Der zerbrochne Krug. Textausgabe mit Kommentar und Materialien (eBook)

Enthält die Erstfassung der Schlussszene (?Variant?). Reclam XL - Text und Kontext
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2024 | 1. Auflage
143 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-962219-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der zerbrochne Krug. Textausgabe mit Kommentar und Materialien -  Heinrich Von Kleist
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Länderübergreifendes Abitur-Thema 2026-28: Heinrich von Kleists Lustspiel Welcher nächtliche Eindringling hat den Krug im Zimmer der jungen Eve zerbrochen - ihr Verlobter, ein heimlicher Geliebter oder gar der Teufel? Dorfrichter Adam, der den Fall klären soll, entlarvt sich in einem ebenso absurden wie komischen Prozess schließlich selbst als Täter. Klassenlektüre und Textarbeit einfach gemacht: Die Reihe »Reclam XL - Text und Kontext« erfüllt alle Anforderungen an Schullektüre und Bedürfnisse des Deutschunterrichts: • Der sorgfältig edierte Werktext seiten- und zeilengleich mit der entsprechenden Ausgabe aus Reclams Universal-Bibliothek  • Schwierige Wörter werden am Fuß jeder Seite erklärt, ausführlichere Wort- und Sacherläuterungen stehen im Anhang. • Inkl. Materialienteil mit Text- und Bilddokumenten für eine leichtere Einordnung des Werks • Reclam XL - Text und Kontext ist kompatibel: Der Lektüreschlüssel XL und die Unterrichtsmaterialien aus der Reihe Reclam Literaturunterricht passen dazu! Textanalyse und Klausurvorbereitung: Reclam XL Text und Kontext hilft! Heinrich von Kleists Lustspiel ist eine der meistgespielten deutschen Komödien. Die Uraufführung durch Goethe 1808 in Weimar war ein Misserfolg, erst lange nach Kleists Tod setzte sich das Stück auf der Bühne endgültig durch. In dem Gerichtsprozess um einen zerbrochenen Krug, den Kleist hier in Szene setzt, ist Dorfrichter Adam auf aberwitzig-komische Weise Täter und Ermittler zugleich. Zusatzmaterialien im Anhang zu Kleists Biografie, zur Entstehung des Stücks und zu verschiedenen unterrichtsrelevanten inhaltlichen Aspekten runden die Textausgabe ab. Unabdingbar für die Vorbereitung eines länderübergreifenden Abi-Themas! E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden. 

Heinrich von Kleist (18.10.1777 Frankfurt a. d. O. - 21.11.1811 zwischen Potsdam und Berlin am heutigen Kleinen Wannsee) bewegte sich in romantischen Dichterkreisen, seine bis heute modern wirkenden Dramen und Erzählungen entziehen sich allerdings schematischen Stil- und Epochenzuordnungen.

Heinrich von Kleist (18.10.1777 Frankfurt a. d. O. – 21.11.1811 zwischen Potsdam und Berlin am heutigen Kleinen Wannsee) bewegte sich in romantischen Dichterkreisen, seine bis heute modern wirkenden Dramen und Erzählungen entziehen sich allerdings schematischen Stil- und Epochenzuordnungen.

Der zerbrochne Krug

Anhang
1. Zur Textgestalt
2. Anmerkungen
3. Leben und Zeit
4. Das Motiv des zerbrochenen Kruges
5. Zentrale Namensmotive: Adam, Eve und Ödipus
6. Recht und Gerechtigkeit
7. Rezeptionsgeschichte
8. Literaturhinweise

[5]Szene: Die Gerichtsstube

Erster Auftritt


Adam sitzt und verbindet sich ein Bein. Licht tritt auf.

LICHT.

Ei, was zum Henker, sagt, Gevatter Adam!

Was ist mit Euch geschehn? Wie seht Ihr aus?

ADAM.

Ja, seht. Zum Straucheln braucht’s doch nichts, als Füße.

Auf diesem glatten Boden, ist ein Strauch hier?

Gestrauchelt bin ich hier; denn jeder trägt

Den leidgen Stein zum Anstoß in sich selbst.

LICHT.

Nein, sagt mir, Freund! Den Stein trüg jeglicher –?

