Tiefer (eBook)
192 Seiten
Verbum Medien (Verlag)
978-3-98665-016-2 (ISBN)
Dane Ortlund ist Hauptpastor der Naperville Presbyterian Church in Naperville, Illinois (USA) und arbeitet als Redakteur für den Verlag Crossway. Dane und seine Frau Stacey haben fünf Kinder.
Dane Ortlund ist Hauptpastor der Naperville Presbyterian Church in Naperville, Illinois (USA) und arbeitet als Redakteur für den Verlag Crossway. Dane und seine Frau Stacey haben fünf Kinder.
1. Jesus
2. Verzweiflung
3. Einheit
4. Geliebt
5. Freispruch
6. Ehrlichkeit
7. Schmerz
8. Atmen
9. Übernatürlich
Fazit: Und nun?
1. Jesus
In diesem Buch dreht sich alles um das Wachsen in Christus. Deshalb sollten wir uns zuallererst darüber klar werden, wer Jesus Christus ist. Unser Wachstum ist keine Persönlichkeitsentwicklung im luftleeren Raum – es ist Wachstum in Christus. Deswegen fragen wir uns: Wer ist er?
An dieser Stelle werden viele von uns meinen, wir wüssten schon ziemlich gut darüber Bescheid, wer Jesus ist. Immerhin hat er uns gerettet. Wir haben über die Jahre auch eine Menge Zeit mit Bibellesen verbracht. Außerdem haben wir einige Bücher über ihn gelesen und ein paar Leuten von ihm erzählt. Doch wenn wir ehrlich sind, ist unser Leben immer noch durchsetzt von Niederlagen, Sorgen, Problemen und Leere.
Warum wir es nicht schaffen, die Sünde hinter uns zu lassen, liegt nicht selten daran, dass wir einen gezähmten Jesus vor Augen haben. Nein, wir glauben keine Irrlehren. In unserer Christologie sind wir völlig rechtgläubig. Uns ist klar, dass er als Sohn Gottes vom Himmel herabkam, um das Leben zu leben, das wir nicht leben konnten, und um den Tod zu sterben, den eigentlich wir verdient haben. Wir halten an seiner herrlichen Auferstehung fest. Wir bekennen mit den historischen Glaubensbekenntnissen, dass er wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Wir glauben nichts Irriges oder Falsches. Aber wir haben ihn handzahm gemacht. Trotz aller lehrmäßigen Präzision hat diese Sichtweise die Herrlichkeit Christi in unseren Herzen geschrumpft.
Wir müssen uns also zunächst darüber klar werden, wer diese Person ist, in der wir wachsen. Und wir beginnen genau hier: Er ist eine Person – nicht nur eine historische Gestalt, sondern eine im Hier und Heute lebendige Person. Man kann eine Beziehung zu ihm haben. Man kann ihm vertrauen, mit ihm sprechen und ihm zuhören. Jesus ist keine Idee, kein Ideal und keine Kraft. Wachstum in Christus erfolgt nicht gemäß einer Formel, sondern in einer Beziehung. Wer ist nun diese Person?
Unausforschlich
Im Epheserbrief ist die Rede vom »unausforschlichen Reichtum Christi« (Eph 3, 8). Das griechische Wort, das hier mit »unausforschlich« übersetzt wird, erscheint nur noch an einer weiteren Stelle im Neuen Testament, nämlich in Römer 11, 33: »O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!« Römer 11 nennt Gottes Weisheit und Erkenntnis unerforschlich. Das leuchtet ein. Gott ist unendlich groß und allwissend. Natürlich sind seine Weisheit und seine Erkenntnis für uns unergründlich. Aber in Epheser 3 wird Christi Reichtum unausforschlich genannt. Wie kommt das? Was bedeutet es, dass es in Christus Reichtum gibt und dass dieser Reichtum unausforschlich ist? Ist gemeint, dass wir immer tiefer darin graben können und niemals unten ankommen?
Während du dich weiter in dieses Buch hineinwagst, möchte ich dir etwas vorschlagen: Denk darüber nach, ob deine momentane Vorstellung von Jesus möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs sein könnte. Zieh in Erwägung, dass es in ihm erstaunliche Tiefen gibt – Wahrheiten über ihn, die noch darauf warten, von dir entdeckt zu werden. Damit möchte ich deine bisherigen Schritte der Nachfolge und deine früheren Entdeckungen der Tiefen Jesu Christi nicht kleinreden. Überlege dir dennoch, ob nicht ein Grund für das geringe Wachstum und die fortwährende Sünde in deinem Leben (falls das zutrifft) sein könnte, dass du einem Schmalspur-Jesus nachfolgst – einem unabsichtlich verkleinerten Jesus, einem vorhersagbaren, wenig überraschenden Jesus. Ich behaupte nicht, dass es so ist. Ich bitte dich nur, dich das selbst ehrlich zu fragen.
Als Christoph Kolumbus 1492 die Karibik erreichte, nannte er die Eingeborenen »Indianer«. Er dachte, er hätte die Gegend erreicht, die Europäer damals »Indien« nannten (China, Japan und Indien). Tatsächlich war er nicht einmal in der Nähe von Süd- oder Ostasien. Vor ihm lag ein riesiges, unerforschtes und unbekanntes Land, von dem Kolumbus nichts wusste. Er hielt die Welt für kleiner als sie war.
Haben wir vielleicht in Bezug auf Jesus Christus einen ähnlichen Fehler gemacht? Sind womöglich riesige Teile seiner Person gemäß der biblischen Offenbarung noch unentdeckt? Haben wir ihn unabsichtlich auf ein handliches und berechenbares Maß reduziert? Haben wir uns einen entkoffeinierten, eindimensionalen Schmalspur-Jesus der zweiten Liga vor Augen gemalt und dabei gedacht, wir sähen den wirklichen Jesus? Sind wir in seichten Gewässern herumgeschnorchelt und haben uns dabei eingebildet, den Boden des Pazifiks zu berühren?
