Die Soldatenkaiser (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
167 Seiten
wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
978-3-534-74623-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
17,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Das Römische Reich stand im 3. Jh. n.Chr. am Abgrund: militärisch, politisch, sozial und fiskalisch. War es eine ?Weltkrise?, die der antike Mittelmeerraum unter den Soldatenkaisern durchlitt? Dieser Band zeichnet die verschiedenen Aspekte nach und versucht sich in einer Deutung: Nicht eine alle Lebensbereiche erfassende Krise erschütterte das römische Weltreich, sondern umwälzende Veränderungen außerhalb des Imperiums erforderten militärische Reaktionen und brachten die alte Prinzipatsordnung ins Wanken. Die ?Soldatenkaiser? - viele dieser durchweg vom Heer erhobenen Kaiser waren alles andere als unzivilisierte Haudegen - stellten sich typisch römisch, traditionsverbunden und doch innovativ den Herausforderungen ihres Zeitalters und schufen so ein neues Imperium.

Michael Sommer studierte Alte Geschichte, Klassische Philologie, Wissenschaftliche Politik, Neuere und Neueste Geschichte sowie Vorderasiatische Archäologie in Freiburg, Basel, Bremen und Perugia, lehrte in Liverpool und ist seit 2012 Professor für Alte Geschichte an der Universität Oldenburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind das Imperium Romanum, der östliche Mittelmeerraum sowie die Phönizier. Von ihm sind zahlreiche Bücher erschienen, u.a. 'Der römische Orient. Zwischen Mittelmeer und Tigris' (2006), 'Die römischen Kaiser. Herrschaft und Alltag' (2010) und 'Narren im Purpur. Lebensbilder aus der Antike' (2012).

Michael Sommer studierte Alte Geschichte, Klassische Philologie, Wissenschaftliche Politik, Neuere und Neueste Geschichte sowie Vorderasiatische Archäologie in Freiburg, Basel, Bremen und Perugia, lehrte in Liverpool und ist seit 2012 Professor für Alte Geschichte an der Universität Oldenburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind das Imperium Romanum, der östliche Mittelmeerraum sowie die Phönizier. Von ihm sind zahlreiche Bücher erschienen, u.a. "Der römische Orient. Zwischen Mittelmeer und Tigris" (2006), "Die römischen Kaiser. Herrschaft und Alltag" (2010) und "Narren im Purpur. Lebensbilder aus der Antike" (2012).

Geschichte kompakt6
Vorwort zur 4. Auflage7
I. Historische Voraussetzungen 9
1. Prinzipat 9
2. Einheit des Mittelmeerraums 15
II. Die Quellen und ihre Probleme 21
1. Literarische Quellen21
2. Inschriften 25
3. Papyri 27
4.Münzen 28
5.Arch_ologische Quellen 30
III. Die Soldatenkaiser: Das Drama und seine Akteure33
1.Vorspiel: Das severische Kaiserhaus34
2. Erster Akt: Von Maximinus Thrax bis Philippus Arabs (235-249) 40
3.Zweiter Akt: Von Decius bis Gallienus (249-268)56
4.Dritter Akt: Von Claudius II. Gothicus bis Carus (268-283) 71
5. Nachspiel: Diokletian und die Tetrarchie (284-305) 86
IV. Herausforderungen: Die alte Ordnung in der Krise 91
1. Die Grenzen im Westen: Rhein und Donau 92
2. Ein neuer Nachbar im Osten: Die Sasaniden 99
3.Usurpation105
4. Zwischen Kontinuität und Rezession: Die Wirtschaft 109
V. Antworten: Eine neue Ordnung zeichnet sich ab 119
1. Militär und Strategie 119
2. „Sonderreiche“: Die Regionalisierung militärischer
Verantwortung 125
3. Innovationen in Wirtschaft und Verwaltung 137
4.Auf der Suche nach Legitimität: Ansätze zu einer religiösen
Fundierung des Kaisertums 144
VI. Bilanz einer Epoche 154
Auswahlbibliographie160
Register. 163

