Der liebende Gott und sein heiliger Zorn -  Volker Halfmann

Der liebende Gott und sein heiliger Zorn (eBook)

Der liebende Gott und sein heiliger Zorn
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
368 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-27093-8 (ISBN)
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Wir sprechen oft vom »lieben Gott« wie von einem senilen Opa, der kaum noch was mitbekommt und auch mal ein Auge zudrückt. So einen Gott nimmt man nicht ernst, so ein Gott ist nicht mehr heilig. Aber das ist nicht der Gott der Bibel. Gott ist Liebe. Aber wer diese Liebe und damit Gott selbst verschmäht, der erfährt Gottes Zorn. Und dieser Zorn ist keine Schwäche, kein unberechenbares Gefühl. Dieser Zorn ist heilig. Und er findet sich genauso in der Heiligen Schrift wie die Rede vom liebenden Gott. Aber kann ein liebender Gott zornig werden und weswegen? Ist der göttliche Zorn die Ursache für das Leid auf dieser Welt? Und wie entgeht man dem Zorngericht Gottes? Eine biblisch fundierte und tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Zorn Gottes führt vom Alten über das Neue Testament hinein in die Gegenwart und fragt nach der Spannung von Zorn und Barmherzigkeit, nach Heiligkeit und Menschlichkeit und letztlich nach unserem Gottesbild. Ein Buch, das ohne zu belehren oder Angst zu schüren unser Gottesbild hinterfragt und auf die Hoffnung der göttlichen Gnade hinweist.

Volker Halfmann ist Ehemann, Vater, Gotteskind, Chaot, Musiker, Fan von Progressive-Rock und der Fußball-Bundesliga. Außerdem arbeitet er als Pastor im Bund Freier evangelischer Gemeinden und Suchtberater beim Blauen Kreuz. Er ist Jesus-Schüler mit Sprung in der Schüssel.

Volker Halfmann ist Ehemann, Vater, Gotteskind, Chaot, Musiker, Fan von Progressive-Rock und der Fußball-Bundesliga. Außerdem arbeitet er als Pastor im Bund Freier evangelischer Gemeinden und Suchtberater beim Blauen Kreuz. Er ist Jesus-Schüler mit Sprung in der Schüssel.

Einleitung:


Worum es in diesem Buch geht


Es gibt keine Bibelauslegung im »luftleeren Raum«. Auch wenn wir uns beim Studium der Bibel um größtmögliche Objektivität bemühen, so ist unser Denken niemals neutral. Es ist geprägt von unserer eigenen Geschichte, von unserer Erziehung und Bildung, von einschneidenden Erlebnissen und Begegnungen sowie vom gerade vorherrschenden Zeitgeist, der weder vor Kirchentüren noch vor unseren Köpfen haltmacht.

Darum ist Theologie immer auch Biografie: Wie wir von Gott reden, das speist sich eben nicht allein aus der Heiligen Schrift, sondern ist ein Ergebnis unserer Deutung dieser Schrift – und diese Deutung hängt wiederum mit unserer Biografie zusammen. Eine Neutralität gibt es nicht. Als Autor dieses Buches bilde ich da keine Ausnahme. Auch mein Reden von Gott ist geprägt durch meine Biografie. Und darum ist es für Sie, der Sie dieses Buch lesen, wichtig zu verstehen, was mich in den vergangenen Jahren geprägt hat. Ich fasse mich hier bewusst kurz (ausführlich können Sie meine Geschichte in meiner Autobiografie Mein goldener Sprung in der Schüssel – Wie ich als Pastor mit meinen Zwangsstörungen und der Alkoholabhängigkeit lebe nachlesen).

Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen und habe seit meiner frühesten Kindheit eine evangelische Freikirche besucht. Rückblickend kann ich weder in der Verkündigung dieser Kirche noch in meinem eigenen Elternhaus erkennen, dass dort vornehmlich eine Drohbotschaft vermittelt worden wäre. Dass sich in mir dennoch ein Angst machendes Gottesbild festgesetzt hat, hängt wohl eher mit meiner psychischen Erkrankung zusammen. Seit dem Beginn meiner Pubertät leide ich an einer Zwangsstörung, welche sich unter anderem durch ständige Grübeleien, irrationale Ängste und durch blasphemische Gedankenzwänge geäußert hat. Damit verbunden gehörte es zu meiner kindlichen »DNA«, mich vor dem vernichtenden Zorn Gottes zu fürchten. Gott war für mich über viele Jahre ein grausamer und unberechenbarer Himmelsdespot, der nur darauf wartete, mich zu zerquetschen.

