Ich glaube (eBook)

Wichtige Lebensfragen neu interpretiert
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
208 Seiten
Kösel (Verlag)
978-3-641-26939-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich glaube -  Papst Franziskus
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Ein kraftvolles Statement des Papstes in unruhigen Zeiten
Wird Gott tatsächlich immer verzeihen? Und kann Jesus tatsächlich auferstanden sein? Wie funktioniert das mit dem Fegefeuer? Diese und viele weitere Fragen treiben heute Gläubige (und auch Nicht-Gläubige) um. Im neuen Buch »Ich glaube« von Papst Franziskus geht es um genau diese Fragen. Ausgehend vom Glaubensbekenntnis, dem Gebet, das den christlichen Glauben zusammenfasst, gibt Papst Franziskus in lebensnaher Sprache Anregungen, den Glauben besser zu verstehen.

Papst Franziskus (Jorge Mario Bergoglio SJ), geb. am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires, wurde am 13. März 2013 zum 266. Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Er ist der erste Jesuit und der erste Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri. Zuvor war er Erzbischof von Buenos Aires (1998-2013). Seine Bücher sind internationale Bestseller, zuletzt »Der Name Gottes ist Barmherzigkeit« (2016), »Vater unser« (2018), »Ich glaube« und »Wage zu träumen« (beide 2020) sowie »Ich wünsche dir ein Lächeln« (2022).

ICH GLAUBE AN GOTT


Heiliger Vater, ich würde Ihnen gerne ein Foto zeigen, das mir sehr am Herzen liegt. Mein Vater hat es vor gut dreißig Jahren aufgenommen. Es zeigt meine Großmutter, meine Mutter, meinen Bruder und mich. Meine Großmutter kam 1920 zur Welt. Sie war tiefgläubig: Ich weiß noch, dass sie bei allem, was sie tat, ob sie nun das Feld umgrub oder die Wäsche machte, den Rosenkranz betete. Meine Mutter wurde 1946 geboren. Kaum war sie volljährig, brach rundherum die Protestbewegung der 1960-er Jahre aus. Junge Leute wie sie gingen auf die Straße und forderten lauthals: »Die Fantasie an die Macht!« Ihre Generation wuchs ohne Gott auf. Mein Bruder und ich wurden in den 1980-er Jahren geboren. Unsere Generation stellte sich die Frage: Hat es denn Sinn, an Gott zu glauben? Vor hundert Jahren hängte meine Familie sogar im Stall Jesusbilder auf, um die Tiere zu schützen. Heute aber wird der Glaube an Gott mit Fragezeichen versehen: Glaube ich, glaube ich nicht, warum soll ich glauben? Mir scheint das wie die Geschichte eines Gefühls, das immer mehr nachlässt. Sind wir Ihrer Ansicht nach dazu bestimmt, als Letzte den christlichen Glauben zu leben?

Diese Frage stellte sich im Laufe der Geschichte immer wieder. Was Du schilderst – dass die herrschenden kulturellen Umstände den Menschen mitunter von den Gepflogenheiten des Glaubens fernhalten – hat sich schon unzählige Male so zugetragen. Zum Beispiel während der Verfolgungen: Zur Zeit des Römischen Reiches hätte man durchaus glauben können, dass die ersten Christen auch die letzten sein würden. Aber auch andere kulturelle Strömungen entfalteten eine ähnliche Wirkung. Man denke nur einmal an das Erbe der Aufklärung, die das Christentum auf den Status eines Aberglaubens reduzieren wollte, auf die Funktion der Staatsreligion: Die Priester verweltlichten zusehends, wurden zum Monsieur l’Abbé, der nur noch zu Hofe zugange war. Es gab immer schon Prozesse, die sich gegen das Christentum wandten. Gegen, denn das Christentum wird verfolgt. Ich fühle mich fast versucht zu sagen: muss verfolgt werden. Aber nein, es wird verfolgt. Der Versuch – es auszulöschen – ist der Tatsache geschuldet, dass es eine Bedrohung darstellt: die Art von Bedrohung, welche der Sauerteig für das Mehl darstellt, für das Brot, das ungesäuert bleiben möchte. Es ist eine Bedrohung … Auch zu Zeiten Jesu war das schon so: Denk nur einmal an all die Verleumdungen, an das Gerichtsverfahren, und weiter an die Verfolgung der ersten Märtyrer, angefangen bei Heiligen Stefan, wie uns die Bibel berichtet. (Apg 7, 51–60). Auch in der weiteren Geschichte Roms gab es unzählige Märtyrer … Die Geschichte des Christentums ist eine Geschichte von Verfolgung und Vernichtungsversuchen. Und der Erfolge? Nein, der Standhaftigkeit. Es ist richtig, dass das Christentum nicht von Erfolgen lebt. Wenn ich die vielen »glorreichen« Darstellungen sehe, die die Kunst hervorgebracht hat, meine ich immer, dass sie als Inspiration wirklich hilfreich sind. Die Kunst wollte die Wahrheit des Christentums ausdrücken. Doch die christliche Wahrheit besteht in der Standhaftigkeit der Gläubigen, einer Standhaftigkeit gegen die Verweltlichung, gleichwohl aber in dieser Welt.

