Praxis der Ego-State-Therapie (eBook)

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2024 | 5. Auflage
328 Seiten
Carl-Auer Verlag
978-3-8497-8290-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Praxis der Ego-State-Therapie -  Kai Fritzsche
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Expedition Teilearbeit Kai Fritzsche legt mit diesem Werk das erste deutschsprachige Praxisbuch zur Ego-State-Therapie vor. Der Autor vermittelt das Ego-State-Modell anhand von sechs Basis-Prinzipien und stellt zu jedem die entsprechenden Vorgehensweisen in der psychotherapeutischen Praxis vor. Dabei erläutert er u. a. die prozessorientierten Ziele, Fragen der Behandlungsplanung sowie die Arbeit mit den Ego-States unterschiedlicher Ausprägung. Zu jedem Kapitel werden Fragen formuliert, die sich unverändert oder leicht modifiziert in die eigene Praxis übernehmen lassen. Zentrale Interventionen der Ego-State-Therapie werden ausführlich vorgestellt. Kommentierte Arbeitsblätter, die auch online als Download erhältlich sind, dienen als Anleitung und Grundlage der praktischen Arbeit. Fallvignetten runden die Darstellungen ab. Der Autor: Kai Fritzsche, Dr. phil. Dipl.-Psych., arbeitet als Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis mit dem Schwerpunkt der Behandlung von Traumafolgestörungen. Er ist Leiter des Instituts für klinische Hypnose und Ego-State-Therapie (IfHE), zertifizierter Trainer für Ego-State-Therapie sowie Gründungsmitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Ego-State-Therapie (EST-DE). Kai Fritzsche stellt die Ego-State-Therapie auf verschiedenen nationalen und internationalen Kongressen vor und entwickelt sie weiter. Er organisiert und leitet Ausbildungsseminare und Supervisionsveranstaltungen für Ego-State-Therapie, ist als Lehrbeauftragter für verschiedene Fortbildungsinstitute und ebenfalls als Autor tätig.

Kai Fritzsche, Dr. phil. Dipl.-Psych., arbeitet als Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis mit dem Schwerpunkt der Behandlung von Traumafolgestörungen. Er ist Leiter des Instituts fu?r klinische Hypnose und Ego-State-Therapie (IfHE), zertifizierter Trainer fu?r Ego-State-Therapie sowie Gru?ndungsmitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft fu?r Ego-State-Therapie (EST-DE). Kai Fritzsche stellt die Ego-State-Therapie auf verschiedenen nationalen und internationalen Kongressen vor und entwickelt sie weiter. Er organisiert und leitet Ausbildungsseminare und Supervisionsveranstaltungen fu?r Ego-State-Therapie, ist als Lehrbeauftragter fu?r verschiedene Fortbildungsinstitute und ebenfalls als Autor tätig.

Kai Fritzsche, Dr., Diplom-Psychologe; in eigener Praxis mit dem Schwerpunkt der Behandlung von Traumafolgestörungen tätig, Lehrbeauftragter für verschiedene Fortbildungsinstitute, Mitbegründer des Instituts für klinische Hypnose und Ego-State-Therapie (IfHE) in Berlin; Ausbilder und Supervisor für Ego-State-Therapie, Sprecher der Ego-State-Therapie Arbeitsgemeinschaft-Deutschland (EST-A).

1Einstieg: Expedition Teilearbeit


1.1Es muss nicht der Mount Everest sein


Reinhold Messners Expeditionen in den Himalaja gehörten zu den großen Abenteuern, die ich als Kind staunend bewunderte. Ich erinnere mich genau daran, wie ich die Filme über seine Erlebnisse gemeinsam mit meiner Schwester anschaute. Einer von uns musste immer die Zimmerantenne des kleinen Kofferfernsehers mit der Hand festhalten, da dies den Empfang verbesserte. Wir befanden uns in Ostberlin und waren froh, überhaupt einen Westsender empfangen zu können – wenn auch mit schlechtem Bild und einigen Mühen. Wir hielten den Atem an, wenn Reinhold Messner in scheinbar hoffnungsloser Lage entschied: »Wir gehen jetzt zu zweit hoch zu Lager IV. Wir haben wenig Proviant, der Sturm hat zugenommen. Die Sicht ist sehr schlecht. Wir melden uns später.« Wir waren völlig absorbiert von den Berichten über die Aufstiege, die widrigen Bedingungen, die Rückschläge, das Durchhaltevermögen und über das Happy End. Der Himalaja lag, von uns aus gesehen, ziemlich weit hinter der Mauer. Es hatte den Anschein, als sähen wir eine andere Welt, einen anderen Planeten.

