Literarische Gestaltung jüdischer Identität bei Maxim Biller und Doron Rabinovici (eBook)

Vier Romane im Schatten der Shoah und im Widerschein Israels
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2023 | 1. Auflage
XV, 362 Seiten
J.B. Metzler (Verlag)
978-3-662-66729-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Literarische Gestaltung jüdischer Identität bei Maxim Biller und Doron Rabinovici -  Marcel Matthies
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Die vorliegende Studie verfolgt das Anliegen, die komplexen und schwierigen Fragen jüdischer Identität und Selbstbeschreibung in der deutsch-jüdischen Gegenwartsliteratur einer fundierten Analyse zu unterziehen. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Maxim Billers Romane Biografie (2016) und Sechs Koffer (2018) sowie Doron Rabinovicis Roman Andernorts (2010) und der (von ihm in Co-Autorschaft mit Natan Sznaider verfasste) Roman Herzl Relo@ded (2016). Beide viel beachteten Autoren bringen die Fragen innerjüdischen Selbstverständnisses ebenso in den Blick wie sie die Rollen Deutschlands, Österreichs und Israels als Kulissen und Resonanzräume für jüdische Existenz in der Gegenwart thematisieren. Im Zentrum der Interpretationen steht die Fragestellung, wie die jüdische Identitätsthematik in den vier Romanen bearbeitet und literarisch gestaltet wird. Die literaturwissenschaftliche Arbeit sucht die vor allem der Neuheit der Romane geschuldete Forschungslücke mithilfe politischer und soziologischer Theorie, psychoanalytischen und sozialpsychologischen Ansätzen sowie Impulsen aus der Gedächtnis- und Ideengeschichte zu schließen.



Marcel Matthies ist Literaturwissenschaftler am Germanistischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in der Abteilung Komparatistik. 


