Glücklich durch Sport? (eBook)

Eine wissenschaftliche Betrachtungsweise
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2020 | 1. Auflage
264 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95993-1 (ISBN)

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Glücklich durch Sport? -
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Viele Wege führen zum Glück - und Sport ist einer davon! Die Suche nach dem Glück ist ein Thema, das die Gesellschaft seit jeher interessiert. Dabei sind die Definitionen und Vorstellungen davon, was Glück eigentlich ist, genauso unterschiedlich und vielseitig wie die Wege, die dahin führen können. Auch in der Wissenschaft spielt der Glücksbegriff eine Rolle und die Forschung interessiert sich zunehmend dafür, Methoden und Programme zu finden, die glücklich machen. Die Autoren dieses Buches beschäftigen sich mit der Frage 'Macht Sport glücklich?' und untersuchen den Einfluss sportlicher Aktivität auf das Glücksempfinden. Die wissenschaftliche Betrachtungsweise dieser Fragestellung befasst sich zunächst mit der Differenzierung der Begriffe 'Glück' und 'Sport', wie sich Glücksempfinden mittels sogenannter Glückshormone im Körper zeigt und mit welchen Test- und Messverfahren versucht wird, das Glück wissenschaftlich zu erfassen. Der Hauptteil des Buches gibt anhand von systematischen Analysen einen beispielhaften Einblick in mögliche glückbringende Sportarten, z. B. Kraftsport, Laufen, Schwimmen und Yoga. Abschließend betrachten die Autoren einige nachteilige Aspekte von Sport, wie Leistungsdruck und Versagensängste, die unter Umständen zu psychischen Störungen führen können.

Inhaltsverzeichnis, Danksagung, Vorwort 7
1 Die Sehnsucht nach dem Glu?ck 15
1.1 Der Glu?cksbegriff 17
1.2 Wissenschaftliche Differenzierung des Begriffs Glu?ck 19
1.3 Kognitive und emotionale Einflussfaktoren auf das Glu?ck 22
1.4 Die Sehnsucht nach dem Glu?ck im Sport 23
1.5 Differenzierung des Sportbegriffs 24
1.6 Flow 26
1.7 Sind Menschen, die Sport treiben, glu?cklicher? 30
1.8 Fazit 32
1.9 Zusammenfassung 32
2 Zeigt sich Glu?ck im Körper? 35
2.1 Glu?ckshormone 37
2.2 Veränderungen im Gehirn 48
2.3 Zusammenfassung 50
3 Können wir Glu?ck wirklich wissenschaftlich erfassen? 53
3.1 Soziologische und psychologische Untersuchung des Glu?ckserlebens 54
3.2 Untersuchung biologischer Prozesse des Glu?cks 63
3.3 Zusammenfassung 70
4 Welche Sportart macht denn nun glu?cklich? 75
4.1 Kampfsport 78
4.2 Krafttraining 91
4.3 Laufen 102
4.4 Pilates 110
4.5 Schulsport 118
4.6 Schwimmen 129
4.7 Tai Chi 140
4.8 Tanzen 150
4.9 Yoga 163
5 Ist Sport der einzige Glu?cksweg? 173
5.1 Achtsamkeit 175
5.2 Musikhören 186
5.3 Weisheit 197
6 Unglu?cklich durch Sport? – Ein Lösungsvorschlag 211
6.1 Choking under Pressure 212
6.2 Überdauernde psychische Störungen im Sport 214
6.3 Sportpsychologische Trainingsverfahren 219
6.4 Achtsamkeitstraining im Sport 224
6.5 Zusammenfassung 230
7 Resu?mee: Ist Sport ein Glu?cksdoping oder ein Weg unter vielen? 233
7.1 Sport und Glu?ck 235
7.2 Viele Wege fu?hren zum Glu?ck 239
7.3 Viele Wege fu?hren zum Glu?ck – welcher ist meiner? 244
Glossar 247
Über die Herausgeberinnen 253
Sachwortverzeichnis 255

|33|2  Zeigt sich Glück im Körper?


Sabine Hoja

|34|Die meisten von uns kennen das Gefühl des Glücklichseins oder haben zumindest schon einmal einen „Moment des Glücks“ erlebt. Die wenigsten haben sich vermutlich jedoch Gedanken darüber gemacht, ob bzw. in welcher Form sich Glück in unserem Körper zeigt. Was geschieht eigentlich mit uns, wenn wir glücklich sind? Kommt es tatsächlich zu messbaren Veränderungen, mit denen der Zustand des Glücksempfindens beschrieben und beurteilt werden kann? Diesen und weiteren Fragen widmet sich das nachfolgende Kapitel und erklärt dabei unter anderem, was es mit der Freisetzung sogenannter Glückshormone auf sich hat.

