Vom Glück der Verbundenheit (eBook)

100 Wege aus der Einsamkeit - Erkenntnisse aus meinen ersten 96 Jahren
eBook Download: EPUB
2024
192 Seiten
Ariston (Verlag)
978-3-641-32583-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vom Glück der Verbundenheit - Ruth K. Westheimer, Allison Gilbert, Pierre Lehu
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»Nehmt meine Geschichte als Leitlicht, bis Ihr Euer eigenes in Euch entdeckt.« - Dr. Ruth K. Westheimer
Einsamkeit ist das größte Gesundheitsrisiko unserer Zeit. Sie macht uns krank an Leib und Seele. Ein Phänomen, das für die lebensfrohe Dr. Ruth K. Westheimer kaum zu ertragen war. Als Dr. Ruth sorgte sie jahrzehntelang dafür, dass Millionen Menschen ein befriedigendes Sexualleben führen. Mit diesem kurz vor ihrem Tod abgeschlossenen Buch möchte sie Menschen, die unfreiwillig einsam sind, dabei helfen, neue Freunde und Lebensfreude zu gewinnen!
Die Holocaust-Überlebende berichtet von bedrückenden eigenen Einsamkeitserfahrungen und zeigt, wie Menschen durch verhaltenstherapeutische Strategien wieder zu einem erfüllendes Sozialleben finden.

Dr. Ruth Westheimer gilt als Pionierin der Sexualaufklärung. Sie arbeitet als Dozentin am Calhoun College der Yale University, am Butler College der Princeton University und als Lehrbeauftragte an der New York University, wo sie an der Medizinischen Fakultät unterrichtet. Darüber hinaus hat sie ihre eigene Beratungspraxis in New York und hält überall auf der Welt Vorträge.

Das Ich

Es mag Ihnen so vorkommen, als wären alle anderen um Sie herum ganz erfüllt von ihren Beziehungen. Doch die Wahrheit ist: Die meisten Menschen erleben an irgendeinem Punkt in ihrem Leben Einsamkeit. Machen Sie sich das klar. Höchstwahrscheinlich hat jede Person, die Sie kennen, alle Menschen in Ihrer Nachbarschaft, jeder, dem Sie auf der Straße begegnen, den Schmerz der Einsamkeit schon gespürt. Eine kürzlich ausgewertete Meta-Gallup-Studie zeigt, dass fast ein Viertel aller Erwachsenen weltweit – befragt wurden mehr als eine Milliarde Menschen – sich nicht vollständig verbunden mit anderen fühlt.

Seit Dr. Vivek Murthy, der Leiter des staatlichen Gesundheitswesens in den USA, die Einsamkeit zur Epidemie erklärt hat, gibt es jede Menge Aktivitäten, die Menschen helfen sollen, sich weniger allein zu fühlen. Per Gesetz richtete der Kongress das Office of Social Collection Policy ein, das den Präsidenten beraten soll. Die Weltgesundheitsorganisation hat eine eigene Kommission für soziale Verbundenheit ins Leben gerufen. Bürgermeisterinnen und Bürgermeister quer durch die Vereinigten Staaten fordern finanzielle Mittel, um mehr Programme zur Förderung der mentalen Gesundheit in ihren Kommunen unterstützen zu können und entsprechende Stellen zu schaffen. Und die Gouverneurin des US-Bundesstaates New York, Kathy Hochul, hat mich, wie schon erwähnt, zum Ambassador to Loneliness ernannt.

Ich habe meine Familie im Holocaust verloren und mich aus diesem Grund entsetzlich einsam gefühlt. Zwar habe ich selbst irgendwann eine klassische Familie gegründet und einen Lebenspartner gefunden, zwar habe ich Kinder und Enkelkinder, doch ich habe immer danach gestrebt, eine größere »Wahlfamilie« um mich zu scharen. Diese Bindungen habe ich mit großer Zielstrebigkeit ausgewählt, ich habe mir große Mühe gegeben, diese Freunde zu finden und untereinander zu verbinden. Und indem ich das tat, wurde ich weniger einsam.

Doch es war schwer, an diesen Punkt zu gelangen. Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen und war jede Minute des Tages mit anderen Kindern zusammen. Es gab überhaupt keine Privatsphäre. Und doch gestand ich am 12. Juli 1945 meinem Tagebuch:

Mehr als alles andere, sehne ich mich nach einem Freund.

Und am nächsten Tag schrieb ich:

Ich lebe mit 150 Menschen zusammen – und bin allein.

