Die Abenteuer des Apollo 1: Das verborgene Orakel (eBook)
416 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-92967-6 (ISBN)
Rick Riordan war viele Jahre lang Lehrer für Englisch und Geschichte. Er lebt mit seiner Familie in Boston und widmet sich inzwischen ausschließlich dem Schreiben. Seine Percy-Jackson-Serie hat den Buchmarkt im Sturm erobert und wurde zweimal verfilmt. Auch seine nachfolgenden Serien, »Die Kane-Chroniken«, »Helden des Olymp«, »Percy Jackson erzählt«, »Magnus Chase« und »Die Abenteuer des Apollo«, schafften auf Anhieb den Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten.
Rick Riordan war viele Jahre lang Lehrer für Englisch und Geschichte. Er lebt mit seiner Familie in Boston und widmet sich inzwischen ausschließlich dem Schreiben. Seine Percy-Jackson-Serie hat den Buchmarkt im Sturm erobert und wurde zweimal verfilmt. Auch seine nachfolgenden Serien, »Die Kane-Chroniken«, »Helden des Olymp«, »Percy Jackson erzählt«, »Magnus Chase« und »Die Abenteuer des Apollo«, schafften auf Anhieb den Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten. Gabriele Haefs wurde in Wachtendonk am Niederrhein geboren. Sie studierte Skandinavistik, promovierte im Fach Volkskunde und übersetzt unter anderem aus dem Englischen, dem Norwegischen, dem Dänischen und Schwedischen. Für ihre Übersetzungen hat sie zahlreiche Preise erhalten, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Willy-Brandt-Preis und den Hamburger Literaturförderpreis. 2008 erhielt sie den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für das Gesamtwerk. Gabriele Haefs lebt in Hamburg.
1
Angriff der Schläger!
Könnte ich, schlüg’ ich zurück
Sterblichkeit ist Mist
Mein Name ist Apollo. Ich war mal ein Gott.
In meinen viertausendsechshundertundzwölf Jahren habe ich vieles geleistet. Ich habe die Griechen mit der Pest geschlagen, als sie Troja belagerten. Ich habe den Baseballspieler Babe Ruth in den World Series von 1926 mit drei Home Runs gesegnet. Ich habe Britney Spears bei den MTV Video Music Awards von 2007 mit meinem Zorn überschüttet.
Aber in meinem ganzen unsterblichen Leben habe ich erst einmal eine Bruchlandung in einem Müllcontainer hingelegt.
Ich weiß nicht mal genau, wie das passieren konnte.
Ich kam zu mir, als ich schon fiel. Wolkenkratzer wirbelten in mein Blickfeld und wieder hinaus. Flammen strömten aus meinem Körper. Ich versuchte zu fliegen. Ich versuchte, mich in eine Wolke zu verwandeln oder mich quer durch die Welt zu teleportieren. Ich versuchte, hundert andere Dinge zu tun, die mir eigentlich leicht gelingen müssten, aber ich fiel immer nur weiter. Ich stürzte in eine enge Schlucht zwischen zwei Häusern und BAMM!
Gibt es etwas Traurigeres als das Geräusch, mit dem ein Gott auf einen Haufen Müllsäcke knallt?
Und dann lag ich stöhnend und zerschlagen in dem Container. Meine Nasenlöcher brannten vom Gestank ranziger Wurst und benutzter Windeln. Meine Rippen schienen gebrochen zu sein, obwohl das eigentlich gar nicht möglich war.
Meine Gedanken kochten vor Verwirrung, aber dann tauchte eine Erinnerung auf – die Stimme meines Vaters Zeus: DU BIST SCHULD. DU WIRST BESTRAFT!
Ich begriff, was mir passiert war, und schluchzte vor Verzweiflung auf.
Selbst für mich als Gott der Dichtkunst ist es schwer zu beschreiben, wie mir zumute war. Wie solltet ihr – als gewöhnliche Sterbliche – das verstehen? Stellt euch vor, euch werden die Kleider vom Leib gerissen und ihr werdet vor einer feixenden Menge mit einem Schlauch abgespritzt. Stellt euch vor, wie das eiskalte Wasser euren Mund und eure Lunge füllt, wie der Druck eure Haut aufplatzen lässt und eure Gelenke in Kitt verwandelt. Stellt euch vor, wie hilflos, beschämt, ganz und gar verletzlich ihr euch fühlt – öffentlich und brutal um alles beraubt, was euch zu euch macht. Meine Erniedrigung war noch schlimmer.
DEINE SCHULD! Die Stimme des Zeus hallte in meinem Kopf wider.
»Nein!«, schrie ich verzweifelt. »Nein, so war das nicht. Bitte!«
Niemand antwortete. Zu beiden Seiten führten rostige Feuerleitern im Zickzack die Mauern hoch. Der Winterhimmel darüber war grau und erbarmungslos.
