Die Illusion der Freiheit (eBook)
268 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-23977-8 (ISBN)
Ich habe Journalismus und Kommunikations-Psychologie studiert und arbeitete als Redakteur und Korrespondent für Nachrichtenagenturen (reuters, ddp, cna), überregionale Zeitungen, den Rundfunk und für das Fernsehen. In meinem Buch versuche ich die tiefen Widersprüche zwischen Kapitalismus und Demokratie aufzudecken. Mit einer Analyse beleuchte ich, wie wirtschaftliche Macht und politische Einflussnahme untrennbar miteinander verbunden sind und die Grundprinzipien der Demokratie untergraben. Anhand von Chomskys Propaganda-Modell und zahlreichen historischen sowie aktuellen Fallstudien zeige ich die Mechanismen auf, durch die Medien und politische Eliten die öffentliche Meinung formen.
Ich habe Journalismus und Kommunikations-Psychologie studiert und arbeitete als Redakteur und Korrespondent für Nachrichtenagenturen (reuters, ddp, cna), überregionale Zeitungen, den Rundfunk und für das Fernsehen. In meinem Buch versuche ich die tiefen Widersprüche zwischen Kapitalismus und Demokratie aufzudecken. Mit einer Analyse beleuchte ich, wie wirtschaftliche Macht und politische Einflussnahme untrennbar miteinander verbunden sind und die Grundprinzipien der Demokratie untergraben. Anhand von Chomskys Propaganda-Modell und zahlreichen historischen sowie aktuellen Fallstudien zeige ich die Mechanismen auf, durch die Medien und politische Eliten die öffentliche Meinung formen.
2.2 Theorien der Politischen Kommunikation
Politische Kommunikation ist ein weitreichendes Feld, das die Interaktion zwischen politischen Akteuren, Medien und der Öffentlichkeit untersucht. Verschiedene Theorien und Modelle bieten unterschiedliche Perspektiven auf diesen komplexen Prozess. Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über einige der bedeutendsten Theorien und Modelle der politischen Kommunikation, die die Art und Weise erklären, wie politische Botschaften entstehen, verbreitet werden und auf das Publikum wirken.
Die Agenda-Setting-Theorie, entwickelt von Maxwell McCombs und Donald Shaw in den 1970er Jahren, besagt, dass die Medien eine entscheidende Rolle dabei spielen, welche Themen als wichtig wahrgenommen werden. Die Grundannahme dieser Theorie ist, dass die Medien nicht direkt beeinflussen, was Menschen denken, sondern worüber sie nachdenken. Durch die Betonung bestimmter Themen beeinflussen die Medien die öffentliche Agenda und setzen Prioritäten für die gesellschaftliche Diskussion. Diese Theorie hat weitreichende Implikationen für die politische Kommunikation, da sie zeigt, wie politische Akteure die Medien nutzen können, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
Eine verwandte Theorie ist die Framing-Theorie, die sich auf die Art und Weise konzentriert, wie Nachrichten präsentiert werden. Erving Goffman prägte den Begriff des "Frames", der die Interpretationsmuster beschreibt, die in der Kommunikation verwendet werden. Framing beeinflusst, wie Informationen interpretiert werden und welche Aspekte eines Themas hervorgehoben oder unterdrückt werden. Beispielsweise kann die Berichterstattung über eine Steuerreform als "Entlastung der Mittelschicht" oder als "Begünstigung der Reichen" gerahmt werden, was die öffentliche Wahrnehmung und Einstellung erheblich beeinflussen kann. Politische Akteure nutzen Framing gezielt, um ihre Botschaften zu formen und die Interpretation durch das Publikum zu steuern.
Die Spiral of Silence-Theorie, entwickelt von Elisabeth Noelle-Neumann, beschreibt, wie Menschen ihre Meinung in der Öffentlichkeit anpassen, um soziale Isolation zu vermeiden. Die Theorie besagt, dass Menschen, die glauben, dass ihre Meinung eine Minderheitenposition darstellt, eher dazu neigen, zu schweigen, während diejenigen, die glauben, dass ihre Meinung weit verbreitet ist, eher bereit sind, sie laut zu äußern. Diese Dynamik führt zu einer "Spirale des Schweigens", bei der die dominanten Meinungen immer sichtbarer werden, während abweichende Meinungen weiter unterdrückt werden. Diese Theorie ist besonders relevant für das Verständnis der Dynamik öffentlicher Meinungsbildung und der Rolle der Medien bei der Verstärkung oder Abschwächung bestimmter Positionen.
