidias geifernden Schwestern war.

Selbstverständlich würde mir ebenfalls kaum jemand abnehmen, dass sie eine gemeine Diebin war, die sich unrechtmäßig Scitus angeeignet hatte.

Bisher hatte die erste Vorsitzende nicht versucht, mich umzubringen, und obwohl ich das wirklich sehr zu schätzen wusste, machte es mich auf eine nervenaufreibende Art und Weise nervös. Deshalb hatte ich Vicky davon überzeugt, dass es keinen anderen Weg gab. Um herauszufinden, was Goldhaar im Schilde führte, musste ich mich in die Höhle des Löwen begeben.

Hahnenbalken musste nicht klopfen, denn die Tür zu Goldhaars Büro stand offen. Da es am Ende eines langen Flures lag, hatte die Vorsitzende uns bereits im Blick, seit wir den Fahrstuhl verlassen hatten. Sie saß einfach nur da, an ihrem großen, leeren Schreibtisch, und gab nicht einmal vor, mit etwas beschäftigt zu sein.

Hahnenbalken schloss die Tür hinter mir. Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr es mich beunruhigte, mit ihr allein in einem Raum zu sein. Deshalb ging ich mit festen, schnellen Schritten zu einem der Stühle vor ihrem Schreibtisch und setzte mich unaufgefordert.

So. Jetzt hieß es, Nerven zu behalten!

Aus der Nähe erkannte ich, dass Goldhaar müde aussah. Sie war wie immer schön, doch es fehlte das lebendige Strahlen, von dem sie sonst immer umgeben wurde. Und waren da nicht sogar ein paar Fältchen um ihre Augen?

Als ärgerten sie meine Blicke, warf sie das dunkle Haar zurück und rieb sich über das Gesicht, bis ihre Wangen rosa schimmerten.

»Ich sollte dir einen Kalender schenken, damit du dicke rote Kreuze darin machen kannst. Ganz offensichtlich hast du Schwierigkeiten, morgen von übermorgen zu unterscheiden.«

Ich zuckte entschuldigend mit den Achseln. »Ich musste die ganze Angelegenheit erst einmal verdauen.«

Ja, denn wie gefährlich Invidia auch immer gewesen war, ich hatte sie auf dem Gewissen und war nicht gerade stolz darauf. Einer gewalttätigen Rose in einem schäbigen Gewächshaus den Garaus zu machen, war eine Sache, jedoch in ein menschliches Gesicht zu blicken, wenn man jemandem den Todesstoß verpasste, war etwas ganz anderes. Hoffentlich verfolgten mich Invidias weit aufgerissene Augen in meinen Träumen nicht bis an mein Lebensende.

Goldhaar schnaufte. »Sei’s drum. Ich hatte sowieso einen Riesenhaufen Ärger.« Als würde ihr bewusst, wie unprofessionell es war, mit Außenstehenden über die Arbeit zu sprechen, riss sie die Arme in die Luft. »Aber das muss dich ja nicht interessieren. Also? Du wirst ab jetzt für mich arbeiten?«

Das war eine simple Frage, auf die ich eine klare Antwort hätte geben sollen, doch stattdessen sagte ich: »Sie sind eine Fee.«

Wäre dies ein Film gewesen, hätte ich nun auf der Fernbedienung rumgedrückt, in der Annahme, die DVD sei hängen geblieben. Goldhaar rührte sich nicht, blinzelte nicht mal, sondern starrte mich mit leicht geöffnetem Mund einfach nur an, bis ich es nicht länger aushielt. Ich lehnte mich vor und wiederholte kühl: »Sie sind doch eine Fee, hab ich recht, Frau Goldhaar?«

Endlich fing sie sich, lehnte sich zurück und fragte mit leicht zuckenden Mundwinkeln: »Immerzu unterschätze ich dich. Wie bist du denn darauf nur wieder gekommen, Dornröschen?«

»Ein Pferdeschwanz hat Sie verraten.«

Goldhaar wirkte zuerst ein wenig verblüfft, doch dann winkte sie ab. »Egal. Ich hab jetzt wirklich andere Dinge, um die ich mich dringend kümmern muss.«

Ich betrachtete sie misstrauisch. »Ach ja?«

»Du liebe Zeit, entspann dich, Dornröschen. Du hast Angst vor mir? Gut. Das gefällt mir.« Eine Hand legte sie flach auf die Tischplatte, mit der anderen stützte sie ihren Kopf ab, was sie beinahe wie ein junges verträumtes Mädchen aussehen ließ. Wäre da nicht dieses Zucken ihrer Mundwinkel gewesen. »Lassen wir die Spielchen, dafür bin ich gerade wirklich nicht in der Stimmung.«

Ich hatte sie kalt erwischt, so viel war sicher. Goldhaar betrachtete mich mit nachdenklich zusammengekniffenen Augen eine lange Weile, ehe sie ernst sagte: »Du bist die Tochter einer meiner Schwestern. Du weißt, was das bedeutet?«

Wohl kaum, dass ich sie ab jetzt Tantchen nennen durfte. Feen waren unsterblich, zumindest bis zu dem Moment, in dem eine von ihnen ein Kind bekam. Dann ging die Unsterblichkeit auf die nächste Generation über. Die einzige Möglichkeit, das umzukehren, war die unerbittliche Auslöschung dieser neuen Generation. Zwischen Goldhaar und mir herrschte also ein ganz normaler Generationenkonflikt, der nur einen Schluss zuließ.

»Sie wollen mich töten?«

»Vom ersten Augenblick an, das kannst du mir glauben!« Goldhaar fiel dieses Geständnis offensichtlich leicht, denn sie unterstrich es mit einem glockenklaren Lachen, das sich wie eine schallende Ohrfeige anfühlte.

»Was soll denn dann der ganze Quatsch, dass ich für Sie arbeiten soll? Wollten Sie auf diese Weise sicherstellen, dass ich einen bedauerlichen«, ich leistete mir den Luxus, das nächste Wort mit den Fingern in übertriebene Anführungszeichen zu setzen, »Unfall habe?«

»Ehrlich gesagt, war das anfangs eine Option«, erwiderte Goldhaar mit ganz und gar unschuldigem Ausdruck. »Allerdings habe ich in meiner Zeit als Politikerin auch gelernt, abzuwarten, Geduld zu bewahren und den Wert der Dinge genau zu überprüfen. Und in dich«, ein manikürter Finger stieß in meine Richtung, »setze ich große Hoffnungen. Glaub mir, ich hätte dir das alles gern nach und nach beigebracht, dich langsam herangeführt, doch da du nun mal schon so vieles weißt, können wir uns das Vorgeplänkel auch sparen.« Ihr Tonfall wurde kühler. »Es gibt da ein kleines Problem, an dem du nicht ganz unbeteiligt bist. Ich erwarte von dir, dass du es schnellstens wieder in Ordnung bringst, und alle sind zufrieden.«

»Aha.« Jetzt war ich doch verwirrt. »Und was genau...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2020
Reihe/Serie Märchenfluch
Verlagsort Ravensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 Jahren • Bestseller-verdächtig • Böse-Fee • Buch • Bücher • Dornröschen • Geheimnisse • Geschenk • Geschenkidee • Jugend-Buch • Lesen • Liebe • Literatur • Mädchen-Buch • Magie • Märchen-Fantasy • Romance • Romantasy • School for Good and Evil • Silber • Trilogie • Weihnachts-Geschenk • Young Adult • zauber-haft
ISBN-10 3-473-47986-1 / 3473479861
ISBN-13 978-3-473-47986-3 / 9783473479863
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