Heute weiß ich etwas, was mein damaliges siebzehnjähriges Ich noch nicht verstand: Einsamkeit hat nichts mit der Zahl der Menschen zu tun, die uns umgeben. Wenn wir nicht vollständig verbunden sind, wenn unsere Interaktionen keine Substanz besitzen, werden wir uns wahrscheinlich unbedeutend und ungesehen fühlen. Doch Sie können die Einsamkeit in die Knie zwingen. Ich habe es selbst erfahren: Einsamkeit ist keine tödliche Krankheit, sondern heilbar.

Nach meiner Ansicht liegt der Schlüssel, den Sie brauchen, um Ihr Leben von der Einsamkeit zu befreien, in Ihnen selbst. Als Therapeutin habe ich vielen Klientinnen und Klienten gegenübergesessen, die sehr reale Härten und Behinderungen erlebten, und ich habe den meisten von ihnen helfen können. Doch ich konnte die Veränderungen, die sie brauchten, nicht an ihrer Stelle vornehmen, ich konnte die Ratsuchenden nur anleiten. Therapeuten sind Experten im Ratgeben. Doch das Handeln ist Sache des Individuums, das einen neuen Weg sucht.

Allerdings bereitet eine Veränderung von Verhaltensmustern echte Mühe. Genau deshalb nimmt die Kategorie »Ich« den meisten Platz auf meinem Speiseplan ein. Sie müssen auf Ihre Gedanken, Gefühle und Taten achten, denn sie sind es, die Sie von den Verbindungen fernhalten, die Sie sich am meisten wünschen. Selbsterkenntnis führt zu Bewältigungsstrategien und Lösungen, baut Ihre Selbstachtung und Ihr Selbstvertrauen auf und erleichtert die Kommunikation mit anderen. Das brauchen Sie, um gesunde Beziehungen zu pflegen und aufrechtzuerhalten. Reflexion hilft Ihnen, Bereiche zu identifizieren, in denen Verbesserung nötig ist, und Ihrem Ziel entgegenzugehen.

Konzentrieren wir also zu Beginn unsere Aufmerksamkeit auf den wahrscheinlich schwierigsten und unangenehmsten Punkt – den Punkt, wo der Erfolg ganz in Ihrer Hand liegt: bei Ihnen selbst. Der erste Schritt, um ein Problem zu beheben, besteht darin, zuzugeben, dass es existiert. Wenn Sie unter Einsamkeit leiden, gibt es eine hervorragende Art, sich diesem Problem im wahrsten Sinne des Wortes zu stellen. Stellen Sie sich vor einen Spiegel und sprechen Sie es laut aus. Vielleicht kommen Sie sich dabei albern vor, vielleicht müssen Sie auch weinen, doch erst, wenn Sie das Problem offengelegt haben, wird es Ihnen gelingen, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen, um weniger einsam zu sein. Dass Sie dieses Buch lesen, beweist mir, dass Sie wissen, was Ihnen Schmerzen bereitet, und offen für Lösungen sind. Ich zweifle nicht daran, dass Sie auf dem besten Wege sind, genau die Verbindungen herzustellen, die Sie sich so sehr wünschen!

Ich habe in meinem Leben vor vielen schwierigen Herausforderungen gestanden – das werden Sie noch sehen, wenn Sie weiterlesen. Bei einem Besuch in Paris, wo ich in den frühen 1950er Jahren an der Sorbonne Psychologie studiert habe, sah ich in einem Geschäft ein leuchtend rotes Werbeschild, das mir sofort ins Auge sprang. Darauf stand in strahlend goldener Schrift auf Englisch: »It CAN be done«. Ich habe das Schild nicht gekauft, der Ladenbesitzer hat es mir später geschenkt und zugeschickt. Er hatte bemerkt, wie sehr ich es bewunderte. Das Schild ist nun schon seit mehr als vierzig Jahren mein Schatz. Immer, wenn ich den Mut verliere, schaue ich es an.

Wo liegt der Unterschied zwischen der innerlichen Klage darüber, dass Sie einsam sind, und dem lauten Aussprechen? Als langjährige Therapeutin kann ich Ihnen versichern, dass bei allen meinen Klienten die Heilung in dem Moment begann, wo sie zugaben, dass sie ein Problem hatten. Der Weg, der vor Ihnen liegt, wird schwierig sein, aber gehen Sie weiter. Sie nähern sich dem Punkt, an dem Sie sich weniger allein und isoliert fühlen. It CAN be done.

