Philosophie der Kosmologie -  Reinhard Gobrecht

Philosophie der Kosmologie (eBook)

Eine logisch und kritisch axiomatisierte Himmelstheorie mit Physik und Metaphysik
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
272 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-8013-3 (ISBN)
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Diese Philosophie der Kosmologie stellt die großen Fragen nach den kosmischen Bestandteilen und Strukturen des Himmels, insbesondere nach Raum und Zeit. Es geht aber auch um ontologische und logische Strukturen im Kosmos, wie z. B. Widerspruchsfreiheit, Kausalität, Gestaltung durch rationale Formen und Kontinuität. Ist der Kosmos von ewiger Dauer? Ist der Kosmos vom Raum endlich oder unendlich? Finden Bewegungen immer statt? Ist ein Werden und Vergehen unaufhörlich? Wie wahrscheinlich war ein Urknall? Kann es mehrere Universen geben? Kann es ein kosmisches Zentrum und eine absolute Zeit geben? Was bedeutet Raumzeit für unser Verstehen? Quantenobjekte zeigen ein ganz anderes physikalisches Verhalten als normale Körper. Für Quantenobjekte gelten deswegen andere physikalische Gesetze, als für die gewöhnlichen Dinge. Welchen Sinn und Zweck hat der Kosmos? Sind alle Seinsarten wie Materie, Leben und Denkvermögen auch auf Exoplaneten möglich?

Reinhard Gobrecht, geb. 1950, ist Mathematiker und Philosoph. Er studierte Mathematik und Philosophie. Das Studium der Mathematik erfolgte mit den Schwerpunkten mathematische Logik, Algebra und Arithmetik. Das Studium der Philosophie erfolgte mit den Schwerpunkten Metaphysik, Logik und Erkenntnistheorie. Zu den mathematischen Erfahrungen des Autors zählen Problemlösestrategien und deren Anwendungen in der Softwareentwicklung. Philosophische Arbeitsschwerpunkte des Autors sind sowohl logische als auch ontologische Grundlagen. Der Autor hat bereits mehrere Bücher im Bereich philosophischer Grundlagen veröffentlicht.

1. Begeisterung für Kosmologie


Woher kommt die Begeisterung für Kosmologie? Warum beindruckt uns der bestirnte Himmel? Je öfter wir uns den Sternenhimmel ansehen und je anhaltender sich unser Nachdenken damit beschäftigt, desto mehr Bewunderung und Ehrfurcht können wir gegenüber dem Kosmos empfinden. Auf diese Weise formulierte Kant seine Bewunderung für den Kosmos.

„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt; der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ Kant

Nichts und Nichtsein sind sinnlos, zwecklos und verstandlos. Nur das Sein veranschaulicht Vernunft und Wahrheit und kann uns Erkenntnis bringen. Warum ist das so? In unserer Denktätigkeit liegt unsere Freiheit und unsere Selbstständigkeit. Unser Bewusstsein begründet den Unterschied zwischen Sein und Nichtsein. Unsere Begriffe sind Abstraktionen von Gegenständen, die wir anschauen und wahrnehmen. Der Begriffsumfang, wie weit sich ein Begriff erstreckt, referenziert auf eine reale Gegenstandsmenge.

Ohne Dinge keine Begriffe, ohne Begriffe kein vernünftiges Denkvermögen. Während Dinge sich verändern können, verlangen wir für unsere Begriffe eine Konstanz. Wenn sich Begriffe ständig ändern würden, wäre eine objektive Erkenntnis nur schwer möglich. Der Endzweck aller Dinge ist, Vernunft sichtbar und möglich zu machen. Sein nur hat Zweck und Grund und macht Sinn. Ohne den Kosmos, ohne die Welt, ist auch keine Vernunft und kein Verstand. Teile dieser letzten beiden Abschnitte findet man sinngemäß bei Feuerbach. Das nächste Zitat zeigt ein Verhältnis von Vernunft und Frömmigkeit bei Feuerbach.