Damals ahnte ich, dass es im Leben um mehr geht als das, was direkt vor meiner Nase liegt. Ich ahnte, dass es innere und äußere Mauern zu überwinden gilt, dass es mehr gibt als das Offensichtliche, das Alltägliche, das Naheliegende, dass dort nicht nur Glück zu finden ist, sondern auch Krisen und dass es um Chancen und um Bewältigen geht.

Unter den vielen Menschen, die inzwischen den Gipfel des Mount Everests bestiegen, sticht Göran Kropp heraus. Am 23.5.1996 erreichte er den höchsten Punkt. Er hatte sich das Ziel gesetzt, aus eigener Kraft zum Gipfel zu gelangen

Die Strecke zum Berg bezog er in sein Projekt mit ein. Er fuhr, beladen mit der gesamten Ausrüstung, die er für den Hinweg zum Berg und den Aufstieg benötigte und die ein Gewicht von 130 Kilogramm ausmachte, mit dem Fahrrad 11 406 Kilometer von Stockholm bis nach Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Er fuhr so nahe an den Mount Everest heran, bis es mit dem Fahrrad nicht mehr weiterging, und machte sich dann zu Fuß auf den Weg ins Basislager, von dem aus seine Gipfelbesteigung starten sollte. Allein die Fahrradtour wurde zu einem Abenteuer und hielt einige Bewährungsproben für ihn bereit. Nicht weniger aufregend gestalteten sich seine Aufstiegsversuche. Der erste wurde durch schlechtes Wetter und Neuschnee vereitelt. Am 10. und 11. Mai 1996 wurden mehr als 30 Bergsteiger bei ihrem Aufstiegsversuch von einem Unwetter überrascht. Acht Menschen aus mehreren Expeditionen kamen ums Leben. Göran Kropp beteiligte sich an der Bergung der Verletzten und Toten.

In einer Reportage ist seine Everest-Expedition festgehalten. Die erste Szene nach dem Start in Stockholm zeigt ihn in der sächsischen Stadt Bautzen vor einem Lebensmittelgeschäft Orangensaft trinken. Eine Rentnerin fragte ihn, wohin er denn mit dem Fahrrad und dem vielen Gepäck unterwegs sei. Er antwortete: »Nach Nepal, zum Mount Everest.« Die Frau wirkte sehr irritiert, bestärkte ihn jedoch mit der Äußerung: »Ja, dann ist es gut, dass Sie Orangensaft trinken, denn Sie werden viele Vitamine brauchen.« Vitamine würde er tatsächlich brauchen.

Warum schreibe ich zu Beginn dieses Buches von einer Everest-Expedition? Ich denke, psychotherapeutische Behandlungen und Expeditionen haben vieles gemeinsam. Zu einer verantwortungsvollen Durchführung einer Expedition gehören Sorgfalt, ein realistischer Umgang mit den eigenen Grenzen, eine klare Einschätzung der Bedingungen und die Fähigkeit, sich auch für eine Umkehr entscheiden zu können. Es geht mir um eine Vielzahl weiterer Aspekte, die Expeditionen und Psychotherapien gleichermaßen auszeichnen. Es geht mir um Begeisterung, Neugier, Faszination, Mut, Begegnung, Vertrauen, Vorbereitung, Training, Durchhaltevermögen, Erfahrung, Lernen, Hoffnung, Visionen, Verantwortung, Grenzen, Berührtsein, Ehrfurcht. Die Aufzählung ließe sich noch weiterführen. Es geht mir um den Weg. Der Weg zum Berg war für Göran Kropp ebenso wichtig wie die letzten Meter zum Gipfel. Der Weg ist das Ziel.

Es geht mir nicht um die Besteigung des Mount Everest. Es geht mir nicht um das Erreichen des Gipfels. Es geht mir jedoch um die von vielen Bergsteigern berichtete Erfahrung, auf einer solchen Expedition sich selbst zu begegnen, ob man will oder nicht.

Die Strapazen, die viele meiner Patientinnen und Patienten mit der Psychotherapie auf sich nehmen, erinnern mich häufig an die, die ich aus den Berichten von Extrembergsteigern erfahre. Sie wagen sich in Grenzbereiche. Es ist nicht klar, wie weit sie kommen, wie sie reagieren werden, wohin sie die Expedition führt. Sie betreten unbekanntes Gelände. Selbst wenn sie schon mehrere Versuche hinter sich haben, lassen sich die Bedingungen nie eindeutig voraussagen.

