Statistik in der Archäologie: eine anwendungsorientierte Einführung auf Basis freier Software -  Frank Siegmund

Statistik in der Archäologie: eine anwendungsorientierte Einführung auf Basis freier Software (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
408 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7504-3922-1 (ISBN)
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Dieses an Anfänger gerichtete Lehrbuch führt in die grundlegenden, zur Auswertung archäologischer Daten relevanten statistischen Verfahren ein. Es zielt vor allem darauf ab, empirisch arbeitenden Geisteswissenschaftlern Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ihre eigenen Daten effizient und fachlich korrekt aufbereiten sowie auswerten können. Nach dem einführenden Theorie- und Methodenteil werden an exemplarisch ausgewählten archäologischen Fallstudien typische Überlegungen und Vorgehensweisen vorgestellt, die Lernende wie Kochrezepte auf eigene Vorhaben übertragen können. Hinsichtlich der Statistik fokussiert das Buch auf grundlegende, einfache Verfahren, die auf viele verschiedene Datensätze und Fragestellungen anwendbar sind. Das Lehrbuch verwendet freie Software, insbesondere die Tabellenkalkulation von LibreOffice, PAST und das mächtige Statistikpaket "R". Im praktischen Teil wird "R" mit graphischen Benutzeroberflächen bedient (R-Commander, BlueSky), die den Einstieg und das selbständige Anwenden des Erlernten erleichtern. Die Inhalte des Buches können kapitelweise durchgearbeitet und eingeübt werden. Das gesamte Lehrbuch entspricht in Umfang und Lerninhalt in etwa einem Intensivkurs à 15 Doppelsitzungen plus individueller wöchentlicher Praxis. Unterstützende Übungsdaten und Skripte werden auf der Website des Autors kostenlos bereitgestellt (www.frank-siegmund.de).

Der habilitierte Frühmittelalter-Archäologe Frank Siegmund setzt seit den späten 1970er Jahren statistische Methoden ein, um archäologische Daten und Fundzusammenhänge zu analysieren. Zunächst als Anwender für eigene Forschungen, dann auch als Berater für zahlreiche Auftraggeber aus Universitäten und internationalen Forschungsprojekten. Seit 1990 hat er regelmäßig zu diesem Themenfeld an verschiedenen Universitäten unterrichtet. 2015 veröffentlichte er eine Einführung in das Thema Seriation und Korrespondenzanalyse.

4 TEIL I: EINLEITUNG


4.1 WARUM „STATISTIK IN DER ARCHÄOLOGIE“?


Lehrbücher und Nachschlagewerke zur Statistik gibt es zahlreiche und gute, ebenso Anleitungen zur Bedienung einschlägiger Programme (Software). Warum also ein weiteres Buch, speziell für die Archäologie? Weil ich nach vielen Jahren der Lehrerfahrung und des Coachings von Projekten und Kollegen einen Bedarf dafür sehe. Das praktische Arbeiten mit quantitativen Methoden ist für Interessierte ein komplexer Mehrkampf: mit der statistischen Theorie, mit der Software, mit der Datenerfassung und ihrer Verwaltung und nicht zuletzt mit der Archäologie. Bei einem konkreten Forschungsvorhaben gilt es gleich von Anbeginn an, diese unterschiedlichen Felder gleichzeitig „im Griff zu haben“, die isolierte Beschäftigung mit einem der Aspekte führt nicht weiter. Man muss lernen, die vorhandenen archäologischen Informationen so zu formalisieren, zu erfassen und zu verarbeiten, dass daraus auswertbare Daten entstehen. Man muss lernen, die am Ausgangspunkt stehenden archäologischen Sachverhalte und die historischen Fragestellungen so aufzufassen und zu formalisieren, dass daraus exakte Fragestellungen werden und aus der Kombination von passenden Daten, geschickt gestellten Fragen und den geeigneten statistischen Werkzeugen und Methoden konkrete Antworten und historisch verwendbare Erkenntnisse resultieren. Meine Erfahrung zeigt, dass es für die beiden Themen Statistik und Softwarebedienung reichlich Einführungs- und Nachschlagewerke gibt und beide Bereiche anfangs, z. B. in einer einschlägigen Lehrveranstaltung, auch zügig bewältigt werden können. Das selbstständige Fragen, Denken, Auswerten und Argumentieren im Dreieck Statistik, Software und Archäologie bleibt jedoch für längere Zeit ein schwieriges Feld. Daher möchte ich mit dieser Einführung versuchen, Interessierten anhand konkreter Beispiele aus der Archäologie (und manchmal auch aus der archäologie-relevanten biologischen Anthropologie) den Einstieg in diesen Mehrkampf und in das selbstständige Arbeiten zu erleichtern. Denn die entscheidenden Fortschritte im Aufbau der nötigen Erfahrungen und auch von Selbstsicherheit entstehen am ehesten aus konkreten Anwendungen heraus. Folglich versteht sich dieses Buch ausdrücklich als anwendungsorientierte Einführung; es orientiert sich vor allem an der archäologischen Praxis und an geläufigen Problemstellungen und wird für den theoretischen Hintergrund auf gute Handbücher verweisen.