In der Weltlichkeit der Geschichte bekennt der Christ seinen Glauben durch das uralte Gebet des Credo. Manchmal sagen mir Menschen: »Ich habe Schwierigkeiten, an Gott zu glauben.« Dann fällt mir spontan die Frage ein: »Aber an welchen Gott kannst du denn nicht glauben?« Denn wenn Gott nur eine Vorstellung wäre, würde ich mich ihm auch nicht anvertrauen. Gott aber ist eine Person. Wie viel Bedeutung hat das Bild Gottes, das ein Kind sich in jungen Jahren schafft und das es danach kultiviert oder verwirft?

Das hängt ganz davon ab, welches Bild von Gott wir dem Kind vermitteln: das Bild eines Gottes, wie er im Theater oder im Zirkus auftritt, das aus den Wundererzählungen, oder das, in dem Gott so grausam erscheint wie der Wolf im Märchen von Rotkäppchen … Wir Christen beginnen unser Glaubensbekenntnis mit folgenden Worten: »Ich glaube an Gott, den Vater«. Aber zeigen wir dem Kind auch einen väterlichen Gott, als dessen Kind es sich fühlen darf? Ich habe das erst kürzlich gehört, als ich in Madagaskar war: Der wahre Glaube ist der an Gott, den Vater. So schrieb schon Basilius von Cäsarea: »Der Gott des Universums ist seit Ewigkeit Vater […] Und seine Väterlichkeit, um es so zu nennen, besitzt er seit aller Ewigkeit.«2

Es gibt also auch eine affektive Erinnerung an den Glauben, so wie es diese für die Lebensgeschichte jedes Menschen gibt oder für seine Herkunft?

Gewiss, »affektiv« im positiven Sinn des Wortes. Der Glaube umfasst alles: Wahrheiten und Gefühle. Denn unser oberstes Gebot ist die Liebe, und die Liebe ist ein Gefühl. Immer wieder einmal werden Theorien vorgetragen, die von Gott in abstrakten, ideologischen Begriffen sprechen, als wäre er eine Idee der Vollkommenheit. Dann versucht man seine Existenz zu beweisen, als wäre das ein mathematisches Problem. Solche Vorstellungen begegnen uns im Laufe der Geschichte immer wieder wie ein Refrain. Daneben aber finden wir den Gott, wie ihn die Heiligen predigen, die die Einfachheit des Evangeliums aufzeigen. Die Heiligen sind die wahren Helden des Christentums: Männer und Frauen, die verstanden haben, was es heißt, an einen Gott zu glauben, der uns Vater ist, und nicht an einen Gott, der wie Candra, der Zauberer, mit magischen Kräften begabt ist.

Es besteht also eine tiefe Beziehung zwischen dem eigenen Glauben und der persönlichen Lebenserfahrung …

Natürlich! Mir sind als Seelsorger immer wieder Menschen begegnet, die einfach nicht zum »Vater« sprechen konnten, denen die Erfahrung der Väterlichkeit Gottes versagt war. Sie hatten einen Vater, der ihnen Schlimmes angetan hat oder ihre Mutter verlassen hat … Diese Menschen bräuchten einen Weg der Heilung, der – ich weiß nicht, wie das auf Italienisch heißt, auf Spanisch sagt man – sanazione [Gesundung, A. d. R.]

