Der Asteroid ist noch das kleinste Problem (eBook)

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2017 | 1. Auflage
368 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65363-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Asteroid ist noch das kleinste Problem -  Katie Kennedy
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Ein Asteroid rast auf die Erde zu. Ein großer und ziemlich gefährlicher. Vielleicht nicht unbedingt einer von der Sorte 'Ich-töte-alle-Dinosaurier', aber zumindest einer in Richtung 'Ich-lösche-ganz-Kalifornien-aus-und-zerstöre-Japan-mit-einem-Tsunami'. Yuri, Physikgenie, soll zusammen mit einem Team von Superhirnen aus der ganzen Welt diese Katastrophe verhindern. Die gute Nachricht ist: Yuri weiß, wie er den Asteroiden stoppen kann. Die schlechte Nachricht: Er ist gerade mal 17, und keiner seiner Kollegen nimmt ihn so richtig ernst. Schließlich haben sie länger Physik studiert, als er überhaupt auf der Welt ist. Doch von einer Sekunde auf die andere scheint der Asteroid nicht mehr Yuris größtes Problem zu sein, denn er lernt Luna kennen. Ein Hippie-Mädchen, das ihm zeigt, wie das Leben aussehen kann, wenn man nicht als Genie auf die Welt gekommen ist und mit 12 seinen Schulabschluss gemacht hat. Sie nimmt ihn mit ins Leben und zeigt ihm, wie schön es sein kann ...

Katie Kennedy unterrichtet Geschichte. Als sie einmal in einer Feuerwache Unterricht geben musste, sprang bei jedem Feueralarm die gesamte Klasse auf und verließ den Raum. Das war allerdings nicht ihr einziger Notfall-Einsatz: Um überzeugende Unfallszenen schreiben zu können, machte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester. Katie lebt mit Mann, Tochter und Sohn in Michigan, USA, genauso wie eine Million Fledermäuse.

Im All gibt es keine Luft. Und deshalb raste der Asteroid in absoluter Stille auf die Erde zu. Von den zwei Objekten, die Richtung Nordamerika flogen – dem Asteroiden BR1019 und der amerikanischen Militärmaschine aus Moskau, die Yuri Strelnikov transportierte –, machte nur dessen Flugzeug ein Geräusch. Während es mit röhrenden Motoren den Landeanflug antrat, ließ dieser Gedanke Yuri leicht lächeln.

Das Flugzeug setzte auf, rangierte, und kurz darauf öffnete der Pilot die Türen für seinen einzigen Passagier. Yuri trat auf die Gangway. Er ließ seinen Blick über das in gleißendes Sonnenlicht getauchte Rollfeld wandern. Dann trottete er mit seinem Koffer und einer Umhängetasche hinunter zu einem wartenden Hubschrauber.

Auf seinen Schultern spürte er den schneidenden Riemen der Tasche und die Hitze der Sonne. Während er mit einer Hand den Koffer schleppte, krempelte er sich mit der anderen im Gehen die Ärmel seines Hemds hoch. In den letzten Monaten war er zweieinhalb Zentimeter gewachsen. Jetzt waren die Ärmel noch lang genug, aber in zwei Wochen würden sie es vielleicht nicht mehr sein. Wie sollte er hier an ein neues Hemd kommen? Besser war es, die Ärmel von Anfang an hochzukrempeln, so war man gleich daran gewöhnt.

Ein amerikanischer Offizier trat vor, um die Tür des Hubschraubers zu öffnen. Er stieg hinter Yuri ein und nickte dem Piloten zu. Yuri nahm die Kopfhörer, die er ihm hinhielt, und einen Moment später hörte er die Stimme des Mannes in seinen Ohren knistern. »Das Near-Earth-Object-Programm der NASA ist im Jet Propulsion Labor in Pasadena, Los Angeles, untergebracht. Ich zeig es Ihnen, wenn wir uns nähern.«

Der Pilot drückte ein paar Knöpfe, der Helikopter bebte und sprang an. Dann hob er ab, und wieder fiel der Boden unter Yuris Füßen weg. Yuri legte eine Wange an die Fensterscheibe und starrte auf die blaue Wölbung des Himmels über Amerika.

Er würde den Asteroiden nicht sehen. Das wusste er. In dem Moment, in dem man ihn sehen würde, wäre es schon zu spät. Denn auch wenn er jetzt noch durch die dunklen Tiefen des Weltraums flog, bewegte sich der Asteroid mit 255 000 Kilometern pro Stunde vorwärts.

