Götter und Maschinen (eBook)

Wie die Antike das 21. Jahrhundert erfand
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
336 Seiten
Philipp von Zabern in der Verlag Herder GmbH
978-3-8053-5225-3 (ISBN)
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Antike und künstliche Intelligenz - das hört sich an wie ein Sci-Fi-Roman. Aber tatsächlich bevölkern gigantische Androiden, Techno-Hexen und böse Fembots die Mythen von Griechen und Römern, die uns scheinbar so vertraut sind. Schon seit Homer stellen Menschen sich Roboter-Diener oder animierte Statuen vor. Mythische Maschinen treten in Geschichten über Jason und die Argonauten, Medea, Daedalus, Prometheus und Pandora auf. Tatsächlich wurden in der Antike sogar schon einige ausgeklügelte animierte Geräte gebaut, in Alexandria, dem ursprünglichen Silicon Valley. In diesem fesselnden Buch erzählt Adrienne Mayor uns die noch nie erzählte Geschichte darüber, wie einige der fortschrittlichsten Innovationen in der Robotik und Künstlichen Intelligenz von heute im antiken Mythos vorweggenommen wurden. Sie zeigt, wie die Wissenschaft immer von der Phantasie angetrieben wurde. Dies ist die Mythologie des Zeitalters der KI!

Adrienne Mayor erforscht Antike Wissenschaftsgeschichte und Folklore an der Stanford University. In den Jahren 2018-19 war sie Berggruen Fellow am Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences, Stanford. Ihr Buch 'The Poison King: The Life and Legend of Mithradates, Rome's Deadliest Enemy' war Finalist des National Book Award.

Adrienne Mayor erforscht Antike Wissenschaftsgeschichte und Folklore an der Stanford University. In den Jahren 2018-19 war sie Berggruen Fellow am Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences, Stanford. Ihr Buch "The Poison King: The Life and Legend of Mithradates, Rome's Deadliest Enemy" war "Finalist des National Book Award."

Einführung
Geschaffen, nicht geboren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Kapitel 1
Der Roboter und die Hexe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Talos und Medea
Kapitel 2
Medeas Verjüngungskessel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Kapitel 3
Die Suche nach Unsterblichkeit und ewiger Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Kapitel 4
Über die Natur hinaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
Größere Macht, von Göttern und Tieren geborgt
Kapitel 5
Daedalus und die lebenden Statuen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
Kapitel 6
Pygmalions lebende Puppe und Prometheus’ erste Menschen . . . . . . . 138
Kapitel 7
Hephaistos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
Göttliche Apparate und Automata
Kapitel 8
Pandora . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
Schön, künstlich, böse
Kapitel 9
Zwischen Mythos und Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
Echte Automata und lebensechte Vorrichtungen in der antiken Welt
Epilog
Ehrfurcht, Angst, Hoffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
Deep Learning und alte Geschichten
Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313
Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328

"Eine Sammlung von wundersamen Geschichten, die alte Mythen als die Proto-Science-Fiction-Geschichten präsentieren, die sie sind." Kirkus

"Fesselnd, zugänglich und einnehmend" Peter Thonemann

"Unterhaltsame Auseinandersetzung mit der alten Mythologie ... vollgepackt mit Robotern, Androiden und mechanischen Kreaturen" The Economist

Einführung
Geschaffen, nicht geboren


Wer kam als Erster auf die Idee von Robotern, Automata, von Ergänzungen des Menschen und Künstlicher Intelligenz? Historiker führen die Idee des Automaton gern auf Handwerker des Mittelalters zurück, die selbstbewegende Maschinen entwickelten. Werfen wir aber unseren Blick noch weiter zurück, nämlich mehr als 2000 Jahre, so finden wir in der Mythologie eine ungewöhnliche Fülle an entsprechenden Ideen und Vorstellungen. Diese Geschichten zeigen, wie man das natürliche Leben nachahmen, steigern und sogar übertreffen kann – durch Hilfsmittel, die man als Biotechne bezeichnen könnte, als „handwerklich geschaffenes Leben“. Wir finden also in der griechischen Antike die frühesten Andeutungen auf unsere heutige Biotechnologie.