ADAM.

Ja, in sich selbst!

LICHT.

    Verflucht das!

ADAM.

         Was beliebt?

LICHT.

Ihr stammt von einem lockern Ältervater,

10Der so beim Anbeginn der Dinge fiel,

Und wegen seines Falls berühmt geworden;

Ihr seid doch nicht –?

ADAM.

    Nun?

LICHT.

         Gleichfalls –?

ADAM.

              Ob ich –? Ich glaube –!

Hier bin ich hingefallen, sag ich Euch.

LICHT.

Unbildlich hingeschlagen?

ADAM.

    Ja, unbildlich.

Es mag ein schlechtes Bild gewesen sein.

LICHT.

Wann trug sich die Begebenheit denn zu?

ADAM.

Jetzt, in dem Augenblick, da ich dem Bett

Entsteig. Ich hatte noch das Morgenlied

Im Mund, da stolpr’ ich in den Morgen schon,

20Und eh ich noch den Lauf des Tags beginne,

Renkt unser Herrgott mir den Fuß schon aus.

LICHT.

Und wohl den linken obenein?

ADAM.

    Den linken?

[6]LICHT.

Hier, den gesetzten?

ADAM.

    Freilich!

LICHT.

         Allgerechter!

Der ohnhin schwer den Weg der Sünde wandelt.

ADAM.

Der Fuß! Was! Schwer! Warum?

LICHT.

    Der Klumpfuß?

ADAM.

         Klumpfuß!

Ein Fuß ist, wie der andere, ein Klumpen.

LICHT.

Erlaubt! Da tut Ihr Eurem rechten Unrecht.

Der rechte kann sich dieser – Wucht nicht rühmen,

Und wagt sich eh’r aufs Schlüpfrige.

ADAM.

    Ach, was!

30Wo sich der eine hinwagt, folgt der andre.

LICHT.

Und was hat das Gesicht Euch so verrenkt?

ADAM.

Mir das Gesicht?

LICHT.

    Wie? Davon wisst Ihr nichts?

ADAM.

Ich müsst ein Lügner sein – wie sieht’s denn aus?

LICHT.

Wie’s aussieht?

ADAM.

    Ja, Gevatterchen.

LICHT.

         Abscheulich!

ADAM.

Erklärt Euch deutlicher.

LICHT.

    Geschunden ist’s,

Ein Greu’l zu sehn. Ein Stück fehlt von der Wange,

Wie groß? Nicht ohne Waage kann ich’s schätzen.

ADAM.

Den Teufel auch!

LICHT (bringt einen Spiegel).

    Hier! Überzeugt Euch selbst!

Ein Schaf, das, eingehetzt von Hunden, sich

40Durch Dornen drängt, lässt nicht mehr Wolle sitzen,

Als Ihr, Gott weiß wo? Fleisch habt sitzen lassen.

ADAM.

Hm! Ja! ’s ist wahr. Unlieblich sieht es aus.

Die Nas hat auch gelitten.

LICHT.

    Und das Auge.

ADAM.

Das Auge nicht, Gevatter.

LICHT.

    Ei, hier liegt

Querfeld ein Schlag, blutrünstig, straf mich Gott,

Als hätt ein Großknecht wütend ihn geführt.

[7]ADAM.

Das ist der Augenknochen. – Ja, nun seht,

Das alles hatt ich nicht einmal gespürt.

LICHT.

Ja, ja! So geht’s im Feuer des Gefechts.

ADAM.

50Gefecht! Was! – Mit dem verfluchten Ziegenbock,

Am Ofen focht ich, wenn Ihr wollt. Jetzt weiß ich’s.

Da ich das Gleichgewicht verlier, und gleichsam

Ertrunken in den Lüften um mich greife,

Fass ich die Hosen, die ich gestern abend

Durchnässt an das Gestell des Ofens hing.

Nun fass ich sie, versteht Ihr, denke mich,

Ich Tor, daran zu halten, und nun reißt

Der Bund; Bund jetzt und Hos und ich, wir stürzen,

Und häuptlings mit dem Stirnblatt schmettr’ ich auf

60Den Ofen hin, just wo ein Ziegenbock

Die Nase an der Ecke vorgestreckt.

