Traumgeburt (eBook)

Kraftquellen

Innere Kraftquellen

Sie sind eingeladen, sich auf eine Entdeckungsreise zu Ihrem inneren Wissen und all den Fähigkeiten zu machen, die Sie in sich tragen und mit denen Sie bereits viele Herausforderungen des Lebens gemeistert haben.

Von grinsenden Katzen und dem, was man nicht will

Ich mache ab und zu die Erfahrung, dass Frauen auf die Frage nach Erwartungen für die Geburt zuerst berichten, was auf keinen Fall geschehen soll. Das sind wichtige Hinweise, die wahrgenommen werden wollen. Sonst können diese Vorstellungen weitere Ängste nähren. Es ist gut, schon mal zu wissen, was man nicht will. Allerdings ist das nur eine Seite von mehreren, die für eine optimale Geburtsvorbereitung betrachtet werden sollten. An diesem Punkt gilt es, weiterzudenken und sich auszumalen, wie es stattdessen sein soll. Wenn Menschen sich hauptsächlich darauf fokussieren, was sie nicht wollen, entsteht die paradoxe Wirkung, dass sie genau darauf zusteuern.

Sie kennen sicherlich die Streiche, die unsere Wahrnehmung uns spielt, wenn man jemanden auffordert, an etwas Bestimmtes nicht zu denken. Gut beobachten lässt es sich beispielsweise, wenn man einem rennenden kleinen Kind sagt, es solle bloß nicht hinfallen. Meist wird das Kind dann wackelig und fällt erst recht. Besser wäre der Hinweis: »Lauf langsamer!«

Vielleicht haben Sie noch einiges zu regeln, bevor Ihr Kind geboren wird. Bitte denken Sie nicht daran und lassen Sie auch keine Bilder vor Ihrem inneren Auge auftauchen, was Sie noch tun müssen … Sie merken schon: Es klappt nicht! Wahrscheinlich auch nicht, wenn Sie sich jetzt keine fliegende Grinsekatze, die gerade vor Ihrem Fenster vorbeifliegt, vorstellen sollen.

Jede Vorstellung bzw. bestimmte Wörter lösen innere Suchprozesse aus und produzieren die dazugehörigen Bilder, Gedanken und Gefühle, die sich auf körperlicher Ebene auswirken. Um zu erreichen, dass man sich etwas Bestimmtes nicht vorstellen soll, muss man es sich erst einmal vorstellen. Das ist uns im Alltag oft nicht bewusst und läuft ganz automatisch ab. Problematisch daran ist die oft ausschließliche Ausrichtung auf innere Bilder und die dazugehörigen Gefühle, die eigentlich gar nicht im Fokus sein sollen. Wir programmieren uns dann auf die Dinge, die wir eigentlich nicht wollen.

Es geht darum, zusätzlich das, was gewollt und gewünscht ist, ins Spiel zu bringen. Auf diese Weise kommt Bewegung in die Sache und es entstehen verschiedene Optionen, zwischen denen man wählen kann.

Der Unterschied zwischen gut gemeint und gut gesagt

Im medizinischen Kontext hinterfragen immer mehr professionelle Helfer die Auswirkungen von sprachlichen Formulierungen. Gut gemeinte Formulierungen wie »Sie brauchen keine Angst zu haben« oder »Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung« fokussieren auf »Angst« und »Beunruhigung« und verstärken diese im schlimmsten Falle noch. Besser wäre es, die Aussage zu konkretisieren und zu sagen, warum nicht. Der Unterschied zwischen gut gemeint und gut gesagt ist sehr groß, denn gut gemeinte Ermahnungen können negative Auswirkungen haben. »Verkrampfen Sie sich nicht, lassen Sie los und entspannen Sie sich« ist sicherlich gut gemeint. Allerdings wird ein Mensch, der gerade ängstlich angespannt ist, sich damit nicht unterstützt fühlen. Meist ist das Gegenteil der Fall: Er wird sich noch unfähiger und hilfloser fühlen, denn wahrscheinlich täte er nichts lieber als das, weiß jedoch nicht, wie. Die Folge kann sein, dass sich das unerwünschte Verhalten verfestigt, statt sich aufzulösen. Dann braucht es hilfreiche Angebote bzw. konkrete Anleitungen, wie man sich am besten entspannen kann.