Lange, bevor im Mittelalter die ersten Uhrwerke und im frühmodernen Europa die ersten Automata aufkamen, und selbst Jahrhunderte vor den technologischen Innovationen aus dem Zeitalter des Hellenismus in Gestalt raffinierter, selbstbewegender Apparate, existierten in griechischen Mythen bereits Vorstellungen über die Herstellung künstlichen Lebens – und auch Skrupel deswegen. Wesen, die geschaffen, nicht geboren waren, tauchten in den Erzählungen über Iason und die Argonauten auf, in denen über den bronzenen Roboter Talos, die „Techno-Hexe“ Medea, den genialen Erfinder Daedalus (in Transkription des Griechischen eigentlich: Medeia und Daidalos), den Feuerbringer Prometheus und Pandora, den von Hephaistos – dem Gott der Erfindung – geschaffenen bösen, humanoiden, weiblichen Roboter. Diese Mythen sind der früheste Ausdruck des zeitlosen Strebens, künstliches Leben zu entwickeln. Die antiken „Science-Fiction“-Kreationen zeigen, wie die Macht der Phantasie den Menschen seit den Zeiten Homers bis zu Aristoteles dazu brachte, darüber nachzusinnen, wie die Natur durch Handwerk nachgebildet werden könnte. Ideen hatte es schon lange gegeben, ehe die Technologie ein derartiges Unternehmen überhaupt erst möglich machte. Die Erzählungen dieser Zeit stützen die Vorstellung, dass es die Phantasie ist, die Mythos und Wissenschaft miteinander verbindet. Viele der Automata und mechanischen Geräte, die in der griechisch-römischen Antike entworfen und hergestellt wurden, greifen auf Mythen zurück: Sie zeigen Götter und Heroen bzw. spielen auf sie an.

Wissenschaftshistoriker glauben gern, dass antike Mythen über künstliches Leben im Grunde nur leblose Materie schildern, die durch den Befehl eines Gottes oder den Spruch eines Zauberers zum Leben erweckt wurde. Solche Erzählungen finden wir in den Mythologien vieler Kulturen. Zu den zahlreichen berühmten Beispielen gehören Adam und Eva im Alten Testament oder Pygmalions Statue der Galatea im klassischen griechischen Mythos. Doch viele der in den Mythen Griechenlands und Roms – bzw. in vergleichbaren Überlieferungen aus dem antiken Indien und China – beschriebenen, selbstbewegenden Geräte und Automata unterscheiden sich deutlich von leblosen Dingen, die erst durch magisches oder göttliches Gebot belebt wurden. Diese besonderen Wesen galten als künstlich erschaffene Technologien. Sie wurden von Grund auf entworfen und aus den gleichen Materialien und mit denselben Methoden gebaut, mit denen Künstler und Handwerker ihre Arbeitsgeräte, Kunstwerke, Gebäude und Statuen herstellten. Dabei sind die in den Mythen beschriebenen Roboter, künstlichen Menschen und sich selbst bewegenden Objekte erstaunlich – weit phantastischer als alles, was von gewöhnlichen Sterblichen ersonnen wurde –, und sie sind mit den großartigen Fähigkeiten von Göttern und legendären Erfindern wie Daedalus ausgestattet. Man kann die antiken Mythen über künstliches Leben also als Gedankenexperimente ansehen, als „Was-wäre-wenn“-Szenarien in einer alternativen Welt der Möglichkeiten, in einem imaginären Raum, in dem Technologie bis zu einem eindrucksvollen Maß vorangetrieben wurde.

Der gemeinsame Nenner aller mythischen Automata in Gestalt von Tieren oder Androiden wie Talos oder Pandora ist der, dass sie geschaffen, nicht geboren wurden. In der Antike aber waren die großen Helden, Monster und sogar die unsterblichen olympischen Götter eigentlich genau das Gegenteil: Sie waren allesamt wie gewöhnliche Sterbliche „geboren, nicht geschaffen“. Dieser Unterschied war auch für das frühe christliche Dogma entscheidend, nach dem – so konservative Überzeugungen – Jesus wie ein Mensch natürlich empfangen und geboren worden sei. Dieses Motiv finden wir auch in der modernen Science-Fiction, etwa in dem Film Blade Runner 2049 aus dem Jahr 2017. Darin geht es um die Frage, ob einige der Charaktere Replikanten (also künstliche, menschenähnliche Wesen), Faksimiles echter Menschen oder aber tatsächlich echte Menschen sind. Seit uralten Zeiten kennzeichnet der Unterschied zwischen biologisch geborenem und künstlich hergestelltem Ursprung die Grenze zwischen Menschen und Nichtmenschen, zwischen natürlich und unnatürlich. Und auch in den hier versammelten Geschichten über künstliches Leben ist die erläuternde Kategorie geschaffen, nicht geboren eine wichtige Unterscheidung. Sie trennt die hergestellten Automata von leblosen Objekten, die aufgrund eines bloßen Befehls oder mithilfe von Magie belebt wurden.

