Alfred Andersch

Buch | Softcover
260 Seiten
2024 | 1. Auflage
edition text + kritik (Verlag)
978-3-96707-701-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alfred Andersch -
36,00 inkl. MwSt
"Andersch war nicht Trinker, nicht Frauenjäger, nicht süchtig. Dagegen stand sein Verstand. Er wollte die Welt verändern und wußte, das kann ich nicht. Er zeichnete sie." Wolfgang KoeppenAlfred Andersch (1914-1980) besetzte in der Nachkriegszeit und den 1950er Jahren Schlüssel-positionen im westdeutschen Literaturbetrieb, gründete wegweisende Zeitschriften ("Der Ruf", "Texte und Zeichen") und Radioreihen, in denen er dem Feature eine 'funkische' Form, dem Hörspiel neue originelle Töne, der Streitkultur eine pluralistische Ausrichtung und mit alldem zahlreichen Kolleginnen wie Kollegen, umstrittenen wie unbekannten, gut bezahlte Sendungen verschaffte. Ein Pionier demokratischer Medienarbeit, stand er auch in seiner Autorschaft auf Seiten der littérature engagée. Der Stil seiner Prosa ist knapp und berichtend, seine Vorbilder waren Jean-Paul Sartre und Ernest Hemingway. Sein eigentliches Ziel, die Existenz als freier Schriftsteller, erreichte er endgültig 1957 mit dem Roman "Sansibar oder der letzte Grund". 1958 wanderte er, angewidert auch von der politischen Entwicklung in Deutschland, mit der Familie in die Schweiz aus.Eingeleitet wird der Band mit ausgewählten Briefen Anderschs an die Malerin und Grafikerin Gisela Groneuer. Sie erzählen von einer großen Liebe und vom Werden und Zusammenwachsen eines unkonventionellen Künstlerpaares. Die Briefe setzen mit Anderschs Rückkehr aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft im Herbst 1945 ein und erstrecken sich über vier Jahre, bis die Liebenden im Sommer 1949 endlich ein gemeinsames Leben beginnen können.Seines Könnens war Andersch sich sehr bewusst; das machte ihn angreifbar. Denunziationen wurden lanciert, über seine Haft im KZ Dachau und über seine Desertion, die angeblich Erfindungen seien, über die Scheidung von seiner ersten Frau, die er böswillig im Stich gelassen habe. Quellenfunde entkräften diese Anwürfe und überraschen mit neuen Erkenntnissen. So war es bisher völlig unbekannt, dass Andersch aktiv der Resistenza zuarbeitete, bevor er während seines Kriegseinsatzes in der Toskana 1944 zu den Amerikanern überlief.Die literaturwissenschaftlichen Beiträge greifen einzelne Aspekte auf, die das Spektrum seines Schaffens wie seines Netzwerkens zeigen. Anderschs Engagement für einen demokratischen Rundfunk erweist sich am Abendgespräch zwischen Carl Schmitt und Werner Warnach. Andersch unterstützt Heinrich Böll, umwirbt Hans Werner Henze oder tritt energisch für Arno Schmidt ein. Von Beginn an ist sein Erzählwerk geprägt vom Umschlag genau beschriebener Faktizität in Utopie, noch verhalten bleibt die Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten.

Günter Häntzschel ist em. Professor für neuere deutsche Literaturwissenschaft, LMU München. Bücher u. a. über J. H. Voß, G. A. Bürger, Annette von DrosteHülshoff, Wolfgang Koeppen, Sozialgeschichte der Lyrik des 19. Jahrhunderts.

Sven Hanuschek ist Germanist, Publizist und lehrt Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der LMU München. Bücher u. a. über Heinar Kipphardt, Uwe Johnson, Erich Kästner, Elias Canetti, über Heinrich Heines Lyrik und Laurel & Hardy.

Ulrike Leuschner ist Editionsphilologin an der Forschungsstelle Merck der TU Darmstadt. Publikationen zur Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts, Herausgeberin des »Briefwechsels« und der "Gesammelten Schriften" von J. H. Merck.

Günter Häntzschel, em. Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft, LMU München. Bücher u. a. über J. H. Voß, G. A. Bürger, A. v. Droste-Hülshoff, W. Koeppen, Sozialgeschichte der Lyrik des 19. Jahrhunderts.

Sven Hanuschek, Germanist, Publizist, lehrt Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der LMU München. Bücher u. a. über H. Kipphardt, U. Johnson, E. Kästner, E. Canetti, über H. Heines Lyrik und Laurel & Hardy.

- Editorial

Erfahrungen mit Amerika
- Irmela von der Lühe: 'Distinguished Visitors'. Erika und Klaus Manns Bild von Amerika
- Ulrich Dittmann: Der Dichter aus Bayern, den es "ins Amerika" verschlagen hat
- Ulrike Leuschner: Wovon schweigt die junge Generation? Ein fortgesetzter Ruf, vergiftete Skorpione und die Mühen der 'Umerziehung'. Mit einem Exposé von Georg Stefan Troller
- Klaus Benesch: Heimkehr aus dem Land des Lächelns. Adorno und die deutsche Kultur der Fünfziger Jahre
- Josephina Bierl: 'New Yorker Kneipengeschichten'. Die Heterotopie der Kneipe im Werk des Exilschriftstellers Ulrich Becher
- Katerina Kroucheva: Jenseits des "Blödsinns der Nationalitäten-Rivalität". Wolfgang Koeppens 'Amerikafahrt'
- Christian Hein: Schreiben gegen den Ungeist der Zeit. Arno Schmidt zwischen den Systemen

Transkulturelle Einflüsse
- Heinrich Detering: "Ich bin der dunklere Bruder". Stefan Hermlins Anthologie 'Auch ich bin Amerika'
- Eva Tanita Kraaz: Eva Hesses und Paridam von dem Knesebecks 'Meine dunklen Hände'. Über die ambivalente Vermittlungsstrategie Schwarzer US-amerikanischer Lyrik in die BRD der 1950er Jahre
- Sigrid Bauschinger: "Emphatischer ist kein ausländischer Autor damals im deutschen Theater empfangen worden". Thornton Wilders Wirkung auf das deutsche Publikum
- Tobias Michalke: Vom Leiden, Saufen und Lieben. Heterotopien im Krieg bei Ernest Hemingway und Heinrich Böll
- Kai Sina: Reeducation als Erzählverfahren. Jella Lepmans Detektivgeschichte 'Wer ist Lux'?
- Lukas Müller: 'Police procedurals' – made in West Germany. Frank Arnaus 'amerikanische' Polizeiromane im Kontext der 'Ullstein Krimis'

- Die Beiträgerinnen und Beiträger
- Adressen der Beiträgerinnen und Beiträger
- Personenregister

Reihe/Serie treibhaus. Jahrbuch für die Literatur der fünfziger Jahre ; 20
Mitarbeit Herausgeber (Serie): Günter Häntzschel, Sven Hanuschek, Ulrike Leuschner
Sprache deutsch
Maße 145 x 210 mm
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte demokratische Medienarbeit • Ernest Hemingway • Fünfziger Jahre • Jean-Paul Sartre • Nachkriegszeit • Sansibar oder der letzte Grund • Treibhaus
ISBN-10 3-96707-701-2 / 3967077012
ISBN-13 978-3-96707-701-8 / 9783967077018
Zustand Neuware
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