In diesem Kapitel möchte ich uns sieben Facetten Christi vor Augen malen – sieben »Gegenden«, die in unserer Generation vielleicht zu wenig erforscht werden. Man könnte noch viele weitere nennen, aber wir werden uns auf diese sieben beschränken: Er ist der Herrscher, der Retter und der Freund. Er ist der Beständige und der Fürsprecher. Er ist der Wiederkommende und der Liebevolle. Bei diesem Unternehmen geht es darum, den lebendigen Christus höchstpersönlich in einen schärferen, stärkeren Kontrast zu stellen. Wir möchten ihn größer, strahlender und herrlicher als je zuvor sehen. Dazu werden wir sozusagen den Schnorchel und die Taucherbrille gegen eine echte Taucherausrüstung eintauschen, die uns in Tiefen hinabführt, die wir noch nie zuvor erblickt haben. Wir wollen christliches Wachstum anstreben durch eine präzise und immer tiefergehende Wahrnehmung des Christus, mit dem wir vereint sind.
Der Herrscher
Jesus besitzt die oberste Autorität über das gesamte Universum. Direkt vor seiner Himmelfahrt sagte er: »Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden« (Mt 28, 18). Er hofft nicht nur darauf, das Sagen zu haben. Er sitzt jetzt tatsächlich an höchster Stelle und regiert. Dass die Welt seine Autorität beiseiteschiebt und nicht anerkennt, tut der Realität seiner Autorität keinen Abbruch. Aus himmlischer Perspektive läuft alles nach Plan. Jesus Christus überblickt alles, was in der Kirche und der gesamten Weltgeschichte passiert. Unsere Fähigkeit, seine Herrschaft zu erkennen, mag zu- und abnehmen, aber das ist nur unsere Wahrnehmung. In Wirklichkeit ist seine Herrschaft beständig – alles überragend, allmächtig, allumfänglich und allsehend. Kein Drogenhandel geht über die Bühne, ohne dass er es wüsste. Kein politischer Skandal nimmt seinen Lauf, den er nicht im Blick hätte. Keine Ungerechtigkeit findet hinter seinem Rücken statt. Wenn die Mächtigen unserer heutigen Welt zusammenkommen, hält sie ein auferstandener Zimmermann aus Galiläa in der Hand.
Diese oberste Herrschaft gilt nicht nur für den Kosmos und die Weltgeschichte, sondern auch für dein kleines Leben. Er sieht dich. Er kennt dich. Nichts ist seinen Blicken verborgen. Du wirst eines Tages nicht für das gerichtet werden, was für andere sichtbar war, sondern dafür, wer du wirklich warst und was du getan hast. Jesus wird als Richter der Welt kommen, »der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und das Trachten der Herzen offenbar machen wird« (1 Kor 4, 5). Nicht nur was wir im Geheimen getan haben, sondern sogar unsere Motive werden offengelegt und gerichtet werden.
Auch wenn wir Jesus nicht mit unseren Augen sehen, ist er die realste Sache des Universums. Die Bibel sagt, »es besteht alles in ihm« (Kol 1, 17). Nimmst du Jesus aus dem Universum weg, wird alles in sich zusammenfallen. Er ist kein uns zunickender Wackeldackel-Erlöser, dem ein nettes Lächeln von uns genügt und den man in unser ansonsten gut funktionierendes Leben reibungslos mit hineinnehmen kann. Er ist der mächtige Erhalter des Universums, vor dessen oberster Herrschaft wir die Knie beugen werden – sei es in diesem Leben oder im nächsten (vgl. Phil 2, 10).
Schauen wir uns an, wie er in Offenbarung 1 beschrieben wird. Es ist nicht zu übersehen, wie Johannes hier darum ringt, das in Worte zu fassen, was man nicht in Worte fassen kann. Er sah jemanden,
»einem Menschensohn gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich Golderz, wie im Ofen durch Feuer gehärtet, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot.« (Offb 1, 13–17)
Hast du Jesus, den Herrn, auf einen harmlosen, vorhersagbaren Erlöser reduziert, der deine Grenzen respektiert und nur dort einspringt und aushilft, wo du es für dein ansonsten glatt verlaufendes Leben benötigst? Hast du das, was geistliche Atomenergie ist, wie eine AA-Batterie behandelt? Könnte ein Grund für den Stillstand in unserem Wachstum in Christus sein, dass wir die umfassende Autorität und Herrschaft Jesu Christi über alle Dinge unbewusst gezähmt haben? Könnte es sein, dass es uns an der gebührenden Ehrfurcht vor dem Herrn Jesus Christus mangelt? Fehlt es uns an Staunen und Erzittern vor dem wirklichen Jesus, der eines Tages das Toben der Völker mit einem Hauch seines Mundes zum Schweigen bringen wird?
Jesus herrscht.
Der Retter
Es scheint offensichtlich zu sein, dass der wirkliche Jesus ein rettender Jesus ist. Ich meine jedoch etwas ganz Bestimmtes, wenn ich ihn als »Retter« beschreibe. Ich möchte damit sagen, dass er ein Retter ist und nicht nur ein Helfer....
Erscheint lt. Verlag | 29.11.2022 |
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Verlagsort | Bad Oeynhausen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie |
Schlagworte | Evangelium • Heiligung • Heilsgewissheit • reformiert • Verbum Medien |
ISBN-10 | 3-98665-016-4 / 3986650164 |
ISBN-13 | 978-3-98665-016-2 / 9783986650162 |
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