LICHT (lacht).

Gut, gut.

ADAM.

    Verdammt!

LICHT.

         Der erste Adamsfall,

Den Ihr aus einem Bett hinaus getan.

ADAM.

Mein Seel! – Doch, was ich sagen wollte, was gibt’s Neues?

LICHT.

Ja, was es Neues gibt! Der Henker hol’s,

Hätt ich’s doch bald vergessen.

ADAM.

    Nun?

LICHT.

Macht Euch bereit auf unerwarteten

Besuch aus Utrecht.

ADAM.

    So?

LICHT.

         Der Herr Gerichtsrat kömmt.

ADAM.

Wer kömmt?

LICHT.

    Der Herr Gerichtsrat Walter kömmt, aus Utrecht.

70Er ist in Revisionsbereisung auf den Ämtern

Und heut noch trifft er bei uns ein.

ADAM.

Noch heut! Seid Ihr bei Trost?

LICHT.

    So wahr ich lebe.

[8]Er war in Holla, auf dem Grenzdorf, gestern,

Hat das Justizamt dort schon revidiert.

Ein Bauer sah zur Fahrt nach Huisum schon

Die Vorspannpferde vor den Wagen schirren.

ADAM.

Heut noch, er, der Gerichtsrat, her, aus Utrecht!

Zur Revision, der wackre Mann, der selbst

Sein Schäfchen schiert, dergleichen Fratzen hasst.

80Nach Huisum kommen, und uns kujonieren!

LICHT.

Kam er bis Holla, kommt er auch bis Huisum.

Nehmt Euch in Acht.

ADAM.

    Ach geht!

LICHT.

         Ich sag es Euch.

ADAM.

Geht mir mit Eurem Märchen, sag ich Euch.

LICHT.

Der Bauer hat ihn selbst gesehn, zum Henker.

ADAM.

Wer weiß, wen der triefäugige Schuft gesehn.

Die Kerle unterscheiden ein Gesicht

Von einem Hinterkopf nicht, wenn er kahl ist.

Setzt einen Hut dreieckig auf mein Rohr,

Hängt ihm den Mantel um, zwei Stiefeln drunter,

90So hält so’n Schubiack ihn für wen Ihr wollt.

LICHT.

Wohlan, so zweifelt fort, ins Teufels Namen,

Bis er zur Tür hier eintritt.

ADAM.

    Er, eintreten! –

Ohn uns ein Wort vorher gesteckt zu haben.

LICHT.

Der Unverstand! Als ob’s der vorige

Revisor noch, der Rat Wachholder, wäre!

Es ist Rat Walter jetzt, der revidiert.

ADAM.

Wenngleich Rat Walter! Geht, lasst mich zufrieden.

Der Mann hat seinen Amtseid ja geschworen,

Und praktisiert, wie wir, nach den

100Bestehenden Edikten und Gebräuchen.

LICHT.

Nun, ich versichr’ Euch, der Gerichtsrat Walter

Erschien in Holla unvermutet gestern,

Vis’tierte Kassen und Registraturen,

Und suspendierte Richter dort und Schreiber,

Warum? ich weiß nicht, ab officio.

[9]ADAM.

Den Teufel auch? Hat das der Bauer...

Erscheint lt. Verlag 16.2.2024
Reihe/Serie Reclam XL - Text und Kontext
Reclam XL – Text und Kontext
Zusatzinfo 8 s/w-Abbildungen
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Schulbuch / Wörterbuch Lektüren / Interpretationen Deutsch
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Der zerbrochene Krug • Deutsch Abitur-Sachsen • Deutschunterricht Heinrich von Kleist Der zerbrochne Krug • Drama Heinrich von Kleist Der zerbrochne Krug • Komödie Heinrich von Kleist Der zerbrochne Krug • Lustspiel Heinrich von Kleist Der zerbrochne Krug • Schullektüre Heinrich von Kleist Der zerbrochne Krug • Sekundarstufe Heinrich von Kleist Der zerbrochne Krug
ISBN-10 3-15-962219-3 / 3159622193
ISBN-13 978-3-15-962219-4 / 9783159622194
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