Die Geschichte des Alten Ägypten Teil 1: Das Alte Reich und das Mittlere Reich -  Michael E. Habicht

Die Geschichte des Alten Ägypten Teil 1: Das Alte Reich und das Mittlere Reich (eBook)

2. Auflage
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2022 | 1. Auflage
703 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-1586-9 (ISBN)
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Die Geschichte des Alten Ägypten Das Monumentale Ägypten Die Geschichte des Alten Reiches Das Buch stellt alle Könige des Alten Reiches und ihre wichtigsten Monumente vor und geht der Frage nach, ob die Pyramiden neben ihrer Funktion als Königsgräber auch Beziehungen zu Sternkonstellationen aufweisen. Jeder wichtige Herrscher wird mit seiner Biographie und seinem wichtigsten Bauprojekt vorgestellt: Im Alten Reich war dies die Pyramide, welche als gigantisches Grabmal und Staatssymbol konzipiert wurde. In der 5. Dynastie trat das Sonnenheiligtum gleichberechtigt neben die königliche Pyramide. Im letzten Teil stellt das Buch alle wichtigen Theorien vor, welche versucht haben, die Probleme des Pyramidenbaus zu lösen. Das Literarische Ägypten Die Geschichte des Mittleren Reiches Das Buch ist der zweite Teil der Serie und behandelt die Geschichte und Kultur des Mittleren Reiches und der zweiten Zwischenzeit. Die Könige dieser Zeit sind heute allgemein wenig bekannt, galten aber im Alten Ägypten als vorbildlich. Der Totentempel des Mentuhotep II. ist für die Entwicklung der Architektur von entscheidender Bedeutung, während der Pyramidenbau neue Wege einschlug. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Literatur des Alten Ägypten: Die Sprachstufe des Mittleren Reiches gilt als die Hochsprache der Kultur. Das Buch präsentiert einige der wichtigsten literarischen Werke. Ausgewählte Themen aus dem Alltagsleben der Ägypter bildet den dritten Teil des Buches: Die Kleidung im Alten Ägypten, sowie Frisuren und Schmuck 2. leicht aktualisierte Auflage

Dr. Michael E. Habicht, studierte Klassische Archäologie und Ägyptologie den Universitäten Zürich und Basel. Er hat sich auf das Neue Reich, die Königsgräber und Unterweltsbücher, sowie auf die Zeit von Echnaton, Nofretete und Tutanchamun spezialisiert. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zum Alten Ägypten, Mumien und Paläopathologie publiziert (Lancet, PLoS One, Circulation Research). Er ist Senior Research Fellow an der Flinders University, Adelaide (Australien) und wissenschaftlicher Experte am FAPAB Research Center in Avola (Italien).

Die Chronologie


Nicht nur die genaue Abfolge der Könige ist nicht immer gesichert, noch problematischer ist die absolute Chronologie. Während bei der Zahl der Herrschaftsjahre noch relativ wenige Probleme auftreten, ist deren Verknüpfung mit der absoluten Zeitrechnung stark umstritten.  So gibt Jürgen von Beckerath jeweils eine hohe und eine tiefe Datierung an (von Beckerath 1997). In der nachfolgenden Liste erscheint König Nebka gleich mehrfach, da seine Einordung unklar ist. Auch Königin Nitokris ist nur aus der Geschichtsschreibung, nicht aber aus zeitgenössischen Inschriften bekannt. Für die Prädynastische und Frühdynastische Zeit von der Dynastie 0 bis und mit der 2. Dynastie sind die Informationen zu den Herrschern noch unklarer. Die Frage nach der korrekten Datierung wird in einem separaten Kapitel genauer besprochen. Bei den Kurzprofilen der Könige sind verschiedene Chronologien angegeben, in der Regel:

  • Die neue astronomisch basierte, hohe Chronologie (Gautschy et al. 2017).
  • Die hohe Chronologie von Jürgen von Beckerath (von Beckerath 1997).
  • Die Oxford Consensus Chronologie (I. Shaw 2003).
  • Die Datierung von Thomas Schneider (Schneider 1996).

Die viel zu tief angesetzten Chronologiemodelle, welche mit den publizierten Radiokarbondaten schlecht vereinbar sind, werden weitgehend vermieden. Dies sind: Das tiefe Chronologiemodell von Jürgen von Beckerath(von Beckerath 1997) und die Datierungen nach Erik Hornung (Hornung 2008; Hornung et al. 2006).

Das Sothisdatum und die Jahreszählung


Ein 2014 entdecktes Sothisdatum aus dem Alten Reich hat zur Entwicklung einem auf Astronomie basierten Chronologiemodell geführt, welches einen Großteil aller zeitgenössischen Jahreszahlen der sogenannten Zweijahreszahlen-Zählung im Alten Reich erklären und einordnen kann. Die präsentierten Umrechnungen sind zudem mit den naturwissenschaftlichen Zeitfenstern der Radiokarbondatierung für das Alte Reich grundsätzlich vereinbar.

