Handbuch Paleopathologie und Mumienforschung (eBook)

4. Auflage

Michael Habicht (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
123 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-2622-3 (ISBN)

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Handbuch Paleopathologie und Mumienforschung -
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Handbuch der Paläopathologie und Mumienforschung Ein Nachschlagewerk für archäologische Methodik der Dokumentation von Mumien, Röntgen, Gesichtsrekonstruktion, anthropometische Messpunkte, Paläopathologie und Diagnosen. Mit zahlreichen Links zu Fachzeitschriften und Literaturangaben. Aktualisierte 4. Auflage

Die Liste umfasst einige Krankheiten von der Antike bis zur Neuzeit, ist jedoch nicht abschließend.

Viele diagnostizierte Krankheiten der Antike und im Mittelalter sind Erkrankungen, welche ihre Spuren auf dem Skelett hinterlassen oder als Eingeweidewürmer in mumifizierten Weichteilen erhalten geblieben sind. Erkrankungen, die sich primär auf der Haut manifestieren, erfordern eine besonders gute Erhaltung der Mumie, oder einen genetischen Nachweis. Daher sind die diagnostizierten Krankheiten der Vergangenheit sicherlich nicht abschließend und erhaltungsbedingt unrealistische Verzerrungen der Realität. 


Adipositas


Die Meta-Analyse zu den Königsmumien der Ramessidenzeit listet einige Fälle auf: Merenptah (19. Dynastie), General Masaharta, die Gottesgemahlin Maat-Ka-Re (beide 21. Dynastie): [93]. Übergewicht schien damals ein Problem der Elite gewesen zu sein.

 


Adrenogenital Syndrom


Schwierig nachzuweisende Hormonstörung. [119].

 


Akromegalie


Der abnormale Größenwuchs ist anhand von Skeletten gut nachweisbar, es gibt daher zahlreichen Studien zum Thema:

[120]; [121]; [122]; [123]; [124]; [125]; [126].

Ein Fall aus Ägypten beschreibt die Studie: [127]. Die Daten beruhen auf dem Bericht von Myers [128]. Akromegalie in der Vorzeit und frühen Hochkulturen erregt in der Öffentlichkeit oft großes mediales Aufsehen und befeuert sehr spekulative Ideen wie die „Nephilim“-Theorien der alternativen Archäologie. Daher müssen solche Fälle statistisch an prähistorischen Bevölkerungspools getestet werden, erst wenn jemand mehr als zwei Standardabweichungen grösser als die zeitlich und kulturell gleiche Bevölkerung ist, kann wissenschaftlich von außergewöhnlichem Größenwuchs gesprochen werden.

Vergleichsdaten für das Alte Ägypten stellen zwei Datensammlungen zur Verfügung: Die allgemein etablierte Howells-Database von 1973 [38] mit mehreren hundert Datensätzen für Frauen und Männer, sowie die neue Datensammlung von 2020 welche tausende von Daten für Ägypten und Nubien umfasst [39].

 


Anorexia


Die Anorexie im Mittelalter wurde untersucht von [129]. Das Vorhandensein von Anorexie (Magersucht) im Alten Ägypten ist nicht belegt. Lediglich Beduinenvölker werden in der Kunst zum Teil als abgemagert dargestellt. Das angestrebte Ideal der hohen Beamtenschaft in Ägypten war ohnehin der Bierbauch und Übergewicht als Zeichen eines hohen Ranges.

 


Arteriosklerose im Allgemeinen


Studien zu Arteriosklerose sind zahlreich, da es sich um eine häufige Krankheitsgruppe handelt und sie sich auch in Mumien gut nachweisen lässt. Allgemeine Arbeiten zum Thema sind: [130]; [131]. Arbeiten zu historischen Nachweisen sind: [132]; [133]; [134]

 


Arteriosklerose im Alten Ägypten


Mit Hilfe des Mikroskops wurde bei Mumien aus dem Alten Ägypten bereits sehr früh nach Arteriosklerose gesucht.

