Die Abenteuer von Huckleberry Finn (eBook)

Das Original von Mark Twain
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
100 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7485-0029-2 (ISBN)

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Die Abenteuer von Huckleberry Finn -  Simply Passion
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Mark Twain hat mit seinem Huckleberry Finn einen weisen Narren geschaffen, der längst nicht nur junge Leser fasziniert. Viel spricht dafür, dass sich Twains Sympathien nach und nach von Tom zu Huck verschoben. Huck tut einfach das, was die Menschen bis heute lieben: Er lebt die Freiheit. Am Anfang war der Blaubeerkuchen. Samuel Langhorne Clemens, der unter dem Namen Mark Twain zum amerikanischsten aller Schriftsteller wurde, ging lange Wege. Die meisten seiner Bücher waren Planwagenzüge ins Ungewisse - und auf den Weg zu seinem berühmtesten Buch machte er sich in einem Fragment von bloß ein paar Seiten, das, seit man es nach Twains Tod heute vor genau 100 Jahren fand, schlicht 'Das Tagebuch eines Jungen' heißt. 'Hatten Heidelbeerkuchen am Abend', steht irgendwo auf diesen losen Blättern, und aus diesem Heidelbeerkuchen, dem 'hooklebeary pie', wurde Heidelbeere oder besser Huckleberry Finn. Huckleberry Finn und sein schwarzer Freund Jim sind auf der Flucht! Mit einem Floß schippern sie den Mississippi entlang und geraten in die tollsten Abenteuer. Doch als er wieder auf Tom Sawyer trifft, wird es so verrückt wie noch nie ... Der Klassiker in altersgerechter Bearbeitung für junge Leser!

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14. Kapitel

Gelehrte Unterhaltungen – Der Harem – Französisch


Nachdem wir uns allmählich aus unserem Schlaf herausgerappelt hatten, untersuchten wir die Beute, die wir den Kerlen vom Schiff abgejagt, und fanden herrliche Dinge darunter. Stiefel, wollene Decken, Kleider, viele Bücher, ein Fernglas, zwei Kistchen Ziehgarren und sonst noch eine ganze Menge Brauchbares. So reich an derartigen schönen Sachen waren wir noch nie zuvor gewesen, keiner in seinem Leben! Die Ziehgarren besonders waren wundervoll, echteHarrwanna oder wie sie die Dinger heißen. Wir lagen den ganzen Nachmittag unter den Bäumen und dampften, und ich las dazu in den Büchern, es war ganz herrlich! Ich erzählte nun Jim alles, was ich in dem Wrack und an der Fähre erlebt hatte und wie das nun doch einmal ein ordentliches Abenteuer gewesen sei. Er aber wollte nichts von Abenteuern wissen, dankte dafür und sagte, er sei schon halb tot gewesen, als er das Floß nicht mehr habe finden können, und habe geglaubt, nun sei alles aus, so oder so. Entweder müsse er ertrinken und sei verloren oder er werde gerettet und würde ausgeliefert und verkauft, und das sei auch nicht viel besser für ihn. Darin hatte er nun recht, er hatte überhaupt beinahe immer recht; er war ein merkwürdiger alter Schlaukopf für einen Nigger.

Ich las Jim dann aus einem Buche vor. Da stand viel von Königen, Herzögen und Grafen und dergleichen drin, wie vornehm die sich anziehen und wie kostbar, und wie sie sich gegenseitig Majestät und Hoheit und Durchlaucht anreden, nicht bloß mit Herr. Jims Augen quollen förmlich aus dem Kopf heraus, so interessierte es ihn.

Sagt' er: »Jim gar nix wissen, daß 's sein so viele. Jim nie nix davon hören! Jim nur wissen vom alten König Sallermon un – ja von die Kartenkönige! Wieviel so ein König denn kriegen?«

»Kriegen?« sag' ich, »was die kriegen? Tausend Dollars im Monat oder mehr, so viel sie wollen, kriegen sie, alles gehört ihnen ja!«

»Hui, das sein schön! Was sie haben zu tun, Huck?«

»Tun? Nichts! Könige tun gar nichts, Jim, die sitzen nur so herum!«

»Nein, warraftig?«

»Natürlich, Jim, ganz gewiß, die sitzen nur so herum. Vielleicht wenn's Krieg gibt, müssen sie einmal aufstehen und mitgehen, aber sonst faulenzen sie nur so in allen Ecken herum oder jagen oder fi – scht, hast du nicht was gehört?«

Wir krochen vor und lauschten, es war aber nur das Geräusch einer Dampferschaufel. Ein Dampfer verschwand eben an einer Biegung des Stroms, und so zogen wir uns denn wieder zurück.

