Es ist okay (eBook)
272 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2397-8 (ISBN)
Angela Doe wurde 1989 in München geboren. Sie studierte Fotodesign an der Hochschule in München und gründete 2013 ihren Blog. Dort war sie lange Jahre als Fashionbloggerin unterwegs, bis sie sich umorientierte. Heute steht sie auf ihrem Instagram-Kanal @angeladoe für Themen wie Selbstakzeptanz, Verletzlichkeit und Offenheit ein. Gemeinsam mit ihrer Seniorenkatze Sherry lebt sie auch heute noch in ihrer Heimatstadt München.
Angela Doe wurde 1989 in München geboren. Sie studierte Fotodesign an der Hochschule in München und gründete 2013 ihren Blog. Dort war sie lange Jahre erfolgreich als Fashionbloggerin unterwegs, bis sie sich umorientierte und heute für Themen wie Selbstakzeptanz, Verletzlichkeit und Offenheit einsteht. Sie lebt mit ihrer Katze Sherry in München.
Vorwort
Einer meiner größten Träume war es immer, irgendwann einmal ein Buch zu schreiben. Mit sechzehn, als ich nach meinem ersten, furchtbaren Herzschmerz meine Gefühle niederschrieb, gefiel mir die Vorstellung, Autorin zu sein. Autorin! So was von cool. Sagen zu können: »Ich habe ein Buch geschrieben!« So was von cool. Sein eigenes Buch jemanden in der S-Bahn lesen zu sehen! So was von cool. Ich dachte, schriebe ich ein Buch, dann wäre ich endlich jemand. Und Mann, wäre ich mit sechzehn gerne »jemand« gewesen. Ich wäre gern irgend»jemand« gewesen – Hauptsache, nicht ich selbst. Denn ein Buch schreiben, das können nur ganz besondere Menschen, und ich wollte doch so gerne besonders sein.
Ich schrieb viel – aber niemals ein Buch. Ich schrieb verschleierte Herzschmerz-Botschaften auf MySpace, Einser-Aufsätze in der Schule, endlose Chat-Nachrichten auf ICQ, Kurzgeschichten auf meiner Knuddels-Homepage und bis vor einigen Jahren sogar noch einen Blog – aber ein Buch schrieb ich nie. Es dauerte eine Zeit, bis ich verstand, dass meine Beweggründe falsch waren. Ich wollte kein »Buch schreiben« – ich wollte »ein Buch geschrieben haben«. Ich wollte kein »Buch schreiben«, ich wollte jemand SEIN, der Bücher schreibt. Denn ich wollte den Stempel der Autorin für meinen viel zu kleinen Selbstwert.
Um es aber gleich mal vorwegzunehmen: Ich find’s schon immer noch ziemlich nice, dass ich gerade ein Buch schreibe. Machen wir uns mal nichts vor. Ein bisschen 16-jährige Angela ist wohl immer noch in mir, und das ist okay. Man soll sein inneres Kind doch in den Arm nehmen, dann darf ich jetzt auch mal das Ego meines Teenager-Ichs streicheln. Ich klopfe ihr also hiermit auf die Schulter. Gut gemacht!
Der Unterschied zu meinen Beweggründen von damals ist, dass ich heute geradezu darauf brenne, endlich einen Ort für meine Gedanken, Gefühle und Erkenntnisse zu erschaffen. Da ist so viel in mir, das nur darauf wartet, endlich mal in halbwegs strukturierter Form zu Papier gebracht zu werden. Ich schreibe dieses Buch also nicht ausschließlich für euch – sondern auch ein bisschen für mich. Denn das Schreiben ist auch heute noch wie eine Therapiesitzung mit mir selbst. Ich setz mich hin und trinke einen Kaffee mit meinen Gefühlen. Und wenn du magst, dann setz dich doch zu mir.
Was ich mit diesem Buch versuchen möchte
Ganz kurz und vielleicht etwas platt gesagt: Ich war früher, als Teenager und auch noch weit in die Zwanziger hinein, kein besonders glücklicher Mensch. Heute bin ich es viel mehr. Was dazwischen passiert ist und wie ich da hingekommen bin, soll dieses Buch erzählen.
Mir geht es auch heute nicht immer gut. Ich bin nicht immer glücklich. Ein großer Teil meiner Entwicklung aber bestand auch darin zu akzeptieren, dass das Leben Polarität, ein Auf und Ab, eine Gefühlsachterbahn zwischen Gut und Schlecht ist. Der Unterschied zu damals aber ist, dass ich gelernt habe, im freien Fall die Arme hochzureißen, und manchmal denke ich sogar daran, den Fallschirm zu öffnen. Die Tiefs fühlen sich nicht mehr ganz so tief an, dafür aber koste ich die Hochs mit all meinen Sinnen aus.