So viel sei vorweggenommen: Es gibt eine ganze Reihe an Botenstoffen, die wissenschaftlich nachweisbar mit Glück bzw. dem Glücklichsein in Verbindung gebracht werden. Doch bevor näher auf die einzelnen Verbindungen eingegangen wird, klären wir zunächst den Unterschied zwischen Hormonen und Neurotransmittern.

Wichtig

Hormone sind biochemische Moleküle, die von Zellen des endokrinen Systems (zum Beispiel in der Nebenniere, Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse oder in den Keimdrüsen, sprich Eierstöcken und Hoden) hergestellt und anschließend ins Blut ausgeschüttet werden. Über den Blutkreislauf werden sie dann zu ihren teilweise auch weit entfernten Zielorganen befördert, um dort ihre Wirkung zu entfalten (Schandry, 2016). Neurotransmitter hingegen sorgen für eine extrem schnelle Reizweiterleitung innerhalb des Nervensystems. Diese Überträgerstoffe werden als Folge der Aktivierung – meist in Form eines Aktionspotentials – einer Nervenzelle ausgeschüttet. Es erfolgt die Umwandlung des elektrischen Impulses in ein chemisches Signal. Die freigesetzten Neurotransmitter gelangen in den synaptischen Spalt, dem winzigen Zwischenraum zwischen zwei benachbarten Nervenzellen, und können dann an die Empfängermoleküle der gegenüberliegenden Zelle „andocken“ und so wirksam werden (Schandry, 2016). Die Strecke, die ein Neurotransmitter überwindet, ist also um ein Vielfaches geringer als der zurückgelegte Weg von vergleichsweise langsam in der Blutbahn transportierten Hormonen.

|35|Doch was ist unter dem Begriff „Glückshormon“ zu verstehen? Welche Botenstoffe – die Rede ist sowohl von „echten“ Hormonen als auch von Neurotransmittern – zählen hierzu, wo und unter welchen Voraussetzungen werden sie gebildet und was bewirken sie?

2.1  Glückshormone


Als Glückshormone werden meist Substanzen oder Moleküle bezeichnet, die mit Wohlbefinden oder Glücksgefühlen assoziiert sind, was sich durch ihre stimulierende, entspannende und/oder schmerzlindernd-betäubende Wirkung äußert. Aufgrund der Tatsache, dass sie ähnliche Effekte zeigen wie manche Wirkstoffe, die die menschliche Psyche beeinflussen, werden sie manchmal auch als „körpereigene Drogen“ bezeichnet (Zehentbauer, 1992).

2.1.1  Dopamin

Beginnen wir mit dem wahrscheinlich bekanntesten Vertreter: Dopamin. Dopamin ist einer der wichtigsten Botenstoffe des Zentralen Nervensystems und der entscheidende Vermittler unserer Glücksempfindungen. Dopamin ist ein Neurotransmitter aus der Gruppe der Katecholamine und wird in Zellen des Hypothalamus und der Substantia nigra produziert und vermittelt motivations- und antriebssteigernde Effekte. Es fungiert als Botenstoff zwischen Nervenzellen des Glücks- und Belohnungs- bzw. Motivationssystems unseres Gehirns. Dieser Botenstoff löst aber nicht nur Glücksgefühle aus, sondern auch Freude, Lust, Verlangen, Interesse und Motivation. Eine positive Stimmung ist assoziiert mit einem hohen Level an Dopamin im Gehirn, wodurch es möglicherweise auch zu besseren kognitiven Leistungen, beispielsweise beim kreativen Problemlösen, kommen kann (Ashby & Isen, 1999). In der Wissenschaft und Forschung wird schlechte Laune entsprechend mit einem niedrigeren Spiegel an Dopamin in Verbindung gebracht. Allgemein äußert sich ein Mangel an Dopamin unter anderem in Antriebslosigkeit, Trägheit, Lustlosigkeit und Aufmerksamkeitsstörungen. In einer Studie der University of |36|Amsterdam wurde herausgefunden, dass ein länger andauernder Mangel an Dopamin zu einer verschlechterten Stimmung führt. Die Patienten waren antriebslos und zeigten ein insgesamt verschlechtertes Wohlbefinden (Ruhé, Mason & Schene, 2007). Ein Dopaminmangel macht aber längerfristig betrachtet nicht nur unglücklicher, sondern kann auch mit Konzentrationsstörungen und Motivationsproblemen einhergehen.

