Verlorenes Lachen - Stefan Busch

Verlorenes Lachen

Blasphemisches Gelächter in der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Gegenwart

(Autor)

Buch | Hardcover
VIII, 213 Seiten
2003 | 1. Reprint 2012
De Gruyter (Verlag)
978-3-484-32118-2 (ISBN)
109,95 inkl. MwSt
Die Buchreihe Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte deckt das gesamte Spektrum der germanistischen Literaturforschung ab und umfasst Monographien und Sammelbände über einzelne Epochen vom ausgehenden Mittelalter bis zur Gegenwart. Sie versammelt Beiträge zur Erklärung zentraler Begriffe der Literaturgeschichte, zu einzelnen Autoren und Werken.
In literarischen Texten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Lachen, in der jüdisch-christlichen Überlieferung als signum infidelitatis verdächtigt, im Zeichen aufklärerischer Zweifel und der Theodiezeeproblematik mit beeindruckender Geschwindigkeit zu einem weit verbreiteten Motiv. Die motivgeschichtliche Arbeit diskutiert eingangs die theologischen und anthropologischen Bedingungen für dieses literarische Phänomen; die außerliterarischen Parallelen werden dabei anhand von historischen Fallstudien (u.a. aus dem »Magazin für Erfahrungsseelenkunde« und M. Foucaults »Pierre Rivière«) einbezogen. Im Hauptteil der Untersuchung werden kanonische Texte aus drei Jahrhunderten auf die sich verändernden Funktionen des Lachmotivs hin befragt. In seinen ersten Jahrzehnten ist die Kombination theologischer und gesellschaftlicher Krisen charakteristisch. Dies gilt für Lessings »Minna von Barnhelm« ebenso wie etwa für Moritz' autobiographischen Roman »Anton Reiser«, die »Nachtwachen des Bonaventura«, Tiecks Romanfragment »Der Aufruhr in den Cevennen« und Büchners Erzählung »Lenz«. In »Der Ketzer von Soana« scheiterte Hauptmann bei dem Versuch, menschlichem Lachen eine neuheidnische Unschuld zuzuschreiben. Im christlichen Kulturkreis enthält Lachen unvermeidlich Anklänge metaphysischer Rebellion. Die Untersuchung zeigt abschließend, wie diese Tatsache in Texten des späten 20. Jahrhunderts (so z.B. bei Wolf, Ransmayr, v. Düffel) als Störfaktor wirken und die ästhetische Stringenz bedrohen kann. Wie sich schon in Thomas Manns »Faustus«-Roman andeutete, kam der motivgeschichtliche Alterungsprozeß dort zu einem (vorläufigen?) Abschluß, wo blasphemisches Lachen nur noch eine Marke in einem postmodernen Zitierspiel ist.
Erscheint lt. Verlag 29.12.2003
Reihe/Serie Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte ; 118
Verlagsort Tübingen
Sprache deutsch
Maße 155 x 230 mm
Gewicht 295 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturgeschichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Akten • Aufklärung • Blasphemy in literature • blickle • Büchner • Christa Wolf • Deutsch • Deutsche Literatur • Gegenwart • Gerhard Hauptmann • German Literature • Geschichte 1750-1990 • Gotteslästerung • Gotteslästerung / Blasphemie • Gotthold Ephraim Lessing • Hardcover, Softcover / Deutsche Sprachwissenschaft, Deutschsprachige Literaturwi • HC/Deutsche Sprachwissenschaft, Deutschsprachige Literaturwissenschaft • Kanon • Lachen • Lachen (Motiv in d. bild. Kunst/Literatur) • Laughter in literature • Literatur • Ludwig Tieck • Motiv • Nacht • Revolution1525Briefe • Thomas Mann
ISBN-10 3-484-32118-0 / 3484321180
ISBN-13 978-3-484-32118-2 / 9783484321182
Zustand Neuware
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