»Sommer bietet eine gelungene Einführung in die Soldatenkaiserzeit. Unter Auswertung der Ergebnisse der neueren Forschung und Einbeziehung unterschiedlichster Quellen zeichnet der Autor ein lebendiges Bild des Römischen Reiches in dieser Krisenzeit, ohne den Leser mit zu vielen Details zu überfordern. Der flüssig und anschaulich geschriebene Text vermittelt somit einen schnellen Überblick und eignet sich hervorragend als Einführung für Studierende.« H-Soz-U-Kult

»Ein übersichtliches Bild über eine schwierige Epoche« Das Historisch-Politische Buch

II. Die Quellen und ihre Probleme


Überblick

Verglichen mit der römischen Republik und der frühen Kaiserzeit ist das 3. Jahrhundert n. Chr. ein quellenarmes Zeitalter. Viele literarische Texte sind nur fragmentarisch überliefert, andere, wie die gleich mehrfach problematische Historia Augusta, stammen aus viel späterer Zeit. Umso größere Bedeutung kommt deshalb anderen Quellen zu: archäologischen Überresten ebenso wie Inschriften, Münzen und Papyri.

Wir wissen über das 3. Jahrhundert relativ wenig – noch weniger, als über viele andere Epochen antiker Geschichte. Und besonders dürftig ist unser Wissen über die Zeit der Soldatenkaiser. Ein Grund liegt in den Zufälligkeiten der Überlieferung: Wichtige Texte, die Aufschlüsse über historische Ereignisse und Zusammenhänge geben könnten, sind verschollen, andere, erhaltene stellen einer schlüssigen Deutung schier unüberwindliche Hürden entgegen. Andererseits: Eine dürftige, problematische Überlieferungssituation ist vielleicht, vor dem Hintergrund allgemeinen Zeitenwechsels, nicht nur zufallsbedingt. Sie mag ihrerseits auch Indikator sein, Ausdruck sich wandelnder Präferenzen und Möglichkeiten der Zeitgenossen. Ein ganzer Abschnitt, nur den Quellen gewidmet, ist vermeintlich trockener Lesestoff; angesichts der Zeugnisse der Soldatenkaiserzeit und ihrer vielfältigen Probleme ist er unerlässlich.

1. Literarische Quellen


Herodian

Cassius Dios Geschichtswerk, die Hauptquelle für das 2. und beginnende 3. Jahrhundert, bricht 229 ab. Obwohl für das Verständnis der Epoche und ihrer prägenden Grundstimmungen unentbehrlich, ist es deshalb im strengen Sinn für die Geschichte der Soldatenkaiserzeit wertlos. Etwas weiter (bis 238) reichen die acht Bücher Geschichte des vielleicht aus Syrien stammenden, unter den Gordianen oder etwas später schreibenden Historiografen Herodian, dessen Werk in der Altertumswissenschaft wegen seiner „Fabulierfreudigkeit“ (Hermann Bengtson) keinen guten Ruf genießt. Einer historischen Forschung, die nicht allein an der Rekonstruktion der Ereignisgeschichte, sondern auch an kulturellen Wertmustern und Mentalitäten interessiert ist, hat Herodian, der mit durchaus originellen Erzähltechniken arbeitet, gleichwohl etwas zu sagen.