Ich versuchte, mich an die Einzelheiten meiner Strafe zu erinnern. Hatte mein Vater mir gesagt, wie lange sie dauern würde? Was konnte ich tun, um von ihm in Gnaden wieder aufgenommen zu werden?
Meine Erinnerung war zu verschwommen. Ich wusste kaum noch, wie Zeus aussah, geschweige denn, warum er beschlossen hatte, mich auf die Erde zu schleudern. Es hatte einen Krieg gegen die Riesen gegeben, das wusste ich noch. Die Götter waren kalt erwischt worden, beschämt, fast besiegt.
Nur einer Sache war ich mir sicher: Meine Bestrafung war unfair. Zeus brauchte einen Sündenbock, und da hatte er sich natürlich den schönsten, begabtesten, beliebtesten Gott des ganzen Olymp ausgesucht: mich.
Ich lag im Müll und starrte die Plakette an, die im Deckel des Containers befestigt war: FÜR ABHOLUNG – ANRUF GENÜGT. 1–555-STINKY.
Zeus wird sich die Sache noch mal überlegen, sagte ich mir. Er will mir nur Angst machen. Nicht mehr lange, dann holt er mich zurück auf den Olymp und lässt mich mit dem Schrecken davonkommen.
»Ja«, meine Stimme klang hohl und verzweifelt. »Ja, so wird es sein.«
Ich versuchte, mich zu bewegen. Ich wollte aufrecht stehen, wenn Zeus kam, um sich zu entschuldigen. Meine Rippen pochten vor Schmerz. Mein Magen krampfte sich zusammen. Ich packte den Rand des Containers und schaffte es, mich auf die andere Seite zu ziehen. Ich kippte heraus und landete auf der Schulter, was auf dem Asphalt ein knackendes Geräusch verursachte.
»Araggeeddeeee«, flüsterte ich durch den Schmerz. »Aufstehen. Aufstehen!«
Es war nicht leicht, auf die Füße zu kommen. In meinem Kopf drehte sich alles. Vor Anstrengung hätte ich fast das Bewusstsein verloren. Ich stand in einer schmalen Sackgasse. An die fünfzehn Meter weiter sah ich einen Durchgang auf eine Straße, flankiert von den verdreckten Ladenfenstern eines Kautionsvermittlers und eines Pfandleihers. Ich befand mich irgendwo auf der Westseite von Manhattan, tippte ich, oder vielleicht in Crown Heights in Brooklyn. Zeus war zweifellos richtig wütend auf mich.
Ich sah mir meinen neuen Körper an. Ich war offenbar ein weißer Teenager und trug Turnschuhe, blaue Jeans und ein grünes Polohemd. Wie total öde. Mir war schlecht und ich kam mir schwach und durch und durch menschlich vor.
Ich werde nie begreifen, wie ihr Sterblichen das aushaltet. Euer ganzes Leben lang seid ihr in einem Sack aus Fleisch gefangen und könnt keine einfachen Freuden genießen, wie zum Beispiel euch in einen Kolibri zu verwandeln oder in pures Licht aufzulösen.
Und jetzt, die Himmel sollen mir helfen, war ich einer von euch – auch so ein Fleischsack.
Ich wühlte in meinen Hosentaschen, in der Hoffnung, dass ich die Schlüssel meines Sonnenwagens noch hätte. Aber so viel Glück hatte ich nicht. Ich fand eine billige Nylonbrieftasche, die hundert US-Dollar enthielt – dazu ein Führerschein des Staates New York mit dem Foto eines dämlich aussehenden lockigen Typen, der unmöglich ich sein konnte und den Namen Lester Papadopoulos trug. Die Grausamkeit des Zeus kannte keine Grenzen!
Ich holte tief Atem. Nicht verzweifeln, sagte ich mir. Irgendwelche göttlichen Fähigkeiten muss ich behalten haben. Es könnte schlimmer sein.
Eine raue Stimme rief: »He, Cade, kuck dir mal den Versager da an!«
Zwei junge Männer versperrten den Ausgang der Gasse: einer untersetzt und platinblond, der andere groß und rothaarig. Beide trugen übergroße Kapuzenpullover und Schlackerhosen. Schlangentattoos bedeckten ihre Hälse. Ihnen fehlte nur noch die Aufschrift ICH BIN EIN SCHLÄGER auf der Stirn.
Der Rothaarige starrte die Brieftasche in meiner Hand an. »Sei nett zu ihm, Mikey. Der Typ sieht doch freundlich aus.« Er grinste und zog ein großes Jagdmesser aus dem Gürtel. »Ich wette sogar, der will uns all seine Kohle geben.«
Was dann passierte, kann ich nur meiner Verwirrung zuschreiben.
Ich wusste, dass mir meine Unsterblichkeit genommen worden war, aber ich hielt mich noch immer für den mächtigen Apollo. Man kann sein Denken nicht so leicht ändern, wie man sich zum Beispiel in einen Schneeleoparden verwandelt.