Hintergrundwissen

Auch bei der Krankheit Morbus Parkinson spielt Dopamin eine wichtige Rolle. Bei Patienten, die von dieser Erkrankung betroffen sind, kommt es durch das Absterben bestimmter Nervenzellen in der Substantia nigra zu einem Mangel an Dopamin. Als Folge davon treten Bewegungsstörungen in Form von Muskelsteifheit, Zittern und allgemein eine Verlangsamung von Bewegungsabläufen auf. Mit fortschreitender Krankheit machen sich bei den Patienten auch oft kognitive Defizite bemerkbar. Eines der wichtigsten Ziele der Parkinson-Therapie ist somit die Erhöhung der Dopaminkonzentration. Da Dopamin selbst nicht die Blut-Hirn-Schranke passieren kann, muss die Dopaminvorstufe L-Dopa verabreicht werden. Diese Substanz gelangt ins Gehirn und kann dort die Dopaminsynthese anregen, wodurch bestimmte Symptome der Parkinson-Erkrankung, wie zum Beispiel die Muskelsteifheit, positiv beeinflusst, sprich gelindert, werden können. Leider kann diese Behandlung aber nicht den fortschreitenden Verlauf der Krankheit aufhalten oder gar das Absterben der Nervenzellen verhindern (Bear, Connors & Paradiso, 2018).

Wenn – vereinfacht dargestellt – der Dopaminspiegel darüber entscheidet, ob wir glücklich sind oder nicht, könnten wir dann nicht vielleicht einfach versuchen, mehr Dopamin zu produzieren? Es gibt tatsächlich zahlreiche Aktivitäten, die mit einem Anstieg der Dopamin-Konzentration im Gehirn assoziiert sind. Beispielsweise kann bereits moderates Sporttreiben, also ein bisschen Bewegung, zu einem |37|erhöhten Dopamin-Level führen (Sutoo & Akiyama, 2003). Doch auch das Gegenteil, nämlich stillsitzen in einer völligen Präsenz, kann zur Produktion von mehr Dopamin führen. So fanden Forscher heraus, dass es beim Meditieren unter anderem zu einem Anstieg dieses Botenstoffs kommt (Young, 2011). Eine weitere Möglichkeit, mehr Dopamin zu generieren, ist das Hören von Musik, die uns gefällt. Salimpoor, Benovoy, Larcher, Dagher und Zatorre (2011) weisen darauf hin, dass es sowohl bereits beim Antizipieren als auch dann beim tatsächlichen Genießen von Musik zu einer Dopamin-Ausschüttung im Striatum kommt. Dieser Teil des Gehirns ist in seiner ursprünglichen Funktion an der Steuerung von Bewegungsabläufen beteiligt (Bear et al., 2018). Nicht zuletzt können wir auch durch unsere Ernährung unser Dopamin-Level beeinflussen. Das Dopamin wird aus L-Tyrosin synthetisiert, einer nichtessentiellen Aminosäure, die in vielen Proteinen vorkommt und an der Biosynthese wichtiger Moleküle beteiligt ist (Bear et al., 2018). Wenn wir also mehr Lebensmittel, die einen hohen Anteil von L-Tyrosin enthalten, zu uns nehmen – wozu unter anderem Fisch, Quark, Eier sowie Nüsse zählen – kann auch mehr Dopamin von den körpereigenen Zellen hergestellt werden. Ein Mangel an Dopamin kann unter anderem durch eine Mangelernährung in Bezug auf L-Tyrosin hervorgerufen werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dopamin eine sehr wichtige Rolle beim Vermitteln von Glücksgefühlen spielt, ebenso wie der nächste Vertreter aus der Reihe der „Glückshormone“: Serotonin.

2.1.2  Serotonin

Serotonin ist ein Gewebshormon und ein Neurotransmitter, der in zwei Schritten von Zellen im Gehirn synthetisiert wird. Dabei wird die in der Nahrung enthaltene Aminosäure Tryptophan über einen Zwischenschritt in Serotonin umgewandelt. Aus der Nahrung – Getreide, Fleisch und Milchprodukte enthalten besonders viel Tryptophan – gelangt die Aminosäure ins Blut und wird anschließend über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn transportiert. Bei ungenügender Tryptophan-Zufuhr durch die Nahrung wird die...

Erscheint lt. Verlag 22.9.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Achtsamkeit • Bewegung • Dopamin • Glück • Psychologie • Runner's • Selbstfürsorge • Serotonin • Sport • Sportwissenschaft
ISBN-10 3-456-95993-1 / 3456959931
ISBN-13 978-3-456-95993-1 / 9783456959931
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