Die Kaiser von Rom (eBook)

Herrscher über Volk und Reich

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
544 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491832-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Kaiser von Rom -  Mary Beard
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Der New York Times-Bestseller von Mary Beard über die römischen Kaiser - von Augustus bis Caligula, von Nero bis Vespasian. Nach ihrem Bestseller »SPQR«, in dem über den Senat und das Volk von Rom schreibt, erzählt die »berühmteste Althistorikerin der Welt« (The Guardian) nun über Leben, Herrschaft und Alltag der Kaiser.  Sie zeigt, was es wirklich hieß, Kaiser von Rom zu sein, jenseits der wilden Geschichten über Intrigen, Orgien und Wahnsinn. Sie malt ein farbiges Bild der Kaiserzeit, voll mit dem prallen Leben. Sie schildert, wie Augustus, Nero oder Caligula die Regierungsgeschäfte führten, stellt ihren Alltag im Palatin, dem römischen Kaiserpalast, dar, ihre Aufgaben und ihr Verhältnis zum Volk. Sie macht uns mit den Ehefrauen und Geliebten des Kaisers bekannt, auch mit den Müttern wie Neros Mutter Agrippina,  mit den Rivalen des Imperators, seinen Sekretären, Buchhaltern und Hofnarren bis hin zum Schuhputzer und Serviettenhalter. Wir erfahren, was der Kaiser speiste, wie er reiste, mit wem er schlief, wovor er am meisten Angst hatte. Und sie zeigt, was die einfachen Leute im Kaiser sahen, was das römische Volk von ihm erwartete. Er war nicht nur die Verkörperung ihrer Ängste, die sich in den Mythen über die grausamen Herrscher Roms widerspiegeln. Sie wandten sich an ihn in der Not und bei Konflikten und sahen in ihm den weisen Richter, der ihre Probleme löste.  Mit Humor und Scharfsinn schreibt Mary Beard über die Kunst des Regierens, über Autokratie und Korruption - und revolutioniert nebenbei unser Bild von Herrschern und Beherrschten im Römischen Reich. Mit 126 zum Teil farbigen Abbildungen

Mary Beard lehrt an der Cambridge University Alte Geschichte. Sie gilt in der angelsächsischen Welt als die bekannteste lebende Althistorikerin und zugleich als eine der streitbarsten. Immer wieder schaltet sie sich in aktuelle Debatten ein. Sie ist Herausgeberin des Bereichs Altertumswissenschaften für das »Times Literary Supplement« sowie Autorin und Moderatorin der berühmten BBC-Serie ?Meet the Romans?. Für ihre große Geschichte Pompejis erhielt sie 2008 den Wolfson History Prize. Im Juli 2010 wurde Mary Beard zum Fellow of the British Academy gewählt. 2016 erschien bei S. Fischer ihr Welt-Bestseller »SPQR. Die tausendjährige Geschichte Roms«.

Mary Beard lehrt an der Cambridge University Alte Geschichte. Sie gilt in der angelsächsischen Welt als die bekannteste lebende Althistorikerin und zugleich als eine der streitbarsten. Immer wieder schaltet sie sich in aktuelle Debatten ein. Sie ist Herausgeberin des Bereichs Altertumswissenschaften für das »Times Literary Supplement« sowie Autorin und Moderatorin der berühmten BBC-Serie ›Meet the Romans‹. Für ihre große Geschichte Pompejis erhielt sie 2008 den Wolfson History Prize. Im Juli 2010 wurde Mary Beard zum Fellow of the British Academy gewählt. 2016 erschien bei S. Fischer ihr Welt-Bestseller »SPQR. Die tausendjährige Geschichte Roms«. Ursula Blank-Sangmeister studierte Latein und Romanistik in Marburg, Konstanz, Berkeley und Regensburg (Promotion in Latein), war in Regensburg wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Lateinische Philologie und arbeitete in Hamburg und Kassel als Lehrerin. Seit 1991 übersetzt sie literarische Werke aus dem Lateinischen (u. a. Cicero, Livius, Sueton, Petrarca) und Sachbücher aus dem Französischen (u. a. Paul Veyne, Jean-Claude Schmitt) und Englischen (u. a. Michael Wood, Peter Connolly, Keith Hopkins, Seth Schwartz, Jane Ridley, Mary Beard).