Yuri saß auf der Rückbank des Hubschraubers. Die Kopfhörer dämpften das Dröhnen der Rotorblätter. Er blickte auf die trockene Stadt hinunter, die flacher und heller war als Moskau, und wusste noch nicht, was er von ihr halten sollte. Sie war einfach … anders. Yuri warf einen verstohlenen Blick zum Offizier und versuchte nicht herumzuzappeln.

Als sich der Hubschrauber in die Kurve neigte und herabsank, konnte er sehen, wie Menschen in weißen Gebäuden mit großen Glasfenstern den Landevorgang beobachteten. Der Offizier rief Yuri zu, den Kopf unten zu halten, als sie herauskletterten. Er legte ihm eine schwere Hand in den Nacken, um sicherzugehen, dass er die langsamer werdenden Rotorblätter nicht berührte. Dann geleitete er Yuri ins Innere eines der Gebäude. »Viel Glück«, sagte er.

Yuri wollte schon »Ihnen auch« sagen, als ihm bewusst wurde, dass es irgendwie unangebracht wäre. Er suchte noch nach einer Erwiderung, als der Mann schon wieder verschwunden war.

Einen Moment stand Yuri da und befingerte nervös den Riemen seiner Umhängetasche. Er wünschte sich, er hätte den Koffer nicht dabei. Wer brachte schon einen Koffer mit in ein Bürogebäude? Der Luftzug einer Klimaanlage blies in Wellen durch seine blonden Haare.

Ein Sicherheitsmann kam auf ihn zu und sagte: »Folgen Sie mir«, dann drehte er sich um und führte Yuri bis zur Tür eines großen Konferenzraums. »Warten Sie hier drin.« Er deutete mit dem Kopf auf die Tür und ging davon.

Yuri trat ein. Der Raum war sehr klein. Zwei Stühle standen an der rechten Wand, zwei an der linken, ein kleiner Tisch mit einem Stapel alter Zeitschriften an der hinteren Wand. Ein Junge von vielleicht fünf oder sechs Jahren saß auf einem Stuhl auf der linken Seite. Yuri streifte seine Tasche ab und setzte sich ihm gegenüber. Der Junge umklammerte die Henkel der Plastiktragetasche vor ihm, als ob Yuri sie ihm klauen könnte. »Wer bist du?«

»Yuri Strelnikov. Wer bist du?«

»Ich soll nicht mit Fremden reden.«

»Ah.«

Sie schwiegen einen Moment.

»Ich bin Tim.« Das Kind ließ sich bäuchlings über beide Stühle plumpsen, sein Kopf hing über das eine Ende. Es rollte sich auf die Seite und zeigte auf Yuris Gepäck.

»Was ist da drin?«

»Hauptsächlich Kleidung.«

»Ich habe Bauklötze dabei.«

Tim nahm die Tüte und kippte einen Haufen Bauklötze auf den Boden. Er begann einen Turm zu bauen, einen Klotz auf den anderen.

»Deine Basis muss breiter sein. Siehst du, wie schief er ist?« Yuri zeigte auf den Turm. »Neigungswinkel ist bestimmt schon acht Grad.«

Yuri setzte sich zu ihm auf den Boden und schob zwei lange Klötze an den Fuß des Turms. »Das erhöht Standsicherheit.«

Tim grabschte nach weiteren Klötzen und vergrößerte die Basis seines Turms, sodass sie nun vier Blöcke breit war.

Die Tür ging auf. Ein großer glatzköpfiger Mann spähte herein. Unter seiner hohen kronenartigen Stirn sah er sie mit stechend blauen Augen an. »Dr. Strelnikov?«

Yuri stand auf. »Ja?«

Der Mann errötete, dann machte er einen Schritt vorwärts und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Karl Fletcher, Direktor vom Near-Earth-Object-Programm der NASA. Schön, Sie an Bord zu haben.«

Er führte Yuri aus dem Raum. »Entschuldigen Sie das Durcheinander. Der Junge ist der Enkel einer Förderin unseres Programms. Er dürfte gleich von ihr abgeholt werden.«

»Aha.«

Fletcher räusperte sich. »Sie sind siebzehn, richtig?«

»Ja.«

Flechter zuckte entschuldigend mit den Achseln. Da verstand Yuri. Ach so. Der Sicherheitsmann hatte gedacht, Yuri sei der Enkel! Und dann hatte der Direktor auch noch zwei Kinder am Boden mit Bauklötzen spielen sehen, als er in den Raum gekommen war. Peinlicher ging’s ja nicht. Yuris Gesicht wurde heiß, und er wusste, dass das alles nur noch schlimmer machte.