»Ja«, fuhr ich fort, »und manchmal, wenn's ihnen gar zu langweilig wird, ärgern sie das Parlerment ein bißchen oder lassen ein paar Köpfe abhauen. Gewöhnlich aber halten sie sich im Harem auf!«

»Im – wo?«

»Im Harem!«

»Was das sein?«

»Der Ort, wo sie die Weiber halten. Was, du weißt nichts vom Harem, Jim? Sallermon hat ja auch einen gehabt, mit einer Million Frauen drin!«

»Ach – warraftig, alte Jim haben ganz vergessen, warraftig das sein so! Jim denken, Harem sein so groß wie große Wirtshaus! He, Huck? Müssen haben ganze Haus voll Kinnerstuben, nix als wie schreien, nix als wie zanken! Schreien die Kinner, zanken die Weiber! Alte Sallermon sein nix gewesen weiser Mann, wie Leute sagen. Sein gar nix gewesen weise, alter Jim sagen. Weiser Mann nix gehen un bauen ein Haus un stopfen ihr voll Weiber un Kinner, un sitzen in die Mitt von all die Lärm und Geschrei. Weiser Mann nix tun so dumme Sach, er bleiben schön allein oder bauen ganz kleine Laden un verkaufen Ziehgarren un Whiskey, un schließen den Laden, wann er wollen Ruhe haben. Un eine Weib sein ganz genug für weise Mann un keine so vielen Kinner – nein, Jim sagen, Sallermon sein gar nix weise!«

»Er war aber doch der weiseste König, der Sallermon, das hat mir schon die Witwe gesagt, und die Witwe weiß es!«

»Jim nix wollen wissen, was der Witwe sagen – Sallermon sein nix weise! Er sein halber verrückt, Jim sagen. Du hören von die Kind, die er wollen hauen entzwei?«

»Ja, das hat mir die Witwe gerade erzählt und ...«

»Drum eben! Waren das nix verrückt? Du hören eine Augenblick! Dort die Baumstumpf sein eine Frau, du dort sein die anner, Jim sein Sallermon un hier Dollarschein sein Kind! Baumstumpf und du wollen haben der Schein. Jim nix gehen un fragen der Nachbarn, wem sein der Schein, dir oder anner Frau, Jim nix als nehmen Schein, reißen ihn in zwei Stücken un sagen: Hier du haben, un hier du! Sein das weise? Du nix haben, anner Frau nix haben! So Sallermon wollen tun mit der Kind! Jim dir nun fragen, was sein halbe Schein wert? Nix! Was sein halbe Kind wert? Wieder nix! Sein eine Million halber Kinner nix, gar nix wert. Nein, Sallermon nix sein weise!«

»Aber, Jim, laß dich begraben, du hast ja gerad' am Kernpunkt vorbeigeschossen, Gott straf mich, tausend Meter weit vorbeigeschossen, sag' ich dir!«

»Wer haben geschossen? Jim? Du dir lassen begraben! Du nix Jim kommen mit deine Kernpunkt. Jim wissen, was sein dumm, wann er sehen was Dummes, un alter Sallermon waren dumm mit die Kind! Über was sein der Streit angefangen, he? Über halbe Kind oder ganze Kind? Jim sagen über ganze Kind, un du da nix können machen gut mit halbe Kind, und wann Sallermon denkt das, er sein dumm Jim sagen, sein nix wert, daß Sonn ihn warm machen. Du mir nix kommen mit Sallermon, sein nix Jim seine Freund!«

»Aber, Jim, wahrhaftig, hör doch, darum handelt sich's ja gar nicht, der Kernpunkt ...«

»Kernpunkt sein verd ...! Jim wissen, was er wissen. Un du, Huck, Jim dir was sagen! Deine Kernpunkt sein viel wo anders, sein ganz, ganz tief da drunten, liegen in Sallermon seine Eltern, die 'n haben falsch erzogen! Du nehmen einmal eine Mann, der nur haben zwei oder drei Kinner! Der nix sein verschwenderisch mit! Der wissen gut, was Kinner sein wert! Aber dann du nehmen eine Mann, der haben fünf Millionen Kinner in seine Haus rumstolpern, der sein ganz anners! Er nix fragen, ob sein Kind oder Katz, was er entzweihacken, sein so viele da, er können entbehren eins oder zwei! Un alter Sallermon – er nix fragen nach Dutzend mehr oder weniger, er haben Vorrat – das sein Kernpunkt, Huck, du alte Jim können glauben!«

