Giftmordwissen und Giftmörderinnen - Inge Weiler

Giftmordwissen und Giftmörderinnen

Eine diskursgeschichtliche Studie

(Autor)

Buch | Hardcover
X, 430 Seiten
1998 | 1. Reprint 2013
De Gruyter (Verlag)
978-3-484-35065-6 (ISBN)
124,95 inkl. MwSt
Die Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur (STSL)veröffentlichen seit 1975 herausragende literatur-, geschichts- und kulturwissenschaftliche Arbeiten zur vornehmlich deutschen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Schwerpunkt der literaturgeschichtlichen und theoretischen Abhandlungen sowie der Quellen- und Materialienbände ist das Verhältnis von literarischem Text und gesellschaftlich-historischem Kontext. Als maßgebliche Publikationsreihe einer seit den 1960er Jahren einflussreichen Sozialgeschichte der Literatur prägt STSL zugleich die literaturwissenschaftliche Diskussion über mögliche Austauschbeziehungen zwischen Literatur-, Geschichts- und Sozialwissenschaften.
Obwohl es spätestens am Ende des 19. Jahrhunderts statistisch bewiesen war, daß sich Männer und Frauen gleichermaßen des Giftes als Mordmittel bedienen, war man sich in Wissenschaft, Literatur und Publizistik bis weit ins 20. Jahrhundert hinein darüber einig, daß der Giftmord als eine 'Domäne des Weibes' anzusehen sei. Die Grundlage dieses Giftmord-Stereotyps bilden Vorstellungen vom 'Wesen des Weibes' bzw. der Psychologie der Frau: auf Grund ihrer körperlichen und seelischen Schwäche (Mangel an Mut und Kraft) sowie ihrer Nähe zur Geschlechtlichkeit (Vergiften als 'wollüstiger Kitzel') greife die Frau quasi naturgemäß zum heimtückischen Gift. Einen entscheidenden Anteil an der Formation des Giftmord-Stereotyps hatte zudem die Pitavaltradition, die diese Vorstellungen mit literarischen Verbrecherbildern (große und gemeine Verbrecherinnen) verquickte und deren Falldarstellungen (z.B. Brinvillier, Zwanziger, Ursinus und Gottfried) von Fachwissenschaften und Publizistik stets als Beispiele für 'typisch weibliche Giftmischerinnen' herangezogen wurden. Hierbei sorgten die Fachwissenschaften durch neue wissenschaftliche Erklärungsmuster für eine beständige Aktualisierung des Stereotyps. Insgesamt konnte in der vorliegenden diskurstheoretisch und interdisziplinär orientierten Studie anhand der Auseinandersetzung mit Pitavalgeschichten, Prozeßberichten, wissenschaftlichen Texten usw. zu Giftmordfällen verschiedener historischer Zeiträume gezeigt werden, daß das tradierte Giftmordwissen in einem beständigen Austausch- und Verweiszusammenhang zwischen Fachwissenschaft, 'schöner Literatur', Publizistik und Alltagswissen formiert, legitimiert und fortgeschrieben wurde.
Erscheint lt. Verlag 13.10.1998
Reihe/Serie Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur ; 65
Verlagsort Tübingen
Sprache deutsch
Maße 155 x 230 mm
Gewicht 658 g
Themenwelt Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturgeschichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Berichterstattung • Deutschland • Döblin, Alfred • Frau • Giftmord • Hardcover, Softcover / Deutsche Sprachwissenschaft, Deutschsprachige Literaturwi • HC/Deutsche Sprachwissenschaft, Deutschsprachige Literaturwissenschaft • Kriminalität • Poisoners • poisoning • Stereotyp • Women murderers
ISBN-10 3-484-35065-2 / 3484350652
ISBN-13 978-3-484-35065-6 / 9783484350656
Zustand Neuware
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