„Das Auge, das in den Sternenhimmel schaut, ist himmlischer Natur. Darum erhebt sich der Mensch über die Erde nur mit dem Auge; darum beginnt die Theorie mit dem Blicke nach dem Himmel. Die ersten Philosophen waren Astronomen. Der Himmel erinnert den Menschen an seine Bestimmung, daran, dass er nicht bloß zum Handeln, sondern auch zur Beschauung bestimmt ist.“ Feuerbach

Dasselbe kann gedacht werden und kann sein, so drückte es Parmenides in seinem Lehrgedicht aus. Wenn wir Denken und Sein in Verbindung bringen, dann gibt es genau vier Möglichkeiten: Etwas wird nicht gedacht und ist auch nicht, diese Möglichkeit bringt uns überhaupt keine Kunde. Etwas wird gedacht und ist aber nicht, dann ist es nur Fiktion. Etwas ist und wird nicht gedacht, dann bleibt es verborgen. Etwas ist und wird gedacht, dann und nur dann macht es einen Sinn; nur beides, Denken und Sein zusammen, bringt uns Erkenntnis. Die Wahrnehmung benötigt unsere Sehkraft und das Licht. Wahrnehmung funktioniert physikalisch nur, wenn es auch Dinge gibt. Das Wahrgenommene alleine reicht jedoch nicht aus; Wahrnehmung kann auch täuschen. Damit objektive Erkenntnis entstehen kann, ist das Denkvermögen ebenfalls von Nöten.

Der Kosmos ist also notwendig, damit wir Erkenntnisse haben können. Erkenntnisse und Wissenschaft sind möglich. Die Wissenschaft muss sich jedoch nicht nur auf die Naturwissenschaften beschränken, sondern sie kann auch Geisteswissenschaft sein. Nach Platon lehrt uns der Kosmos auch Weisheit. Wie aber wird man der Weisheit teilhaftig? Welche von den Wissenschaften ist so geartet, dass wenn man sie der Menschheit entzöge, dasselbe ganz unvernünftig und unverständig sein würde? Platon hält die Wissenschaft der Zahl für die wichtigste aller Wissenschaften. Die Mathematik handelt nicht nur von den ewigen mathematisch geistigen Dingen, sie ermöglicht uns auch zu zählen und zu messen. Zahlen, Daten und Maße sind notwendig für alle anderen Wissenschaften.

Warum ist die Mathematik so wichtig? Die Bewegungen der Himmelskörper lassen sich mit Hilfe der Mathematik beschreiben. Astronomie und Physik machen mathematische Berechnungen. Für Platon ist aber gerade das Maß auch wichtig für die Charaktertugenden. Ein gesundes Maß ist das Maßvolle. Eine gesunde Portion Tapferkeit hat kein Übermaß und kein Untermaß. Untermaß und Ungemessenheit wären Feigheit bei zu wenig Tapferkeit und ein Übermaß wäre Tollkühnheit und Todesmut bei zu viel Tapferkeit, beides sind also Extreme von Tapferkeit, die einer vernünftigen Selbsteinschätzung und Einsicht bar sind.

Gerade diese Extreme von Ungemessenheit, nämlich einerseits der Mangel und das Untermaß, andererseits das Grenzenlose und das Übermaß, verkörpern das Unvernünftige und das Böse. Durch den Kreislauf der Natur, durch die geordneten Bewegungen am Himmel, durch Wechsel von Tag und Nacht und Wechsel der Jahreszeiten sind wir des Zahlbegriffes inne geworden. Die Zeit ist Zählmoment, wir messen sie und wir rechnen mit ihr. Das richtige Maß bedeutet Harmonie.

Wenn es keine Mathematik gäbe, wäre keine Wissenschaft mehr möglich. Astronomie, Physik, Medizin und andere Wissenschaften könnten keine Berechnungen vornehmen und keine Daten auswerten. Philosophisch betrachtet würde das bedeuten, dass Weisheit und Vernunft fehlen würden. Ähnlich wie die Existenz eine Mastereigenschaft ist, ist die Mathematik eine Masterwissenschaft. Nimmt man jemanden seine Existenz, verliert er damit auch alle anderen Eigenschaften automatisch. Nimmt man der Menschheit die Mathematik, verliert sie damit automatisch alle Wissenschaftlichkeit und die Möglichkeit der vernünftigen Einsicht und Vernunft. Astronomie und Mathematik verhelfen uns somit zur Weisheit und nach Platon auch zur Bewunderung des Himmels und zur Frömmigkeit auf die rechte Weise.