So ein Nigger ist noch gar nicht dagewesen! Wenn der sich etwas in den Kopf setzt, so treibt's ihm kein Kuckuck heraus! Hat 'nen harten Schädel, der alte Jim, und der Sallermon, der hat's bei ihm verschüttet, ein für allemal. So ließ ich den Sallermon denn fallen und erzählte Jim von einem anderen König, über den ich eben las, von Ludwig dem Sechzehnten von Frankreich, dem sie dort einmal den Kopf abgeschlagen haben, und von seinem kleinen Sohn, demDelphin, der König hätte werden sollen, als sein Vater keinen Kopf mehr hatte, um die Krone drauf zu setzen, den sie aber in den Kerker warfen, wo er dann auch gestorben sein soll – so sagen die Leute, wenigstens die meisten.

»Arme kleine Kerl!«

»Aber, denk einmal, Jim, viele sagen auch, er sei nicht gestorben, sondern durchgebrannt und hierher zu uns nach Amerika gekommen!«

»Das sein gescheit! Aber, Huck, kleine Kerl werden sein ganz allein, werden haben Heimweh, sein hier nix von Könige bei uns er sein ganz allein!«

»Ja, Könige findet er hier nicht, das ist wahr!«

»Wird nix haben zu tun, arme Kerl! Wovon er leben?«

»Ja, das weiß ich auch nicht. Er kann vielleicht bei der Polizei angestellt werden oder französische Stunden geben!«

»Was, Huck, sprechen die französische Leut nix wie wir?«

»Nein, Jim, bewahre! Man kann kein Wort verstehen, wenn sie was sagen.«

»Ei du mein Himmel! Jetzt aber Jim wissen gar nix, was er sollen denken! Woher das kommen, Huck?«

»Ja, ich weiß das nicht, aber so ist's! Ganz gewiß! Wart einmal, ich hab' da etwas in meinem Buch gefunden. Jim, wenn mal einer zu dir käme und sagte: ›Pallewuhfranzä‹? was würdest du da denken?«

»Denken? Jim gar nix denken. Jim ihm hauen die Kopf voll, aber nur, wenn er nix sein Weißer; Jim sich nix lassen so schimpfen von Nigger!«

»Dummheit! Das ist doch nicht geschimpft! Der will dich nur fragen, ob du Französisch sprichst.«

»Warum er's denn nix sagen?«

»Aber, er sagt's ja, nur auf Französisch!«

»Das sein dumm, Jim nix wollen hören davon, sein ganz zum Lachen dumm!«

»Jim, gib mal acht: Spricht denn eine Katze wie wir?«

»Nein, warraftig, aber –«

»Tut's 'ne Kuh?«

»Nein, auch nix, aber –«

»Spricht die Katze wie die Kuh, oder die Kuh wie die Katze?«

»Nein, gar nix, aber –«

»Und das ist ganz natürlich, daß jedes Tier anders spricht, nicht?«

»Jim sollen denken ja – aber –«

»Wart, wart, nur einen Augenblick! Ist es nicht auch ganz natürlich, daß ein Tier anders spricht wie wir, he?«

»Warum du fragen so dumm, Huck?«

»Also warum soll ein Franzose denn nicht anders reden wie wir?«

»Sein Katze ein Mensch, Huck?«

»Nein!«

»Gut, warum sollen Katze reden wie Mensch? Sein Kuh Mensch? Oder sein Kuh Katz?« »Nein, eine Kuh ist 'ne Kuh!«

»Gut, so sie brauchen nix zu reden wie Katz un Mensch! Sein Franzose Mensch?«

»Na, ob!«

»Also! Warum er denn nix reden wie Mensch? Das möcht ich wissen, Huck!«

Das war mir zuviel! Streit einer mit einem Nigger! Die Schädel sind zu hart. Ich gab's auf.

 

15. Kapitel

Huck verliert das Floß aus Sicht – Im Nebel – Wiederfinden – Träume –...


Erscheint lt. Verlag 6.1.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Sachbuch/Ratgeber
Kinder- / Jugendbuch
Schlagworte Abenteuer • Geschichten • Gute Nacht Geschichten • Huckleberry Finn • Kinderbücher • Mark Twain
ISBN-10 3-7485-0029-7 / 3748500297
ISBN-13 978-3-7485-0029-2 / 9783748500292
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