Ein kluger Ansatz, aus dem Beard mit ihrem immensen Wissen ein ganzes Panorama der Kaiserzeit formt.

Kaiserliche Texte und Spuren


Die Aufzeichnungen der kaiserlichen Entscheidungen samt dem frappierenden Einblick, den sie in das Alltagsleben (mitsamt seinen Schwierigkeiten) im Römischen Reich gewähren, sind nur einige der antiken Texte und Dokumente, die ich aus ihrem Schattendasein im Hörsaal und Forschungsseminar befreien möchte. Bei unseren Untersuchungen werden uns natürlich auch einige der bekanntesten Klassiker der antiken Literatur den Weg weisen: allen voran Tacitus, dessen Darstellung der Herrscher des 1. Jahrhunderts n. Chr. in seinen Annalen und Historien, die er zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. verfasste, unübertroffen ist als zynische Sektion von Korruption in der Autokratie. Etwa zur selben Zeit schrieb auch Sueton, ein Palast-Insider (er war unter den Kaisern Trajan und Hadrian in den kaiserlichen Archiven und im Sekretariat angestellt), dessen anschauliche Biographien der ersten »Zwölf Caesaren« von Julius Caesar bis zum Fliegen aufspießenden Kaiser Domitian in den vergangenen fünfhundert Jahren von den Historikern als Handbuch für diese Epoche genutzt wurden. Ich werde aber auch noch andere, kuriosere und überraschendere Werke, die weitaus weniger bekannt sind, ins Rampenlicht rücken und den Reichtum des uns überlieferten literarischen Materials angemessen würdigen. Da die Worte der antiken römischen Schriftsteller immer wieder abgeschrieben, einer sorgfältigen Textkritik unterzogen und schließlich gedruckt wurden und so vom Schreibrohr und der Schriftrolle auf die moderne Buchseite oder den Bildschirm gelangten, ist ein viel breiteres Spektrum an Schriften erhalten geblieben, als wir uns oft vorstellen.

Einige dieser Texte sollten die Leser zum Lachen bringen. So besitzen wir eine Minisammlung von kaiserlichen Witzen – Augustus etwa neckte seine Tochter Julia, weil sie sich die grauen Haare ausriss[1] – sowie unterschiedliche Arten der Satire. Zu den satirischen Werken gehören eine Spottschrift[2] des im 4. Jahrhundert herrschenden Kaisers Julian über seine Vorgänger (Elagabal hat hier eine Nebenrolle als »das Kerlchen aus Emesa«) sowie ein urkomisches Pamphlet, das möglicherweise von Neros Lehrer Seneca verfasst wurde. Es zieht die Vorstellung ins Lächerliche, dass Kaiser Claudius nach seinem Tod im Jahr 54 zu einem Gott habe werden können: Wir folgen dem etwas verwirrten alten Kaiser, als er sich zum Sitz der »echten« Götter auf dem Olymp hinaufkämpft, nur um bei seinem Eintreffen gleich wieder nach Hause geschickt zu werden.

Manche dieser Werke erlauben uns einen unerwarteten Blick hinter die Kulissen. Das Handbuch eines griechischen Rhetoriklehrers gibt Ratschläge, wie man den Kaiser, sollte man sich an ihn wenden müssen, am besten anspricht. Von dem Philosophen Epiktet, einem früheren Sklaven von Neros Sekretär, stammen Beobachtungen über das Leben bei Hofe (einschließlich eines mahnenden Hinweises auf Soldaten, die sich als verdeckte Ermittler betätigen). Kaiserliche Palastärzte wiederum haben nicht nur Aufzeichnungen über die Halsentzündungen, sondern auch über die Magenbeschwerden und Medikationen ihrer prominenten Patienten hinterlassen – zwei Jahrtausende später können wir diese Fallakten immer noch einsehen. Und wir können immer noch eine aus dem 2. Jahrhundert stammende Sammlung von Berichten an den Kaiser in Rom lesen, verfasst von Plinius, der Hunderte von Kilometern entfernt als Statthalter an der Schwarzmeerküste stationiert war und in seinen Briefen alle möglichen Probleme darlegte, angefangen mit einigen lästigen Christen bis hin zu einer maroden Badeanlage und einer besorgniserregenden Kostenexplosion bei der Errichtung eines – bereits viele Baumängel aufweisenden – Theaters.