Über viele Jahre habe ich angekettet an dieses schreckliche und lebensverneinende Gottesbild gelebt, ohne den Mut, mich davon zu befreien. Erst im Alter von vierzig Jahren ist es mir gelungen – bedingt durch einen völligen Zusammenbruch und einen darauffolgenden Klinikaufenthalt – diesem Gott meine Gefolgschaft zu versagen und auszubrechen. Das war ein langer und schwerer Weg, doch meine hart errungene Gottlosigkeit habe ich als eine Befreiung erlebt: als eine Befreiung von dem Gott, der mir über viele Jahre die Luft zum Atmen und zum Leben genommen hat. Allerdings hatte diese neu gewonnene Freiheit auch ihren Preis. Denn tief in mir schlummerte nach wie vor die feste Überzeugung, dass Gott sich an mir rächen würde. Ich wartete auf seinen Zorn und stellte mich auf das Schlimmste ein. Womit ich damals nie gerechnet hätte, war, dass er mich in den folgenden Jahren nicht mit seinem Zorn überschüttete, sondern mit seiner Barmherzigkeit.

Um meinen kranken Kopf zu betäuben, habe ich schon früh zum Alkohol gegriffen und über die Jahre eine Alkoholabhängigkeit entwickelt. Ich bin suchtkrank, was zur Folge hat, dass es einen kontrollierten Alkoholkonsum für mich nicht gibt. Meine einzige Option, um selbstbestimmt und erfüllt leben zu können, ist die völlige Abstinenz vom Alkohol. Ich stehe an jedem neuen Tag vor der Herausforderung, jeweils »das erste Glas« stehen zu lassen. Doch leider gehört es oft zu den Kennzeichen einer Suchterkrankung, dass diese Abstinenz nicht dauerhaft gelingt, zumindest nicht in der Anfangszeit: Es kommt zu Rückfällen.

Nach einem solchen Rückfall erlebte ich meinen persönlichen Tiefpunkt. Aufgrund einer schweren depressiven Reaktion und den damit verbundenen Suizidgedanken verbrachte ich einige Zeit in der Psychiatrie – voller Selbsthass und ohne jede Perspektive, wie es für mich weitergehen könnte. In meiner Verzweiflung wandte ich mich an Gott. Ich schrie zu Jesus, mich aus diesem zerstörerischen Kreislauf aus Sucht, Scham und Selbstzerstörung zu befreien. Und er hat mich erhört! Er hat mich an die Hand genommen und Schritt für Schritt in die Freiheit geführt.

In der Folgezeit lernte ich einen mitfühlenden Gott kennen, einen Gott, der mich sieht und dem mein Leid zu Herzen geht. Gott ist ein Gott voller Barmherzigkeit! Um dies zu bezeugen und zugleich auch aufzuzeigen, welche wichtigen Konsequenzen dies für uns hat, habe ich ein zweites Buch geschrieben: Wer fühlt, was er sieht, der tut, was er kann – Ein Plädoyer für mehr Barmherzigkeit.

Aufgrund meiner Erfahrungen stellte sich in meiner Gottesbeziehung etwas ein, was ich die vielen Jahre zuvor nie gekannt hatte: ein Urvertrauen. Ich bin mir heute innerlich gewiss, dass Gott für uns ist. Und: Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein? (Römer 8,31; HFA).

Vermutlich ist es dieses tiefe Urvertrauen, das mir inzwischen ermöglicht, mich angstfrei und akribisch mit einer biblischen Botschaft auseinanderzusetzen, die mir früher das Blut in den Adern gefrieren ließ: die Botschaft vom göttlichen Zorn.

Die Offenbarung Gottes durch sein Wort


Niemand von uns hat Gott je gesehen. Weder haben wir ihn besucht noch sind wir ihm bei einem Spaziergang persönlich begegnet. Wenn es diesen Gott denn überhaupt gibt – wovon ich ausgehe –, dann ist es so, dass er ein unzugängliches Lichtbewohnt (1. Timotheus 6,16), er existiert jenseits von Raum und Zeit. Das bedeutet: Um zutreffende Aussagen über Gott machen zu können, sind wir darauf angewiesen, dass er sich uns offenbart, sich zu erkennen gibt, sich auf die Ebene unserer Existenz herablässt. Als Christ gehe ich davon aus, dass genau dies geschehen ist: Der Schöpfer des Universums hat sich zu erkennen gegeben, er hat sich offenbart.