Sie müssen sozusagen wieder zusammengeflickt werden …

Ja, zusammengeflickt oder erneuert. Denn die persönliche Lebenserfahrung ist wichtig.

Heiliger Vater, wenn ich mit meinen Jungs im Gefängnis das Glaubensbekenntnis bete, dann treffen mich die Worte »Gott, den Vater, den Allmächtigen« besonders, denn wir leben in einer Welt, die, was die Figur des Vaters angeht, zum Waisenkind geworden ist. Einer Welt, in der das Böse sich ungehindert tummeln kann und der Mensch Maß nur noch an sich selbst nimmt. Tatsächlich sind einige dieser Männer wegen Mordes verurteilt worden. Das ist, als wolle man sagen: Wenn der andere mir im Weg ist, beseitige ich ihn einfach. Diese weite Verbreitung des Bösen zeugt von der Präsenz Satans. »Ich glaube an Gott« und »Ich halte mich fern von Satan«. Aber werden das Gute und das Böse nicht immer nebeneinander koexistieren, bis ans Ende aller Tage?

Bevor ich Dir auf diese Frage antworte und auf Satan näher eingehe, möchte ich Dich auf etwas anderes aufmerksam machen, nämlich auf das vierte Attribut Gottes: Er ist Vater, Allmächtiger, Schöpfer, aber auch Erlöser. Wie ich schon oft erklärt habe, zeigt sich die Barmherzigkeit Gottes in der Erlösung, in dem Heil, das uns durch das Blut seines Sohnes geschenkt wurde (siehe 1 Petr 1, 18–21). Die Erlösung steht für die Vollendung der Geschichte. Gleichzeitig ist sie Teil eines Projekts von kosmischen Ausmaßen, das Gott schon vor der Erschaffung der Welt im Sinn hatte, wie Paulus erklärt: »Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen, die Leben gibt. Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.« (Röm 5, 18–19) Der Begriff »Erlösung« steht für die radikalste Befreiung, die Gott für uns schaffen konnte, für die ganze Menschheit und die gesamte Schöpfung. Heute wollen die Menschen nicht mehr glauben, dass sie durch das Eingreifen Gottes befreit und erlöst werden. Sie bilden sich ein, frei zu sein, und glauben, dass diese Freiheit ihnen alles gibt. In Wirklichkeit ist das nicht so. Wie viele Illusionen werden doch unter dem Deckmäntelchen der Freiheit verkauft, und wie viele neue Abhängigkeiten werden im Namen einer falschen Freiheit heute geschaffen! Im Rückgriff auf Paulus schrieb Johannes Cassianus zu Beginn des 5. Jahrhunderts: »Welch ein Unterschied also zwischen dem, der der Erfüllung durch Gerechtigkeit bedurft hatte, und Ihm, der alles mit seiner Gerechtigkeit erfüllte.«3

Gott ist der Erlöser …

Aber dazu kommen wir später noch.

Gewiss.

Die drei Attribute Gottes sind jedoch nicht alles.

Wie schön!

In der Liturgie, in einem der Gebete für den Weihnachtstag, heißt es: »Allmächtiger Gott, Du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt.«4 Gott ist nicht nur allmächtig, er ist auch unser Erlöser. Aber darauf werden wir noch zurückkommen. Nun beschäftigen wir uns mit Deiner Frage zu Satan.

In unserem Glaubensbekenntnis drücken wir auch aus, dass wir uns von Satan fernhalten, von den Werken, den Verführungen des Teufels …

Aber wir sagen nie, dass wir den Verführungen Gottes unterliegen! Denn Gott benutzt keine trügerische Sprache...

Erscheint lt. Verlag 12.10.2020
Übersetzer Elisabeth Liebl
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Io credo, noi crediamo
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Andreas Englisch Der Kämpfer im Vatikan • Benedikt XVI. • Die schönsten Gebete • Die zwei Päpste • eBooks • Joseph Ratzinger • Kollosseum • Liturgie • Ökumene • Sixtinische Kapelle • Vatikan
ISBN-10 3-641-26939-3 / 3641269393
ISBN-13 978-3-641-26939-5 / 9783641269395
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