Flechter schleifte ihn in einen großen offenen Konferenzraum. An der hintersten Wand standen Tische mit Kaffeekannen. Der Koffer brachte Yuri immer noch in Verlegenheit, und er schob ihn mit einem Fuß unter einen der Tische. Der Direktor stellte ihm ein paar Leute vor – die Koffeinabhängigen vom Dienst vermutlich –, und Yuri entspannte sich langsam. Sie trugen Namensschilder mit der Aufschrift »NASA« und dem Logo der Behörde, einer Umlaufbahn und einem Flügel im Stil der 50er-Jahre.

Fletcher reichte ihm ein Namensschild, und Yuri musste bei dessen Anblick lächeln. Er hatte seinen Namen zwar schon einmal auf Englisch geschrieben gesehen, aber es sah immer noch witzig aus mit dem y und dem u, für die das Russische nur einen Buchstaben brauchte. Er steckte es an sein Hemd.

»Ich weiß nicht, was Sie über diesen Gesteinsbrocken gehört haben«, sagte Fletcher. »Da Sie uns helfen werden, ihn aufzuhalten, will ich Sie mal auf den neusten Stand bringen. BR1019« – er sagte es wie ›Bie Ar Tenn Naintien‹ – »stammt nicht aus dem Asteroidengürtel, er kommt von irgendwo weit draußen. Wir wissen nicht, ob er schon einmal an der Erde vorbeigeschwenkt ist. Er könnte eine Umlaufbahn von Tausenden von Jahren haben. Oder er ist mit einem Stück Weltraummüll zusammengeprallt, was seinen Orbit vielleicht verändert hat.«

Yuri nickte. So was passierte ständig.

»Er ist dunkel, deswegen haben wir ihn erst so spät entdeckt – und er kommt aus Richtung Sonne. Das macht es natürlich noch schwieriger.« Fletcher schnappte sich einen Donut aus einer der vielen Schachteln neben den Kaffeekannen. »Ein Amateur ist auf ihn aufmerksam geworden.«

»Klingt peinlicher, als es ist«, sagte Yuri achselzuckend. »Vermutlich haben Sie nur Orte im Blick, wo Asteroiden normalerweise herkommen. Und dieser hier folgt rückläufiger Umlaufbahn.«

»Ja, das hatten wir nicht erwartet«, gab Fletcher zu. »Form, Spektralanalyse – wir hatten noch keine Zeit, das alles zu machen. Erst mussten wir uns darauf konzentrieren, den Orbit zu berechnen, und als sich herausgestellt hat, dass er uns direkt treffen würde, mussten wir die Geschwindigkeit ermitteln …«

»Dann wissen wir also, wie lange wir noch haben«, sagte Yuri.

»So ist es.«

Bei den Kaffeekannen an der Wand herrschte Hochbetrieb. Menschen gingen ständig raus und rein, ihre Schritte lautlos auf dem hellblauen Teppich.

»Also, was genau soll ich tun?«

Ein Mann mit randloser Brille und lichtem Haar näherte sich dem Tisch, aber er hatte nicht die Kaffeekannen im Visier. Etwas an seinem Schritt ließ Yuri verkrampfen. Unauffällig schob er sich vor seinen Koffer.

Der Mann legte seinen Kopf schief, und als Fletcher auf Yuri deutete, um ihn vorzustellen, sagte er schon: »Das russische Wunderkind, hm?«

Yuri war nicht sicher, was er darauf antworten sollte, oder ob es überhaupt eine Frage war. Aber er merkte, wie die Aufmerksamkeit im Raum plötzlich zu ihnen schwenkte. Die Leute sahen herüber.

»Ich bin Zach Simons.«

»Zach ist Ihr Teamleiter«, sagte Fletcher. »Zach, das ist …«

»Ja, ich weiß, wer er ist. Ich weiß nur nicht, warum er hier ist. Eine Frage, Dr. Strelnikov. Rasieren Sie sich schon?«

»Zu formellen Anlässen«, sagte Yuri und hielt Simons Blick stand. »Ich habe mich am Abend rasiert, als ich Wolf-Preis für Wissenschaftler entgegengenommen habe, zum...

Erscheint lt. Verlag 21.3.2017
Übersetzer Julia Gehring
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Antimaterie • Armageddon • Asteroid • Big Bang Theory • Das Rosie-Projekt • Freundschaft • Genie • Katastrophe • Liebe • Liebe und Action • Mathe • Meteor • Nasa • Nerd • Nobelpreis • Physik • Sheldon Cooper • Universum • Weltall • Welt retten
ISBN-10 3-522-65363-7 / 3522653637
ISBN-13 978-3-522-65363-3 / 9783522653633
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