Herodians Zeitgenossenschaft macht ihn zum wichtigen Zeugen für Stimmungen und Wahrnehmungen der Epoche. Die literarische Gestaltung seines Stoffes erhält von hier ihre Impulse und wird so zum Spiegel einer besonderen historischen Dynamik. Dass Herodian die Krisensymptome seines Zeitalters nicht entgingen, wird aus seinen Bewertungen der von ihm skizzierten Kaiserpersönlichkeiten deutlich. Sein Gegenstand ist Zeitgeschichte von Commodus bis Maximinus Thrax. Alle diese Kaiserpersönlichkeiten müssen sich an Mark Aurel messen lassen, dem hochgebildeten letzten Adoptivkaiser, dessen Selbstbetrachtungen ein Hauptwerk der Ideengeschichte sind. Mark Aurels Regierungszeit verklärt Herodian, der sie nicht erlebt hat, in der Rückschau zu einem goldenen Zeitalter; griechische Bildung, paideia, ist ihm Schlüsselqualifikation des guten Herrschers schlechthin. Dagegen nehmen sich die Kaiserpersönlichkeiten seiner Gegenwart – ein entarteter Tyrann (Caracalla), ein exotischer Wollüstling (Elagabal), ein barbarischer Berserker (Maximinus Thrax) – wie bloße Karikaturen aus. Das griechische Bildungsideal der paideia beherrscht seine Darstellung und bestimmt die selektive Schilderung von Ereignisgeschichte.

Historia Augusta

Ein ganzes Bündel von Problemen wirft die Historia Augusta auf, eine von Hadrian bis Numerian (117–285) reichende Sammlung von Kaiserbiografien und für weite Teile der Soldatenkaiserzeit die einzige literarische Quelle. Bereits die Autorschaft bereitet kaum lösbare Probleme: Um die Frage, ob für alle Viten der Sammlung ein einziger Verfasser verantwortlich zeichnet oder, wie vom Werk selbst suggeriert, für jede Vita ein anderer, wird in der Forschung zur Historia Augusta heftig gerungen. Ungeklärt und durch die Frage der Autorschaft zusätzlich kompliziert sind auch Quellen, Tendenz und Entstehungszeit der Sammlung: vermutlich die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts.

Zu diesen Schwierigkeiten gesellt sich noch der offensichtlich besonders hohe Grad literarischer Fiktionalität der Historia Augusta – im Prinzip ein Problem jeglicher historiografischer Literatur der Antike. Weniger die Überlieferung historischer Fakten als vielmehr das Ziel, unterhaltsame Lektüre zu bieten, sowie vielleicht eine – sich uns nicht immer erschließende – antichristliche Polemik bestimmen weite Teile des Textes. Mit den Mitteln klassischer Quellenkritik ist kaum zu entscheiden, wo der oder die Verfasser aus Faktenwissen schöpfen. Dennoch lagen dem Autor oder den Autoren der Historia Augusta zahlreiche Quellen vor, die heute verloren sind. Schon deshalb wird man an der Historia Augusta kaum vorbeikommen.

Dexippos

Zu den heute weitgehend verlorenen historiografischen Texten des 3. Jahrhunderts zählt die griechische Chronik des Atheners Dexippos, die bis zum Tod Claudius’ II. (270) reichte. Auf Dexippos griffen die Historia Augusta und mehrere byzantinische Geschichtsschreiber zurück, in denen Fragmente der Chronik überdauert haben. Dexippos erlebte den Einfall der von den Goten abgespaltenen Heruler nach Griechenland und den Fall Athens. Für seinen Einsatz bei der Zurückschlagung der Heruler errichteten die Athener ihm eine Ehrenstatue, deren Basis (mit Inschrift) erhalten ist. Lediglich fragmentarisch überliefert sind auch die Geschichtswerke der Zeitgenossen Eusebios und Nikostratos von Trapezunt, ganz verloren sind die griechischen Schriften des Asinius Quadratus, eines Senators aus Italien. Der Eindruck, dass die literarische Produktion im 3. Jahrhundert fast gänzlich erlahmte, ist grundfalsch: Er ist hauptsächlich einer gegenüber der frühen Kaiserzeit deutlich ungünstigeren Überlieferungssituation geschuldet und sollte daher nicht als Krisensymptom missverstanden werden.