  • Marc Armand Ruffer hat mit seiner Publikation Pionierarbeit geleistet. [135].
  • Untersuchung der Aorta von Pharao Merenptah. Die Aorta wurde später entfernt und nach London gebracht. Dort ist sie leider während dem 2. Weltkrieg zerstört worden. [136].
  • Hinweise auf Arteriosklerose auch in Skeletten in Nubien. [137]
  • In den Beinen von Königin Nefertari wurde eine verkalkte Beinarterie gefunden, was ein möglicher Hinweis auf Arteriosklerose darstellt [42].

Auch das Manchester Mummy Project wies Arteriosklerose nach [138]. 


Die Horusstudie


Unter dem Namen “The Horus Study“ wurde in den 2010er Jahren eine größere Reihe von ägyptischen Mumien auf das Vorhandensein von Arteriosklerose hin untersucht. Studien dazu sind:

[139]

[140]

[141]

[142]

[143]

 


Genetische Studien zu Arteriosklerose


Die genetischen Zusammenhänge mit Arteriosklerose wurde 2014 von Albert Zink untersucht [144].

 


Augenkrankheiten


Die Studie von Trojan beschäftigte sich mit den weitverbreiteten Augenerkrankungen im Alten Ägypten [145].

Die ägyptische Augenschminke enthält Bleiweiß, ein giftiger Stoff der aber bis in die 1970er Jahre unserer Zeit als Heilmittel gegen Krankheiten wie Schistosomiasis eingesetzt wurde. Auch das Augengrün der Schminke enthält Kupferoxide, welche antibakteriell gegen Augenkrankheiten wirksam sind.

 


Bilzarziosis


  • Siehe unter: Schistosomiasis.

 


Epilepsie in Ägypten


Eine kontroverse Theorie, basierend auf religiösen Erfahrungen einiger Könige (Thutmosis IV – Traumstele und natürlich: Echnaton wegen der monotheistischen Aton-Religion): [146].

 


Epiphora


Es handelt sich um eine Erkrankung des Auges, welche in historischen Quellentexten als Diagnose vorgeschlagen wurde [147].

 


Fight-or-Flight response


Es handelt sich um eine psychologische Fluchtreaktion auf eine direkte Bedrohung. Medizinisch wurde sie 1927 erstmalig beschrieben [148], taucht aber bereits im Mittelalter [149] und im ägyptischen Literaturwerk Sinuhe auf: [150].

 


Genetik: Abstammung und Verwandtschaftsforschung


Die genetischen Studien zur Antike sind bis heute kontrovers, da zum Teil argumentiert wird, die DNA könne gar nicht so lange erhalten bleiben und alle Resultate seien die Folge von moderner Kontamination [151].

Die viel beachtete Studie von Helena Malmström [152] belegte bei Tiermumien zwar eine weit verbreitete Kontamination durch Menschen, aber auch das Vorhandensein von tierischer DNA. Studien vor 2005 müssen grundsätzlich in Frage gestellt werden, da sie unzureichende Anti-Kontaminierungsprotokolle hatten und mit der als veraltetet geltenden PCR-Methode arbeiteten.

 


Abstammung


Studien zur familiären Abstammung einer Mumie machen nur dann Sinn, wenn eindeutig zuweisbare Familienmitglieder bekannt sind, welche alle getestet werden können. Im Fall der Vorfahren von Tutanchamun waren die Großeltern mütterlicherseits (Yuya und Thuya) absolut sicher, andere Mumien aufgrund ihrer Morphologie schon zuvor als mögliche Eltern vermutet worden (KV 55-Mann und die Younger Lady KV 35) und die Mumie von Amenhotep III. aus historischen Gründen in die Untersuchungsgruppe aufgenommen worden [10].

