Gegen die Häresien -  Irenäus von Lyon

Gegen die Häresien (eBook)

(Autor)

Conrad Eibisch (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
548 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-3823-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
In seiner um das Jahr 180 veröffentlichten Schrift "Gegen die Häresien" setzte sich der Kirchenvater Irenäus von Lyon eingehend mit den Lehren der christlichen Gnostiker auseinander, um diese des Irrtums im Glauben zu überführen. Neben den 1945 in Nag Hammadi gefundenen Schriften bietet das Werk des Irenäus die wertvollste Übersicht über die Lehren der Gnosis im frühen Christentum.

Einleitung.


Der jüngere Plinius hatte als Prokonsul von Bithynien seinen berühmten Bericht über die Christen an Kaiser Trajan geschrieben, und dieser mit den klassischen Worten seiner Erwiderung „Conquirendi non sunt“ Friedlichere Tage für die Kirche Christi eingeleitet. In dieser Zeit, um das Jahr 115 wurde, wenn man den Forschungen Zahns folgen will, in Kleinasien ein Mann geboren, der nach der Bedeutung seines Namens ein Friedensmann sein sollte und der die Lehranschauungen der christlichen Kirche zum erstenmal in ihrer Gesamtheit ausführlich darlegte und begründete. Es ist Irenäus, der spätere Bischof von Lyon, dem schon die alten Kirchenväter und Schriftsteller die höchste Verehrung entgegenbrachten.

Tertullian nennt ihn den unermüdlichen Erforscher aller Lehrsysteme, einen Mann von hervorragender Heiligkeit und Bedeutung. Eusebius bezeichnet ihn als einen höchst glaubwürdigen Zeugen und tapferen Vorkämpfer für die Wahrheit des katholischen Glaubens. Noch weiter geht in seiner Anerkennung Theodoret, wenn er von Irenäus als dem wunderbaren, dem apostolischen Manne spricht, der des Abendlandes Leuchte war, wie Epiphanius ihn als einen Kirchenlehrer preist, der mit der Fülle des Hl. Geistes geschmückt und wie ein edler Streiter von dem Herrn mit himmlischen Gnadengaben gesalbt ist.

Diese dem hl. Irenäus entgegengebrachte Bewunderung erscheint nicht ungerechtfertigt. Denn Irenäus ist in seiner Art ohne Vorläufer. Mag er seinem innigst verehrten Lehrer Polycarpus, zu dessen Füßen er saß, dessen Wort er in sein Herz aufnahm, dessen Bild ihn bis ins höchste Alter begleitete, dessen spätere Briefe er mit größter Aufmerksamkeit studierte, noch soviel verdanken, mag er manches von Papias übernommen haben, dem er als einem Zeugen des apostolischen Zeitalters leicht zuviel Glauben schenkte, mögen die wiederholt von ihm zitierten „Presbyter“ Asiens an ihm einen auch noch so gelehrigen Schüler gehabt haben, mag nach dem Zeugnis des Eusebius schon Hegesipp den Nachweis der irrtumsfreien Überlieferung der apostolischen Predigt in der einfachsten Form versucht haben - sein besonderes Verdienst bleibt unbestritten. Irenäus hat zum erstenmal den von den Aposteln empfangenen Glauben in seiner Gesamtheit dargestellt und wissenschaftlich als den allein wahren begründet. Irenäus ist der Vater der katholischen Dogmatik. Die Hl. Schrift - allein aus dem Neuen Testament bringt er 558 Zitate, so daß aus ihm nur wenige Kapitel unbenutzt bleiben - beherrscht er mit überraschender Sicherheit und Genauigkeit. Sie bildet die Grundlage seiner Beweisführungen. Daneben kommt die Tradition zu voller Geltung. Mit hervorragendem Scharfsinn und heiliger Begeisterung hat er die Verteidigung der in der Kirche von den Aposteln niedergelegten Lehre durchgeführt. Und wenn er auch gleich dem Liebesjünger Johannes, aus dessen Schule er ja abstammte, gegen die Irrlehrer strenge Worte gebrauchte und Lüge ungeschminkt Lüge nannte, so bleibt er doch in christlicher Liebe auch seinen Gegnern gerecht und nimmt die von Irrlehrern Verführten gegen den Verdacht in Schutz, als ob sie all die Schlechtigkeiten wirklich verübten, die ihnen nachgesagt wurden oder die sich als Konsequenz ihrer Lehren ergeben konnten. Dazu kommt seine absolute Wahrheitsliebe und Bescheidenheit: er sagt nicht mehr, als er aus zuverlässiger Quelle in sichere Erfahrung gebracht hat, so daß seine Angaben jeglicher Nachprüfung unseres kritischen Zeitalters standgehalten haben. Wahrscheinlich lag ihm schon ein gnostisches Originalwerk, Evangelium nach Maria betitelt1, vor, das 1896 in koptischer Sprache aufgefunden wurde.

Dennoch darf nicht verkannt werden, daß seine Darstellung noch mit mannigfachen Mängeln behaftet ist. Sein Hauptwerk über die Entlarvung und Widerlegung der sog. Gnosis „ist kein Werk aus einem Guß.“2 Aus der Vorrede zu den einzelnen Büchern ersieht man, daß die Abfassung derselben ganz allmählich vor sich gegangen ist, und daß das 5. Buch erst auf wiederholtes Ersuchen eines Freundes in Angriff genommen wurde. Genaueres läßt sich über die Entstehungszeit der einzelnen Bücher nicht sagen: nur soviel steht fest, daß unter dem Pontifikat des Eleutherus das 3. Buch verfaßt wurde, in dem sich der berühmte Papstkatalog vorfindet. Und wenn nach IV, 30, 1 zur Zeit der Abfassung dieses Buches am kaiserlichen Hofe vermögende Christen verweilten, so scheint auch das ganze Werk aus einem gewissen Gefühl der äußeren Sicherheit und des politischen Friedens entsprossen zu sein. Wir sind daher mit Zahn3 wohl berechtigt, die Entstehung des Werkes in die Regierungszeit des Kaisers Commodus (180-192) zu legen. Politische Ruhe ist den Wissenschaften günstig, aber lange Zwischenräume beeinträchtigen die Geschlossenheit eines Werkes.