Ein weiterer Grund für ein eigenes Werk zur Archäologie ist die Weite des Feldes Statistik und auch der zugehörigen Software. Heute ist „die Statistik“ (und deren Schwester Informatik) eine selbstständige Wissenschaft, die man z. B. auch als solche studieren kann; sie steht für ein gereiftes und sehr vielfältiges Bündel an Verfahren, Methoden und auch an unterschiedlichen Schulen und Stilen. Doch nicht alles aus diesem breiten Spektrum wird in der Praxis von Archäologie und Anthropologie auch benötigt. Vielmehr stehen in der Archäologie, wie bei anderen Wissensbereichen auch, bestimmte Arten von Fragestellungen und bestimmte Arten von Informationen im Vordergrund, während anderes nicht oder nur seltener relevant ist. Das ermöglicht es für diese Einführung, auf große Bereiche des Feldes Statistik zu verzichten und andererseits einige Themen gründlicher zu entwickeln, die außerhalb der Archäologie vielleicht weniger bedeutsam sind. So spielen z. B. in der Archäologie – wie auch in den Sozialwissenschaften – Häufigkeiten und deren Vergleich eine besonders große Rolle, während z. B. der in der Medizin wichtige Vergleich von Medikamentendosen mit multiplen Messwerten (Patienten-Reaktionen) in der Archäologie eine eher seltene Fragestellung ist. So werden andere Wissensbereiche aufgrund ihrer spezifischen Daten und Fragestellungen wiederum oft andere Bereiche der Statistik mehr betonen müssen. Gute Lehrbücher und wertvollen Rat außerhalb der Archäologie, der oft auf archäologische Themen gut anwendbar ist, findet man vor allem bei den Sozialwissenschaften und im Bereich Biologie/Ökologie.

4.2 WAS HEIßT HIER „ARCHÄOLOGIE“?


Der Begriff Archäologie umfasst ebenfalls ein weites Feld. Statistik kommt in der Archäologie vorwiegend dort zum Tragen, wo relativ zahlreiche Informationen verfügbar sind, Häufigkeiten und das Erkennen von Regel und Ausnahme eine große Rolle spielen, die einzelnen Informationsträger wie z. B. Artefakte jedoch relativ informationsarm sind. Jene Bereiche der Archäologie, die sich intensiv mit einzelnen, oft exzeptionellen (Kunst-) Werken der Antike beschäftigen wie z. B. griechischen Statuen oder monumentalen Bauten wie Tempeln oder Theatern, argumentieren selten mit Statistik. Daher steht der Begriff „Archäologie“ hier vor allem für die Themenfelder prähistorische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Frühmittelalterarchäologie und Archäologie des Mittelalters, während Beispiele und Problemstellungen z. B. aus der Klassischen Archäologie oder der Ägyptologie keine Rolle spielen.