Gott offenbart sich durch sein Wort. Er spricht zu Abram und verheißt ihm Land und Nachkommen. Er offenbart Mose seinen Namen und führt sein Volk aus der Sklaverei. Er schließt mit Israel einen Bund, leitet dieses Volk durch die Jahrhunderte und ermahnt es durch seine Propheten. Ihren letztgültigen Höhepunkt erreicht diese Offenbarung Gottes durch seine Menschwerdung: Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise (Hebräer 1,1) geredet hat, redet er durch seinen Sohn, durch Jesus, den Christus. Jesus ist das fleischgewordene Wort Gottes (Johannes 1,14), er ist das Bild des unsichtbaren Gottes (Kolosser 1,15), wer ihn sieht, hat den Vater gesehen (Johannes 14,9).

Sowohl das Wesen Gottes als auch sein Wille erschließen sich uns darum einzig aus diesem Wort, wobei wir zwischen dem geschehenen Wort und dem geschriebenen Wort zu unterscheiden haben. Die Bibel ist insofern »Wort Gottes«, da sie für uns das schriftliche Zeugnis der Offenbarung Gottes durch sein geschehenes Wort darstellt. Darum ist die Bibel für die an Christus Glaubenden der verbindliche Maßstab für ihren Glauben, für ihre Lebensführung und für ihre Lehre. Seit der Verbreitung der biblischen Schriften haben Millionen von Menschen ihrer Botschaft vertraut und erkannt, dass diese Schriften nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit sind (2. Timotheus 3,16). Dabei standen sie immer auch vor der Aufgabe, die in den biblischen Schriften vermittelte Botschaft auszulegen und zu interpretieren. Sie taten dies – und tun das bis heute – als Kinder ihrer Zeit. Ebenso tue ich es vor dem Hintergrund meiner Geschichte. Und zu dieser Geschichte gehört die Auseinandersetzung mit dem »göttlichen Zorn«.

Gott fürchten und lieben


Der Theologe Walter Groß stellt fest: Die Rede vom Zorn Gottes gehört unverzichtbar zur gesamtbiblischen Rede von Gott.1 Sie findet sich nicht allein im Alten Testament, sondern ebenso im Neuen. Dort wird die Rede vom göttlichen Zorn durch den Apostel Paulus sogar noch radikalisiert und universalisiert: Denn es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen (Römer 1,18). Aus Sicht der neutestamentlichen Autoren gibt es nur einen einzigen Weg, diesem göttlichen Zorn zu entrinnen: Die Anerkennung von Jesus als dem Sohn Gottes und das Vertrauen auf die durch ihn geschehene Erlösung: Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm (Johannes 3,36).

Wie aber passt diese Botschaft vom göttlichen Zorn zu der biblischen Aussage, dass Gott Liebe (1. Johannes 4.16) ist? Kann ein liebender Gott zornig sein? Und könnte sein verzehrender Zorn sogar diejenigen vernichten, die er doch liebt? Wie verhalten sich Gottes Liebe und Barmherzigkeit zu seinem Zorn? Ist der Zorn Gottes als Ausdruck seiner Liebe zu verstehen oder eher als ihre Nivellierung? Ja, was bedeutet es eigentlich, dass Gott Liebe ist? Wie ist diese Liebe zu definieren und zu beschreiben?

Um diese und um viele weitere Fragen geht es in diesem Buch. Denn wenn die Bibel wirklich die Grundlage für unseren Glauben, für unser Leben und für unsere Lehre ist, dann kommen wir um eine Auseinandersetzung mit der Botschaft vom Zorn Gottes nicht herum. Dann brauchen wir Antworten – nicht nur, um Gott besser zu verstehen, sondern vor allem auch, um ihn so zu lieben und zu ehren, wie es ihm gebührt. Nach biblischem Verständnis gehört zu einer Gottesbeziehung, die der Offenbarung Gottes angemessen ist, nicht allein die Liebe, sondern ebenso die Ehrfurcht.

Darum formuliert Martin Luther in seinem kleinen Katechismus,...

Erscheint lt. Verlag 4.9.2023
Verlagsort Witten
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie
Schlagworte Altes Testament • Barmherzigkeit • BIblisch fundiert • Christliche Ethik • christliche Werte • Christ sein • der liebe Gott • Diskussion • Gericht Gottes • Gottesfurcht • Gott ist Liebe • Heilig • Heiligkeit • Herausforderung • Hoffnung • Hölle • Ist Gott zornig? • keine Willkür • Konsequenzen • Leid • Liebe • Liebe Gottes • Liebe und Zorn • Neues Testament • Richten • Seelsorge • Verkündigung • Willkür • Wut • Zorn Gottes • Zwiespalt
ISBN-10 3-417-27093-6 / 3417270936
ISBN-13 978-3-417-27093-8 / 9783417270938
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