Die Frau, die ihre Träume wiederfand (eBook)

Eine wahre Geschichte über das, was wirklich zählt im Leben - Vom Autor des Bestsellers 'Der Millionär und der Mönch'
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2022 | 1. Auflage
208 Seiten
Kailash (Verlag)
978-3-641-29767-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Frau, die ihre Träume wiederfand -  Julian Hermsen
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Die Seele trauert, wenn sie ihre Bestimmung verfehlt.
Warum verspüre ich keine Lebensfreude? Wieso fehlt mir der Sinn? Seit Jahren kämpft die junge Leona gegen Angstgefühle an und hat allen Mut verloren. Auf der Suche nach innerem Frieden reist sie in ein tibetisches Kloster. Die Begegnung mit dem weisen Mönch Tenzin Chime lässt sie ihr Leben ganz neu überdenken. Er lehrt sie Achtsamkeit, Gelassenheit und wertfreies Wahrnehmen. Als er sie nach ihren tiefsten Wünschen fragt, wird Leona klar: Jahrelang hat sie ihren Traum, als Ärztin in Afrika kranken Kindern zu helfen, verleugnet, nach fremden Vorstellungen gelebt und ihre Seele darüber verkümmern lassen. Aber was wäre, wenn ihr Traum doch noch nicht verloren wäre?
Julian Hermsens inspirierende Erzählung basiert auf einer wahren Geschichte. Sie ist ein herzöffnender Appell dafür, dem Ruf der inneren Stimme zu vertrauen und unbeirrt den eigenen Weg zu gehen.

Julian Hermsen, geboren 1987, ist Psychologe, Coach und Berater mit Wohnsitz Essen. Nach dem Studium war er als Berater für Führungskräfte und bei Change-Prozessen tätig, erkannte aber schnell, dass er nach Antworten auf die großen Lebensfragen suchte. Ausgedehnte Reisen führten ihn in die Hochburgen fernöstlicher Weisheit von Indien bis Thailand, wo er Suchende, Mönche, Gelehrte nach dem Geheimnis eines sinnhaften Lebens fragte. Die Antworten waren der Ausgangspunkt für seine persönliche Transformation, aber auch für seinen ganzheitlichen Coaching-Ansatz, mit dem er heute Klienten berät.
Mit seinem Erstlingswerk »Der Millionär und der Mönch« erreichte Julian Hermsen aus dem Stand eine große Leserschaft.

1

Gefangen in mir selbst

Ein neuer Tag, keine neue Hoffnung. Ich fühlte mich ausgelaugt.

Mein Mann und ich lebten seit vier Jahren in einem wundervollen Haus in einem Vorort von Bremen. Wir hatten lächerlich viel Platz zu zweit. Im Obergeschoss reihten sich diverse Schlafzimmer mit je einem separaten Bad an mehrere Ankleidezimmer und ein großes Büro. Im Erdgeschoss wirkte der offene Ess- und Wohnbereich wie die Lobby eines arabischen Luxushotels. Im Keller hatte mein Mann ein eigenes Kino installiert, in dem ich in den vier Jahren keinen einzigen Film gesehen hatte. In unserem Garten gab es eine große, holzvertäfelte Terrasse mit Sonnenliegen und Markise und eine riesige, penibel gestutzte Rasenfläche.

Thomas, mein Mann, führte ein erfolgreiches Sternerestaurant, in dem sich regionale Größen aus Politik und Sport die Klinke in die Hand gaben. Er war hervorragend vernetzt und über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Er saß im Vorstand des ortsansässigen Fußballvereins, war ein enger Vertrauter des Bürgermeisters, und in seinem Telefonbuch fand man die Namen unzähliger Sportler, Politiker und einflussreicher Unternehmer. Thomas’ Tag begann morgens um halb sechs und endete meist erst gegen 23 Uhr – wenn er überhaupt endete. Vermutlich hatte er in den letzten Jahren mehr Zeit auf Geschäftsreisen in irgendwelchen Luxushotels als zuhause mit mir verbracht. Unser Kontakt beschränkte sich auf unregelmäßige Telefonate hier und da und etwas gemeinsame Zeit am Wochenende.

Unter einer glücklichen Ehe stellte ich mir definitiv etwas anderes vor.

Mein Tag begann ebenfalls um halb sechs Uhr. Ich legte Thomas seinen Anzug samt Krawatte auf einem Stuhl im Ankleidezimmer zurecht und stieg dann die Treppe in die Küche hinab, um Kaffee aufzusetzen. Thomas gesellte sich wenige Minuten später dazu, schlürfte hastig den meist noch zu heißen Kaffee und verabschiedete sich mit einem Kuss auf die Wange von mir – meist ohne mich wissen zu lassen, wann oder ob überhaupt er am Abend heimkommen würde.

Dann war es still in unserem großen Haus.