Der bürgerliche Ägyptische Kalender, in der englischsprachigen Literatur als „Civil Calendar“ bekannt, besteht aus 365 Tagen, welche auf drei fiktive Jahreszeiten verteilt sind (Achet, Peret und Schemu).

Jede Jahreszeit besteht aus 4 Monaten mit 30 Tagen. Am Ende des Jahres wurden 5 Zusatztage gezählt (Epagomenals, ἐπάγω „ich füge hinzu“). Die Ägypter nannten sie Heriu-renpet „zwischen den Jahren“ und betrachteten sie als Geburtstage der Götter (Osiris, Horus, Seth, Isis, Nephthys, in dieser Reihenfolge).  

Dieser solare Kalender startete mit dem ersten Erscheinen des Sterns Sirius (heliakischer Frühaufgang) am Horizont nach einer Phase der Unsichtbarkeit mit dem Neujahr im Hochsommer. Vermutlich wurde der Kalender in der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends eingeführt als der heliakische Aufgang des Sirius (ägypt. Sothis) auf den 1. Monat, Achet, Tag 1 fiel. Da der ägyptische Kalender keine Schalttage kannte verschob sich der Siriusaufgang alle vier Jahre um einen Tag (tetraeteris) im Verhältnis zum Sternenhimmel. Am Ende des Alten Reiches (6. Dynastie) hatte sich dieses astronomische Ereignis bereits in die nächste Saison Peret verschoben. Im Neuen Reich lag der Siriusaufgang in der Jahreszeit Schemu und erreichte erst mit dem Beginn der Ramessidenzeit wieder die Achet-Saison. Dies ist der Sothis-Zyklus von rund 1460 Jahren. Der Kalender korrigierte sich somit selbständig nach dieser Zeit, um im folgenden Jahr schon erneut wieder mit der Abweichung zu beginnen.

 

Die Erwählung eines Sothisaufgangs in Kombination mit einem Datum des ägyptischen Kalenders erlaubt es daher unter Berücksichtigung diverser Faktoren dieses Datum in ein relativ exaktes Datumsfenster unserer heutigen Chronologie umzurechnen. Diese Daten sind für die Chronologieforschung daher unglaublich wertvoll, jedoch sind sie leider sehr selten. Das bislang älteste Sothisdatum stammte aus El-Lahun und datiert in die 12. Dynastie (Luft 1992; Borchardt 1899; Krauss 1985; Gautschy 2011a). Für das Alte Reich ist eine grosse zeitliche Diskrepanz zwischen historisch errechneten Chronologiemodellen und Resultaten der Radiokarbondatierung festzustellen (Hornung et al. 2006; Bonani et al. 2001a). Spätere Rekalibrierungen haben die Differenz zwar vermindert, dennoch blieb die Diskrepanz groß (Shortland et al. 2013). Die Radiokarbondaten sprechen generell für einen hohen chronologischen Ansatz des Alten Reiches.  

Das Sothisdatum aus dem Alten Reich


Im Sommer 2014 wurde ein neues Sothisdatum von Rainer Hannig, Daniela Rutica und Michael Habicht in Zürich entdeckt (Michael E. Habicht, Siegmann, et al. 2015; Gautschy et al. 2017) welches sich auf einem konventionellen Salbgefäß befand und folgende Inschrift aufweist: «gsw n s3-rnp.t 3bd 4 pr.t ḫft pr.t spd.t 3bd 4 3ḫt [...] pw ḫft wp.t -rˁ» (Öl gemacht für den Schutz des Jahres im 4. Monate der Peret-Saison für das Erscheinen der Sothis am 4. Monat. Achet, gemacht für den ersten Tag des Jahres). Uput-Ra bedeutet sowohl erster Tag des Monats als auch Jahresanfang, was in diesem Fall zusammenfiel. Das Datum kann daher als IV Achet 1 gelesen werden. Das Peret-Datum bezieht sich auf die Produktion des heiligen Öls etwa ¾ Jahr im Voraus. Diese rund 180 Tage entsprechen der klassischen Produktionszeit für heilige Öle im Alten Ägypten (Baligh 2015). Die Sitte, zum Neujahresanfang heilige Öle an Gläubige zu verschenken, ist sowohl in der koptischen Kirche, und auch im Islam in Ägypten bis heute belegt. Leider ist auf dem Gefäß der Name des Königs nicht erhalten, eventuell befand er sich auf dem Deckel, der jedoch fehlt. Dennoch lässt sich das Gefäß in seiner stilistischen Entwicklung auf die spätere 5. Dynastie einordnen (Djedkare bis Teti II).  