Gleiches trifft für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten bzw. für all jene zu, die die Patienten begleiten. Mit jeder neuen psychotherapeutischen Behandlung begeben wir uns auf eine neue Expedition. Vieles kann uns dabei bekannt vorkommen. Trotzdem ist es immer wieder neu. Auch wir müssen Schritte wagen, müssen uns auf einen Weg machen und dabei viele Dinge beachten. Auch wir begegnen uns selbst, ob wir wollen oder nicht. Weder unsere Patienten noch wir selbst können zu Hause bleiben, wenn ein psychotherapeutischer Prozess gestaltet werden soll. Es muss nicht der Mount Everest sein. Aber für eine Psychotherapie müssen wir unsere eigenen vier Wände verlassen, genauso, wie dies unsere Patienten tun. Wir sind gemeinsam unterwegs. Es ist eine gemeinsame Expedition, auf welcher wir Therapeuten uns auch auf etwas einlassen. Wir müssen nicht auf den Mount Everest. Aber wir müssen mindestens einen Schritt vor die Tür machen. Für viele Patientinnen und Patienten erscheinen bereits diese wenigen Schritte als eine kaum zu überwindende Hürde. Der Heilungsprozess befindet sich zum Glück nicht hinter der Berliner Mauer und auch nicht auf einem anderen Planeten. Es sind jedoch Mauern zu überwinden, will man ihn voranbringen und vielen Patienten erscheint die Bewältigung ihrer Leiden auf diesem Planeten, also in dieser Welt, fast nicht möglich. So wie es mir als Kind mit der Überzeugung erging, die Schauplätze Reinhold Messners niemals mit eigenen Augen sehen zu können, erleben viele unserer Patienten zu Beginn der Behandlung ihre inneren Mauern als unüberwindbar und können sich ein Leben jenseits der Mauern kaum vorstellen.

Die Ego-State-Therapie ist eine psychotherapeutische Methode, die dabei helfen kann, innere und äußere Mauern zu überwinden und Heilungsprozesse zu fördern. Sie gleicht in vieler Hinsicht einer Expedition. Sie führt uns in eine unbekannte Landschaft. Wir sind zu der Persönlichkeit des Menschen unterwegs, mit dem wir arbeiten. Es braucht dazu eine fundierte und verantwortungsvolle Anwendung der Methode. Dazu gehören eine entsprechende Fortbildung und fachkundige Supervision.

Dieses Buch soll Mut machen für derartige Expeditionen, es soll Sie begeistern, Ihre Neugier wecken. Es soll zu einer guten Vorbereitung beitragen, und es soll Ihnen neue Wege der psychotherapeutischen Begegnung zeigen. Es kann wie eine Landkarte als Orientierungshilfe dienen und darüber hinaus mittels zahlreicher Erfahrungsberichte, Anregungen und Anleitungen zum Gelingen der Expedition beitragen.

1.2Die Sprache des Buches


Als ich mir vor Kurzem ein neues Handy anschaffen wollte und in diesem Zusammenhang einige Recherchen anstellte, erstaunte es mich sehr, dass in manchen Produktbeschreibungen die Lieferung einer deutschsprachigen Bedienungsanleitung als besonderes Merkmal hervorgehoben wurde. Neben den unglaublich vielen Funktionen, den zahllosen Einsatzmöglichkeiten und der riesigen Speicherkapazität erhalte man auch eine deutschsprachige Bedienungsanleitung. Entsprechend beeindruckt war ich dann von dem umfangreichen Werk in Papierform, welches in seinem Gewicht und seinen Ausmaßen das Mobiltelefon deutlich übertraf. Nun konnte hinsichtlich der einwandfreien Bedienung nichts mehr schiefgehen. Die Ernüchterung folgte auf den Fuß. Die Anleitung umfasste nur wenige Seiten, dafür war sie in mehr als zehn Sprachen abgedruckt. Als Anregung zu einer Sprachübung wäre das nicht uninteressant. In meinem Fall hätte ich mir jedoch einen etwas ausführlicheren deutschsprachigen Teil gewünscht, um meine technische Unbeholfenheit kompensieren zu können.

Ein ähnliches Phänomen erlebe ich immer wieder in den Ego-State-Therapie-Seminaren. Es ist interessant, wie viele Missverständnisse durch unterschiedliche psychotherapeutische Sprachen entstehen und welche Schwierigkeiten uns die jeweilige Übersetzung macht. Ich erlebe diese Diskussionen als sehr inspirierend und lehrreich, wünschte mir aber häufig mehrere Dolmetscher, die mir leider nicht zur Verfügung stehen. Anstelle der Dolmetscher versuche ich dann, verschiedene Sprachen zu sprechen und von jeweils einer...

Erscheint lt. Verlag 18.6.2024
Reihe/Serie Hypnose und Hypnotherapie
Verlagsort Heidelberg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Schlagworte Ego-State Therapie • Praxishandbuch • Prozessorientierte Ziele • Psychotherapie • Teile-Arbeit • Traumatherapie
ISBN-10 3-8497-8290-5 / 3849782905
ISBN-13 978-3-8497-8290-0 / 9783849782900
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