Wer war der Apostel Paulus?
Traugott Bautz (Verlag)
978-3-95948-343-8 (ISBN)
Vorwort
Wer war der Apostel Paulus?
Die Briefe des Apostels Paulus
Die Apostelgeschichte als Quellenbericht über Paulus
Der Lebensgang des Paulus
Paulus als Persönlichkeit
Die Eigenart des Christusglaubens des Paulus
Die Bedeutung des Christusglaubens des Paulus für uns
Abkürzungen der zitierten biblischen Bücher
Martin Werner (1887-1964)
Hauptwerke
Wer war der Apostel Paulus? Ein Beitrag zum geschichtlichen Verständnis des Urchristentums. Diese Frage soll nachfolgend als Thema behandelt werden, um an einem ganz bestimmtem Punkt zu möglichst anschaulicher Darstellung zu bringen, was wir von der besonderen Eigenart des urchristlichen Glaubens aufgrund sorgfältiger Durchforschung von Schriften der apostolischen und nachapostolischen Zeit zuverlässig und klar wissen können und was dieser Glaube für uns heutige Menschen zu bedeuten hat. Um dem Leser die Übersicht über die gesamte Darstellung zu erleichtern, gliedern wir das Ganze in sechs Abschnitte, die wir folgendermaßen bezeichnen: I Die Briefe des Apostels Paulus. II Die Apostelgeschichte als Quellenbericht über Paulus. III Der Lebensgang des Paulus. IV Paulus als Persönlichkeit. V Die Eigenart des Christusglaubens des Paulus. VI Die Bedeutung des Christusglaubens des Paulus für uns. 1. Die Briefe des Apostels Paulus Wenn wir vom Apostel Paulus etwas wissen wollen, von seiner Persönlichkeit, seinem Leben und Wirken, seiner religiösen Eigenart, das heißt von der Eigenart seines christlichen Glaubens, dann sind wir im Wesentlichen angewiesen auf das, was uns die Briefe des Paulus und die Apostelgeschichte, wie sie in der Schriftensammlung des Neuen Testaments überliefert sind, darüber berichten. Die Briefe des Paulus sind Selbstzeugnisse, das heißt Dokumente, in denen er ganz persönlich unmittelbar zum Leser spricht, und über viele Jahrhunderte hinweg auch noch zu uns als den heutigen Lesern. Als solche Selbstzeugnisse haben die Briefe des Paulus einen Vorrang gegenüber der sogenannten «Apostelgeschichte». Denn was diese uns von Paulus zu erzählen weiß, das sind Berichte, die mehrere Jahrzehnte später als die Briefe verfasst sind und in denen nicht mehr Paulus selbst unmittelbar zu uns spricht, sondern ein anderer Schriftsteller über Paulus berichtet. Es sind noch andere Selbstzeugnisse sowohl christlicher als auch nichtchristlicher berühmter Persönlichkeiten aus der Zeit des christlichen Altertums erhalten geblieben, mit denen wir die Briefe des Paulus vergleichen können. So zum Beispiel die «Selbstbetrachtungen» des römischen Kaisers Mark Aurel, in dessen Regierungszeit (161-180 n. Chr.) der römische Staat von außen gefährdet war, was diesen Kaiser zu jahrelanger Kriegführung zwang. Seit dem Jahr 172 verfasste er, zum Teil im Feldlager während eines Kriegszuges, seine Bücher «An mich selbst», also «Selbstgespräche». Diese Selbstzeugnisse eines römischen Kaisers beginnen ausführlich mit dem Ausdruck dankbarer Erinnerung an alles Gute, das er einst in seiner Jugend von seinen Erziehern (Großvater, Mutter, Adoptivvater) und Lehrern empfangen hatte und wofür er den Göttern den höchsten Dank schuldig zu sein sich bewusst ist. Wir lesen da (I, 17): «Von den Göttern (ist mir beschieden worden), dass ich gute Großväter, gute Eltern, eine gute Schwester, gute Lehrer, gute Hausgenossen, Verwandte, Freunde… hatte; und dass ich nicht darauf verfiel, gegenüber einem von ihnen einen Fehler begangen zu haben, obgleich ich eine solche Anlage hatte, von der aus ich, wenn es sich traf, derartiges wohl getan hätte, das ist Wohltat der Götter». Als Selbstzeugnisse lassen sich die Briefe des Paulus auch vergleichen mit den «Confessionen», das heißt den «Bekenntnissen» des Kirchenvaters Augustin. Er hat dieses Buch unter diesem Titel ungefähr im Jahre 400 n. Chr. als Selbstdarstellung verfasst, in der er die Rückerinnerung an seinen bisherigen Lebenslauf nicht in Form einer «Selbstbetrachtung» wie