Andere Schriften sind fast noch merkwürdiger, als wir je erwartet hätten. Das »Leben« Elagabals etwa mit seinen wunderbar aufschlussreichen Phantasien und Übertreibungen hinsichtlich der Lebensweise des »Kerlchens« gehört zu einer Sammlung von mehr als fünfzig Biographien von Kaisern, Usurpatoren, Erben und anderen Thronprätendenten, die mit Hadrian im Jahr 117 beginnt und mit einem blutrünstigen Niemand endet, der im Jahr 285 verstarb. Obwohl viele dieser Lebensbeschreibungen sehr kurz sind (für unsere Begriffe eher knappe Porträts als Biographien), umfassen sie insgesamt mehrere hundert moderne Seiten. Die Schrift, bekannt unter dem Titel »Kaisergeschichte« (Historia Augusta), gibt sich als ein Gemeinschaftswerk aus, das am Ende des 3. Jahrhunderts von sechs verschiedenen Autoren mit recht klangvollen Namen erstellt wurde: so Trebellius Pollio und Flavius Vopiscus aus Syrakus, um nur zwei zu nennen. Eine sorgfältige Sprach- und Stilanalyse hat jedoch ergeben, dass die Historia von nur einer (unbekannten) Person verfasst wurde, etwa hundert Jahre später, als in dem Werk behauptet. Die Schrift als solche ist eines der großen Rätsel der antiken Literatur. Warum sollte jemand zu einem solchen Trick greifen? Handelt es sich um eine Fälschung? Um einen ziemlich langatmigen Scherz oder eine Satire? Oder aber um das radikale Experiment einer pseudohistorischen Erzählung? Wie auch immer die Antwort lautet, das Buch schlägt bewusst die Brücke zwischen Geschichtsschreibung und Fiktion.[3]

2 Die Bronzetafel, im 16. Jahrhundert in Lyon gefunden, enthält die Rede des Claudius, in der er vor dem Senat größere politische Rechte für die Gallier forderte. Aufgrund der ungewöhnlich deutlichen Schrift ist der Text sehr leicht lesbar. Die erste Zeile dieses Ausschnitts beginnt mit den Worten »TEMPUS EST«, »Es ist an der Zeit«. Siehe diesen Abschnitt.

Tausende von Originaldokumenten tragen zum Reichtum und zur Vielfalt der Geschichten über die römischen Kaiser bei. Einige wurden öffentlich ausgestellt, in Stein oder Bronze verewigt, andere, auf Papyrus festgehalten, konservierte der ägyptische Sand. Sie wurden in den letzten hundert Jahren von modernen Archäologen in riesigen Mengen ausgegraben (viele noch ungelesen). Wir haben zum Beispiel den in Bronze geritzten Text einer Rede des Kaisers Claudius aus dem Jahr 48, in der er sich dafür aussprach, den Galliern größeren politischen Einfluss einzuräumen, und seinen Zuhörern gleichzeitig eine Kurzfassung der römischen Geschichte präsentierte. Und auf einem Papyrus können wir heute noch die Kopie einer Rede des Germanicus lesen, eines kaiserlichen Prinzen, der sich in Alexandria an die Menge wandte und unter anderem sagte, dass er seine »Oma« vermisse (besser bekannt als Livia, die Frau des Augustus, die in einem furchterregenderen Ruf stand, als das Wort »Oma« vermuten lässt).[4] Aber wir erhalten auch weitere Einblicke in das, was sich hinter den Kulissen abspielte. Die Quellen reichen von den erhaltenen Epitaphien (Grabinschriften) von etwa hundert Bediensteten Livias (darunter eine Masseurin, etliche Ankleidefrauen, ein Maler und sogar ein Fensterputzer) bis hin zur missmutigen Korrespondenz eines Amtsträgers in Ägypten, der enorme Schwierigkeiten hatte, all die für einen bevorstehenden kaiserlichen Besuch notwendigen Lebensmittel zu beschaffen.

