Personzentrierte Körperpsychotherapie (eBook)

(Autor)

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2023 | 3. Auflage
186 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61751-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Personzentrierte Körperpsychotherapie -  Ernst Kern
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Personzentrierte Körperpsychotherapie basiert auf den Werten der Empathie, bedingungsfreier Anerkennung und Präsenz des Gegenübers. Wichtig in der therapeutischen Arbeit sind dabei Achtsamkeit und Körperwahrnehmung. Verständlich erläutert der Autor theoretische Grundlagen körperpsychotherapeutischer Ansätze. Er stellt viele Praxisideen vor, wie man vom Sprechen zur Körperarbeit kommt. Fallbeispiele, Arbeitsblätter und Anleitungen helfen bei der Umsetzung der Körperarbeit im Therapie- und Beratungsalltag. Neu in der 3. Auflage: körperpsychotherapeutisches Arbeiten mit dem Konzept der Kernaffektivität und mit psychologischen Grundbedürfnissen.

Dr. phil. Ernst Kern, Dipl.-Psych., Saarbrücken, Psychologischer Psychotherapeut (Gesprächspsychotherapie, Verhaltenstherapie, Focusing, Körperpsychotherapie, Tanztherapie, Dialektisch-Behaviorale Therapie, Traumatherapie), ist leitender Psychologe in einer psychiatrischen Klinik und als Dozent sowie als Supervisor für verschiedene VT-Ausbildungsinstitute tätig.

Dr. phil. Ernst Kern, Dipl.-Psych., Saarbrücken, Psychologischer Psychotherapeut (Gesprächspsychotherapie, Verhaltenstherapie, Focusing, Körperpsychotherapie, Tanztherapie, Dialektisch-Behaviorale Therapie, Traumatherapie), ist leitender Psychologe in einer psychiatrischen Klinik und als Dozent sowie als Supervisor für verschiedene VT-Ausbildungsinstitute tätig.

1 Die phänomenologischen Grundlagen der personzentrierten Körperpsychotherapie

1.1 Einführung

Seit einigen Jahren gibt es eine intensive Diskussion, wie eine stärkere Orientierung auf den Körper systematisch in die Psychotherapie eingebunden werden kann. Hintergrund ist zum einen die Erfahrung der hohen Wirksamkeit von körpertherapeutischen Ansätzen (Röhricht, 2000), zum anderen bekam der körperorientierte Ansatz viel Unterstützung durch Befunde aus den Neurowissenschaften (Damasio, 2000; Hüther, 2005).

Sogenannte emotions- und erlebnisaktivierende Interventionen und Körperübungen tauchen in vielen neuen integrativen Konzepten der Verhaltenstherapie auf (Linehan, 1996; Young et al., 2005; Hayes et al., 2004; McCullough, 2000). Eine konzeptuelle Diskussion wird dabei insbesondere aus der tiefenpsychologischen Richtung geführt (Moser, 2006; Geißler, 2001, 2006; Heisterkamp, 2002). Integrative körperpsychotherapeutische Ansätze (Downing, 1996; Röhricht, 2000, 2002; Marlock & Weiss, 2006) versuchen, verschiedene Ansätze miteinander zu verbinden. In einem Überblicksartikel beschreibt Marlock die Wurzeln der Körperpsychotherapie in folgenden Elementen (Marlock & Weiß, 2006):

Orientierung an der Ganzheit der Person (der Mensch wird als psychisch und körperlich verstanden)

Grundannahme eines positiven Menschenbildes

Unterteilung des Körperbegriffs als „Leib“ in einen subjektiv-fühlbaren und einen objektiv-physischen Körper

Betonung der Bedeutung des Erfahrungsbezugs

Hier finden sich Grundpositionen des Personzentrierten Ansatzes wieder, der als ganzheitliche, erfahrungsbezogene Herangehensweise immer schon den Menschen in all seinen Aspekten im Blick hatte.

Der Personzentrierte und experientielle Ansatz, wie er heute verstanden wird (Stumm & Keil, 2002; Kriz, 2007), stellt eine hervorragende Ausgangsbasis für körperpsychotherapeutisches Arbeiten dar (Teichmann-Wirth, 2002; Bundschuh-Müller, 2000; Korbei, 2002). Diese Annahme ist allerdings als Modell noch nicht vollständig ausformuliert. Viele Elemente der körperpsychotherapeutischen Vorgehensweisen basieren auf einem humanistisch-psychologischen Hintergrund (Weiss, 2006). Daneben lässt sich der Personzentrierte Ansatz über die körperpsychotherapeutische Perspektive auch in fruchtbare Verbindung mit anderen, neuen Ansätzen bringen.