Die Uses and Gratifications-Theorie stellt einen funktionalistischen Ansatz dar, der sich auf die Bedürfnisse und Motive der Mediennutzer konzentriert. Diese Theorie, die in den 1940er und 1950er Jahren von Forschern wie Elihu Katz und Jay G. Blumler entwickelt wurde, untersucht, warum und wie Menschen Medien konsumieren und welche Bedürfnisse sie damit befriedigen. In der politischen Kommunikation zeigt diese Theorie, dass Menschen Medieninhalte selektiv nutzen, um bestimmte psychologische Bedürfnisse zu erfüllen, wie etwa das Bedürfnis nach Information, Unterhaltung oder sozialer Identität. Diese Perspektive hilft zu verstehen, warum bestimmte politische Botschaften bei unterschiedlichen Zielgruppen unterschiedlich gut ankommen.
Die Two-Step Flow-Theorie von Paul Lazarsfeld und Elihu Katz besagt, dass Massenmedien nicht direkt, sondern indirekt über Meinungsführer auf das Publikum wirken. Meinungsführer sind Personen, die in bestimmten sozialen Netzwerken als vertrauenswürdige Quellen und Vermittler von Informationen fungieren. Diese Theorie hebt die Bedeutung interpersonaler Kommunikation und sozialer Netzwerke für die Verbreitung und Wirkung politischer Botschaften hervor. Politische Akteure können diese Theorie nutzen, um gezielt Meinungsführer anzusprechen und dadurch indirekt eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.
Die Cognitive Dissonance-Theorie von Leon Festinger beschreibt, wie Menschen mit widersprüchlichen Informationen umgehen. Diese Theorie besagt, dass Menschen bestrebt sind, kognitive Dissonanz – ein unangenehmes Gefühl, das durch inkonsistente Überzeugungen oder Informationen verursacht wird – zu reduzieren. In der politischen Kommunikation bedeutet dies, dass Menschen dazu neigen, Informationen zu suchen und zu akzeptieren, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen, und Informationen zu vermeiden oder abzulehnen, die ihnen widersprechen. Diese Theorie hilft zu erklären, warum politische Botschaften bei verschiedenen Menschen unterschiedlich aufgenommen werden und warum es schwierig ist, fest verankerte Überzeugungen zu ändern.
Die Public Sphere-Theorie von Jürgen Habermas bietet eine normative Perspektive auf die politische Kommunikation. Habermas argumentiert, dass eine funktionierende Demokratie eine öffentliche Sphäre benötigt, in der Bürger rational und gleichberechtigt über politische Fragen diskutieren können. Diese Theorie betont die Bedeutung von Transparenz, Inklusion und Deliberation für die demokratische Willensbildung. In der Praxis wird diese ideale öffentliche Sphäre jedoch oft durch Machtstrukturen, wirtschaftliche Interessen und mediale Verzerrungen beeinträchtigt. Die Theorie der öffentlichen Sphäre bietet ein kritisches Instrument, um die Qualität und Gerechtigkeit der politischen Kommunikation zu bewerten.
Zusammengefasst bieten diese Theorien und Modelle der politischen Kommunikation vielfältige Perspektiven auf die komplexen Prozesse der Informationsverarbeitung, Meinungsbildung und öffentlichen Diskussion. Sie helfen, die Mechanismen zu verstehen, durch die politische Botschaften entstehen, verbreitet werden und auf das Publikum wirken, und bieten wertvolle Einblicke für die Analyse und Praxis der politischen Rhetorik.
Quellen
• McCombs, M. E., & Shaw, D. L. (1972). The Agenda-Setting Function of Mass Media. Public Opinion Quarterly, 36(2), 176-187.
• Goffman, E. (1974). Frame Analysis: An Essay on the Organization of Experience. Harvard University Press.
• Noelle-Neumann, E. (1984). The Spiral of Silence: Public Opinion – Our Social Skin. University of Chicago Press.