An einem dieser Tage – sie liefen fast alle genau gleich ab – überlegte ich wie üblich, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte. Ich hatte keinen Beruf, denn Thomas wollte, dass ich mich um den Haushalt und den Hund kümmerte.

Also setzte ich mich meist erst einmal in unseren Ohrensessel, hielt meine Kaffeetasse mit beiden Händen fest und fragte mich, wie so oft, was in meinem Leben schiefgelaufen war. Ich war vierundzwanzig Jahre alt. Nach dem Abitur hatte ich große Pläne gehabt. Ich hatte Medizin studieren wollen. Nicht um eine steile Karriere als plastische Chirurgin oder Zahnärztin zu machen, sondern um nach dem Studium nach Afrika auszuwandern und dem unfassbaren Leid der Menschen entgegenzuwirken. Es berührte mich jedes Mal zutiefst, wenn ich die Bilder der ausgehungerten Kinder dort sah. Gleichzeitig machte es mich wütend. Ich konnte mir nicht erklären, warum die Politik, die großen Unternehmen und die Mehrheit der Menschen ihre Augen vor so viel Leid verschlossen. »Als gäbe es nicht genug Geld und Wissen auf der Welt, um das zu beenden!«, sagte ich wütend, mit zusammengepressten Lippen. Wie gern hätte ich dazu beigetragen, dieses unnötige Elend zu beseitigen, wie gern hätte ich geholfen, den Ärmsten der Armen ein besseres, gesünderes Leben zu ermöglichen.

Stattdessen saß ich hier in diesem riesigen leeren Haus und war – jung und tatkräftig, wie ich mich fühlte – zum Nichtstun verdammt.

Melancholisch schaute ich durch die großen bodentiefen Fenster hinaus auf die Terrasse. Die Sonne war inzwischen über den Horizont gestiegen, und ich dachte: Na dann, auf einen neuen Tag voller Sinnlosigkeit. Ich fragte mich, wozu ich mich eigentlich aus diesem Sessel erheben sollte, und spürte, wie die Gravitation meine Beine regelrecht am Boden festhielt. Das Haus war makellos sauber, wie immer. Ich benötigte am Tag ungefähr eine Stunde für den Hausputz. Wo niemand ist, entsteht auch kein Schmutz. Benny, unser brauner Labrador, war mit dem Auslauf im Garten fürs Erste völlig zufrieden. Termine hatte ich keine. Also blieb ich für weitere dreißig Minuten sitzen und dachte an gar nichts. Alles fühlte sich einfach nur taub und einsam an. Der Klingelton meines Handys beendete meine Selbstbemitleidung. »Maria« leuchtete auf dem Display auf, darunter der Knopf mit »Annehmen« und »Ablehnen«. Mist. Aber da muss ich wohl rangehen. Ich war genervt bei dem Gedanken an ein weiteres unerfreuliches Telefonat mit meiner Mutter. Sie rief täglich an und kannte dann nur ein Thema. Wenn nicht sie anrief, war es mein Vater. Auch er hatte nur ein Thema. Und das seit mehr als sechs Jahren.

»Hallo, Mama.«

»Leona, schön, dich zu hören. Wie geht es dir heute?« An der Tonlage meiner Mutter konnte man erkennen, wie angestrengt sie sich um Freundlichkeit bemühte.

»Na ja, wie immer. Und euch?«

Ich hörte ein deutliches nasales Ausatmen, gefolgt von einer kurzen Pause.

»Der Papa und ich haben einen Termin beim Notar ausgemacht, weißt du …?«

Ich spürte, wie mir unmittelbar ein allzu bekanntes Gefühl in den Kopf stieg, eine Mischung aus Wut, Hass, Verzweiflung und Unverständnis, die alle anderen Gedanken oder Gefühle in mir sofort zum Schweigen brachte. Natürlich weiß ich …, dachte ich voller Wut.

»Mama, ich weiß nicht mehr, wie ich auf eure Anrufe reagieren soll. Ich sage es euch seit Jahren: Das ist nicht das, was ich möchte.« Ich atmete tief durch und schwieg, da ich spürte, dass mich diese Gespräche sonst irgendwann zu einem Schlaganfall führen würden.

Am anderen Ende der Leitung herrschte ebenfalls Stille. Im Hintergrund hörte ich meinen Vater leise sprechen, konnte aber nicht verstehen, was er sagte.

Meine Mutter setzte wieder an: »Leona, du bist unsere einzige Tochter. Uns ist es sehr wichtig, dass du in unsere Fußstapfen trittst. Wer sonst käme denn in Frage? Ohne unseren Namen? Weißt du, dein Urgroßvater …«

Stille.

Ich hatte aufgelegt und mein Telefon ausgeschaltet.