Eine personzentrierte Körperpsychotherapie sollte deutlich mehr als nur eine Ergänzung des üblichen verbalen Arbeitens sein, auch mehr als nur ein eklektisches Hinzuaddieren körperbezogener Interventionen. Bezeichnungen wie „körpereinbeziehend“ (Teichmann-Wirth, 2002) gehen in die richtige Richtung, sind aber noch immer eher aus der Perspektive der verbalen Therapie entworfen und greifen noch etwas zu kurz.

Eine integrative oder holistische (Totton, 2005) Körperpsychotherapie blickt gleichwertig von der Psyche und vom Körper her. Der Begriff des „Embodiments“ (Storch et al., 2006) versucht sogar noch stärker die Verankerung allen Erlebens und Denkens im Körper auszudrücken.

Wenn in diesem Buch von Körperpsychotherapie gesprochen wird, ist damit nicht ein überwiegendes oder gar ausschließliches Arbeiten auf der Körperebene gemeint. Vielmehr geht es um ganzheitliche Psychotherapie, um das Verweben von psychologischen und körpernahen Aspekten. Die begriffliche Unterscheidung von Körpertherapie und Körperpsychotherapie ist hier wichtig (Röhricht, 2000).

Körpertherapie umfasst alle Ansätze, die sich mehr oder weniger direkt auf den Körper richten, wie z. B. Eutonie, Feldenkrais, Rolfing, Atemtherapie. Dabei stehen oft übende und manchmal auch behandelnde Vorgehensweisen im Zentrum der Praxis.

Körperpsychotherapie meint demgegenüber den systematischen Einbezug von psychologischen Theorien und Konzepten (insbesondere über menschliche Beziehungs- und Entwicklungsprozesse) in das körperorientierte Vorgehen und andererseits den systematischen Einbezug des Körpers in das psychotherapeutische Procedere.

1.1.1 Die zentrale Bedeutung der Erfahrung und des Erlebens für die personzentrierte Körperpsychotherapie

Der Begriff der Erfahrung erhält gerade in letzter Zeit sowohl durch die Diskussion der Achtsamkeit (Heidenreich & Michalak, 2004) als auch durch die Neurobiologie (Damasio, 2000) eine Art Renaissance.

Der Personzentrierte Ansatz hat dem persönlichen Erleben schon immer eine zentrale Bedeutung gegeben. Er stellt nicht eine Methode oder ein Verfahren in den Mittelpunkt, geht auch nicht von einem von außen beobachtbaren Verhalten aus, sondern nimmt vielmehr das subjektive Erleben und die Erfahrung der Person als Ausgangspunkt (Bundschuh-Müller, 2004).

„Erfahrung ist für mich die höchste Autorität. Der Prüfstein für Gültigkeit ist meine eigene Erfahrung. Keine Idee eines anderen und keine meiner eigenen Ideen ist so maßgeblich wie meine Erfahrung. Ich muss immer wieder zur Erfahrung zurückkehren, um der Wahrheit, wie sie sich mir als Prozess des Werdens darstellt, ein Stück näher zu kommen“ (Rogers; zitiert nach Beutel, 2005, S. 32).

Rogers definierte als Erfahrung alles, was sich innerhalb des Organismus in einem Augenblick abspielt und was potenziell der Gewahrwerdung zugänglich ist (Eckert, Biermann-Ratjen & Höger, 2006). Erfahrungen sind die eigene Realität des Individuums, bestimmen sein Erleben und Verhalten und sind prinzipiell nur ihm selbst zugänglich.

Eine psychologische Grundlegung von Körperpsychotherapie aus personzentrierter Sicht sollte also konsequenterweise vom Erfahrungsbegriff ausgehen. In ihm sieht Marlock (2006) eine der Wurzeln der Körperpsychotherapie.

Aus Sicht der Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie werden dagegen schwerpunktmäßig andere Konzepte zur Grundlegung einer Körperpsychotherapie herangezogen: Lernen (Langlotz-Weis, 2006), Verhalten (z. B. als Körperverhalten) (Klinkenberg, 2000), Übertragung oder das Unbewusste (der Körper als Informationsquelle) (Moser, 2006).