• Katz, E., & Blumler, J. G. (1974). The Uses of Mass Communications: Current Perspectives on Gratifications Research. Sage Publications.
• Lazarsfeld, P. F., & Katz, E. (1955). Personal Influence: The Part Played by People in the Flow of Mass Communications. Free Press.
• Festinger, L. (1957). A Theory of Cognitive Dissonance. Stanford University Press.
• Habermas, J. (1962). The Structural Transformation of the Public Sphere: An Inquiry into a Category of Bourgeois Society. MIT Press.
2.3 Die Rolle von Emotionen und Rationalität
Die politische Rhetorik bedient sich sowohl emotionaler als auch rationaler Appelle, um das Publikum zu überzeugen und zu mobilisieren. Diese beiden Ansätze sind nicht gegensätzlich, sondern ergänzen sich und verstärken die Wirkung einer Rede. Emotionen können das Publikum berühren und zu unmittelbaren Reaktionen führen, während rationale Argumente die intellektuelle Zustimmung fördern und das Vertrauen in die Kompetenz des Redners stärken.
Emotionale Appelle sind darauf ausgelegt, die Gefühle des Publikums zu wecken und dadurch eine Verbindung zwischen dem Redner und den Zuhörern herzustellen. Sie spielen eine zentrale Rolle in der politischen Kommunikation, da sie die Fähigkeit haben, komplexe Botschaften zu verein-fachen und zugänglich zu machen. Politiker nutzen emotionale Appelle, um Angst, Hoffnung, Wut oder Stolz zu erzeugen, und lenken so die Aufmerksamkeit auf ihre Botschaften. Ein klassisches Beispiel ist Franklin D. Roosevelts "Fireside Chats", in denen er während der Großen Depression und des Zweiten Weltkriegs direkt zu den amerikanischen Bürgern sprach, um Vertrauen und Zuversicht zu wecken. Durch die Verwendung einer persönlichen und beruhigenden Sprache konnte Roosevelt eine emotionale Verbindung zu seinem Publikum herstellen und seine Politik überzeugend darstellen.
Rationale Appelle hingegen konzentrieren sich auf logische Argumente, Fakten und Beweise. Sie zielen darauf ab, die intellektuellen Fähigkeiten des Publikums anzusprechen und eine fundierte Zustimmung zu gewinnen. Rationale Argumentation ist besonders effektiv, wenn es darum geht, komplexe politische Themen zu erklären und fundierte Entscheidungen zu fördern. Politiker, die sich auf rationale Appelle stützen, präsentieren oft detaillierte Daten und statistische Analysen, um ihre Argumente zu untermauern. Ein prominentes Beispiel ist Barack Obamas Rede zur Gesundheitsreform, in der er detaillierte Argumente und Statistiken präsentierte, um die Notwendigkeit und die Vorteile der Reform zu erläutern. Durch die Betonung von Logik und Fakten konnte Obama das Vertrauen in seine Kompetenz und die Plausibilität seiner Vorschläge stärken.
Die Kombination von emotionalen und rationalen Appellen ist besonders wirkungsvoll, da sie unterschiedliche Aspekte der menschlichen Entscheidungsfindung anspricht. Emotionen können die Aufmerksamkeit und das Interesse wecken, während rationale Argumente die Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit erhöhen. Diese Synergie wird in der politischen Rhetorik häufig genutzt, um eine umfassende und nachhaltige Wirkung zu erzielen. Ein Beispiel für die...
Erscheint lt. Verlag | 2.7.2024 |
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Reihe/Serie | Kritik & Kontext |
Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Sprachwissenschaft |
Schlagworte | and • ART • Bedeutung • bietet • darauf • Erkennen • Feindbilder • Fragen • führt • Gesellschaft • Indem • Informationen • Inhalte • Kommunikation • Menschen • Nachrichtenquellen • Neuen • oft • stark • the • Unternehmen • Verbreitung • Verstehen • Vertrauen • Weise • wichtig • Wichtige • Zeit • Ziele • Zukunft |
ISBN-10 | 3-384-23977-6 / 3384239776 |
ISBN-13 | 978-3-384-23977-8 / 9783384239778 |
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