Gelegentlich wird hier auch auf die „Anthropologie“ und Beispiele aus diesem Feld ausgegriffen, und zwar im Sinne von Biologischer Anthropologie alias Physischer Anthropologie, also jenem Bereich der Anthropologie, der sich vorwiegend anhand von archäologisch überlieferten Menschenknochen und der an ihnen ablesbaren Informationen (Maße und Merkmale) mit den Menschen, ihrem Leben und ihrer Geschichte beschäftigt. Das zunehmend wichtige Feld der Untersuchung menschlicher DNA bewegt sich auch hinsichtlich der Statistik in einem ganz anderen Methodenspektrum. Archäologie und Anthropologie im skizzierten Sinne sind enge Nachbarn; bei der Analyse von ur- und frühgeschichtlichen Gräberfeldern wirken sie eng zusammen. Daher sollten Archäologen über Grundkenntnisse der Auswertung physischanthropologischer Daten verfügen resp. vorliegende Auswertungen lesen und einordnen können, wie auch das Umgekehrte gilt: die physisch-anthropologische Analyse eines urgeschichtlichen Gräberfeldes ist ohne den Blick auf die Archäologie ärmer.

4.3 WARUM FREIE SOFTWARE?


Für die Auswertung von Daten stehen heute elaborierte und wirklich gute „Statistikpakete“ bereit wie z. B. SPSS oder SAS, die an den Universitäten weit verbreitet sind und über eine Campuslizenz den Studierenden, Examenskandidaten und Angestellten kostenlos oder sehr preiswert zur Verfügung gestellt werden. Folglich gibt es an vielen Universitäten auch regelmäßig gute Kurse dazu. Eigentlich läge es nahe, darauf auch für dieses Buch zurückzugreifen, umso mehr, als der Autor seit den späten 1970er Jahren umfangreiche eigene Erfahrung im Arbeiten mit SPSS hat, erst als Anwender, dann als Berater und seit dem Wintersemester 1999/2000 auch formal als Lehrender. Doch außerhalb der Welt von Forschung und Lehre sind diese Bezahlprogramme (alias proprietäre Software) relativ teuer und in der staatlichen Archäologie und Denkmalpflege nicht weit verbreitet.1 Zwar begann spätestens mit der Einführung des „Personal Computers“ (IBM-PC) im August 1981 der sukzessive Einzug von Computern am persönlichen Arbeitsplatz der Wissenschaftler auch in den Museen und den Fachämtern für die Archäologie. Doch bis heute geht es dort vorwiegend um Büro- und Kommunikationsaufgaben, die PC-gestützt ausgeführt werden (erste E-Mail in Deutschland im August 1984, zunehmend weite Verbreitung seit 1988; Internet in Deutschland seit 1991/93). Die ehedem händische Verwaltung von Foto- und Planarchiven oder (Boden-) Denkmälerverzeichnissen erfolgt heute nahezu flächendeckend mit Datenbanken am Computer. Für die Handhabung von Karten und die Verschneidung geografischer und archäologischen Informationen werden „Bodendenkmälerdatenbanken“ und GIS-Systeme genutzt. Auch für die Foto- und Planbearbeitung stehen zumindest den in den Ämtern damit betrauten Spezialisten geeignete Werkzeuge zur Verfügung wie z. B. Photoshop und Auto-CAD. Die statistische Analyse der vorhandenen Informationen ist jedoch nur zögernd und deutlich seltener in den Museen, Denkmalämtern oder der privatwirtschaftlichen Archäologie zur alltäglichen Praxis geworden. So werden z. B. Besucherbefragungen in Museen und deren Auswertung zumeist ausgelagert und von externen Spezialisten ausgeführt. In der Regel wird in den Fachämtern jenseits der in den weit verbreiteten Office-Paketen enthaltenen Tabellenkalkulation wie z. B. MS-Excel oder LibreOffice Calc keine Software für statistische Analysen vorgehalten. Es gibt auch heute – gut 30 Jahre nach dem geschilderten grundsätzlichen Wandel der Büroarbeitsplätze von Archäologen – keine Anzeichen dafür, dass sich dieser Zustand ändert. Vielmehr werden vor allem aus Sicherheitsgründen die Computerarbeitsplätze in vielen archäologischen Dienststellen abgeschottet, d. h. das denkbare Mitbringen und...

Erscheint lt. Verlag 4.3.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Archäologie
ISBN-10 3-7504-3922-2 / 3750439222
ISBN-13 978-3-7504-3922-1 / 9783750439221
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