Ich wusste, wie der Satz geendet hätte. Mein Urgroßvater hatte das Möbelgeschäft, das für meine Eltern mehr leiblicher Nachkomme war als ich, gegründet und zum Erfolg geführt. Mein verstorbener Opa hatte es weitergeführt, bis meine Eltern es in ihren Dreißigern übernommen hatten. Nun war also ich dran, die logische Nachfolge. Das Problem war: Ich hasste alles an dieser Vorstellung. Ich hatte keinerlei Interesse an Möbeln, keinerlei Interesse an einem Job, in dem ich zwölf Stunden täglich Tische, Stühle und Wandschränke an irgendwelche Menschen verkaufen sollte, und vor allem nicht an einer Kanzlerdemokratie mit mir in der Position des Bundespräsidenten. Ich wäre auf dem Papier zwar die Geschäftsführerin und Inhaberin gewesen, aber ich kannte meine Eltern – niemals hätten sie mich schalten und walten lassen, wie ich es für richtig hielt.

Nach dem Beenden des Gespräches fühlte ich mich elend und schuldig. Wie immer. Also griff ich erneut zum Telefon, schaltete es wieder an und rief meine Mutter zurück. Ebenfalls wie immer.

»Leona.«

»Mama, ich wollte dich nicht abwürgen. Aber mir wird das einfach zu viel. Wir haben nur dieses eine Thema. Ihr wisst, was ich wirklich mit meinem Leben tun möchte, doch ihr wollt es einfach nicht akzeptieren.«

»Als Ärztin nach Afrika gehen? Was denkst du, wie lange du dort überlebst? Hast du mal die Kriminalitätsstatistiken gesehen? Da geht es zu wie in den Slums von Rio. Bei uns hast du ein erfolgreiches Unternehmen, mit Stammkunden, mit einem Ruf, mit Prestige. Ich verstehe dich nicht. Wirklich nicht.«

Pause.

Statt meine Antwort abzuwarten, kündigte meine Mutter ihren Besuch an und fragte, ob ich etwas aus dem Supermarkt bräuchte.

Ich gab mich geschlagen und antwortete: »Nein danke, dann bis gleich.«

Ich ließ mich in den Sessel zurückfallen und legte das Kinn auf die Brust. Ich fühlte mich ohnmächtig. Nach fünfzehn Minuten klingelte es. Langsam stand ich auf und schlurfte in meinen Hausschuhen zur Tür.

Meine Mutter begrüßte mich tadellos zurechtgemacht, im Designerkleid mit exklusiver Handtasche und perfektem Make-up.

»Schatz, wie siehst du denn aus? Was, wenn deine Nachbarn dich so sehen!« Entsetzt zeigte sie auf meine kurze Schlafhose und die pinken Pantoffeln mit Fellbesatz. Ich nickte mit einem gezwungenen Lächeln und wies sie mit einer einladenden Handbewegung an mir vorbei ins Haus.

Mein Vater, wie immer im feinen Anzug, umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. Er sagte nichts zu meinem Outfit. Er war generell eher ruhig. In der Beziehung meiner Eltern war meine Mutter eindeutig die Bundeskanzlerin.

Ich schloss die Haustür hinter den beiden und sah, wie meine Mutter in der Küche an der Kaffeemaschine hantierte. »Das ist so ein tolles Haus, Leona. Albert, schau mal. Diese Aufteilung. Wunderschön. Das hat der Thomas ganz toll hinbekommen. Und wie ist ihm das gelungen? Weil er sich auf sein Geschäft konzentriert und sich nicht mit Albernheiten abgibt. Er ist strebsam und erfolgreich. Du könntest dir ruhig mal etwas von ihm abschauen, Leona«, sagte sie und strich sich eine gefärbte Haarsträhne hinters Ohr. Ich schwieg und nickte. Wir setzten uns an den großen Esstisch. Meine Eltern auf die eine Seite und ich gegenüber. Wie vor Gericht. Das entsprach genau meinem Gefühl bei diesen Besuchen. Angeklagt und doch unschuldig. Meine Mutter schaute mich erwartungsvoll an.

»Ja?«, fragte ich, sichtlich genervt.

Meine Mutter schloss die Augen...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie
Schlagworte 2022 • Abgrenzung • Achtsamkeit • achtsamkeit buch • Ajahn Brahm • Aljoscha Long • Angst • Booktok • Buddhismus • Buddhistische Psychologie • Dalai Lama • Der Millionär und der Mönch • Der Sinn des Lebens • Die Kuh die weinte • eBooks • eigener Weg • Entspannung • Gelassenheit • Glück • Neuerscheinung • Philosophie • Ronald Schweppe • Selbstfindung • Shiva Singh • spirituelle Erzählung • Thich Nhat Hanh • Wahre GEschichte • Wahre Geschichten
ISBN-10 3-641-29767-2 / 3641297672
ISBN-13 978-3-641-29767-1 / 9783641297671
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