„Die Mathematik ist viel robuster als der Verstand irgendeines einzelnen Menschen. Ist das nicht ein Verweis auf etwas, das außerhalb von uns, jenseits des Vermögens jedes einzelnen Individuums eine Wirklichkeit besitzt?“ Penrose

Kosmologie ist die Wissenschaft des Kosmos als Ganzen, die Wissenschaft der Natur als Ganzes. Kosmologie ist die Wissenschaft der Ordnung und Struktur des Weltgebäudes, der ontologischen und empirischen Ordnung. Kosmologie ist auch die Wissenschaft von Maß, Harmonie und Symmetrie der Natur. Durch das Schöne scheint die Natur das Geistige sichtbar zu machen. Für eine Kosmologie sind nicht nur die Naturwissenschaften relevant, sondern auch Logik, Mathematik und Philosophie müssen gefragt werden. Verschiedene Bereiche bzw. Welten müssen dabei unterschieden werden. Popper benutzte für seine Forschung eine bestimmte Unterscheidung in verschiedene Welten, und er wies auf die Komplexität einer Kosmologie hin.

„Kosmologie ist die vielleicht philosophisch wichtigste aller Wissenschaften.“ Popper

Warum ist neben der Betrachtung der empirischen Welt, eine Betrachtung der geistigen Welt sinnvoll? Weil die Gesetze, Prinzipien und die Ontologie der empirische Welt, nicht direkt zur empirischen Welt, sondern zu einer geistigen Welt gehören. Physikalische Gesetze sind nicht selbst physikalisch. Der Plan für den Kosmos, dessen Existenz man vermuten kann, kann nicht in die Welt der Verwirklichung gehören, er gehört zu einem geistigen Existenzbereich. Für eine geistige Struktur, sowohl für eine statische als auch für eine dynamische Gesamtstruktur des Kosmos, gibt es Anzeichen. Diese Strukturen muss man logisch auch dem geistigen Bereich zuordnen.

Neben dem sichtbaren Kosmos, neben den materiellen Dingen, die uns zur anschaulichen Erkenntnis und Erfahrungswissen verhelfen, haben wir außerdem somit die geistigen Dinge. Wichtige geistige Dinge, wie die Ideen sind für uns Richtpunkte im Denken. Das Gute, das Schöne, das Gerechte und das Wahre als Ideen, sind solche Richtpunkte und Maßstäbe. Damit misst unser Geist einerseits das erlebte Gute, Schöne, Gerechte und Wahre und vergleicht das Maß bzw. das Normative mit dem Tatsächlichen. Andererseits lernen wir durch Erfahrung mit dem Tatsächlichen und durch unser vernünftiges Denken das richtige Maß erst nach und nach erkennen. Wir müssen so zu sagen zu den Ideen erst aufsteigen. Für Platon lebt der Kosmos.

„…so ist dieser Kosmos sichtbares Lebewesen, das das Sichtbare in sich schließt, als wahrnehmbarer Gott ein Bild dessen, was von der Vernunft geschaut wird, entstanden als dieser eine größte, beste, schönste und vollkommenste Himmel, als einziger hervorgegangen.“ Platon

Die Ideen sind ein Teilbereich von Vernunftexistenz. Auch der mathematische Bereich ist ein Teilbereich von Vernunftexistenz. Mathematische Dinge sind geistige Dinge. Die mathematischen Sätze und geometrischen Figuren beanspruchen Vernunftexistenz. Sie hängen von keiner Grammatik ab, sie sind reiner objektiver Geist. Mathematische Existenz ist eine andere als physikalische Existenz. Das Mathematische zeigt Möglichkeiten für das physikalisch Reale. In der Realität sind jedoch nicht alle Möglichkeiten der Vernunftexistenz realisiert.

Unser Denken, unsere Seele beschäftigt sich sowohl mit der sinnlichen Existenz als auch mit der geistigen Existenz. Die menschliche Seele erinnert das Erkannte aus beiden...

Erscheint lt. Verlag 23.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
ISBN-10 3-7597-8013-X / 375978013X
ISBN-13 978-3-7597-8013-3 / 9783759780133
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