Zwei Götter – der göttliche Schmied Hephaistos und der Titan Prometheus – und zwei irdische Erfinder – Medea und Daedalus – tauchen in griechischen, etruskischen und römischen Erzählungen über künstliches Leben auf. Diese vier Gestalten verfügen über übermenschlichen Einfallsreichtum, außerordentliche Schöpferkraft, technische Virtuosität und hervorragendes künstlerisches Geschick. Die Techniken, Künste, Handwerke, Methoden und Werkzeuge, die sie benutzen, entsprechen denen, die man aus dem wirklichen Leben kennt. Doch die mythischen Erfinder erzielen damit spektakuläre Ergebnisse und übertreffen die Fähigkeiten und Technologien der gewöhnlichen Sterblichen bei Weitem.

Mit wenigen Ausnahmen werden in den Mythen, die seit der Antike überlebt haben, die inneren Mechanismen und Energiequellen von Automata nicht beschrieben, sondern bleiben unserer Phantasie überlassen. Diese fehlende Transparenz macht die göttlich geschaffenen Erfindungen zu einer Blackbox-Technologie, zu Maschinen, deren innere Abläufe unerklärt bleiben. Dazu passt der berühmte Ausspruch des britischen Science-Fiction-Schriftstellers Arthur C. Clarke: Je fortgeschrittener die Technologie, desto magischer scheint sie. In unserer heutigen Technologiekultur sind ironischerweise die meisten von uns tatsächlich um eine Erklärung dazu verlegen, wie die Geräte in ihrem Alltagsleben funktionieren – von Smartphones und Laptops bis zu Fahrzeugen, ganz zu schweigen von atomgetriebenen U-Booten oder Raketen. Wir wissen, dass es sich um mechanisch hergestellte Gegenstände handelt, von geistreichen Erfindern ersonnen und in Fabriken zusammengebaut, doch sie könnten ebenso gut Produkte der Magie sein. Oft wird behauptet, die menschliche Intelligenz selbst sei eine Art Blackbox. Und derzeit erreichen wir einen weiteren Grad an allgegenwärtiger Blackbox-Technologie: Maschinen lernen, und ihr Fortschritt wird schon bald dazu führen, dass Produkte mit Künstlicher Intelligenz ohne jegliches menschliches Eingreifen bzw. überhaupt Verständnis dieser Prozesse gewaltige Datenmengen sammeln, auswählen und interpretieren, um Entscheidungen zu fällen und von sich aus zu handeln. Nicht nur werden die Nutzer im Dunkeln gelassen, sondern nicht einmal die Urheber Künstlicher Intelligenz selbst verstehen die Arbeit ihrer Schöpfungen noch gänzlich. In gewisser Hinsicht kehren wir damit zu den frühesten Mythen um phantastisches, undurchschaubares künstliches Leben und Biotechne zurück.

Die Suche nach einer treffenden und passenden Sprache, um das Spektrum der Automaten und unnatürlichen Wesen zu beschreiben, die in der antiken Mythologie als geschaffen, nicht geboren bezeichnet werden, gestaltet sich schwierig und entmutigend. In den Geschichten um künstliches Leben, in der Sprache des Mythos formuliert, überlappen sich oft das Magische und das Mechanische. Selbst heute erkennen Wissenschafts- und Technologiehistoriker an, dass Roboter, Automat, Cyborg, Android, KI, Maschine und dergleichen im Grunde aalglatte Begriffe ohne festgelegte Definitionen sind. Auch ich benutze hier informelle, konventionelle Begriffe, doch für die nötige Klarheit gebe ich technische Definitionen im Text, in den Anmerkungen und im Glossar an.

Dieses Buch umreißt das große Kapitel von Formen künstlichen Lebens in der Mythologie. Dazu gehören auch Geschichten über die Suche nach einem langen Leben und Unsterblichkeit, Erzählungen über übermenschliche Kräfte, die von Göttern und Tieren entlehnt wurden, sowie über Automata und lebensähnliche Replikanten, die über die Möglichkeit zur selbstständigen Bewegung und einen Verstand verfügen. Der Fokus liegt auf der mediterranen Welt, aber ich habe auch einige Berichte aus dem...

Erscheint lt. Verlag 4.2.2020
Übersetzer Nikolaus de Palezieux
Verlagsort Darmstadt
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Schlagworte antike griechen • Antike Mythen • Antike Sage • Antike Sagen • Antikes Griechenland • Automaten • Computerzeitalter • epische helden • Epos • Homer • KI • ki-zeitalter • Klassik • Künstliche Intelligenz • Künstliches Leben • Mythen • Mythologie • Mythos • Roboter
ISBN-10 3-8053-5225-5 / 3805352255
ISBN-13 978-3-8053-5225-3 / 9783805352253
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