Und wenn Zeus mich früher mal zur Strafe sterblich gemacht hatte (ja, das war schon zweimal passiert), hatte ich gewaltige Kraft und zumindest einige meiner göttlichen Fähigkeiten behalten. Ich ging davon aus, dass es jetzt wieder so wäre.
Ich würde nicht zulassen, dass zwei junge sterbliche Schläger sich die Brieftasche von Lester Papadopoulos krallten.
Ich richtete mich auf, in der Hoffnung, dass Cade und Mikey von meiner königlichen Haltung und meiner göttlichen Schönheit beeindruckt sein würden. (Diese Eigenschaften konnten mir ganz sicher nicht genommen worden sein, egal, wie das Foto in meinem Führerschein aussehen mochte.) Ich achtete nicht auf den warmen Müllsaft, der meinen Hals hinunterrann.
»Ich bin Apollo«, verkündete ich. »Ihr Sterblichen habt drei Möglichkeiten: mir Tribut zu zollen, zu fliehen oder vernichtet zu werden.«
Ich wollte, dass meine Worte in der Gasse widerhallten, dass sie die Türme von New York zum Beben brachten und dass sie rauchende Vernichtung vom Himmel regnen ließen. Nichts davon passierte. Bei dem Wort »vernichtet« kippte meine Stimme und wurde zu einem Quietschen.
Der rothaarige Cade grinste noch breiter. Ich dachte, wie lustig es wäre, wenn ich die Schlangentattoos um seinen Hals zum Leben erwecken und ihn damit erwürgen könnte.
»Was meinst du, Mikey?«, fragte er seinen Freund. »Sollten wir dem Kerl Tribut zollen?«
Mikey runzelte die Stirn. Mit seinen struppigen blonden Haaren, seinen grausamen kleinen Augen und seiner dicklichen Gestalt erinnerte er mich an das monströse Schwein, das in den guten alten Zeiten das Dorf Krommyon terrorisiert hatte.
»Keinen Bock auf Tribut, Cade.« Seine Stimme klang, als ob er brennende Zigaretten gegessen hätte. »Was waren noch mal die anderen Möglichkeiten?«
»Fliehen?«, schlug Cade vor.
»Nö«, sagte Mikey.
»Vernichtet werden?«
Mikey schnaubte. »Wie wärs denn, wenn wir stattdessen den da vernichten?«
Cade ließ sein Messer in der Luft herumwirbeln und fing es am Griff wieder auf. »Damit kann ich leben. Du zuerst.«
Ich ließ die Brieftasche in meine Gesäßtasche rutschen und hob die Fäuste. Der Gedanke, Sterbliche zu platten Waffeln zu hauen, gefiel mir zwar nicht, aber ich war sicher, dass ich es schaffen könnte. Sogar in meinem geschwächten Zustand würde ich viel stärker sein als irgendein Mensch.
»Ich hab euch gewarnt«, sagte ich. »Meine Kräfte sind größer, als euer Verstand erfassen kann.«
Mikey ließ seine Fingerknöchel knacken. »Eieiei.«
Er kam auf mich zugetrottet.
Sowie er in Reichweite war, schlug ich zu. Ich legte meine ganze Wut in...
Erscheint lt. Verlag | 31.8.2017 |
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Reihe/Serie | Die Abenteuer des Apollo | Die Abenteuer des Apollo |
Übersetzer | Gabriele Haefs |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Kinder- / Jugendbuch ► Spielen / Lernen ► Abenteuer / Spielgeschichten | |
Geisteswissenschaften | |
Schlagworte | Abenteuer • Abenteuer für Jungs • Abenteuer für Kinder • Abenteuergeschichten • action • Action & Abenteuer für Jugendliche • Action Bücher • Apollo • Apollo Buch • Bestseller • Bestseller-Autor • Bücher für Jungs • Bücher für Jungs ab 12 • Camp Halfblood • Dädalus • Delphi • Drache • fantasy ab 12 • Fantasy Bücher Jugendliche • Fantasy Buchreihe • Fantasy für Jugendliche • Fantasy für Kinder • Festus • für alle Rick Riordan Leser • Geschenk für Jungs ab 12 • griechische Götter • griechische Mythologie • griechische mythologie romane • Grover • Halbblut-Camp • Halbgott • Halbgötter • Helden • Helden des Olymp • Jugendbücher ab 12 Jungen • Junge Helden • Kane-Chroniken • Labyrinth • Lustiges taschenbuch fantasy • Magnus Chase • Monster • Mythologie • Olymp • Orakel • Percy Jackson • Percy Jackson Bücher • Poseidon • Rick Riordan • Romane für Jugendliche • Sagen • Sagen-und-Legenden • Spiegel bestseller jugendbuch • Spiegel bestsellerliste taschenbuch • Triumvirat • young adult bücher fantasy • Zeus |
ISBN-10 | 3-646-92967-7 / 3646929677 |
ISBN-13 | 978-3-646-92967-6 / 9783646929676 |
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