Wir können auch die materielle Welt der Kaiser betreten. So ist es weiterhin möglich, in ihren Palästen umherzuwandern, nicht nur auf dem im Zentrum Roms gelegenen Palatin (von dem das Wort »Palast« abgeleitet ist), sondern auch in ihren Lustgärten vor der Stadt und ihren Residenzen auf dem Lande. Eine von ihnen, die Villa des Kaisers Hadrian in Tivoli, etwa fünfunddreißig Kilometer von Rom entfernt, war mit ihrer Parklandschaft, ihren Wohnblöcken, etlichen Speisesälen und Bibliotheken flächenmäßig fast doppelt so groß wie das antike Pompeji. »Villa« ist eine krasse Untertreibung, handelte es sich doch eher um eine private »Kleinstadt«. Wir können den Kaisern auch in die Augen schauen. Dabei ist nur ein Bruchteil der einst existierenden Porträts erhalten (nach einer fundierten Schätzung gab es in der römischen Welt allein von Kaiser Augustus ursprünglich zwischen 25000 und 50000 Statuen.[5] Doch sie füllen noch immer zu Tausenden unsere Museen. Sie kommen in allen möglichen Arten, Formen und Größen daher. Manche Bewohner des Römischen Reiches aßen sogar Kekse, die mit Bildern der Kaiser geschmückt waren (dies legen jedenfalls einige erhaltene Gebäckformen[6] nahe). Um das Jahr 200 setzte eine römische Dame sogar noch eins drauf: Sie ließ ihre goldenen Ohrringe mit dem Porträt des Kaisers Septimius Severus, eines unmittelbaren Vorgängers von Elagabal, verzieren.[7]

3 und 4 Zwei überraschende Stellen für ein Kaiserbildnis. Links, auf der modernen Replik einer antiken Gebäckform (vielleicht für die Kekse, die bei religiösen Festen verteilt wurden) steht ein Kaiser bei seinem Triumphzug auf einem Wagen (siehe auch hier) und wird von der Siegesgöttin gekrönt. Vgl. auch Abb. 12. Rechts ist der Kaiser auf einem Ohrring dargestellt (der Haken war ursprünglich sicherlich so gebogen, dass der Kopf nicht nach unten hing).

Natürlich gibt es etliche Fragen zur Welt der Kaiser, die wir aufgrund fehlender Quellen nicht beantworten können (etwa wie diese Welt für eine Frau aussah oder alle möglichen Details ihrer Finanzen). Alles in allem hoffe ich jedoch, dass die Leser und Leserinnen nach der Lektüre dieses Buches nicht enttäuscht sind, wie wenig wir über diese Herrscher...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2024
Übersetzer Ursula Blank-Sangmeister
Zusatzinfo 24 farbige Abbildungen; 134 s/w-Abbildungen; mit 16 Seiten Tafelteil mit 24 farbigen Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Vor- und Frühgeschichte / Antike
Geschichte Allgemeine Geschichte Vor- und Frühgeschichte
Schlagworte Agrippina die Jüngere • Alte Geschichte • Augustus Imperator • Autokratie • Bestseller-Autorin • Caligula • Claudius • Commodus • Domitian • Geschenk Männer • Geschichte Roms • Hadrian Kaiser • Herrschaft • Julius Caesar • Kaiserpalast Rom • Kaiserzeit • Korruption • Livia Drusilla • Marcus Aurelius • Nero • Palatin • Regieren Rom • Römische Mythen • römische Mythologie • Römisches Reich • Septimius Severus • Tiberius • Titus Kaiser • Trajan • Valeria Messalina • Vespasian • Vitellius • Weihnachtsgeschenk
ISBN-10 3-10-491832-5 / 3104918325
ISBN-13 978-3-10-491832-7 / 9783104918327
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