Die personzentrierte Körperpsychotherapie nimmt als Ausgangspunkt die Erfahrung und das Erleben einer Person. Von philosophischer Seite her kann man dazu auf die zentralen phänomenologischen Wurzeln des Personzentrierten Ansatzes zurückgreifen. Hutterer (1998) sieht die phänomenologische Psychologie als Gegenpol zur naturwissenschaftlichen, erklärenden Psychologie. Sie nimmt statt der äußeren Beobachtung von Verhalten die unmittelbare innere Erfahrung als Ausgangspunkt. Ein solcher Ansatz in der Psychologie lässt sich bis in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts zurückverfolgen, zur Gestaltpsychologie (Koffka, 1950), die den Erlebensbegriff dem Bewusstseinskonzept vorzog:

„Erleben ist eine Seinsform der Person, die sie in den Lebensvollzug einbettet. Die „Person“, der die Merkmale Ganzheit, Spontaneität und Teleologie zukommen, ist der Mittelpunkt psychischen Geschehens. Sie ist auch Ausgangspunkt der Selbsterhaltungs- und Selbstentfaltungsakte“ (Hutterer, 1998, S. 77 / 78).

1.1.2 Phänomenologische Wurzeln der personzentrierten Psychotherapie

Das bewusste menschliche Erleben ist zentral für den Gegenstandsbereich der Humanistischen Psychologie. Das Erleben ist die Wurzel aller weiteren Erfahrung und auch deren unverzichtbares Bezugskriterium. Erfahrung ist damit die Bedingung der Möglichkeit von Subjektivität, Identität und Personwerdung.

„Die Phänomenologie bietet sich deshalb an, weil für die Entwicklung und Aufrechterhaltung einer Identität die Organisation von Erfahrungen grundlegend ist, und in der Phänomenologie der Begriff der Erfahrung im Zentrum steht“ (Gugutzer, 2002, S. 59 f).

Der für die Grundlegung von Körperpsychotherapie wesentliche Punkt besteht nun darin, dass Erfahrung immer körperlich fundiert ist!

1.2 Anthropologische und leibphänomenologische Bestimmungen des Körpers

Gugutzer (2002) erörtert aus einer philosophischen und sozialwissenschaftlichen Diskussion heraus ausführlich die Frage des Zusammenhangs von Identität (als Zentrum der Erfahrungsbildung der Person) und Körper. Dieser Ansatz erscheint für den gegenwärtigen Kontext besonders interessant, da er individualistische und interaktionelle Perspektiven auf den Körper mit Hilfe phänomenologischer Theorien zu verbinden versucht.

Dieser Zusammenhang wird von Schmid (2007) als individualer und relationaler Traditionsstrang diskutiert. Es geht um die Vorstellung von „Person als Selbstständigsein“ und von „Person als In-Beziehung-Sein“. Dieses Spannungsfeld lässt sich nicht einseitig lösen, sondern wird in der personzentrierten Therapie dialektisch verstanden.

Wie sieht diese Dialektik nun unter Einbezug des Körpers aus? Gugutzer geht von der These aus, dass die meisten der sozialwissenschaftlichen Theorien einseitig kognitiv verengt sind und letztlich aus einem mehr oder weniger expliziten Körper-Seele-Dualismus entweder der Seele (kognitivistisch oder symbolisch-kulturalistisch) oder dem Körper (was dann zu einem biologistischen Reduktionismus führt) das...

Erscheint lt. Verlag 6.3.2023
Reihe/Serie Personzentrierte Beratung & Therapie
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Achtsamkeit • Angststörung • Bedürfnisse • Depression • emotionsfokussierte Therapie • Emotionspsychologie • Empathie • Entwicklung • ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE DER SÄUGLINGSFORSCHUNG • Erleben • Ganzheitliches Menschenbild • KÖRPERORIENTIERTER ANSATZ • Körperwahrnehmung • Neurobiologie • Personenzentrierte Beratung • Personenzentrierte Therapie • Psychosomatik • Sucht • Verhaltenstherapie • Wahrnehmung
ISBN-10 3-497-61751-2 / 3497617512
ISBN-13 978-3-497-61751-7 / 9783497617517
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