Der Dreh besteht darin, den momentanen – leidvollen – Zustand zu benennen und einen Vorschlag zu machen, wie es gelingen kann, in einen besseren zu gelangen. Beispielsweise hilft es dann, wenn jemand die Anspannung verbal spiegelt: »Ich sehe, Sie sind sehr angespannt und atmen flach«, um anschließend ein freundliches Angebot zu machen: »Was halten Sie davon, einen Moment auf Ihren Atem zu achten und zu beginnen, einzuatmen und lange auszuatmen … gut so – und vielleicht sogar für einen kleinen Moment die Augen zu schließen …« Achten Sie darauf, wer, wie und wann mit Ihnen spricht und immunisieren Sie sich gegen negative Suggestionen. Ein zentraler Teil dieses Buches besteht darin, Möglichkeiten der Selbstregulation kennenzulernen. Dann können Sie ihre Empfindungen selbst spiegeln und sich das erwünschte Erleben bahnen.

Angst und Mut

Es ist ein mutiger Schritt, sich bewusst zu machen, was Sie nicht erleben wollen. Mutig, weil das Bewusstwerden gleichzeitig ermöglicht, es anzuschauen und sich zu fragen: Und falls es doch so kommt?

In Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat …

So ähnlich beginnen Märchen, und im nächsten Schritt können Sie sich mit Ihren Wünschen für die Geburt befassen. Das heißt nicht, dass Sie ungeschützt in eine heile Wunschwelt spazieren sollen. Das wäre eine eindimensionale Sicht, die unflexibel macht und Ihre vielfältigen Kompetenzen einschränkt. Allerdings ist es für die mentale Geburtsvorbereitung grundlegend, sich den eigenen Erwartungen und Wünschen zu widmen. Sehen Sie es vielleicht eher als eine Wanderung auf die helle Seite, die es Ihnen ermöglicht, für die Verwirklichung Ihrer Wünsche konkret etwas tun zu können. Je besser Sie wissen, was Ihnen wichtig ist, desto fruchtbarer ist der Austausch mit Ihrer Hebamme, den Geburtshelfern und Ihrem Partner – und deren Unterstützung.

Nehmen Sie sich nun Zeit, Ihren Wünschen für die Geburt ganz konkret Gestalt zu geben. Vielleicht hilft es Ihnen heute schon, Ihrem Kind im Rückblick davon zu erzählen, wie Sie beide und Ihre Geburtsbegleiterinnen die Geburt gemeistert haben. Was würden Sie Ihrem Kind am liebsten erzählen? Was besprechen Sie heute mit dem Kind, um gut vorbereitet zu sein?

Ich möchte Sie ermutigen, jetzt einen Raum zu betreten, in dem Ihre Vorstellungen Platz nehmen.

Ermächtigen Sie sich, Bilder, Gedanken und Gefühle entstehen zu lassen, die aus Ihrer Warte wichtig sind, um eine entspannte freudvolle Geburt zu erleben. Seien Sie sich eine liebevolle Zuhörerin, ohne jegliche Bewertung – wertschätzend und neugierig. Bitte schreiben Sie jetzt spontan auf, was Ihnen wichtig ist!

Schauen Sie sich Ihre Notizen an und gewichten Sie. Würde es sich anbieten, eine Rangfolge zu erstellen? Vielleicht eignet sich die eine oder andere Vorstellung dazu, aus ihr bereits eine kraftspendende Affirmation zu kreieren – eine Art gedanklicher Anker, dessen Wirkung wir uns im Kapitel »Mentales Training« zuwenden. Jetzt dürfen Sie weiter Ihren individuellen Kraftquellen und dem inneren Wissen über sich selbst folgen.

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