Eine der ersten genetischen Studien zu den Königen von Ägypten wurde von Bob Woodward durchgeführt [153]. Die Ergebnisse wurden aber nie offiziell publiziert, lediglich im Dokumentarfilm «Secrets of the Pharaohs 1: Tut’s Family Curse» kann man einige Informationen herausziehen [154]. Soweit aus den dort sichtbaren Informationen zu entnehmen ist, sind die Identifikationen der Könige der 18. Dynastie korrekt, wie auf den antiken Labels verzeichnet und KV 55 scheint der Vater von Tutanchamun zu sein.

Die Problematik der unzureichenden Publikationen ist in der Meta-Analyse zur Identifikation der Könige der 18. Dynastie [92] und der Ramessidenzeit [93] detailliert für fast jede königliche Mumie besprochen worden.


Eine der wichtigsten und kontroversesten Studien der jüngeren Zeit ist das Tutanchamun Royal Family Projekt von Zahi Hawass: Die Studie wurde im JAMA publiziert [10]. In zahlreichen Briefen an die Fachzeitschrift wurde die Studie kritisch bemängelt [155–159]. Der Genetiker der ägyptischen Studie verteidigte die Resultate in einer Antwort an die Kritiker [160].

 


Oft bleiben die Studien aber ohne wirklich greifbare Ergebnisse. Die Mumienreste der Nefertari wurden nicht nur radiokarbondatiert und chemisch untersucht, sondern auch auf das Vorhandensein von DNA geprüft [42]. Die Überreste der Königin sind stark kontaminiert (durch die Lagerung im Schutt über Jahrtausende und das Handling im Museum während 100 Jahren meist ohne Handschuhe). Zudem sind die Vorfahren der Nefertari nicht sicher und genetische Profile ihrer Kinder liegen nicht vor. Somit könnte ihr genetisches Profil gar nicht validiert werden (zumindest zum jetzigen Stand der Forschung).

 


Schuenemann postulierte 2017 einen schwarzafrikanischen Einfluss in Ägypten in der Zeit nach den Römern [161]. Solche ethnischen Verwandtschaftsstudien erregen zwar mediales Aufsehen, lösten aber in Ägypten einen Sturm der Empörung aus.

 


Das Problem von Falsch-Positiven Resultaten


Die fragmentarischen genetischen Abschnitte (oft nur 200 Basenpaaren) und Veränderungen der DNA können zu vermeintlichen Resultaten im Nachweis einer Krankheit führen. Siehe dazu: [162];  [163].

 


Gicht


Die Gicht wurde in der Vergangenheit oft mit Persönlichkeiten der Renaissance diskutiert, oft wurde sie bei Michelangelo diagnostiziert: [164]; [165]; [166]; [167]; [168]. Die Rolle der Harnsäure bei Gicht siehe: [169].

Ein sicherer medizinischer Nachweis gelang bei Federico da Montefeltro (1422-1482), wo skelettierte Reste mit Anzeichen der Gicht mit Briefen des Condottiere verbunden werden konnten, welche die Symptome beschreiben [170]. Auch weitere Darstellungen der Gicht in der Kunst wurden diskutiert [171,172].

 


Hepatitis B


Der Nachweise von Hepatitis B wurde erst kürzlich postuliert: [173]. Die Studie ist noch so neu, dass die Ergebnisse noch nicht diskutiert sind.

 


Horton's disease (Arteriitis temporalis)


Im Deutschen unter dem wenig bekannten Terminus Riesenzellarteriitis oder auch als Arteriitis temporalis, Morbus Horton, Horton-Magath-Brown-Syndrom) bekannte Erkrankung ist eine Gefäßentzündung der Schläfenarterien. Sie wurde in Kunstwerken der Renaissance...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Archäologie
Medizin / Pharmazie Allgemeines / Lexika
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete
Schlagworte Ägyptologie • Anthropologie • Forensik • Mumienforschung • Pathologie
ISBN-10 3-7526-2622-4 / 3752626224
ISBN-13 978-3-7526-2622-3 / 9783752626223
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