Schließen Sie Frieden mit sich selbst

Sie werden nur dann gesunde Beziehungen führen können, wenn Sie sich erst einmal selbst lieben. Kein Freund, kein Sexualpartner kann die emotionale Schwerstarbeit für Sie tun. Außerdem (und das ist noch schlimmer) kann es sein, dass Sie Mauern um sich herum bauen, so hoch, dass Sie jeden anderen Menschen daran hindern, sie zu überwinden.

Ich schlage Ihnen keine Gehirnwäsche vor, die Ihnen suggeriert, Sie seien ein wunderschönes Model, wenn das nicht auf Sie zutrifft. Ich verlange auch nicht von Ihnen, körperliche oder mentale Behinderungen zu ignorieren, die Ihr Leben schwierig machen. Sie sollen Härten nicht einfach wegschieben. Ich rate Ihnen nur, Schritt für Schritt zu akzeptieren, was an Ihnen anders ist als an anderen Menschen. Erst dann können Sie anfangen, Beziehungen aufzubauen. Damit Ihnen das gelingt – ja, ich weiß, dass ich als lebenslange Therapeutin hier voreingenommen bin –, sollten Sie in Erwägung ziehen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Während ich dies schreibe, liebe ich mich tatsächlich selbst, doch es hat lange gedauert, bis ich mich selbst annehmen konnte. Mit siebzehn Jahren, 1945, begann ich mit dem Tagebuch, aus dem ich vorhin zitiert habe. Damals war ich außerordentlich einsam, nicht zuletzt deshalb, weil ich mich absolut unattraktiv fühlte. Ich bin so klein, dumm und hässlich, grübelte ich. Wenn ich eine normale Größe hätte, wäre alles, alles viel einfacher. Ich war aber nun mal nur einen Meter vierzig groß und damit so weit von der Normalität entfernt, dass es mich viele Jahre später regelrecht schockierte, herauszufinden, dass ich schwanger werden konnte. Bis dahin hatte ich gedacht, es wäre mir biologisch unmöglich, ein Kind zu bekommen. (Mit zwei Kindern und inzwischen vier Enkelkindern bin ich bis heute überglücklich, dass meine Furcht unbegründet war.)

Sollten Sie mit einer Behinderung zu kämpfen haben, wird es Ihnen leichter fallen, sich selbst zu lieben, wenn Sie die gesellschaftlichen Hindernisse erkennen, die es Ihnen schwer machen, Freundschaften zu vertiefen und Sex zu haben. Wenn Sie eine junge Frau sind und Ihre Freundinnen sich schick machen, um zu einer Party zu gehen, können Sie möglicherweise nicht im selben Taxi oder Uber fahren, weil Sie an den Rollstuhl gefesselt sind. Vielleicht gehen Sie auch gar nicht zu dieser Party, weil sie befürchten, mit dem Rollstuhl nicht durch die Menge zu kommen. Und wenn Sie in einem Heim leben, gibt es möglicherweise kein Schloss an Ihrer Tür und deshalb nicht das Maß an Privatsphäre, das für Intimität nötig ist.

Sie müssen Ihre eigene Wirklichkeit akzeptieren. Konzentrieren Sie sich darauf, was Sie einzigartig macht. Mentale und körperliche Unterschiede verringern Ihren Wert nicht. Erst als ich herausfand, wie schlau ich war und dass ich in der Schule hervorragende Leistungen brachte, wurde mir klar, dass ich trotz meiner geringen Körpergröße liebenswert war. Dasselbe wünsche ich mir auch für Sie.

Ein kritischer Blick auf Ihre Routinen

Selbsteinschätzung ist von entscheidender Wichtigkeit. Wenn Sie nicht ehrlich mit sich selbst sind, werden Sie niemals die Veränderungen schaffen, die Sie sich wünschen und die Ihr Leben so viel besser machen. Das gilt in jedem Fall, ob Sie sich nun nach mehr Freundschaften sehnen oder nach mehr Sex. Je elender Sie sich fühlen, desto nötiger ist es, anzuerkennen, dass Ihre eigenen...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2024
Übersetzer Ulrike Strerath-Bolz
Sprache deutsch
Original-Titel The Joy of Connections. 100 Ways to Beat Loneliness and Live a Happier and More Meaningful Life
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte 2024 • Alleinsein • alleinstehend • Dr. Ruth • eBooks • Einsamkeit • Familien • Freundschaft • Holocaust-Überlebende • kontakt zu menschen • Lebensfreude • Neuerscheinung • Persönlichkeitsentwicklung • Psychologie • Ratgeber • Single • Valentinstag • Wege aus der Einsamkeit
ISBN-10 3-641-32583-8 / 3641325838
ISBN-13 978-3-641-32583-1 / 9783641325831
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