Trotzdem fühle ich mich nicht befugt, einen »Lebensratgeber« zu schreiben. In meinen Augen ist eigentlich niemand dazu befugt – außer man hat eine entsprechende Ausbildung gemacht. Person Y kann keinen Ratgeber für Person B schreiben. Denn Person Y ist nicht Person B. Menschen, Leben, Umfelder, Erfahrungen sind so vielfältig und unterschiedlich, wie es Sterne im Universum gibt. Kein Mensch ist gleich. Ich kann dir also nicht sagen, wie du dein Leben leben sollst, damit du glücklich wirst. Ich habe leider keine Anleitung für dich. Weder deine Eltern noch deine Freunde oder deine Vorbilder haben eine Anleitung für dich. Aber die gute Nachricht ist: Die hatte ich auch nie! Denn was dich in deinem Leben glücklich macht, wirst du niemals im Vergleich mit jemand anderem herausfinden. Auch nicht im Vergleich mit mir. Denn keiner kennt deine Gedanken, keiner kennt deine Erfahrungen, keiner kennt dein Wesen so gut wie du. Ganz allein du selbst kannst herausfinden, wer du bist und welcher Weg für dich richtig ist.
Wozu schreibe ich also all das hier?
Ich möchte versuchen, eben die Worte aufzuschreiben, die ich in meinem Leben gerne gehört hätte, die mir ganz oft gefehlt haben, um den Willen und den Mut aufzubringen weiterzugehen. Für mich persönlich waren immer genau die Bücher und Texte am hilfreichsten, in denen ich mich selbst erkannt habe. Und wann immer ich etwas im Internet poste – die meiste Liebe bekomme ich, wenn ich euch das Gefühl nehme, mit bestimmten Problemen und Sorgen ganz allein auf der Welt zu sein. Wann immer ich mich öffnete und meine eigenen Probleme anspreche, werde ich überhäuft mit Dankesnachrichten. Und dabei habe ich ganz oft nicht einmal eine Lösung parat. Doch das An- und Aussprechen des Problems reicht offenbar bereits. Was den Menschen Erleichterung verschafft, ist das Gefühl, nicht allein zu sein. Da draußen gibt es noch jemanden, der genauso awkward ist! Der genauso keine Ahnung hat, wohin es im Leben gehen soll!
Ich habe mich selbst ganz oft einsam gefühlt mit meinen Problemen, hab mich eingeigelt und mir eingeredet, mich würde sowieso keiner verstehen. Turns out, je mehr ich mir wie ein Alien vorkam, desto mehr Menschen sprach das Thema an. Wenn ich etwas verbalisierte, das sich sonst aus Scham oder Angst keiner traute auszusprechen, genau dann öffneten sich auf einmal die meisten Herzen. Und ich, ich war wieder Mensch und kein Alien mehr. Und ein paar andere Aliens vor ihrem Handybildschirm wurden auf einmal auch wieder zu Menschen.
Ich schreibe dieses Buch also in erster Linie dafür, dass du dich verstanden fühlst. Ich möchte so viele meiner Schwächen und Probleme der letzten Jahre offen darlegen, wie es mir nur möglich ist. Ich will, dass du dich am Ende dieses Buches wieder ein bisschen mehr als Teil eines Großen und Ganzen fühlst. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Gefühl, Teil von etwas zu sein, maßgeblich zum eigenen Glück beiträgt. In Afrika nennt man dieses Gefühl, diese Lebenseinstellung »Ubuntu«: »Ich bin, weil du bist«, es bedeutet, dass es zum Wesen des Menschen gehört, Teil von etwas zu sein. Oder wie Johann Gottlieb Fichte es bereits sagte: »Der Mensch wird nur unter Menschen ein Mensch – sollen überhaupt Menschen sein, so müssen mehrere sein.«1 Ich gehöre in diese Welt genauso wie du – und wenn du in diesem Buch Gemeinsamkeiten mit mir entdeckst, dann fühlst du hoffentlich ein bisschen Ubuntu in dir.
Denn zusammen ist man weniger allein.