Breviarien

Eine im 4. Jahrhundert neu entstandene Untergattung der historiografischen Literatur sind die „Breviarien“, historische Abrisse in Kurzform, entstanden in offiziellem Auftrag des Kaiserhauses. Erhalten sind die Breviarien Eutrops, Aurelius Victors und des Festus sowie eine anonyme Schrift, die Epitome de Caesaribus. Sie alle schöpfen, wie auch die Historia Augusta, aus einer gemeinsamen, nicht erhaltenen und erst von einem Historiker des 19. Jahrhunderts rekonstruierten Quelle, die nach ihm „Enmannsche Kaisergeschichte“ heißt. In ihrer Darstellung wesentlich knapper, liefern die Breviarien durchweg verlässlichere Informationen als die problematische Historia Augusta. Von ähnlicher Bedeutung ist die Chronica Urbis Romae, eine kurz gefasste Stadtgeschichte, die bis zur Alleinherrschaft Konstantins des Großen (324) reicht, wenig später entstand und Mitte des 4. Jahrhunderts in einem Almanach, dem sogenannten Chronograph des Jahres 354 n. Chr., Verwendung fand.

Chroniken christlicher Autoren

Eine weitere Gruppe literarischer Quellen bilden die Chroniken christlicher Autoren des 3. bis 5. Jahrhunderts. Sie konzentrieren sich, der Textnatur entsprechend, auf heils- und kirchengeschichtliche Aspekte, zunächst auf Verfolgungen, die Christen zu erdulden hatten, und ihre Auseinandersetzung mit dem römischen Staat; später auf innerchristliche Konflikte und die Zurückdrängung heidnischer Kulte. Trotz des heilsgeschichtlichen Deutungsschemas enthalten Werke wie die Kirchengeschichte des Bischofs Eusebios von Caesarea und Orosius’ Historiarum adversum paganos libri VII („Sieben Bücher Geschichte gegen die Heiden“) auch für die allgemeine Geschichte wichtiges Material. Kein christlicher Autor hat aber als Quelle für die Soldatenkaiserzeit eine vergleichbare Bedeutung wie der 245 getaufte Cyprian, Bischof von Karthago zur Zeit der in Afrika besonders heftigen Christenverfolgungen des Decius. Zwar folgt sein Blick auf die Geschichte primär einer lokalhistorischen Perspektive, doch ist gerade sie besonders illustrativ, zumal vor dem Hintergrund allgemeiner Quellenarmut für die Jahrhundertmitte. Cyprian gibt Einblick in das Denken und Fühlen christlicher Eliten in den Städten der Provinzen. Er ist einer der Kronzeugen für die moderne These, die Menschen seiner Zeit hätten ein „Krisenbewusstsein“ entwickelt. Freilich teilte Cyprian, wie im Übrigen auch viele Nichtchristen, die heilsgeschichtlich inspirierte Auffassung vieler Zeitgenossen, das Ende der Welt stehe unmittelbar bevor. Nur konsequent war daher ihre Wahrnehmung aller irdischen Verhältnisse als „Jammertal“. Ob hier das Sein das Bewusstsein beeinflusste oder ob es sich umgekehrt verhielt, ist nicht leicht zu entscheiden.

Byzantinische Autoren

Manches von den verloren gegangenen Texten des 3. Jahrhunderts bewahrten die Geschichtswerke byzantinischer Autoren. Hier seien nur die beiden wichtigsten genannt: der um 500 n. Chr. schreibende Heide Zosimos, ein Syrer, der in seiner „Neuen Geschichte“ den Verfall Roms...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2020
Verlagsort Darmstadt
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Schlagworte Kaiser • Militär • Römisches Reich
ISBN-10 3-534-74623-6 / 3534746236
ISBN-13 978-3-534-74623-1 / 9783534746231
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Geschichte des spätrömischen Reiches

von Hartwin Brandt

eBook Download (2023)
C.H.Beck (Verlag)
8,99
Die unglaubliche Geschichte eines antiken Söldnerheeres

von Wolfgang Will

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
21,99
Auf den Spuren der frühen Zivilisationen

von Harald Haarmann

eBook Download (2023)
Verlag C.H.Beck
14,99