Das Ziel, das sich Irenäus bei seinem Hauptwerk wider die Häretiker gesetzt hat, war zunächst ein praktisches. Er will einen Freund mit den neuaufgetauchten Irrlehren bekannt machen und ihm zugleich die Waffen zur Bekämpfung derselben in die Hand geben, damit dieser imstande ist, die ihm anvertraute Herde zu schützen. Da aber die Irrlehren in manchen Punkten übereinstimmen, in vielen auseinandergehen, so ergeben sich nicht wenige Wiederholungen und Weitschweifigkeiten, die vielleicht auch zum Teil auf Rechnung des hohen Alters zu setzen sind, in dem Irenäus sein Hauptwerk verfaßte. Demgemäß erhält die Darstellung der christlichen Lehre, die der Irrlehre gegenübergestellt und als bekannt vorausgesetzt wird, erst den zweiten Platz und kann weder systematisch noch zusammenhängend sein. Selbst wo Irenäus eine gewisse Systematik oder chronologische Ordnung versucht, wird diese durch Einwände und Rekapitulationen der Irrlehre immer aufs neue unterbrochen.

Wir bemerken weiter an gar vielen Stellen, daß Irenäus von den Banden der allegorischen Schriftauslegung eng umschlungen ist. Wenn man neuerdings gemeint hat, daß ohne Philo und seine allegorische Schriftauslegung sich die Entstehung des christlichen Dogmenglaubens nicht erklären lasse4, so ist das freilich ein Irrtum. Denn allegorische Deutungen waren bei den Griechen schon lange vor Philo in Übung und sollten auch nicht so bald aussterben; sie waren ein Grundübel einer historisch wenig geschulten Zeit und eine Folge der im wörtlichen Sinne unhaltbaren Göttersagen. Während sich aber Philo an Plato, Aristoteles und die Pythagoräer noch ohne jeden inneren Grund lediglich aus Lust an der Allegorie anlehnt, geht Irenäus in der Darstellung des Dogmas immer auf den Wortlaut der hl. Urkunden zurück, und nur so nebenbei nimmt dann als modische Zierde der Darstellung die Allegorie einen breiten Raum ein. Philo und Josephus gehören zusammen, sie sind der jüdische Abzweig der griechischen Philosophie. Zwischen ihnen und den Kirchenvätern klafft die große Kluft ganz entgegengesetzter Weltanschauungen, die durch die jener Zeit gewohnte, heute als störend empfundene Vorliebe für die Allegorie nicht überbrückt wird.

Zu den weiteren Schwierigkeiten, die eine genußreiche Lektüre beeinträchtigen, gehört der seltsam verzwickte Satzbau des Irenäus. In der Vorrede zum ganzen Werk findet sich sein Selbstbekenntnis niedergelegt, daß er die Rhetorik nicht gelernt, die Schriftstellerei nicht geübt habe. Ob das Griechische, das Irenäus schreibt, auch seine Muttersprache gewesen, läßt sich nicht ermitteln, aber jedenfalls hat er während der langen Zeit, die er unter den Kelten weilte und sich zumeist mit keltischer Sprache abgab, im griechischen Ausdruck keine Fortschritte gemacht - was zur Genüge erklärt, daß er nicht selten mit der Sprache zu kämpfen hat, zumal auf Gebieten, die vor ihm noch niemand betrat. Nimmt man dazu, daß der bei weitem größte Teil seines Werkes nur in einer lateinischen Übersetzung vorliegt, die zwar äußerst wortgetreu, aber eben deshalb häufig dunkel und schwerfällig ist, so dürfte das Bild der sprachlichen Struktur des Textes genügend skizziert sein.

Über den Zustand des Textes ist nicht viel zu sagen. Der lateinische Irenäus ist so gut überliefert wie wenig alte Schriftsteller.5 Die älteste Handschrift, der Codex Claromontanus, der sich jetzt in Cheltenham befindet, gehört dem 9. Jahrhundert an. Sämtliche vorhandenen Handschriften der lateinischen Übersetzung und ihre Kapiteleinteilung hat Loofs in einer besonderen Studie behandelt. Der griechische Originaltext ist, soweit er vorliegt, meist den Kirchenvätern, die ihn verwendet oder zitiert haben, entnommen.

Außer den fünf Büchern gegen die Häresien ist nur noch eine armenisch überlieferte Schrift des hl. Irenäus erhalten, die Simon Weber für die vorliegende Sammlung ins Deutsche übersetzt hat. Seine übrigen Werke sind verloren gegangen oder nur in spärlichen Fragmenten auf uns gekommen.

Von den verschiedenen Editionen seien erwähnt die ganz vortreffliche, die Ren. Massuet O. S. B., Paris 1710 besorgte und die Migne mit der...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie
ISBN-10 3-7597-3823-0 / 3759738230
ISBN-13 978-3-7597-3823-3 / 9783759738233
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 597 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Band 1: Willkür und Gewalt

von Walter Dietrich; Christian Link

eBook Download (2024)
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
29,00