Danksagung 7
Inhaltsverzeichnis 9
1 Einleitung 14
1.1 Über Kronzeugen der Erinnerung und Erlöser von historischer Schuld 15
1.2 Selbstverortungen als Schriftsteller und Jude 18
1.3 Post-Shoah-Identität 25
2 Über jüdische Identität 36
2.1 Konstituenten jüdischer Identität 36
2.2 Der moderne Antisemitismus 41
2.3 Wiederaneignungsversuche der Bestimmung jüdischer Identität nach 1945 45
2.4 Jüdischkeit 47
2.5 Ausblick: Zwischen Katastrophenbewusstsein und zionistischem Neubeginn 51
3 Das Definitionsdilemma „deutsch-jüdischer Literatur“ 53
3.1 „Deutsch-jüdische Literatur“ – Bruch oder Kontinuität? 53
3.2 Vier Literaturkonzepte deutsch-jüdischer Literatur 57
3.3 Was ist jüdische Literatur? 58
3.3.1 Dialektik von Partikularität und Universalität 60
3.3.2 Transkulturalität 60
3.3.3 Diasporaliteratur 60
3.4 Versuchungen und Aporien bei der Bestimmung jüdischer Literatur 61
4 Die deutsche Sprache in den Biografien von Biller und Rabinovici 64
4.1 Doron Rabinovici: Deutschsprachiger Botschafter und Echo der Ermordeten 65
4.2 Maxim Biller: Deutschsprachigkeit im Schatten des Prager Kreises 70
5 Andernorts (A) 76
5.1 Über den Wolken 76
5.1.1 Erdentbundenheit 76
5.1.2 Verleugnung von Zugehörigkeit durch negative Mimikry und Travestie 79
5.1.3 Ubiquität im Dritten Raum 84
5.1.4 Andernorts als exterritorialer Zwischenraum 86
5.2 Figurenanalyse: Ethan Rosen – Rudi Klausinger – Dov Zedek – Felix Rosen 89
5.2.1 Überschreitungsfigur Ethan Rosen 89
5.2.2 Spiegelfigur Rudi Klausinger 103
5.2.3 Figur mit Januskopf – Dov Zedek 111
5.2.4 Felix Rosen: Im Zwischenraum zu Hause 119
5.3 Lost in Translation – Meta-Reflexion über Grenzen der Übersetzbarkeit 129
6 Herzl Relo@ded (H) 132
6.1 Vorüberlegungen 132
6.2 Herzl Relo@ded zwischen Re- und Trans-Territorialisierung 135
6.3 Bericht zur Anlage und Form des E-Mail-Romans: Anachronismus als formgebendes Prinzip 136
6.3.1 Unzeitgemäße und unangemessene Sprachwahl? 137
6.3.2 Raumzeitliche Verschiebungen 140
6.3.3 Enträumlichung der Kommunikationsform & Verdichtung des Raums
6.3.4 Geschichtsbruch 143
6.3.5 Anachronistisches Nation-Building 145
6.3.6 Projektion des Judenstaats in die Vergangenheit 147
6.4 Herzls Vermächtnis und die Ambivalenzen seiner Rezeption für Rabinovicis und Sznaiders Schreiben nach der Shoah und der Gründung Israels im Resonanzraum deutscher Sprache und Literatur 148
6.4.1 Rabinovicis Herzl zwischen Wunsch und Wirklichkeit 148
6.4.2 Sznaiders Herzl zwischen Melancholie und Messianismus 155
6.4.3 Resümee: Divergierende Herzl-Bilder 158
6.5 Israel als Herausforderung für jüdische Intellektuelle 159
6.5.1 Rabinovicis Kontrastierung von Zionismus und Neozionismus 159
6.5.2 Rabinovicis Schreiben als (Selbst-)Reflexion kontextabhängiger Erkenntnis 165
6.5.3 Sznaiders Einordnung des Zionismus zwischen Weltlichkeit und Heiligkeit 167
6.5.4 Sznaiders Grammatik der Kosmopolitisierung 171
6.6 Spezifisch jüdische Menschlichkeit und Staatlichkeit? 173
6.7 Neuer Antisemitismus? 179
6.7.1 Rabinovicis transnationale Diaspora-Perspektive 179
6.7.2 Sznaiders staatstheoretische Perspektive 183
6.8 Die Schöpfung Altneulands aus der Poetik der Urbarkeit 185
6.8.1 Zwischenergebnis: Autopoiesis und Autoemanzipation 191
7 Biografie (B) 193
7.1 Der Paria als Kunst- und Katastrophenfigur 195
7.1.1 Die psychologische Dimension jüdischer Identität in Biografie 196
7.1.2 Der Paria in der post-nazistischen Gesellschaft 198
7.1.3 Der Paria in der israelischen Gesellschaft 202
7.2 Der Traumweltbeherrschte als Paria-Typus nach 1945 205
7.2.1 Wirklichkeitsverkennung in der Zauberwaldbucht 206
7.2.2 Verkennung als Wirklichkeitskonstituens: Paranoide Fehlbeurteilungen einer strafrechtlichen Ermittlung 208
7.2.3 Forcierte Sexualität statt sinnlicher Freude 211
7.2.4 Karubiners geistige Verwandtschaft mit Heine 217
7.2.5 Resümee: Vom Traumweltherrscher zum Traumweltbeherrschten 221
7.3 Ausgefeilte Konzeptlosigkeit als Frage des Stils und beschädigter Identität 223
7.3.1 Sprache 227
7.3.2 Handlung 229
7.3.3 Erzählen 240
7.3.4 Fazit: Ansatzpunkte und Gestaltungselemente zur Formgebung des Sinnlosen 244
8 Sechs Koffer (S) 246
8.1 Vorüberlegungen 247
8.1.1 Der Koffer als Metapher und formgebendes Verfahren 247
8.1.2 Rahmenbedingungen (post-)totalitärer Erfahrung des Schreibens 250
8.1.3 Vertrauen und Identität 253
8.2 Figurenanalyse: Semjon – Rada – Dima – Natalia – Lev 257
8.2.1 Semjon und seine Lebenslüge 258
8.2.2 Rada und die Prager Depressionen 263
8.2.3 Dima und das Scheitern 266
8.2.4 Die Überlebenden-Figur Natalia und ihr später Selbstmord 270
8.2.5 Levs Vater-Konflikt und jüdischer Selbsthass 279
8.2.6 Auswertung der Figurenanalyse 288
8.3 Zur Wechselwirkung von Kunst und Leben 290
8.3.1 Fazit 298
8.4 Über Sinn und Form in Sechs Koffer 299
8.4.1 Entjudung und Jüdischkeit in der Sowjetunion 299
8.4.2 Standort des Erzählers als Knotenpunkt von Form und Inhalt 301
8.4.3 Bauform des Romans 304
8.4.4 Die Metaphorik der Koffer 307
8.4.5 Brechung und Affirmation des Totalitären als künstlerisches Verfahren 309
8.4.6 Die Verlassenheit des Einzelnen und die Zerstörung von Pluralität 312
8.4.7 Das Dilemma der Übersetzung am Anfang des Romans 316
8.4.8 Die Undurchschaubarkeit der Geschichte(n) 319
8.5 Die Schimäre vom Strippenzieher hinter den Kulissen 326
8.5.1 Parallelrealitäten: Offizielle Planwirtschaft und inoffizielle Schattenwirtschaft 329
8.5.2 Die Realität des irrealen Komplotts: Der Slánský-Prozess 331
9 Schlussbetrachtung 335
10 Ausblick 345
Literaturverzeichnis 349

Erscheint lt. Verlag 9.2.2023
Zusatzinfo XV, 354 S.
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Judentum
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Sprachwissenschaft
Schlagworte Deutsch-jüdische Literatur • Diaspora • Identität • Israel • Jüdische Geschichte • Shoah
ISBN-10 3-662-66729-0 / 3662667290
ISBN-13 978-3-662-66729-3 / 9783662667293
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