Jahr des Ereignisses


Die Jahreszählung im Alten Reich unterscheidet sich deutlich von späteren Epochen der Ägyptischen Geschichte, wo die Regierungsjahre eines Königs gezählt wurden und wieder beim Jahr 1 begonnen wurde, wenn ein neuer König den Thron bestieg. Aus dem höchsten belegten Jahr eines Königs lässt sich so die minimale Herrschaftsdauer eines Pharaos berechnen (Schneider 2011). In der Frühzeit scheint eine zweijährige Steuerphase als Grundlage gedient zu haben (Biannual count). Im Alten Reich wurde eine dem Biannual Count gleichende Zählung der Jahre verwendet, welche in der Fachliteratur stark umstritten ist. Die Standard-Theorie von Alan Gardiner geht von einer regelmäßigen Zweijahreszählung aus (Gardiner 1945): Auf ein „Jahr X des Ereignisses“ folgt stets ein „Jahr X nach dem Ereignis“.


Eine Sichtung der effektiv belegten Jahresdaten im Alten Reich enthüllt aber eine konsequente Diskrepanz der Daten bei allen Königen und allen Datenträgern: Die Jahre des Ereignisses sind deutlich häufiger anzutreffen. Je nachdem, ob die Graffiti von Handwerkern in die Statistik miteinbezogen werden oder nicht, liegt das Verhältnis bei 2.8:1 (mit Graffiti) oder 1.85:1 (ohne Graffiti) (Nolan 2003, 79). Auf ein Jahr nach dem Ereignis treffen rund zwei Jahre des Ereignisses. Zudem gibt es gewisse Jahre nach gar nicht in Belegen, welche bei einem regelmäßigen Zweijahresrhythmus zu erwarten wären. Oft erscheint das „Jahr nach“ jeweils nach zwei normalen Jahren, dann aber schon wieder nach nur einem Jahr. Offenbar liegt ein anderes Verteilungsmuster zugrunde. John Nolan schlug vor, dass diese Jahresverteilung den solaren und lunaren Kalender des Alten Reiches miteinander verband. Beide Kalender starteten mit dem heliakischen Frühaufgang des Sirius. Da die Mondmonate (ca. 29.53 Tage) kürzer sind, müssen über einen Zeitraum von 19 Jahren einige Schaltmondmonate auftreten (13 Mondmonate treffen auf 12 Sonnenmonate). Im Meton-Zyklus (Μέτωνος κύκλος) entsprechen 19 Sonnenjahre (6940 Tage) relativ genau 235 Mondmonaten. Der Meton-Zyklus findet sich auch auf dem berühmten Mechanismus von Antikythera (Marchant 2011; Marchant 2009; Freeth et al. 2006).

John Nolan schlug vor, dass die Jahreszählung im Alten Reich den Sonnenkalender mit dem Mondkalender verband indem Schaltmondmonate in den Jahren nach dem Ereignis eingefügt wurden (Nolan 2003, 92). Um die Konkordanz zwischen den beiden Kalendern aufrecht zu erhalten, war astronomisch nur die Beobachtung der Mondsichel während der Neumondphase und die Voraussage des Datums des kommenden Sothisaufgangs notwendig (Gautschy et al. 2017).  

Das neue Chronologiemodell


Für das neue astronomisch basierte Chronologiemodell wurden alle Anfänge der Mondmonate und die Daten des heliakischen Siriusaufgangs in der Zeitspanne zwischen 2700 und 2000 v. Chr. berechnet. Die erste Sichtbarkeit des Sirius am Morgenhimmel (kurz bevor der Stern wieder von der aufgehenden Sonne überstrahlt wird) ist von diversen Faktoren abhängig: Der Stern muss wegen der Lichtbrechung (Refraktion) etwa 2-3 ° über dem Horizont stehen und der Winkel zur Sonne, die noch hinter dem Horizont steht muss 9-10° betragen (der sogen. Arcus visionis). Dies führt in der astronomischen Praxis zu einer Zeitspanne von zwei bis drei Tagen für das erwartete und real beobachtbare astronomische Ereignis. Entscheidend ist zudem der Breitengrad, wo die Beobachtung stattfindet. Für die offizielle erstmalige Sichtung von Sothis im Alten Reich liegt eine Beobachtung im Raum von Heliopolis/Giza/Memphis nahe, welche alle etwa auf dem 29-30° Breitengrad liegen. Das berechnete Modell berücksichtigt zudem die „Delta Zeit“ ΔT, welche die ungleiche Rotation der Erde berücksichtigt. Für die Zeit vor dem 7. Jahrhundert vor Chr. steigt die Unsicherheit über die Rotationsgeschwindigkeit an, welche nur durch heute nicht mehr durchführbare reale Beobachtungen genauer eingegrenzt werden könnte. Daher kann nicht mit...

Erscheint lt. Verlag 9.9.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Archäologie
ISBN-10 3-7568-1586-2 / 3756815862
ISBN-13 978-3-7568-1586-9 / 9783756815869
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