"Triggerwarnung: Essstörung, Narzissmus und Schwangerschaftsabbruch
Bevor es losgeht, möchte und muss ich für dieses Buch eine allgemeine Triggerwarnung zum Thema Essstörung setzen. Zwar geht es natürlich hauptsächlich darum, wie ich diese für mich auflösen konnte – aber dennoch erzähle ich vor allem zu Beginn, was mich in die Bulimie getrieben hat und wie sich meine Essstörung genau äußerte. Der Sinn dieses Buches soll nicht sein, dass du dir etwas von der alten Teenager-Angela abguckst. Bitte sei achtsam und beobachte deine Gedanken und Gefühle. Sobald du dich beispielsweise dabei erwischst, dass du einen Abnehm-»Tipp« als eine »gute Idee« empfindest, hör am besten sofort auf zu lesen und geh weiter zum nächsten Kapitel. Weitere Triggerwarnungen findest du vor den jeweiligen Kapiteln.
Gendergerechte Sprache
Ich habe mich dazu entschlossen, in diesem Buch eine gendergerechte Sprache zu verwenden. Ich verwende hierzu den Doppelpunkt (Beispiel: Freund:innen), um Menschen aller Geschlechteridentitäten zu inkludieren. Und obwohl ich nach bestem Gewissen versuche, keine Fehler zu machen, können sich einige einschleichen. Ich möchte euch hiermit um Nachsicht bitten, falls dem so sein sollte.
Retrospektive
Um euch voll und ganz in meine Gefühlswelt mitzunehmen, zeige ich euch Texte und Tagebucheinträge, die ich über die Jahre geschrieben habe. Das Schreiben war seit besagtem erstem Herzschmerz schon immer mein Ventil, um meinen Gefühlen Raum zu geben. Ich musste sie sozusagen »auskotzen«, weil sie mich sonst innerlich zerfressen hätten. Es ist paradox, wenn man bedenkt, dass ich acht Jahre meines Lebens an Bulimie litt – das »Loswerden« meiner viel zu starken Gefühle und Probleme spiegelte sich nicht nur auf Papier, sondern auch in meinem Essverhalten wider. Diese Gefühlskotze war meist ein undurchschaubares Wirrwarr aus Angst, Zweifel und Aussichtslosigkeit. Ein fest verwirrter Knoten und ich mittendrin. Diese Texte von damals sind sehr emotional, verzweifelt, vielleicht sogar erdrückend. Sie werden vielleicht etwas Vergangenes in dir aufrütteln oder auch etwas, das gerade präsent ist. Deshalb bitte ich dich darum, das Buch nach solch einem Text nicht gleich beiseitezulegen. Ich möchte dich nicht mit dem Gefühl der Leere und Aussichtslosigkeit zurücklassen, sondern gemeinsam mit dir auf diese Texte und Erfahrungen zurückblicken. Denn ich möchte immer auch erzählen, was ich aus diesen Erfahrungen gelernt habe und wie sie mir letztendlich betrachtet in meinem Weiterkommen geholfen haben. Lies also bitte nie »nur« den Schmerz, sondern immer auch das, was danach kommt.
Rückblickend betrachtet – und davon bin ich fest überzeugt – sieht jedes noch so große und aussichtslose Problem auf einmal gar nicht mehr so wild aus. Ich erkenne den Knoten – aber ich erkenne auch die einzelnen Stränge, die zu diesem Knoten geführt haben. Ich kann jetzt herauslesen, wer ich war,...
Erscheint lt. Verlag | 2.11.2020 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung | |
Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Psychologie | |
Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Allgemeine Psychologie | |
Naturwissenschaften ► Biologie | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Aus Fehlern lernen • Bindungsangst • Blogger • Body Positivity • Bulimie • Coming of Age • Depression • Emanzipation • Erwachsen werden • Fair Fashion • Frauen • Freundschaft • glücklich single • Körper • Körperbewusstsein • Lebenshilfe • Lebenskrise • Liebe • Nachhaltiger Konsum • Nachhaltigkeit • Narzisst • Neu anfangen • Neustart • Oberflächlichkeit • Persönlichkeitsentwicklung • Scheitern • seinen eigenen Weg gehen • Selbstbestimmung • Selbstbewusste Frau • Selbstbewusstsein • Selbstfindung • Selbstliebe • Selbstverantwortung • Selbstverwirklichung • Selbstzweifel • Single • sinnfluencer • soziale Bindungen • Studium • Tiefsinn • toxische Beziehung • Unsicherheit • Weiblichkeit • zu sich finden • Zu sich selbst finden • Zwanziger |
ISBN-10 | 3-8437-2397-4 / 3843723974 |
ISBN-13 | 978-3-8437-2397-8 / 9783843723978 |
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