Mark Aurel, sondern in der Form von Gesprächen mit Gott aufschreibt. Eben deshalb nennt er diese Darstellung «Confessionen», «Bekenntnisse». So ist Augustin der erste abendländische Mensch geworden, der seine Lebenserinnerungen insbesondere im Sinn einer Darstellung seiner eigenen persönlichen Entwicklung aufzuzeichnen versuchte. Die Selbstzeugnisse des Paulus haben allerdings etwas Besonderes. Sie sind weder «Selbstbetrachtungen» noch «Confessionen», sondern in erster Linie wirkliche Briefe. Heute kann man die Briefe des Paulus sogar vergleichen mit anderen antiken Briefen, hauptsächlich mit ägyptischen Papyrusbriefen aus der Zeit vor und nach der Lebenszeit des Paulus, die jahrhundertelang im Sand Ägyptens vergraben waren und erst in neuester Zeit aufgefunden und identifiziert wurden. Es ist interessant, festzustellen, wie sich diese Briefe aus dem Altertum in ihrer Form von einem heutigen Privatbrief unterscheiden. Ich lege ein einziges Beispiele vor. Es handelt sich um einen Brief des Ägypters Apion, der als Soldat im römischen Heer diente, an seinen Vater Epimachos. Er lautet folgendermaßen: «Apion an Epimachos, seinen Vater und Herrn! Viele Grüße! Vor allem wünsche ich, dass Du gesund bist und es Dir stets wohl und gut geht, mitsamt meiner Schwester und ihrer Tochter und meinem Bruder. Ich danke dem Herrn Serapis, dass er, als ich in Seenot war, mich sofort errettet hat. Als ich nach Miseni gekommen war, erhielt ich als Viaticum (d.h. Stipendium) vom Kaiser drei Goldstücke. Und es geht mir gut. Ich bitte Dich nun, mein Herr Vater, schreibe mir ein Briefchen, erstens über Dein Wohlergehen, zweitens über das Ergehen meiner Geschwister, drittens, damit ich voll Verehrung Deine Hand sehe, weil Du mich gut erzogen hast und ich deswegen hoffen kann, rasch zu avancieren, so die Götter wollen. Grüße den Kapito vielmals und meine Freunde. Ich sende Dir mein Bildchen durch Euktemon. Möge es Dir wohler-gehen; das wünsche ich!» Beachten wir: Während am Anfang eines heutigen Privatbriefes das Datum und die Anrede an den Adressaten, den Briefempfänger, steht, beginnt der antike Brief mit dem Namen des Verfassers und des Adressaten. Dann folgen Grüße, Glückwunsch und häufig ein frommer Ausdruck des Dankes gegenüber den Göttern im Allgemeinen oder an eine bestimmte Gottheit gerichtet. In einem heutigen Privatbrief stehen die Grüße nicht, wie in einem antiken Brief, am Anfang, sondern am Schluss. Wenn in einem antiken Brief Grüße am Briefschluss stehen, so sind es Grüße an gemeinsame Bekannte. Was ergibt sich, wenn wir die Briefe des Paulus zum Vergleich heranziehen? Wir können feststellen, dass seine Briefe, wie man auch erwarten kann, nicht neuzeitliche, sondern antike Briefform aufweisen. Aber bei ihm hat die antike Briefform ein besonderes christliches Gepräge erhalten. Der einfache antike Gruß ist bei Paulus zu einer besonderen christlichen Grußformel ausgestaltet, die in seinen Briefen stets wiederkehrt. Sie lautet: «Gnade (= charis; im antiken Brief: chairein, grüßen) sei mit euch und Frieden von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!» Auch in der Art, wie Paulus sich als Verfasser bezeichnet, wie er ferner die Adressaten anredet und wie er dem Dank gegen Gott Ausdruck gibt, zeigt sich das christliche Gepräge: Mehrfach legt Paulus Wert darauf, sich als Verfasser und zugleich als Apostel zu bezeichnen. Die Adressaten, die Briefempfänger, werden als «Heilige» angesprochen. Der Dank gegen Gott bezieht sich auf das erfreuliche christliche Verhalten der angesprochenen Christgläubigen als der Glieder einer christlichen Gemeinde.
Erscheinungsdatum | 22.06.2018 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 152 x 225 mm |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie |
Schlagworte | Apostel Paulus • Christentum • Martin Werner |
ISBN-10 | 3-95948-343-0 / 3959483430 |
ISBN-13 | 978-3-95948-343-8 / 9783959483438 |
Zustand | Neuware |
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